Fragen von Lesern
● Warum wird im Wachtturm vom 1. Mai 1963, Seite 275, gesagt: „Das Vorrecht des Gebets ist denen vorbehalten, die sich aufgrund einer genauen Erkenntnis Jehova hingegeben haben und seinen Willen tun“? — A. G. Iran.
Unter den sogenannten Christen gibt es viele, die eine falsche Auffassung über das Beten haben. Die meisten von ihnen denken, jedermann sei berechtigt, zu beten, und könne erwarten, erhört zu werden. Das stimmt jedoch nicht. (Spr. 15:29; Jak. 4:3) Das Gebet ist kein uneingeschränktes Vorrecht, sondern ist an gewisse Bedingungen geknüpft. In Hebräer 11:6 lesen wir: „Wer Gott naht, muß glauben, daß er ist und daß er denen, die ihn ernstlich suchen, zum Belohner wird.“ (NW) Mit anderen Worten: Um von Gott erhört zu werden, muß man nicht nur glauben, daß es einen Gott gibt, sondern muß ihn auch ernstlich suchen. Deswegen sagte Jehova Gott den untreuen Israeliten, er werde ihre Gebete nicht erhören. Jesus wies darauf hin, daß die Gebete selbstgerechter oder solcher Personen, die nur beteten, um Eindruck auf andere zu machen, nicht erhört würden. — Jes. 1:15; Matth. 6:5-8; Luk. 18:11-14.
Alle diese Voraussetzungen müssen von dem Betenden erfüllt werden. Wie schon in anderen Wachtturm-Schriften (z. B. in „Vergewissert euch über alle Dinge“, S. 113—119) ausgeführt wurde, muß ein Gebet an die richtige Autorität, Jehova Gott, den Schöpfer, den Gott der Bibel, gerichtet werden, damit es erhört wird. Es muß aber auch auf die rechte Art dargebracht werden: „Niemand kommt zum Vater, als nur durch mich“, sagte Jesus. (Joh. 14:6) Dazu gehören außerdem Aufrichtigkeit, Glaube und Beharrlichkeit. Schließlich muß der Betende aber auch um die rechten Dinge beten, um Dinge, die Gottes Willen entsprechen. Deshalb lehrte Jesus seine Nachfolger beten: „Dein Wille geschehe.“ Selbst König Salomo erkannte, daß das Gebet an bestimmte Bedingungen geknüpft ist, denn er schloß nur jene Fremden in sein Gebet ein, die nachdem sie von dem allein wahren Gott, Jehova gehört hätten, kämen und gegen dessen Tempel in Jerusalem hin anbeten würden. — Matth. 6:10; 1. Kö. 8:41-43.
Kornelius war ein solcher Mensch. Er wünschte wirklich, Gottes Willen zu tun, denn obwohl er ein Unbeschnittener aus den Nationen war, also nicht zu dem Gott hingegebenen Volk Israel gehörte, wird er als ein Mann geschildert, der „fromm war und Gott fürchtete mit seinem ganzen Hause, dem Volke viele Wohltaten erwies und zu Gott beständig betete“. Von Kornelius kann daher gesagt werden, daß er auf dem besten Wege war, sich Gott hinzugeben, und nachdem er eine genaue Erkenntnis erlangt hatte, tat er diesen Schritt auch. Von da an befand er sich in einem Bundesverhältnis zu Gott. Gott betrachtete ihn nun als einen Sohn und bestätigte ihm diese Tatsache, indem er ihm den heiligen Geist gab. — Apg. 10:1-44, Sch.
Von jedem Menschen, der sich dem wahren Gott, Jehova, in der rechten Art und Weise naht und ihn um rechte Dinge bittet, kann gesagt werden, er habe eine solche Gesinnung und sei auf dem besten Weg, sich Gott hinzugeben, sofern er es in seinem Herzen nicht bereits getan hat, auch wenn er es noch nicht durch die Taufe bezeugt hat. Alle, die eine solche Gesinnung haben und Gottes Willen tun möchten, können zum Gebet ermuntert werden. Auch Kinder, die von ihren Eltern zu ergebenen Dienern Jehovas Gottes erzogen werden, können richtig beten gelehrt werden. — 1. Kor. 7:14.
Man wird jedoch ohne weiteres zugeben müssen, daß Weltmenschen, die die Bibel nicht studieren, die göttlichen Bedingungen, die der Betende erfüllen muß, nicht erkennen. Sie haben auch keine Gott wohlgefällige Einstellung. Somit können sie auch keine ihm wohlgefälligen Gebete sprechen. — Spr. 28:9.
Es scheint auch, daß etliche eine Zeitlang auf dem besten Weg sind, sich Gott hinzugeben, dann aber zögern, diesen Schritt zu tun. Sie erhalten aber ihre Verbindung mit Gottes Volk aufrecht und wirken weiter mit ihnen zusammen. Sollten sie sich durch Selbstsucht zurückhalten lassen und sich nicht dazu entschließen können, sich Gott vollständig hinzugeben, dann wäre es gut, wenn sie sich einmal fragten, ob sie eigentlich noch das Vorrecht des Gebets in Anspruch nehmen dürfen. Wahrscheinlich nicht, denn wer Gott naht, muß ihn ernstlich suchen. Sie sollten auch beachten, daß nur jene, die sowohl Jehova als auch Gerechtigkeit und Demut suchen, sich Gott hingeben und ernstlich bemüht sind, ihr Hingabegelübde zu erfüllen, hoffen können, am Tage des Zornes Jehovas geborgen zu werden. — Hebr. 11:6; Zeph. 2:3; Luk. 13:24.