Die Religion in England im 17. Jahrhundert
GLEICH den Wellen in einem vom Sturm gepeitschten Meer, die hin- und herbrausen und sich ständig verändern, zeigt uns die wechselnde Szene im siebzehnten Jahrhundert in England einen religiösen Kampf, wie es ihn nie wieder gegeben hat. Seine Wirbel hin- und herflutender Ansichten und Handlungen waren durch Bitterkeit, Verfolgung und Bigotterie gekennzeichnet.
Zu Anfang der Regierungszeit Jakobs I (1603—1625) führte der Entschluß, eine neue Übersetzung der Bibel herzustellen, zur Authorized Version (Autorisierten Übersetzung, oder King-James-Bibel) des Jahres 1611, und sie wurde bald populärer als irgendeine andere Übersetzung. Obwohl man sich der Bibel erfreuen mochte, war doch die Duldung verschiedener Glaubensansichten außerhalb der anglikanischen Kirche begrenzt. Nach der Entdeckung der sogenannten Pulververschwörung wurde die Kontrolle noch strenger. Unter Karl I. (1625—1649) trugen die harten Maßnahmen des heißblütigen Erzbischofs Laud zum Bürgerkrieg bei, zum Aufkommen der Presbyterianer und der Independenten und zu einer direkten Antastung des Gottesgnadentums der Könige. Etwas mehr Toleranz bekundeten Oliver Cromwell und das Commonwealth (1649—1660), obwohl dem Episkopat ein Hemmschuh angelegt wurde. Schnell folgte eine Umschwenkung bei der Wiederherstellung der Monarchie unter Karl II. (1660—1685), und eine große Welle der Verfolgung der Puritaner trat ein. Jakob II. (1685—1688) suchte den Katholizismus auf eine solch systematische Weise wiederherzustellen, daß er, wegen der Angst, die er heraufbeschwor, seine Krone verlor, und wieder folgte darauf eine Zeit der Toleranz, diesmal eine Toleranz größeren Umfanges als je zuvor.
Während der ganzen Zeit dieses Szenenwechsels spielten die Puritaner eine Hauptrolle. Was war eigentlich ein Puritaner? Im weitesten Sinn schloß dieser Name alle Dissidenten ein, die sich nicht der anglikanischen Kirche anzupassen wünschten. Obwohl der Name den Puritanern zuerst aus Spott gegeben worden war, wurden sie bald stolz darauf.
VERFOLGUNG UND INTOLERANZ
Es mag uns schwerfallen, heute das Leben im siebzehnten Jahrhundert zu verstehen und zu erkennen, wie es möglich sein konnte, daß Menschen, die sich Christen nannten, sich als derart bigott und intolerant erweisen konnten. Aber damals war nun die Religion einmal so, weil man nicht wirklich christlich war. „Menschlichkeit gehörte nicht zu ihrer besonderen Lehre. Es muß in der Tat zugestanden werden, daß die Religion damals mit der Folter, dem Marterpfahl, der in Brand gesteckten Stadt, der Abschlachtung von Frauen und Kindern, dem niemals ersterbenden Haß, den Untaten, die nie gerächt werden können, verbunden war.“1
Typisch dafür war die Verbrennung des Bartholomew Legate in Smithfield, London, lediglich, weil er die Dreieinigkeit verworfen und zu anderen über seine Ansichten gesprochen hatte. Edward Wightman war der letzte Mann, der 1612 in England am Pfahl verbrannt wurde, und dies erregte einen solchen Widerwillen, daß der König beschloß, Ketzer in Zukunft lieber in aller Ruhe im Gefängnis dahinsterben zu lassen. Zu anderen Verfolgungswerkzeugen gehörte der Pranger, in England zum Beispiel ein hölzernes Gestell, in das der Kopf und die Hände des Missetäters gesteckt wurden. Hauptsächlich auf das Betreiben Lauds wurden drei Männer, Prynne, Burton und Bastwick, zu je 5000 £ (ca. 55 000 DM) Buße und lebenslänglicher Einkerkerung verurteilt, weil sie Angriffe auf die Bischöfe in Umlauf gesetzt hatten. Auf Anregung des Oberrichters sollten Prynne auch die Buchstaben „S L“ in der Bedeutung von „seditious libeler“ (aufrührerischer Verleumder) auf beiden Wangen eingebrannt werden. Vor einer murrenden Menge wurden die drei Unglücklichen an den Pranger gestellt, und man sägte ihnen die Ohren ab. Das war nur eines der strengen Strafurteile, die das Sternkammergericht fällte. Sein Rivale, das kirchliche Court of High Commission, machte sich ebenfalls despotischer Grausamkeit schuldig und ließ wiederholt Menschen unbefugterweise und ohne ihnen ein Verhör gewährt zu haben ins Gefängnis werfen. Das ganze Jahrhundert hindurch fanden des öfteren Scheinverhöre statt: Falsche Zeugen wurden geladen, und der Angeklagte durfte oft auf die gegen ihn vorgebrachten Beschuldigungen nichts antworten.
