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Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1967
w67 1. 2. S. 67-72

Gibt es mehr als nur eine Möglichkeit, ein Christ zu sein?

EINER der führenden liberalen Theologen Amerikas näherte sich dem Alter von achtzig Jahren. Während er auf sein langes, arbeitsames Leben zurückblickte, fiel ihm ein Meilenstein ganz besonders auf. Als er im Ersten Weltkrieg als junger deutscher Militärgeistlicher bei der Schlacht in der Champagne zwischen den Toten und Sterbenden hindurchschritt, kamen ihm die Worte Nietzsches in den Sinn — „Gott ist tot“. Die Folge davon war: „Ich wurde von einem Idealisten zu einem erschütterten Realisten“, sagte er später.1

Es war also keineswegs eine Überraschung, daß T. J. J. Altizer von der „Gott-ist-tot“-Gruppe in einem Gespräch mit dem alten Theologen ihm eines Abends sagte: „Sie haben begonnen, uns der wirklichen Welt gegenüberzustellen. Sie haben uns gezeugt, wir sind Ihre Kinder.“ Doch anscheinend waren jene Worte kein geringer Schlag für den alten Theologen, denn er war der Meinung gewesen, daß die „Gott-ist-tot“-Gruppe zu weit gegangen sei. Tatsächlich regte er sich bei seinem Gespräch mit Altizer an jenem Abend so auf, daß seine Frau sich einschaltete und auf ihrem Aufbruch nach Hause bestand, wobei sie vereinbarten, die Besprechung am nächsten Tag fortzusetzen. Das Gespräch wurde nie wieder aufgenommen, denn in jener Nacht erlitt Paul Tillich den Herzanfall, an dem er starb. — Life, 5. November 1965.

Tragisch? Ohne Zweifel, doch noch viel beklagenswerter ist die Tatsache, daß dieser führende Theologe — der der erste nichtjüdische Professor war, den die Nationalsozialisten entließen — solchen philosophischen Spekulationen unter dem Deckmantel der christlichen Religion gefrönt haben soll, so daß einige der Studenten seines Seminars veranlaßt wurden, die Schlußfolgerung zu ziehen: „Gott ist tot.“ Ja, und noch beklagenswerter ist die Tatsache, daß Paul Tillich, T. J. J. Altizer und eine große Menge anderer protestantischer Theologen so ungebunden mit dem Begriff „Christ“ gespielt haben, daß er für viele die Bedeutung aller möglichen verschiedenen Dinge erlangte!

Wie können wir wissen, was es bedeutet, ein Christ zu sein? Wie können wir das feststellen? Es gibt eine Möglichkeit, wie wir das können, und zwar, indem wir uns an die einzige Quelle wenden, die uns den vollständigen Bericht über Jesus Christus gibt. Alle, die vorgeben, Christen zu sein, erkennen mehr oder weniger Jesus Christus als ihr Vorbild an, andernfalls würden sie den Namen „Christ“ nicht annehmen. Wenn er jemand ist, der es verdient, daß man ihm nachfolgt, dann müssen wir logischerweise unsere Gedanken nach den seinen ausrichten.

CHRISTUS OFFENBARTE EINEN PERSÖNLICHEN GOTT

Niemand, der die Christlichen Griechischen Schriften unvoreingenommen liest, kann das tun, ohne anzuerkennen, daß Gott für Christus Jesus eine Person war, eine ganz wirkliche Person. Jesus spricht davon, daß er von seinem Vater ausgegangen ist; daß er zu seinem Vater zurückkehren würde; daß sein Vater in den Himmeln wohnt; daß sein Vater sieht und hört und daß er Gebete beantwortet; daß er vergibt; daß er seinen Sohn liebt; daß er Zuneigung zu Jesu Nachfolgern hat; daß bestimmte Engel immer das Angesicht seines Vaters sehen, der im Himmel ist.a Weiterhin sagte er: „Mein Vater hat bis jetzt fortwährend gewirkt, und ich wirke fortwährend.“ (Joh. 5:17) Tatsächlich finden wir, daß Jesus in den Christlichen Griechischen Schriften Gott mehr als 180mal Persönlichkeit zuschreibt, indem er ihn „Vater“ nennt.

Daß Jesus Gott als jemand betrachtete, der eine Persönlichkeit ist, wie er eine ist, geht daraus hervor, daß er von seinem Vater als einem Zeugen spricht und von sich selbst als einem weiteren Zeugen und davon, daß sein Vater ihn aussandte. Um auszusenden und Zeugnis zu geben, muß man eine Persönlichkeit sein. Das meinte Jesus auch, als er sagte: „Ich bin einer, der Zeugnis über mich selbst ablegt, und der Vater, der mich gesandt hat, legt Zeugnis über mich ab.“ (Joh. 8:18; 5:32) Außerdem lesen wir wiederholt, daß Gottes Stimme vom Himmel her gehört wurde. — Matth. 3:17; 17:5; Joh. 12:28.

