Unseren Frieden erhalten
„Mein Volk wird wohnen an einer Wohnstätte des Friedens und in sicheren Wohnungen und an stillen Ruhestätten.“ — Jes. 32:18.
1. Warum wird „der Gott des Friedens“ mitunter „ein Kriegsmann“ genannt, und wie lange wird er noch so genannt werden können?
GOTTES Wort sagt: „Alles hat eine bestimmte Zeit, und jedes Vornehmen unter dem Himmel hat seine Zeit ... Krieg hat seine Zeit, und Frieden hat seine Zeit.“ Deswegen wird Jehova Gott häufig nicht nur als „der Gott des Friedens“ oder „der Gott, der Frieden gibt“, bezeichnet, sondern auch als „ein Kriegsmann“ und als „Jehova der Heerscharen“. Um seine Oberhoheit zu rechtfertigen und den Frieden wiederherzustellen, sieht er sich mitunter gezwungen, Krieg zu führen, und darum sagt er auch von sich: „Der ich ... den Frieden mache und das Unglück schaffe.“ Doch nur in dem gegenwärtigen System der Dinge hat Krieg seine Zeit und Frieden seine Zeit. In der bevorstehenden neuen Ordnung, in der Gottes Wille auf der Erde geschehen wird, wie er im Himmel geschieht, hat nur Frieden seine Zeit. — Pred. 3:1, 8; Phil. 4:9; Röm. 15:33; 2. Mose 15:3; Jak. 5:4; Jes. 45:7.
2. Wie wird die friedliche Tätigkeit der Zeugen Jehovas in der Bibel manchmal noch beschrieben?
2 Das gleiche kann auch von der friedlichen Tätigkeit eines ergebenen christlichen Dieners Gottes gesagt werden. Wieso? Weil auch sein Dienst wiederholt mit Ausdrücken beschrieben wird, die in Verbindung mit dem Krieg verwendet werden: „Nimm als ein vortrefflicher Soldat Christi Jesu teil am Erleiden von Ungemach.“ Selbstverständlich gebraucht ein Christ keine fleischlichen oder materiellen Waffen. Das zeigt der Apostel Paulus mit den Worten: „Die Waffen unserer Kriegführung sind nicht fleischlich, sondern machtvoll durch Gott, um starke Verschanzungen umzustoßen.“ Ferner schrieb er: „Wir führen nicht einen Kampf gegen Blut und Fleisch, sondern gegen ... die bösen Geistermächte in den himmlischen Örtern.“ Der christliche Diener Gottes gebraucht die Wahrheit, „das Schwert des Geistes, das ist Gottes Wort“, das „lebendig [ist] und ... schärfer als jedes zweischneidige Schwert“, um gottentehrende Irrlehren zu zerschlagen. Das tut er nicht aus Stolz oder in böser Absicht, sondern demütig und aus Liebe zu Gott, zur Wahrheit und zu seinen Mitmenschen. — 2. Tim. 2:3; 2. Kor. 10:4; Eph. 6:12, 17; Hebr. 4:12.
3. Was kann über unsere Pflicht, Frieden zu halten, gesagt werden, und warum?
3 Es scheint also, daß der Christ nicht in jedem Fall verpflichtet ist, Frieden zu halten. Nur mit seinen christlichen Brüdern sollte er wie die Bibel zeigt, unter allen Umständen in Frieden leben: „Haltet Frieden untereinander.“ „Brüder, fahrt fort, ... übereinstimmend zu denken, friedsam zu leben.“ „Seid friedsam miteinander.“ Entstehen Meinungsverschiedenheiten unter Christen, so sind sie verpflichtet, diese zu bereinigen, indem entweder der Beleidiger zu dem Beleidigten oder aber der Beleidigte zu dem Beleidiger hingeht und sich bemüht, die Sache wieder in Ordnung zu bringen. Mit „Außenstehenden“ in Frieden zu leben, sind sie jedoch nur relativ oder bedingt verpflichtet: „Haltet nach Möglichkeit [es mag nicht immer möglich sein], soweit es von euch abhängt [Außenstehende mögen nicht immer gewillt sein, eine Sache zu bereinigen], mit allen Menschen Frieden.“ — Mark. 9:50; 2. Kor. 13:11; 1. Thess. 5:13; Röm. 12:18; Matth. 5:23, 24; 18:15-17.
