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Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1962
w62 1. 11. S. 649-652

Nutzen ziehen aus der unverdienten Güte Gottes

Erzählt von Eero Nironen

IST es nicht wunderbar, daß Jehova Gott, der Schöpfer des ganzen Universums, der so groß ist, daß ihn der Himmel Himmel nicht fassen können, uns geringen Menschen Güte erweist? In seiner Liebe hat er uns das Vorrecht geschenkt, ihn und seine erhabenen Eigenschaften kennenzulernen. Er hat uns Verheißungen gegeben, die unseren Mut und unsere Hoffnung stärken, ja er hat uns sogar eingeladen, seine Mitarbeiter zu werden. Welche Güte! Welch unverdiente Güte! Die Wertschätzung für diese Güte Gottes hat meinem Leben die Richtung gegeben.

Ich wuchs in einem alten Landhaus in Mäntyharju in Finnland auf, und schon von frühester Jugend auf haben mich die Schönheiten, mit denen der Schöpfer die Natur in seiner Güte zur Freude des Menschen geschmückt hat, mit Ehrfurcht vor ihm erfüllt. Doch die verschiedenen Kirchen boten mir nichts, was in mir den Wunsch geweckt hätte, mein Leben in ihren Dienst zu stellen. Ich hatte viel mehr Freude an Sprachen und an der Musik, und wahrscheinlich wären sie auch meine Hauptinteressen geblieben, hätte ich nicht eines Tages etwas anderes als wichtiger erkannt. Was denn?

EIN BESONDERES WERK

Ehrfurcht vor Gott hatte ich schon immer gehabt, aber im Jahre 1910 begann ich sein Vorhaben zu verstehen. Mein leiblicher Bruder machte mich damals auf die biblische Wahrheit aufmerksam. Er gab mir den ersten Band einer Serie von Büchern, die als „Schriftstudien“ bekannt waren. Ich ging noch zur Schule, doch da mir das Lernen leichtfiel, hatte ich für andere Dinge noch genug Zeit. Die Schriftstudien wurden bald meine Lieblingslektüre. Ich erkannte, daß in Gottes Vorkehrung, durch die die Menschen ewiges Leben erlangen können — einige im Himmel und andere auf einer paradiesischen Erde —, seine Güte noch mehr zum Ausdruck kommt als in der Schöpfung. „Durch diese unverdiente Güte“, schreibt einer der Apostel Jesu, „seid ihr in der Tat durch Glauben errettet worden, und das habt ihr nicht euch zu verdanken; es ist Gottes Gabe.“ (Eph. 2:8, NW) Wenn ich diese unverdiente Güte annehmen wollte, mußte ich beweisen, daß ich sie nicht vergeblich empfing. Ich mußte also etwas tun. Ich mußte, was ich lernte, mit anderen teilen, und obwohl meine Mitschüler im allgemeinen dagegen waren, begann ich mit ihnen darüber zu sprechen. — 2. Kor. 6:1.

Die Jahre vergingen, und ich lernte die Wahrheit immer besser kennen. Die Wachtturm-Schriften und die Vorträge reifer Brüder in der Versammlung halfen mir, meine Verantwortung immer deutlicher zu erkennen. Als ich im Sommer 1914 das wunderbare Photo-Drama der Schöpfung gesehen hatte, in dem Gottes Vorhaben und die Geschichte der Menschheit von der Zeit der Schöpfung bis zu Schaffung der neuen Welt gezeigt worden war, faßte ich den Entschluß, mich Jehova hinzugeben, und auf einem Kongreß in Helsinki symbolisierte ich diesen Schritt durch die Wassertaufe.

Durch das Photo-Drama, das mir so sehr geholfen hatte, kamen viele zu einer Erkenntnis der Wahrheit, und Finnland erhielt in Verbindung damit ein gewaltiges Zeugnis. In den vorangegangenen vier Jahren waren die Menschen auf das Jahr 1914 als den Beginn der Zeit des Endes hingewiesen worden, und viele hatten die Hinweise beachtet. Der Ausbruch des ersten Weltkrieges half daher mit, unsere Vorführungen des Photo-Dramas anzukündigen. Es kamen sogar viele russische Offiziere zu den Vorführungen.

KRIEGSZEIT

Es waren schlimme Zeiten. Man merkte wirklich, daß die Welt in die Zeit des Endes eingetreten war, wie es die Bibel vorhergesagt hatte. Verdunkelung, Nahrungsmittelknappheit, Seuchen und ein allgemeiner Sittenverfall — all das brachte der Weltkrieg mit sich. Selbst im Landesinnern wurden Schützengräben gebaut, und es waren fortwährend Unruhen. In dieser turbulenten Zeit begegnete ich einem russischen Offizier deutscher Abstammung, der sich so sehr für die biblische Wahrheit interessierte, daß er sich eine Bibel und alle Wachtturm-Schriften, die in Deutsch erhältlich waren, beschaffte. Er las darin bis spät in die Nacht hinein, und tags darauf kam er dann zu mir und bat mich, ihm die Punkte, die er nicht verstanden hatte, zu erklären. Doch bald darauf wurde er versetzt, und so verlor ich ihn aus den Augen.