Gesetze, die das Parlament aufgestellt hatte, wurden als Mittel zur Verfolgung gebraucht. Das Corporation-Gesetz von 1661 beseitigte Magistraten, die Puritaner waren; die Konventikel-Gesetze verboten die kirchlich nicht anerkannten religiösen Versammlungen. Das Five-Mile-Gesetz verhinderte, daß Prediger, denen ihr Pastorat entzogen worden war, innerhalb eines Umkreises von acht Kilometern irgendeiner Stadt wohnten, und trieb sie damit von ihren Hauptzuhörerschaften hinweg. Auch wenn jemand nicht die anerkannte Kirche besuchte, konnte er schwere Geldstrafen gewärtigen, und wenn jemand diese Bußen nicht zahlen konnte, wurden sie den wohlhabenderen Puritanern auferlegt. Ein Beispiel für solche verblüffend hohen Geldstrafen wird aus dem Jahre 1673 berichtet. Sir George Maxwell von Newark, Renfrewshire, wurde folgende Geldstrafe auferlegt:
Für jede Absenz in der Kirche der Gemeinde,
im Laufe von drei
Jahren £ 31 200 DM 343 200
Für jeden Besuch am Sabbat
bei Nonkonformisten £ 62 400 DM 686 400
Für drei „ordnungswidrige“
Taufen £ 1 200 DM 13 200
Total £ 94 800 DM 1 042 8002
Trotzdem trafen sich viele an geheimen Orten, in Scheunen, in Malz- oder Hopfendarren und in Wäldern. Oft überfiel man diese geheimen Versammlungen, die sogenannten Konventikel, und man betrachtete es als gerechtfertigt, solche Leute auf der Stelle zu töten. Angeber, die sie anzeigten, waren oft Menschen aus den niedersten Schichten, Kriminelle und Vagabunden, doch hörte man sich ihren Bericht begierig an. Im Kommentar von Erzbischof Sancroft wurde versucht, die Tatsache, daß man sich solcher Männer bediente, zu rechtfertigen: „Schließlich kann man auch kein Schiff bauen, ohne krummes Holz zu verwenden.“3
Zu anderen Strafen gehörte ferner der Verkauf von Missetätern nach den Kolonien im Ausland. Eine Tragödie ereilte ein Schiff, das mehr als zweihundert „Covenanters“ (schottische Protestanten) in die Sklaverei nach Barbados führen sollte, als ein Sturm nördlich von Schottland das Schiff zertrümmerte. Die Schiffsmannschaft nagelte die Luken über ihnen zu, damit sie sich nicht durch Schwimmen ans Ufer retten konnten, und die meisten ertranken. Gefängnisstrafen waren die üblichere Methode, und einmal überfüllten 12 000 Quäker und andere Dissidenten oder „Andersgläubige“ die schmutzigen, durch Krankheitskeime verseuchten Gefängnisse des ganzen Landes. Kein Wunder, daß viele es als ein Gottesgericht ansahen, als in den Jahren 1665 und 1666 zuerst die Pest und dann das Große Feuer von London die Metropole heimsuchten. Nonkonformistenprediger füllten schnell die Kanzeln in London, die die aus Furcht fliehenden Geistlichen verlassen hatten.