FRIEDLICH GESINNT SEIN
4. (a) Was kann den Frieden beeinträchtigen? (b) Wozu mahnt deshalb die Bibel?
4 Wegen ererbter Unvollkommenheiten und Schwachheiten sowie wegen der angeborenen Neigung zur Selbstsucht ist der Mensch schnell bereit zu kämpfen, sei es mit Worten, sei es buchstäblich. Auch unvollkommene Verhältnisse, Mißgeschicke usw. rufen oft Streit hervor. Gottes Wort mahnt daher passenderweise von Anfang bis Ende zum Frieden. Als Joseph, der Sohn des Patriarchen Jakob, als Ägyptens Erstminister seine Brüder zu seinem Vater zurücksandte, nachdem er sich ihnen zu erkennen gegeben hatte, gab er ihnen den klugen Rat: „Erzürnet euch nicht auf dem Wege!“ Da es so leicht ist, in Streit zu geraten, konnte Salomo sagen: „Ehre ist es dem Manne, vom Streite abzustehen; wer aber ein Narr ist, stürzt sich hinein.“ — 1. Mose 45:24; Spr. 20:3.
5, 6. Welche segensreichen Auswirkungen hat eine friedliche Gesinnung?
5 Alle, die den Frieden Gottes erlangt haben, müssen daher fortgesetzt an diesem Frieden arbeiten; sie müssen alles tun, um dieses kostbare Gut zu behalten. Sie müssen friedsam oder friedlich gesinnt sein. Und warum sollten wir es auch nicht sein? Friede fördert in jeder Hinsicht unsere Gesundheit und unser Wohl. Bekanntlich gehören Streit, Zwietracht und Spannungen zu den Hauptursachen aller Krankheiten des Geistes, des Leibes und des Gemüts. Folglich sollten wir schon im Interesse unseres eigenen Wohls dem Frieden nachjagen. Eine Christenversammlung oder eine Familie, in der man sich ständig streitet, kann nicht glücklich sein. Ein weiser Mensch ist daher an der Erhaltung des Friedens interessiert.
6 Der Friede fördert aber auch die Leistungsfähigkeit und die Wohlfahrt. In einem vom Krieg verwüsteten Gebiet kann nichts geerntet werden. Ein Mensch, dessen Körper gegen sich selbst Krieg führt, kann nicht mehr für sich sorgen, sondern muß in eine Anstalt eingeliefert werden, wo jemand da ist, der sich um ihn kümmert. So verhält es sich auch mit jeder Organisation, sei es nun eine Familie, eine Versammlung, sei es ein Geschäftsunternehmen. Damit eine solche Organisation leistungsfähig ist und wirklich ihren Zwecken dient, muß Friede in ihr herrschen. Aus diesem Grunde wird Christen der Rat gegeben: „Der Same der Frucht der Gerechtigkeit [wird] unter friedevollen Verhältnissen für die gesät, die Frieden stiften.“ Ferner lesen wir: „Wer das Leben lieben und gute Tage sehen möchte, der halte seine Zunge von dem zurück, was schlecht ist, und seine Lippen, daß sie nicht Trug reden, er wende sich aber ab vom Schlechten und tue Gutes; er suche Frieden und jage ihm nach.“ — Jak. 3:18; 1. Petr. 3:10, 11.
7. Was heißt es, friedsam zu sein?
7 Kein Wunder, daß Gott in seinem Wort dem Frieden einen solch großen Wert beimißt. Er ermahnte deshalb die nach Jerusalem zurückgekehrten Juden mit den Worten: „Liebet die Wahrheit und den Frieden.“ Auch Jesus sagte deshalb: „Glücklich sind die Friedsamen, da sie ‚Söhne Gottes‘ genannt werden.“ Man beachte, daß mit den Friedsamen hier nicht nur friedliche oder in Frieden lebende Menschen gemeint sind, sondern solche, die auf Frieden bedacht sind, die dem Frieden nachjagen oder bestrebt sind, Frieden zu stiften. Um von Gott anerkannt zu werden, müssen wir friedsam sein. — Sach. 8:19; Matth. 5:9.