Mehr als das, daß Gott eine Person ist, geht deutlich aus den Geboten hervor, die Jesus für uns zitierte, nämlich ‘Gott mit unserem ganzen Herzen, Sinn, unserer ganzen Seele und Kraft zu lieben und unseren Nächsten wie uns selbst’. Auch die Worte Jesu, daß wir Gott fürchten sollen, weil er Seele und Leib in der Gehenna vernichten kann, zeigen das deutlich. Auch der Nachdruck, den Jesus auf den Namen Gottes legte, weist auf Gottes Persönlichkeit hin. — Mark. 12:29-31; Matth. 10:28; 6:9; Joh. 17:6, 11, 12, 26.

Wenn wir alle diese Zeugnisse in Betracht ziehen, wie abweichend davon sind die Spekulationen von Paul Tillich, daß Gott die Tiefe oder der Grund des Seins ist, der unerschöpfliche Grund der Geschichte. Er äußerte sich wie folgt:

„Das ist es, was das Wort Gott bedeutet und worauf die Worte ‚Reich Gottes‘ und göttliche Vorsehung hindeuten. Und wenn diese Worte euch nicht mehr viel bedeuten, so übersetzt sie und sprecht von der Tiefe der Geschichte, vom Grund und Ziel unseres sozialen Lebens und von allem, was ihr ohne Vorbehalt in eurem politischen und moralischen Handeln ernst nehmt. Vielleicht solltet ihr diese Tiefe Hoffnung — einfach Hoffnung — nennen ... Denn wenn ihr erkannt habt, daß Gott Tiefe bedeutet, so wißt ihr viel von ihm. Ihr könnt euch dann nicht mehr Atheisten ... nennen ... Wer um die Tiefe weiß, der weiß auch um Gott.“2

Zu welcher Torheit diese modernen Theologen in ihrem Bemühen, die Persönlichkeit Gottes zu leugnen, fähig sind, können wir aus dem erkennen, was der „Ehrlich-gegen-Gott“-Bischof Robinson (Verfasser des Buches Honest to God) über Gott zu sagen hat. Seiner Meinung nach können Christen nicht mehr sagen, daß Gott „da draußen“, draußen im Weltraum oder jenseits des Bereiches des Raumes, ist, denn alles dies ist mit Radioteleskopen erforscht worden, und diese haben Gott nicht entdeckt!3 Diese Art von oberflächlichen Schlußfolgerungen kann man von einem kommunistischen atheistischen russischen Astronauten erwarten, aber bestimmt nicht von jemandem, der vorgibt, ein christlicher Bischof zu sein! Ganz gewiß, der göttliche Geist, der große Schöpfer des Universums, kann ebensowenig mit den mächtigen Radioteleskopen wahrgenommen werden, wie er von einem russischen Astronauten mit den Augen gesehen werden konnte.

Es ist somit ganz klar, wenn es um die Persönlichkeit Gottes geht, gibt es für Christen nicht mehr als eine Möglichkeit, die Sache zu betrachten. Der Gott der Bibel ist eine Person, der große Geist, der Schöpfer, das höchste Wesen.

WUNDER ODER LEGENDEN?

Viele moderne vorgeblich christliche Theologen stellen auch die in der Bibel aufgezeichneten Wunder in Frage, und man kann sagen, die Bibel ist voll davon. Von der Schöpfung und dem Garten Eden angefangen bis zu den letzten aufgezeichneten Ereignissen im Leben der Apostel Paulus und Johannes berichtet die Bibel von Wundern. Moses bat darum und erhielt seinen Beglaubigungsnachweis in Form von Wundern. So sagte er: ‘Sonst, o Jehova, werden sie mir nicht glauben, wenn ich ihnen sage, daß du mir erschienen bist und mich beauftragt hast, mein Volk aus Ägypten herauszuführen!’ (2. Mose 4:1-9, 28-31) So konnte auch der größere Moses, Jesus Christus, seine göttliche Sendung durch das Wirken vieler Wunder beweisen. Es gibt tatsächlich in den Evangelien über hundert Bezugnahmen auf Wunder, und etwa fünfzig Wunder werden im einzelnen beschrieben.

Wir haben nicht nur die Berichte über die Wunder selbst, sondern auch eine Niederschrift über das Zeugnis, das sie bewirkten, wodurch sie ihrem göttlichen Zweck dienten. So lesen wir von den Menschen die Zeuge davon waren, daß sie schlußfolgerten, ein großer Prophet sei da, DER Prophet, der der Sohn Gottes selbst sei. — Joh. 6:14; 2. Petr. 1:16-18.

Mehr als das, Jesus selbst nahm wiederholt auf seine Wundertaten Bezug, beispielsweise als er seine Apostel daran erinnerte, daß er bei zwei Gelegenheiten Tausende auf übernatürliche Weise gespeist hatte (Matth. 16:9, 10), und als er Johannes dem Täufer die Nachricht sandte: „Blinde sehen wieder, und Lahme gehen umher, Aussätzige werden gereinigt, und Taube hören, und Tote werden auferweckt.“ — Matth. 11:5.