DER KAMPF UM DIE GOTTESDIENSTFREIHEIT
Die strengen Schranken, die man den religiösen Ansichten der Menschen setzte, führten zu einem langen, harten Kampf um die Freiheit. Presse und Kanzel kamen unter die Zensur. Die Krone beherrschte durch den Erzbischof von Canterbury und den Bischof von London alle Druckanstalten und erzwang die Druckverordnung durch die Sternkammer. Jedes Ventil, durch das sich ein puritanisches Empfinden hätte Luft machen können, wurde geschlossen. Zum Predigen brauchte man eine Lizenz, und Laud stellte eine Liste sämtlicher Geistlichen auf, wobei man jene, denen man den Vorzug gab, mit dem Buchstaben „O“ (orthodox), und jene, vor denen man sich vorsehen sollte, mit dem Buchstaben „P“ (Puritaner) bezeichnete. Laud schien daran gelegen zu sein, die Drohung wahrzumachen, die König Jakob gegen die Puritaner erhoben hatte, nämlich, daß er „sie aus dem Lande hinausekeln werde“. Die Einfuhr kalvinistischer Schriften vom Festland wurde untersagt, und im Jahre 1628 wurde den Leuten verboten, über den freien Willen und die Vorherbestimmung zu diskutieren, da dies die vordringlichsten Streitfragen jener Zeit waren. Ein bekannter Kirchenhistoriker kommentierte die damaligen Zustände wie folgt: „Man suchte die Kirchenzucht jedem Gebiet des Lebens einer Generation aufzuzwingen, die kaum geeignet war, sie anzunehmen. Sie störte den Mann bei der Verwaltung seines Hauses, bei seinem Gewerbe, in seiner Unterhaltung und auch in seinem religiösen Leben und bei seinen religiösen Pflichten. Ist es da verwunderlich, daß sie von unsittlichen, nachlässigen und auch von peinlich genauen Leuten gleich stark gehaßt wurde?“4
In ihrem Kampf um die Freiheit begannen viele Menschen der Macht, die die Bischöfe ausübten, die Schuld für die Verhältnisse zu geben. In einer Petition, die 15 000 Unterschriften trug, wurde dermaßen auf die Abschaffung des Episkopats gedrängt, daß sie als die „Root and Branch Petition“ („Stumpf-und-Stiel-Petition“) bekanntwurde. Auf der einen Seite stand die Kirche als führende Macht, auf der anderen die Presbyterianer, und das Parlament suchte beide miteinander zu versöhnen, konnte jedoch den Bürgerkrieg schließlich nicht verhindern.
Diese Hemmnisse und dieses intolerante Vorgehen führte zu einer kraftvollen Zunahme der Gedanken und Druckschriften. In ihren Gefängniszellen und hinter den verschlossenen Türen ihrer Wohnungen sannen die Menschen über die Probleme nach, denen sie persönlich gegenüberstanden. Sie sprachen mit Freunden und Nachbarn in Ruhe darüber und stellten sich Fragen. Wenn ein unerschrockener Prediger ihre Gedanken äußerte, hießen sie ihn als den Verfechter ihrer Ideen willkommen. Auf diese Weise wurde George Fox weit und breit bekannt, und bald errang sich die Schar der Quäker, die ihm folgte, wegen ihrer Lehre von der Freiheit des Gewissens, des wegleitenden „inneren Lichts“, Respekt. Der Quäker trotzte dem Spott von jeder Art, stand im Gericht unerschütterlich da, während man seinen Hut, unter dem großen Gelächter der Anwesenden, auf Befehl des Gerichts mit Wasser füllte und über seinen Kopf stülpte. Um des Gewissens willen zog der Quäker ihn nicht ab, obwohl ihm das Wasser den Hals hinunterlief und sein Rückgrat kitzelte.
Obwohl John Milton heute hauptsächlich wegen seiner Dichtungen bekannt ist, war er doch in den Reihen der Schriftsteller, die eine Flut von Traktaten und Pamphleten für die Sache der Puritaner herausgaben, führend. Miltons Motto lautete: „Mögen Wahrheit und Lüge miteinander ringen. Wer hat denn je erfahren, daß die Wahrheit in einem freien und offenen Kampf besiegt worden wäre?“ Das größte Werk der gesamten puritanischen Literatur war zweifellos John Bunyans „Pilgerreise“. Im Gefängnis zu Bedford geschrieben, wo er zwölf Jahre verbrachte, weil er sich geweigert hatte, nach der althergebrachten Methode zu predigen, war diese Geschichte eines Pilgers seine eigene Geschichte und spiegelte die Erlebnisse aus jenem Jahrhundert wider. Bunyans größter Schatz war seine Bibel, und das war auch das Buch, das so vielen die Kraft gab, für die Freiheit zu kämpfen. Als daher im Jahre 1960 eine dreihundertjährige Bibel entdeckt wurde, die in der Mauer eines Landhäuschens in Wrotham, Kent, verborgen gewesen war, erinnerte dies kraftvoll daran, wie sehr man einst die Bibel geschätzt hatte, als man sich einer religiösen Verfolgung gegenübergesehen hatte.