8. Wie können wir unter anderem beweisen, daß wir zu den Friedsamen gehören, und wozu verpflichtet uns das?
8 Gehören wir wirklich zu den friedsamen „Söhnen Gottes“, so werden wir auch um Frieden beten. Der Psalmist David ermahnte schon vor langer Zeit: „Bittet [betet] um den Frieden Jerusalems! Es gehe wohl denen [frei von Sorgen seien die, NW], die dich lieben! Friede sei in deinen Festungswerken, sichere Ruhe in deinen Palästen! Um meiner Brüder und meiner Genossen willen will ich sagen: Friede sei in dir!“ Auch der Apostel Paulus gab den Rat: „Seid um nichts ängstlich besorgt, sondern laßt in allem durch Gebet ... eure Bitten bei Gott bekanntwerden; und der Friede Gottes, der alles Denken übersteigt, wird eure Herzen und eure Geisteskräfte durch Christus Jesus behüten.“ — Ps. 122:6-8, Fußnote; Phil. 4:6, 7.
SICH VOR FRIEDENSTÖRERN HÜTEN
9—11. (a) Welchen Platz nimmt der Stolz unter den Friedenstörern ein, und warum? (b) Wie beeinflußt der Stolz unser Verhältnis zu Gott? (c) Wie beeinflußt er unser Verhältnis zu unseren Mitmenschen?
9 Wenn wir möchten, daß Gott unsere Gebete um Frieden erhört, müssen wir unseren Teil dazu beitragen; wir müssen an dem, worum wir beten, arbeiten, und das heißt unter anderem, daß wir uns vor Friedenstörern hüten müssen. Einer der schlimmsten Friedenstörer ist der Stolz. Wieso? Weil vor allem Stolz Satan, den Teufel, veranlaßte, der große Friedenstörer zu werden. Stolz ist die Ursache jeder Auflehnung gegen Gott, und Auflehnung bedeutet soviel wie Krieg, das Gegenteil von Frieden. Der Stolz kämpft gegen die Unterordnung; unterordnen wir uns aber den über uns Stehenden nicht, so kann kein Friede herrschen. — Hes. 28:17; 1. Petr. 5:5.
10 Der Stolz macht uns zu Feinden Gottes. Wie können wir mit Gott Frieden haben, wenn wir uns im Kriegszustand mit ihm befinden? Zu den sieben Dingen, die Jehova ein Greuel sind, gehören „hohe Augen“ oder der Stolz. Die verkörperte Weisheit Gottes erklärt: „Hoffart und Hochmut [Stolz, NW] und den Weg des Bösen und den Mund der Verkehrtheit hasse ich.“ Ja, „Gott widersteht den Hochmütigen“. Deshalb kann zwischen uns und Gott kein Friede herrschen, wenn wir stolz sind. Möchten wir friedliche Beziehungen zu ihm haben, so müssen wir uns demütigen, denn nur „den Demütigen ... verleiht er unverdiente Güte“. „Jehova ist hoch, und doch sieht er den Demütigen; den Hochmütigen aber kennt er nur von ferne.“ — Spr. 6:16, 17; 8:13; Jak. 4:6; Ps. 138:6, NW.
11 Stolz führt auch zum Verlust des Friedens mit unseren Mitmenschen. Der Apostel Paulus weist wiederholt darauf hin, daß das Verhältnis zwischen Stolz und Streit — dem Fehlen des Friedens — als Ursache und Wirkung bezeichnet werden kann: „Laßt uns nicht selbstgefällig werden, einander nicht zur Rivalität herausfordern und einander nicht beneiden!“ „[Tut] nichts aus Streitsucht oder aus Selbstgefälligkeit ..., sondern [achtet] in Demut die anderen höher ... als euch selbst.“ „Wenn jemand eine andere Lehre lehrt und den gesunden Worten, denen unseres Herrn Jesus Christus, und der Lehre, die der Gottergebenheit entspricht, nicht zustimmt, so ist er vor Stolz aufgeblasen und versteht nichts, sondern ist wegen Streitfragen und Debatten über Worte geistig krank. Aus diesen Dingen entspringen Neid, Streit, Lästerreden, böse Verdächtigungen, heftige Wortwechsel um Kleinigkeiten.“ Der Stolz ist ohne Zweifel ein Friedenstörer. — Gal. 5:26; Phil. 2:3; 1. Tim. 6:3-5.
12, 13. Warum wirkt der Materialismus friedenstörend?