Schließlich entwickelten sich die chaotischen Verhältnisse im Lande zu einem Bürgerkrieg zwischen den Rechtsgerichteten und den Linksgerichteten, den „Weißen“ und den „Roten“. Ich war damals zu Hause in Mäntyharju, im Gebiet der „Weißen“, abgeschnitten von unseren Brüdern im Süden. Unter der Bevölkerung herrschte eine gespannte Lage. Jeder, der nicht auf ihrer Seite kämpfte, galt als Feind. Viele waren empört, daß ich in einer solchen Zeit die biblische Botschaft des Friedens predigte, aber Gott wachte in seiner Güte auch damals über seine Diener. Nach kurzer Zeit war der Bürgerkrieg zu Ende. Doch dann kam die allgemeine Wehrpflicht.

Dadurch erhielt ich die Gelegenheit, vielen Offizieren den neutralen Standpunkt, den ich als Christ einnahm, darzulegen. Einige von ihnen waren sehr freundlich zu mir und zeigten trotz der schwierigen Verhältnisse Verständnis für mich. Einer kam sogar oft zu mir, um sich mit mir zu unterhalten. Ich konnte auch vielen anderen Offizieren und Soldaten Zeugnis geben. An einen Offizier erinnere ich mich noch ganz besonders. Als er erfuhr, daß ich nicht den gleichen Glauben hatte wie die Anhänger der lutherischen Staatskirche, wollte er von mir noch mehr hören. „Ich glaube nicht an die ewige Qual“, sagte ich zu ihm. Damit schien er einverstanden zu sein. „Ich glaube auch nicht an die Unsterblichkeit der Seele“, fuhr ich fort. „Das habe ich auch nie geglaubt“, erwiderte er. Er wollte, daß ich über diese Dinge zu seinen Soldaten spräche, und dazu hatte ich auch mehrmals Gelegenheit.

SPRECHEN LERNEN

In jenen Jahren mußte ich immer wieder die reifen Brüder bewundern, die in der Versammlung öffentliche Vorträge hielten, und oft dachte ich, wie schön es wäre, wenn ich auch so gut sprechen könnte. Ich war aber fest davon überzeugt, daß ich es nie so weit brächte. Doch im Jahre 1917 erhielt ich einen Brief vom Zweigbüro der Wachtturm-Gesellschaft, in dem angefragt wurde, ob ich auch schon daran gedacht hätte, öffentliche Vorträge zu halten. Meine Antwort war: „Sicherlich habe ich schon daran gedacht. Ich bewundere die Brüder immer wieder, die so gut sprechen können, aber ich könnte das nie.“ Der Zweigdiener schrieb zurück, sie würden mich vorerst nur auf eine kleine Vortragsreise schicken. Ich war sehr erstaunt und überglücklich, betete aber gleichzeitig zitternd zu Jehova um Hilfe.

Ich kann mich noch gut an meinen ersten öffentlichen Vortrag erinnern. Ich hatte ein ausgeschriebenes Manuskript und kam so einigermaßen durch, indem ich zum Teil ablas und zum Teil improvisierte. Obwohl es nur ein kleiner Ort auf dem Lande war, kamen doch etwa vierhundert Personen zu dem Vortrag, und ich hatte unheimlich Lampenfieber. Aber damit war der Anfang gemacht, und ich habe dank der unverdienten Güte Jehovas seither über 1500 solche öffentlichen Vorträge in Finnisch und Schwedisch gehalten, die meisten an Wochenenden.

In den 1920er Jahren hatte ich das Vorrecht, verschiedene europäische Kongresse zu besuchen und sogar Ansprachen zu halten. Am meisten begeisterte mich der Londoner Kongreß, der vom 25. bis 31. Mai 1926 abgehalten wurde. Wir verbreiteten damals eine neue Broschüre: Das Panier für des Volk, und ich weiß heute noch — wie wenn es erst gestern gewesen wäre —, wie glücklich ich am Abend jenes Tages war, daß ich an dieser Tätigkeit hatte teilnehmen dürfen. Die Resolution „Ein Zeugnis an die Herrscher der Welt“, die auf diesem Kongreß angenommen worden war, sprach eine unerschrockene Sprache, besonders für jene Tage, und der öffentliche Vortrag „Warum wanken die Weltmächte? — Das Heilmittel“, den Bruder Rutherford in der überfüllten Royal Albert Hall hielt, glich dem Donnern einer Gerichtsposaune. Ich saß hoch oben auf der Galerie und hörte gebannt zu.