DAS PENDEL RELIGIÖSER EINSTELLUNGEN
Das siebzehnte Jahrhundert tritt wegen seiner vielen Wechsel hervor. Man fiel von einem Extrem ins andere. Unter Erzbischof Laud durfte man nur das Gebetbuch benutzen, unter Oliver Cromwell dagegen war das Gebetbuch verboten. Beide Seiten entzogen Geistlichen ihr Pastorat, als sie die Zügel in der Hand hatten. Im Jahre 1604 verjagte König Jakob etwa 300 Geistliche, die als die „zum Schweigen gebrachten Brüder“ bekanntwurden. Im Jahre 1643 kam die Reihe an die anglikanischen Geistlichen, als 2000 ihres Pastorats verlustig gingen, was in jenen Zeiten für eine Familie eine ernste Sache war. Um das Jahr 1662 war die anglikanische Kirche wieder an der Macht, und nun wurden unter dem „Uniformity“-Gesetz 2000 Nonkonformisten beraubt.
Die Erklärung, „Book of Sports“ genannt, hilft uns ebenfalls, religiöse Einstellungen zu verstehen. Sie erlaubte Sonntagsspiele nur, wenn man die Kirche besucht hatte. Die Puritaner bekämpften dies kraftvoll, trotz einer Geldbuße von zwölf Pence, die für jede Absenz von der Kirche angesetzt war. Mägde weigerten sich sogar, am Sonntag das Geschirr abzuwaschen.
Dann wendete sich das Blatt, und die Puritaner kamen an die Macht. Das Parlament schaffte im Jahre 1647 Weihnachten, Ostern, Pfingsten und die Festtage der Heiligen ab. Der Grund, den man dafür angab, zeigt, wie sehr man wünschte, zu den wahren christlichen Lehren zurückzukehren. Hugh Martin legt ihn in den Worten dar: „Wir sollten die wahre Behauptung der Puritaner nicht übersehen, nach der viele Traditionen in bezug auf diese Festlichkeiten eher heidnisch als christlich waren, wiewohl wir denken, daß es möglich ist, manchmal sogar von den Heiden etwas zu lernen. Die Bibel ermächtigt nicht zur Beobachtung dieser Tage; die apostolischen ‚Väter‘ erwähnen sie nicht, und viele der frühen christlichen Schreiber, wie Chrysostomos, Sokrates, der Geschichtsschreiber, und Origenes, sind in bezug auf deren Beobachtung sehr kritisch. Es gibt eine stattliche Zahl von Beweisen, daß viele der christlichen Feste absichtlich auf heidnische Festtage übertragen wurden.“5
Wechselnde Einstellungen spiegelten sich auch in der Stellung des Kommunionstisches wider. Sollte dessen lange Seite von Norden nach Süden oder von Osten nach Westen laufen? Laud bestand auf dem ersteren, das heißt „altarähnlichen“. Aber mit dem Sturz Lauds brachte man die Tische voller Freude wieder in ihre frühere Stellung zurück. Die Rache für Lauds Taten zeigte sich darin, daß man viele Kirchen oder „Kirchturmhäuser“, wie man sie nannte, zertrümmerte. In Norwich zerschlug man das Innere der Kathedrale; die Orgelpfeifen, die Meßgewänder, die Priesterröcke, die Chorhemden und Andachtsbücher wurden auf den Marktplatz gebracht, wo man sie in Brand steckte, während die Volksmengen die Kathedrale in eine Bierschenke verwandelten.