12 Ein weiterer Friedenstörer, vor dem wir uns hüten müssen, ist der Materialismus. Habgier oder Gewinnsucht macht uns unzufrieden und bringt uns in viele Schwierigkeiten. Wie könnten wir in einem solchen Zustand Frieden haben? Folgende Worte sind daher sehr treffend: „Die Geldliebe ist eine Wurzel aller Arten schädigender Dinge, und indem einige dieser Liebe nachstrebten, sind sie vom Glauben abgeirrt und haben sich selbst mit vielen Schmerzen überall durchbohrt.“ Wir können keinen Frieden mit Gott und auch keinen Herzensfrieden haben, wenn wir materialistisch gesinnt sind. Denken wir stets daran: „Wir haben nichts in die Welt hineingebracht und können auch nichts mit hinaustragen. Wenn wir also Lebensunterhalt und Bedeckung haben, so werden wir mit diesen Dingen zufrieden sein.“ Ein zufriedener Mensch hat auch Herzensfrieden. — 1. Tim. 6:10, 7, 8.
13 Die Habgier macht uns auch zum Rivalen unseres Nächsten und beraubt uns deshalb des Friedens, denn so, wie uns der Stolz veranlaßt, mit unserem Nächsten um Ehre zu rivalisieren, was oft zu Eifersucht, zu Neid oder zu der Furcht, etwas zu verlieren, führt, veranlaßt uns die Habgier, mit ihm um materielle Dinge zu rivalisieren. Im Interesse des Friedens sollten wir daher den Rat befolgen: „... indem ihr nicht nur eure eigenen Dinge im persönlichen Interesse im Auge behaltet, sondern im persönlichen Interesse auch die der anderen“, und ihren Vorteil suchen, nicht nur unseren. — Phil. 2:4; 1. Kor. 10:23, 24.
14. Warum können alle „Werke des Fleisches“ als Friedenstörer bezeichnet werden?
14 Ja, alle Erscheinungsformen der Selbstsucht, alle „Werke des Fleisches“, können als Friedenstörer bezeichnet werden, und je ausgeprägter sie sind, desto eher stören sie unseren Frieden. Niemand wird bestreiten wollen, daß Werke wie Lügen, Stehlen, Betrügen und jede Art von Unsittlichkeit unseren Frieden mit Gott stören, weil sie unser Gewissen belasten. Sie stören aber auch unseren Frieden mit unseren Nächsten, weil sie ein Eingriff in deren Rechte sind. Der Apostel Paulus bestätigt dies mit den Worten: „Das ist, was Gott will, ... daß ihr euch der Hurerei enthaltet; daß jeder von euch wisse, wie er von seinem eigenen Gefäß in Heiligung und Ehre Besitz nehme, nicht in gierigen sexuellen Gelüsten, wie sie auch die Nationen haben, die Gott nicht kennen, daß niemand so weit gehe, daß er seine Brüder schädige und in ihre Rechte übergreife in dieser Sache, denn Jehova ist es, der für alle diese Dinge die Strafe vollzieht.“ Beachtenswert ist auch, daß viele Werke des Fleisches, zum Beispiel „Streit, Eifersucht, Wutausbrüche, Wortzänkereien, Spaltungen Sekten, Neidereien, Trinkgelage“, an sich friedenstörend wirken. Wollen wir unseren Frieden erhalten, so müssen wir uns unbedingt vor den Werken des Fleisches hüten, ja sie bekämpfen. — 1. Thess. 4:3-6; Gal. 5:19, 20.
DIE DEN FRIEDEN FÖRDERNDEN EIGENSCHAFTEN PFLEGEN
15, 16. (a) Wieso hilft uns die Liebe, unseren Frieden zu erhalten? (b) Wieso ist uns die Freude in dieser Hinsicht eine Hilfe?
15 Wenn alle „Werke des Fleisches“ den Frieden stören, dann müssen alle übrigen Früchte des Geistes (denn vergessen wir nicht, daß der Friede selbst auch eine Frucht des Geistes ist!) den Frieden fördern helfen. Wir sollten daher bemüht sein, diese Früchte hervorzubringen. (Gal. 5:22, 23) Die erste und wichtigste Frucht des Geistes ist die Liebe. Sie hilft uns, sowohl durch das, was sie nicht tut, als auch durch das, was sie tut, unseren Frieden zu erhalten. Sie ist einerseits „nicht eifersüchtig, sie prahlt nicht, bläht sich nicht auf, benimmt sich nicht unanständig“ und wirkt deshalb nicht friedenstörend. Statt anderen durch Habgier zum Stein des Anstoßes zu werden, „blickt [sie] nicht nach ihren eigenen Interessen aus“. Sie stört ihren Frieden auch nicht dadurch, daß sie sich verbittern oder Haßgefühle aufkommen ließe, sondern sie „trägt das Böse nicht nach“. Andererseits fördert sie den Frieden, denn „sie freut sich ... mit der Wahrheit“ und „erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, erduldet alles“. Ja, die Liebe hilft uns, unseren Frieden zu bewahren. — 1. Kor. 13:4-7.