Dann kam der zweite Weltkrieg und damit wieder eine schwere Zeit für Finnland. Junge Brüder im wehrpflichtigen Alter wurden verhaftet und in die Strafanstalten gesteckt, wo sie wegen ihrer neutralen Haltung viel durchmachen mußten. Unsere Predigttätigkeit und unsere bibelerklärenden Schriften wurden verboten, die Zusammenkünfte untersagt, und der Zweigdiener wurde eingesperrt. Doch dank der unverdienten Güte Gottes ging das Werk weiter. Wir konnten gemeinsam studieren und sogar einige Kongresse abhalten! Auch meine Heimbibelstudien konnte ich in jener Zeit regelmäßig durchführen.

Kurz nach dem Krieg besuchte uns Bruder Knorr, der Präsident der Gesellschaft, im Zweigbüro in Helsinki und half uns das Werk besser organisieren. Dieser Besuch war für mich ein Erlebnis, das meinen Glauben stärkte und mir deutlich zeigte, daß die Organisation theokratisch geleitet wurde. Aber ich wußte noch nicht die Hälfte.

ZURÜCK ZUR SCHULE

Nach Bruder Knorrs Besuch wurden vier finnische Brüder eingeladen, die Wachtturm-Bibelschule Gilead in den Vereinigten Staaten zu besuchen. Auch ich gehörte zu den Glücklichen. Ich traute meinen Augen und Ohren kaum. Nun erwies mir Jehova durch seine Organisation auch noch diese Güte!

Kurz nach unserer Ankunft in Amerika, im August 1946, wohnten wir dem Kongreß in Cleveland, Ohio, bei. Es war für mich ein unvergeßliches Erlebnis, vor einer siebzigtausendköpfigen Zuhörermenge die kurzen Ansprachen zu halten, die mir zugeteilt worden waren. Und die vielen Überraschungen, die wir erlebten: neue Studienbücher, neue Organisationsvorkehrungen und die Ankündigung der Vergrößerung der Gebäude der Gesellschaft. Doch mit dem Kongreß waren unsere freudigen Erlebnisse noch nicht zu Ende, es folgten weitere auf unserer Reise zur Missionarschule Gilead.

Dort wurden wir sehr freundlich empfangen. Die Unterweiser stellten sich uns vor und taten ihr möglichstes, uns den Aufenthalt angenehm zu gestalten. Nicht daß der Unterricht leicht gewesen wäre, aber wir wurden sehr gesegnet. Erst jetzt lernte ich die Bibel richtig studieren. Mein Gesichtskreis erweiterte sich immer mehr. Ich lernte die Organisation immer besser kennen und sah auch, mit welcher Hingabe die Brüder arbeiteten — all das stärkte mein Herz. Seither sind nun schon viele Jahre vergangen, ich bin wieder in Finnland, aber ich denke immer noch an jenes Erlebnis zurück und sehe darin einen Ausdruck der unverdienten Güte Jehovas mir gegenüber.

SEINE UNVERDIENTE GÜTE GENÜGT

Natürlich gab es auch Zeiten, da ich wünschte, mein Gesundheitszustand wäre besser. Körperliche Leiden haben mich hier und da gezwungen, meinen Dienst zu unterbrechen, das letzte Mal war es ein schweres Magenleiden. Ich mußte mich ganz unerwartet einer Operation unterziehen, aber ich war, auf Jehova vertrauend, selbst in dieser Lage ruhig und gefaßt. Der Chirurg war nett und respektierte meine religiöse Einstellung, die die Anwendung von Blut verbietet, obwohl er nicht viel Hoffnung für mich hatte, und er machte seine Sache gut. Alle waren erstaunt, wie gut ich mich erholte, wiewohl es längere Zeit dauerte. Ich kann nun verstehen, was der Apostel Paulus empfunden haben muß, der auch mit einem Leiden behaftet war. Er nannte es einen „Dorn im Fleisch“ und wäre gern davon befreit gewesen, aber der Herr sagte zu ihm: „Meine unverdiente Güte genügt dir, denn meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht.“ (2. Kor. 12:7-9, NW) Selbst mein Leiden, meine Schwachheit, bot mir Gelegenheit, dem Krankenhauspersonal und anderen Patienten, die alle sehr freundlich zu mir waren, ein gründliches Zeugnis zu geben.

Weit über vierzig Jahre sind verflossen, seitdem ich in das finnische Zweigbüro der Wachtturm-Gesellschaft eintrat, mir scheint es jedoch eine kurze Zeit gewesen zu sein. Ich habe meine Musikerlaufbahn aufgegeben, aber ich bin heute überzeugt, daß das Streben nach materiellen Gütern oder Berühmtheit nicht wahrhaft glücklich machen kann. Ich weiß, daß mich das Singen des Lobes und Preises Gottes viel glücklicher gemacht hat. Und meine Freude an Fremdsprachen bedeutet mir heute noch mehr als damals in meiner Jugend, denn ich habe das Vorrecht, beim Übersetzen der Botschaft des Lebens in die Sprache des Volkes, unter dem ich lebe, mitzuhelfen. All diese Vorrechte, die ich Gottes unverdienter Güte verdanke, haben mir viel Freude gebracht und mir auch Gelegenheit gegeben, meine Freude mit anderen zu teilen.

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