Die Bibel verständlicher durch neuzeitliche Übersetzungen
WAS liest du am liebsten? Historische Romane, Gedichte, philosophische oder wissenschaftliche Werke, Biographien, Reisebeschreibungen oder weise Sprüche? Vielleicht sind Heldensagen, Liebesgeschichten oder Zukunftsromane deine Lieblingslektüre. All das und noch viel mehr findest du in einer Bücherei, die du in e i n e r Hand halten kannst. Diese Bücherei ist deshalb so interessant, weil ihre Geschichten Erlebnisberichte sind, ihre Zukunftsenthüllungen sind keine Illusionen, und ihre verschiedenen wissenschaftlichen Angaben sind so genau und zuverlässig, daß sie noch nie geändert werden mußten, obwohl seit ihrer Niederschrift 1900, ja zum Teil sogar Tausende von Jahren verflossen sind. Diese erstaunliche kleine Bücherei, die eine Fülle von Kenntnis und Weisheit vermittelt, ist die Bibel, das geschriebene Wort unseres Schöpfers.
Da die Bibel ursprünglich in Hebräisch, Aramäisch und Griechisch geschrieben wurde, konnte ihre unvergleichliche Weisheit anderen Völkern nur durch Übersetzungen zugänglich gemacht werden. Ihr Verfasser wollte auch, daß jedermann sie lesen könne, nicht nur eine gelehrte Minderheit. John Wyclif erkannte dies schon vor fast 600 Jahren, als das gewöhnliche Volk die Bibel noch nicht kannte, weil sie bis dahin nur in den Ursprachen und in Latein, das damals bereits zu den toten Sprachen gehörte, vorhanden war. Damit auch der Mann von der Straße die Bibel lesen und sich ihre Weisheit zunutze machen könne, übersetzte er sie aus dem Lateinischen ins Englische. Mit seinen edlen Bemühungen begann ein langwieriger Kampf gegen jene Kreise, die die Bibel in einer Sprache erhalten wollten, die das gewöhnliche Volk nicht lesen konnte. Nach jahrhundertelangem Ringen war die Bibel schließlich überall zu finden. Sie erscheint heute in so vielen Sprachen und in so großen Auflagen, daß sie das bekannteste Buch der Welt geworden ist.
WARUM SO VIELE ÜBERSETZUNGEN?
Es gibt in manchen Sprachen, auch in deutsch, bereits viele verschiedene Bibelübersetzungen. Warum werden dann immer wieder neue geschaffen? Weil man der Öffentlichkeit vor allem eine Übersetzung des Wortes Gottes in die Hände legen möchte, in der die feinen Bedeutungsunterschiede in den hebräischen und griechischen Handschriften möglichst genau berücksichtigt wurden und die dennoch für den heutigen Durchschnittsleser leicht verständlich ist. Schon die Lutherbibel war eigentlich eine neue Übersetzung, denn vor ihr waren bereits mehrere deutsche Übersetzungen erschienen. Sie entsprach damals dem Bedürfnis nach einer besseren Übersetzung des Wortes Gottes, wie die heute erscheinenden Übersetzungen unserem Bedürfnis nach einer leichtverständlichen Übersetzung entsprechen.
Seit dem Erscheinen der Übersetzung Luthers (1522—1534) hat sich die deutsche Sprache stark verändert. Viele Wörter, die damals gebräuchlich waren, sind heute unbekannt oder haben eine andere Bedeutung angenommen. Wie verstehst du zum Beispiel die Worte: „Wenn dein Auge einfältig ist, so wird dein ganzer Leib licht sein“? (Matth. 6:22, Lu, Originalausgabe) Früher bedeutete das Wort „einfältig“: „schlicht, einfach, arglos, ohne Falsch“. Heute ist „beschränkt, dumm, leichtgläubig“ jedoch die vorwiegende Bedeutung dieses Wortes. Darum ist uns die Wiedergabe dieses Ausspruchs Jesu nach dem 1956 revidierten Text der Lutherbibel verständlicher: „Wenn dein Auge lauter ist, so wird dein ganzer Leib licht sein.“ Da wir die Bibel lesen, um zu lernen, ist es doch bestimmt besser, sie in einer heute gebräuchlichen Sprache zu lesen.