16 Fördert auch die Freude den Frieden? Ganz bestimmt! Die Freude ist eine positive, eine sich äußernde Eigenschaft. Sie begünstigt daher den Frieden ebenso, wie der Friede die Freude begünstigt. Die Freude gibt uns die Kraft, die uns hilft, Kränkungen und nichtssagende Beleidigungen, die wir normalerweise übelnehmen würden und die uns deshalb unseres Friedens berauben würden, zu übersehen. Eng verwandt mit der Freude ist ein gewisser Sinn für Humor, der uns in einer peinlichen, unangenehmen oder schwierigen Situation oft zu Hilfe kommen und zur Erhaltung des Friedens beitragen kann. — Neh. 8:10.
17, 18. (a) Wieso fördert die Langmut den Frieden? (b) Wieso begünstigt die Freundlichkeit den Frieden?
17 Und die Langmut? Sie hilft uns ebenfalls ohne Zweifel, unseren Frieden zu bewahren. Wie oft ist es schon zu nationalen und internationalen Auseinandersetzungen, zu Rassenkämpfen oder persönlichen Streitigkeiten gekommen, weil man keine Langmut übte. Die Langmut fördert den Frieden, weil sie statt Streitfragen hervorzurufen oder Unfrieden zu stiften sich, wenn irgend möglich, mit den bestehenden Verhältnissen abfindet. Die Langmut bewahrt uns davor, überempfindlich oder schnell beleidigt zu sein, und fördert deshalb den Frieden. Ja, nur „mit Langmut, einander in Liebe ertragend“, können wir „die Einheit des Geistes in dem vereinigenden Bande des Friedens ... bewahren“. — Eph. 4:2, 3.
18 Die nächste in Galater 5:22 erwähnte Frucht des Geistes ist Freundlichkeit. Auch die Freundlichkeit ist eine Eigenschaft, die den Frieden fördert und die wir deshalb pflegen sollten. Nicht umsonst sagt man, die Freundlichkeit habe viel Kraft, denn sie schafft Mißverständnisse aus der Welt und ebnet der Vergebung den Weg. Sie überwindet Kritik, Vorurteil und Argwohn und fördert so den Frieden. Sie ruft Wohlwollen hervor, was ebenfalls den Frieden begünstigt. Welche Hilfe die Freundlichkeit zur Förderung des Friedens ist, geht aus den in Epheser 4:31, 32 (SB) aufgezeichneten Worten des Apostels Paulus hervor, mit denen er die Freundlichkeit Eigenschaften und Handlungen gegenüberstellt, die ihr entgegengesetzt sind: „Alle Bitterkeit und Grimm und Zorn und Geschrei und Lästerung sei ferne von euch samt aller Bosheit. Seid aber gegen einander freundlich, barmherzig, vergebet einander, gleichwie auch Gott in Christo euch vergeben hat.“
19—21. (a) Weshalb ist die Güte oder Gütigkeit eine wertvolle Hilfe zur Förderung des Friedens? (b) Warum ist auch der Glaube in dieser Hinsicht eine wertvolle Hilfe? (c) Wieso begünstigt die Milde den Frieden?
19 Eine weitere, ebenfalls sehr wertvolle Hilfe zur Förderung des Friedens ist die Güte oder Gütigkeit. Güte wird unter anderem als Rechtschaffenheit oder sittliche Tadellosigkeit erklärt. Jehova Gott, der Schöpfer, ist die Güte in Person, und da wir in seinem Bilde gemacht worden sind, sollten wir uns bemühen, ihn nachzuahmen. Wenn der Friede fern von den Bösen ist, muß er allen, die Güte üben, das heißt allen, die die „Frucht des Lichtes“ hervorbringen, die sich „in lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit“ zeigt, nahe sein. Heute findet man in der Welt nur noch wenig „Liebe zum Guten“ und wenig Frieden. Ein gütiger Mensch hat auch ein gutes Gewissen, was unerläßlich ist, wenn man Frieden haben möchte. Deswegen werden Christen mit den Worten ermahnt: „Behaltet ein gutes Gewissen, damit ... die beschämt werden, welche von eurem guten Wandel ... geringschätzig reden.“ — Eph. 5:9, RSt; 2. Tim. 3:3; 1. Petr. 3:16.