In der kurzen Zeit, in der die Presbyterianer an der Macht waren, wurde die „Solemn League and Covenant“ (Feierliche Liga und Bund) eingeführt. Wegen des militärischen Beistandes, den Schottland gewährte, war das Parlament bereit, in England die Kirche zu reformieren; es setzte eine Kirchenregierung nach presbyterianischem Muster ein. Die berühmte Westminster Assembly kam zusammen, um alle Einzelheiten festzulegen, doch tat man in Wirklichkeit nur wenig, und der presbyterianische Glaube gewann in England nie viel Macht. Statt dessen waren es die Independenten oder Nonkonformisten, die besonders während der Zeit Cromwells eine Grundlage schufen, welche ihre weitere Existenz sichern sollte.
Oliver Cromwell ist immer noch eine der umstrittensten Gestalten in der englischen Geschichte. Im Laufe seiner Herrschaft gewann eine tolerante Haltung gegenüber religiösen Meinungsverschiedenheiten die Oberhand. Cromwell dachte, alle seine Taten würden von Gott gelenkt, eine Vorstellung, die viele Menschen in jenen Tagen hatten. Dies führte manchmal zu unglücklichen Behauptungen. Bei der Einnahme von Drogheda in Irland ordnete Cromwell ein scheußliches Gemetzel an und rechtfertigte es mit den Worten: „Ich bin davon überzeugt, daß das ein gerechtes Gottesgericht an diesen nichtswürdigen Barbaren ist.“6 Die Schlacht von Dunbar beschreibend, bei der Cromwell auf die religiösen Schotten stieß, bemerkt Winston Churchill verständnisvoll: „Beide Seiten riefen voll Vertrauen Jehova an; und der Höchste, der nur wenig Glauben und Eifer bei ihnen vorfand, auf Grund dessen er sich für diese oder jene Seite hätte entscheiden können, muß zugelassen haben, daß rein militärische Faktoren den Ausschlag gaben.“7
Mit der Wiederherstellung der Monarchie war die anglikanische Kirche wieder vorherrschend, und die Verfolgung der Puritaner wurde in vielen Teilen des Landes von neuem kraftvoll weiterbetrieben. Aber die Nonkonformisten waren jetzt stärker, sie waren ihrer Ideen und Ziele sicherer. Mit dem Tode Karls II. schwang das Pendel rapid nach der anderen Seite, als Jakob hier und dort und überall Römisch-Katholische ins Amt einsetzte. Durch den Versuch, die Dissidenten für seine eigenen Zwecke zu gewinnen, trieb er sie ins anglikanische Lager. Seine Absichten waren allzu offenbar, und er floh nach Frankreich, als Wilhelm von Oranien eingeladen wurde, in England zu landen.
Wilhelm war nicht damit einverstanden, ohne Gottesdienstfreiheit zu regieren. Im Jahre 1689 machte das Toleranzgesetz vielen Leiden, die man in religiösen Dingen um des Gewissens willen auf sich genommen hatte, ein Ende, obwohl vereinzelte Fälle immer noch viel Haß und Bitterkeit enthüllten.
Kein einziges Mal zeigte das Pendel im siebzehnten Jahrhundert eine wirklich christliche Handlungsweise der Regierung und des Volkes an. Es war eine Ära, die durch Furcht, Bigotterie, Verfolgung, Bestechung und Günstlingswesen gekennzeichnet war. Die Verbindung von Kirche und Staat führte zu einer großen Beschränkung der Freiheit für viele, und in der Folge heckte man ein Gesetz nach dem andern aus, um Andersdenkende in Fesseln zu legen. Ein solches Blatt der Geschichte kann uns heute zur Warnung dienen. Einem ähnlichen Wege zu folgen würde bedeuten, daß man den gesunden Rat des Apostels verwirft, der vor neunzehnhundert Jahren gegeben worden ist: „Andrerseits ist die Frucht des Geistes: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Glaube, Milde, Selbstbeherrschung. Wider solche gibt es kein Gesetz.“ — Gal. 5:22, 23, NW.
QUELLENNACHWEIS
1 England Under the Stuarts, von G. M. Trevelyan, Seite 28.
2 The Scottish Covenanters, von J. Barr, Seite 98.
3 A Collection of the Sufferings of the People Called Quakers, von J. Besse, 1753, Band I, Seite 460.
4 The Church and the Puritans, von H. O. Wakeman, Seite 133.
5 Puritanism and Richard Baxter, von H. Martin, Seite 111.
6 Cromwell’s Letters and Speeches, von T. Carlyle, Brief 98, 17. September 1649.
7 A History of the English-speaking Peoples, von W. S. Churchill, Band 2, Seite 235.