Zu der Zeit, als Luther seine Übersetzung schuf, waren nur wenige hebräische und griechische Handschriften vorhanden. Seither hat man Tausende von Manuskripten gefunden, die zum Teil über tausend Jahre älter sind als jene, die Luther zur Verfügung standen. Je älter diese Handschriften sind, desto kürzer ist der Zeitraum zwischen ihrer Entstehung und der Abfassung der Originale. Sie sind daher zuverlässiger und enthalten weniger Abschreibfehler. Die Auswertung dieser Funde ist eine weitere Ursache für die Herstellung neuer Übersetzungen.
Ein Faktor, der ebenfalls ins Gewicht fällt, sind die neuen Kenntnisse der alten hebräischen und griechischen Sprache, die die Gelehrten in letzter Zeit erworben haben. Auch dadurch werden neue Bibelübersetzungen notwendig. Man weiß heute weit mehr über diese Sprachen als im 16. und 17. Jahrhundert.
Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts stellte man aufgrund archäologischer Funde fest, daß die Bibelhandschriften in dem Griechisch des gewöhnlichen Volkes geschrieben waren. Zwischen diesem und dem klassischen Griechisch bestand ein kleiner Unterschied, etwa wie zwischen der Sprache gebildeter Leute und der Sprache des Mannes von der Straße. Vor dieser Entdeckung stützten sich die Gelehrten bei ihren Übersetzungen auf ihre Kenntnisse des klassischen Griechisch. Das führte zu einigen Ungenauigkeiten, da manche Wörter in der griechischen Umgangssprache oder der Koine eine etwas andere Bedeutung hatten als im klassischen Griechisch. So lautet zum Beispiel Matthäus 6:27 nach der Elberfelder Bibel: „Wer ... vermag ... seiner Größe e i n e Elle zuzusetzen?“ In Lukas 2:52 und 19:3 ist das hier mit „Größe“ wiedergegebene griechische Wort richtigerweise mit „Größe“ oder „Gestalt“ übersetzt, aber die Koine oder die griechische Umgangssprache läßt auch die Bedeutung „Alter“ oder „Lebenszeit“ zu. Heutige Übersetzer, die die erweiterte Bedeutung dieses Wortes kennen, geben diesen Vers deshalb deutlicher und genauer wieder, zum Beispiel folgendermaßen: „Wer von euch kann ... seiner Lebenslänge eine einzige Elle hinzufügen?“ (NW) Die Elberfelder Bibel hat in der Fußnote ebenfalls „Lebenslänge“, und die revidierte Lutherbibel (1956) sagt: „seines Lebens Länge“.
DIE NEUE-WELT-ÜBERSETZUNG DER HEILIGEN SCHRIFT
Obwohl es auch in der englischsprachigen Welt bereits viele gute Bibelübersetzungen gibt, die dem heutigen Sprachgebrauch entsprechen, sind neue, verbesserte Übersetzungen immer noch nicht überflüssig geworden. Durch jede Verbesserung erhält der Leser eine verständlichere und genauere Wiedergabe der Heiligen Schrift. So wurde zum Beispiel am 23. Juni 1961 auf einem Kongreß im Yankee-Stadion in New York die Gesamtausgabe der Neuen-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift freigegeben, eine englische Bibelübersetzung, die viele Verbesserungen aufweist und Fehler, die bei anderen Übersetzungen beanstandet wurden, vermieden hat.
Zur Freude der 85 306 Besucher des internationalen Kongresses „Ewige gute Botschaft“ in München wurde am 27. Juli 1963 die deutsche Ausgabe der Neuen-Welt-Übersetzung der Christlichen Griechischen Schriften freigegeben. Die versammelten Zeugen Jehovas waren von dem schönen Druck begeistert und staunten über den leichterschwinglichen Preis.