20 Eine weitere Frucht des Geistes, die viel zur Erhaltung unseres Friedens beiträgt, ist der Glaube, das Vertrauen in Jehova. Wir lesen: „Den festen Sinn bewahrst du in Frieden, in Frieden, denn er vertraut auf dich.“ Jesus gab den Rat: „Euer Herz werde nicht beunruhigt. Bekundet Glauben an Gott, bekundet auch Glauben an mich.“ Haben wir Glauben, so wissen wir, daß unsere Befreiung naht; wir können uns deshalb aufrichten und unsere Häupter emporheben, während die übrigen Menschen „ohnmächtig werden vor Furcht und Erwartung der Dinge, die über die ... Erde kommen“. Und wenn wir wegen unserer Schwachheiten und Unzulänglichkeiten beunruhigt oder entmutigt sind, hilft uns der Glaube an Jehovas Liebe, an seine Barmherzigkeit und an das Loskaufsopfer Christi, Frieden zu erlangen. — Jes. 26:3; Joh. 14:1; Luk. 21:28, 25, 26; Ps. 103:8-14; 1. Joh. 1:7.
21 Die nächste Frucht des Geistes, die der Apostel Paulus erwähnt, ist die Milde, und daß sie den Frieden fördert, ist ganz klar! Milde sein heißt sanft, wohltuend, nicht hart, streng oder leicht reizbar sein. Jesus war mild gesinnt und nannte die Mildgesinnten glücklich. Nichts stört den Frieden wahrscheinlich mehr als Zorn; „eine milde Antwort“ dagegen „wendet den Grimm ab“. Ja, besonders wenn wir vor Personen stehen, denen es an Milde mangelt und die hart sind, wie das manchmal der Fall ist, wenn die Obrigkeit „einen Grund für die Hoffnung verlangt“, die in uns ist, müssen wir „mit mildem Sinn und tiefem Respekt“ Rede und Antwort stehen. — Spr. 15:1, NW; 1. Petr. 3:15; Matth. 5:5; 11:29.
22. Warum ist die Selbstbeherrschung eine solch große Hilfe zur Erhaltung des Friedens?
22 Schließlich wird noch die Selbstbeherrschung erwähnt, eine Frucht des Geistes, die als Hilfe zur Erhaltung unseres Friedens der Liebe kaum nachsteht. Wenn uns jemand beleidigt, das heißt uns gleichsam auf die eine Wange schlägt, hilft uns die Selbstbeherrschung, die andere Wange hinzuhalten, und dadurch bleibt der Friede erhalten. Sie bewahrt uns davor, andere anzuschreien, wenn sie uns anschreien, und fördert dadurch den Frieden. „Ein zorniger Mann erregt Zank, aber ein langmütiger“ oder einer, der sich beherrscht, „beschwichtigt den Streit“ und stiftet Frieden. — Spr. 15:18; Matth. 5:39.
23. Welche Rolle spielt die Beherrschung der Zunge bei der Erhaltung des Friedens?
23 Vor allem die Zunge müssen wir beherrschen. Geschwätz kann harmlos sein; es kann — wenn es nicht besonders schmeichelhaft ist — aber auch Groll erwecken und Freunde entzweien. Wir lesen: „Wo es an Holz fehlt, erlischt das Feuer; und wo kein Ohrenbläser ist, hört der Zank auf.“ „Treibe den Spötter fort, so geht der Zank hinaus.“ Wir müssen die Zunge auch beherrschen, wenn jemand mit einer Beschwerde zu uns kommt, denn in solchen Situationen läßt man sich gern von Gefühlen leiten und ist schnell bereit, für den Beleidigten Partei zu ergreifen. Doch halt! Üben wir Selbstbeherrschung, bewahren wir unser Gleichgewicht, und treten wir ganz objektiv an die Sache heran. Im Interesse des Friedens sollten wir bemüht sein, die Situation zum Guten zu wenden, indem wir vielleicht sagen: „Nun, war es wirklich so schlimm? Du hast ihn bestimmt mißverstanden, oder er hat dich mißverstanden. Vielleicht fühlte er sich gerade nicht ganz wohl. Du darfst das nicht so ernst nehmen; ich bin sicher, er wollte dir nicht wehtun!“ Auf diese Weise kann man ebenfalls den Frieden fördern. — Spr. 26:20; 22:10.
24, 25. Welche Verantwortung im Interesse des Friedens haben Ehemänner, Aufseher und Ehefrauen?
24 Wir sollten daher, ganz gleich, wo wir uns befinden, im Interesse des Friedens Selbstbeherrschung üben. Vielleicht ärgert sich ein Mann über etwas, was seine Frau oder seine Kinder gesagt oder getan haben. Beherrscht er sich, so wird er leicht über die Situation hinwegkommen; läßt er sich jedoch zu unüberlegten Worten oder Handlungen hinreißen, so treibt er den Frieden noch weiter weg. Das gleiche trifft auch auf die Christenversammlung zu. Ganz gleich, welcher Art ein Verstoß sein mag, sollte ein Aufseher nie ungehalten oder zornig werden und unbesonnene Worte sprechen, denn dadurch würde der Friede gewissermaßen zum Fenster hinausfliegen, und dann müßte zuerst Frieden gestiftet werden, bevor das Problem gelöst werden könnte. — 2. Tim. 2:23, 24.
25 Das heißt nicht, daß unsere Mitmenschen in dieser Hinsicht keine Verantwortung hätten. „Besser ist es, auf einer Dachecke zu wohnen, als ein zänkisches Weib und ein gemeinsames Haus.“ Die zänkische Ehefrau, die nicht in Frieden leben kann, ist sprichwörtlich geworden, dabei wäre es doch gar nicht nötig, daß Frauen so sind, es ist so unvernünftig und unangenehm. Ihr Mangel an Selbstbeherrschung ist für die Selbstbeherrschung ihrer Mitmenschen eine Belastung. — Spr. 21:9.
26, 27. Was kann zusammenfassend darüber gesagt werden, wie wir Frieden erlangen und dann diesen Frieden bewahren können?
26 Da der Friede selbst auch eine Frucht des Geistes ist, helfen uns die übrigen Früchte des Geistes, diese Frucht hervorzubringen, das heißt den Frieden, den wir haben, zu bewahren. Jehova, der Gott des Friedens, und sein Sohn, der Friedefürst, haben uns ihren Frieden gegeben. Dieser Friede ist einzigartig, er beruht auf Grundsätzen und hängt nicht von unserer äußeren Umgebung ab. Durch die Ausübung des Glaubens sind wir in ein friedliches Verhältnis zu Jehova Gott gelangt und müssen nun an der Erhaltung des Friedens, den wir empfangen haben, arbeiten. Wir müssen mit unseren Brüdern Frieden halten und möchten, soweit es von uns abhängt, auch mit unserem Nächsten, ganz gleich, wer er ist, in Frieden leben.
27 Das bedeutet, daß wir friedlich gesinnt sein, dem Frieden nachjagen, um den Frieden beten, am Frieden arbeiten und uns vor den vielen Friedenstörern hüten müssen, vor allem vor Satan, dem Teufel, dem großen Friedenstörer. Es bedeutet ferner, daß wir alle übrigen Früchte des Geistes, die den Frieden fördern, hervorbringen müssen. Wir möchten unseren Frieden erhalten, denn der Friede fördert unser geistiges und unser leibliches Wohl, macht uns leistungsfähig und glücklich.
28. Welche Beziehung besteht zwischen Frieden und Glück?
28 Ist Jehova Gott nicht der glückliche Gott und Jesus Christus der glückliche Machthaber? Doch, und wenn wir glücklich sein möchten, müssen wir ihren Frieden haben. „Bei denen ..., die Frieden planen, ist Freude.“ Sagte nicht auch Jesus: „Glücklich sind die Friedsamen, da sie ‚Söhne Gottes‘ genannt werden.“? Haben wir die Bedeutung dieser Worte richtig erfaßt? Mit anderen Worten, Friedsamkeit ist genauso ein charakteristisches Merkmal der Kinder Gottes wie ihre Liebe und ihre Botschaft. Behüten wir daher den Frieden, den uns Gott gegeben hat! — Spr. 12:20; Matth. 5:9.