Da sich die Übersetzer der Neuen-Welt-Übersetzung die ältesten Handschriftenfunde und die verbesserten Kenntnisse der Koine zunutze machten, haben sie eine äußerst genaue Übersetzung geschaffen, die die feinen Bedeutungsunterschiede der griechischen Wörter genau wiedergibt. Trotz ihrer Buchstäblichkeit ist diese Übersetzung doch nicht schwerverständlich, ihr Gedankenfluß wird dadurch nicht gehemmt, sondern ist trotzdem gut. Wegen ihrer Genauigkeit ist sie wertvoller als eine freie Übersetzung, bei der der Übersetzer den allgemeinen Gedanken zu erfassen sucht und ihn dann in eigenen Worten frei wiedergibt. Die große Sorgfalt, die darauf verwandt wurde, die Neue-Welt-Übersetzung zu einer möglichst genauen Wiedergabe zu machen, gibt dem Leser die Gewißheit, daß das, was er liest, den ursprünglichen Gedanken so genau wie möglich vermittelt.
Ein besonders auffallendes Merkmal der Neuen-Welt-Übersetzung der Christlichen Griechischen Schriften ist die Anwendung des Gottesnamens, Jehova. Überall, wo ein Zitat aus den Hebräischen Schriften erscheint, in dem der Name Gottes vorkommt, gibt sie diesen Namen wieder. Dadurch unterscheidet sie den himmlischen Vater deutlich von seinem Sohne Jesus Christus. Sie ersetzt den Namen Gottes nicht wie die anderen deutschen Übersetzungen durch „Herr“, sondern gibt ihn mit „Jehova“ wieder. Nehmen wir als Beispiel Apostelgeschichte 2:34. Nach der Lutherbibel lautet dieser Text: „Der Herr hat gesagt zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten.“ Die Neue-Welt-Übersetzung dagegen sagt: „Jehova sprach zu meinem Herrn: ‚Setze dich zu meiner Rechten.‘“ Diese Wiedergabe ist nicht nur viel verständlicher, sondern entspricht auch dem hebräischen Wortlaut von Psalm 110:1.
Die Neue-Welt-Übersetzung der Christlichen Griechischen Schriften macht auch einen deutlichen Unterschied zwischen den drei griechischen Wörtern Hades, Gehenna und Tartarus. Luther gab diese drei Wörter damals mit „Hölle“ wieder. In der Neuen-Welt-Übersetzung erscheint dieser Ausdruck jedoch nicht.
Wieviel verständlicher die Bibel durch diese neue Übersetzung wird, erkennt man am besten, wenn man sie mit einigen bekannten Übersetzungen vergleicht. Wenn du die Tabelle auf den nächsten beiden Seiten durchgehst und die angeführten Texte nachliest, wirst du sehen, wieviel verständlicher diese leicht lesbare, prägnante Übersetzung das Wort Gottes macht.
Die Bibel sollte nicht als ein antikes Prunkstück betrachtet werden, das man zur Zierde im Hause hat, aber nie gebraucht. Lerne ihren Wert als Bücherei unzähliger literarischer Meisterwerke schätzen. Sie vermittelt dir wertvolle, lebenswichtige Belehrung. Sie ist das einzige Buch, das die Menschheitsgeschichte von Anfang an beschreibt, das einzige Buch, das im voraus geschriebene Weltgeschichte enthält, Geschichte, die noch nicht Tatsache ist. Ihre Prophezeiungen führen dir ein zuverlässiges Bild der Zukunft vor Augen und helfen dir, deine Schritte so zu lenken, daß es dir zum Wohle gereicht. Sie lehrt dich hohe sittliche Grundsätze, die für ein glückliches, sinnvolles, gesundes Leben unerläßlich sind. Sie gibt dir weisen Rat über dein Verhältnis zu deinen Mitmenschen, so daß du mit ihnen in Frieden und Harmonie leben kannst. Sie zeigt dir, welche grundlegenden Erfordernisse erfüllt werden müssen, wenn man in der Ehe glücklich sein will. Das Wichtigste von allem sind jedoch ihre Belehrungen über eine gottgefällige Lebensweise.
Du kannst also unendlich viel aus dieser göttlichen Bücherei lernen, wenn du ihre Bücher liest. Eine neuzeitliche Übersetzung und lehrreiche Hilfsmittel zum Studium der Bibel werden dir helfen, dieses wertvolle Buch besser zu verstehen. „Erwirb Weisheit; und um alles, was du erworben hast, erwirb Verstand.“ — Spr. 4:7.