Nicht nur das, sondern Jesus wies immer wieder auf seine Wunder hin, daß sie für andere ein Grund seien, Glauben in ihn zu setzen: „Ich aber habe das Zeugnis, das größer ist als das des Johannes, denn gerade die Werke, die mein Vater mir zu vollbringen aufgetragen hat, ja die Werke selbst, die ich tue, legen Zeugnis über mich ab, daß der Vater mich gesandt hat.“ (Johannes hatte keine Wunder gewirkt, doch Jesus tat viele.) „Glaubt mir, daß ich Gemeinschaft mit dem Vater habe und der Vater Gemeinschaft mit mir hat; sonst glaubt um der Werke selbst willen.“ „Wenn ich unter ihnen nicht die Werke getan hätte, die niemand sonst getan hat, so hätten sie keine Sünde; jetzt aber haben sie sowohl mich als auch meinen Vater gesehen und auch gehaßt.“ Was könnte klarer, eindeutiger, einfacher und unmißverständlicher sein als Jesu eigenes Zeugnis, Wunder gewirkt zu haben und wie sie sich auf andere auswirkten, alles, um seinen göttlichen Auftrag nachzuweisen? — Joh. 5:36; 14:11; 15:24.

Doch, trotz all dieser Zeugnisse, was finden wir? Maßlosen Unglauben an die in der Bibel aufgezeichneten Wunder bei denen, die vorgeben, die Bibel zu lehren. Bezeichnend dafür ist der zeitgenössische deutsche protestantische Theologe Rudolf Bultmann, dessen Theorien immer populärer werden. Nach seiner Ansicht müßte der Bericht über Jesus Christus, wie er uns in den Evangelien übermittelt ist, „entmythologisiert“, von seinen Legenden befreit, werden. Was sind diese Legenden? Alles, was darüber geschrieben steht, daß Gott und Satan direkten Einfluß oder unmittelbare Macht auf die Angelegenheiten der Erde ausüben. Alles, was darüber geschrieben steht, daß Jesus auf die Erde kam, ein vormenschliches Dasein hatte, von einer Jungfrau geboren wurde, Wunder gewirkt hatte, eines Opfertodes starb und vom Tode auferweckt wurde und in den Himmel aufgefahren ist, sollte als nichts anderes als Legende hinweggetan werden. Nicht etwa, daß der Bericht im ganzen aus Unwahrheiten zusammengesetzt sei, sagte er; es sei einfach so, daß die Worte, die von diesen Dingen berichten, nicht das bedeuten, was sie zu sagen oder zu bedeuten scheinen! Bultmann will uns glauben machen: „Alles ist mythologische Rede, und die einzelnen Motive lassen sich leicht auf die zeitgeschichtliche Mythologie der jüdischen Apokalyptik und des gnostischen Erlösungsmythos zurückführen. Sofern es nun mythologische Rede ist, ist es für den Menschen von heute unglaubhaft, weil für ihn das mythische Weltbild vergangen ist.“4

Aber wie können wir dann das erstaunliche Wachstum des Christentums erklären? Warum erzeugten der Gnostizismus und der Judaismus nicht solch eine mitreißende Kraft und brachten solche beredten Missionare wie die Apostel Petrus und Paulus hervor? Warum strömten ihre Führer nicht solchen Einfluß zur Hingabe aus, wie Jesus es tat? Bestimmt ermangeln jene Theorien nicht nur des Glaubens, sondern sie sind unvernünftig, und es ist geradezu unehrlich, sie als christlich zu bezeichnen. Ja, alle diese modernen Theologen würden von Mohammed sagen, er habe in einem höheren Maß Sittlichkeit gehabt als Christus und seine Apostel, denn Mohammed verneinte ausdrücklich, die Macht zu haben, irgendwelche Wunder zu wirken! Es gibt nicht viele Möglichkeiten, wie man als Christ die Wunder Christi ansehen kann, sondern nur eine, und die ist, ihnen vollen Glauben zu schenken!

CHRISTLICHE SITTLICHKEIT DEN UMSTÄNDEN ENTSPRECHEND?

Nicht damit zufrieden, das biblische Christentum seiner notwendigen, unentbehrlichen Begebenheiten zu berauben, wie der Persönlichkeit seines Gottes und seiner Wunder, möchten viele dieser modernen Theologen gern die christliche Religion auch noch ihrer hohen Maßstäbe und Grundsätze berauben. So sagte der „Ehrlich-gegen-Gott“-Bischof Robinson, als er als Zeuge aufgerufen war, er sehe nichts Anstößiges oder Ärgerniserregendes an einem Buch, das Ehebruch in einem günstigen Licht darstellt; und mehr als das, er ist ein Mitglied der englischen Gesellschaft zur Reform des Gesetzes gegen Homosexualität, die Homosexualität unter damit einverstandenen Erwachsenen als gesetzlich erklären lassen will.6 Ob gewisse sexuelle Handlungen falsch sind oder nicht, hängt seiner Meinung nach ganz davon ab, ob „Liebe“ inbegriffen ist.

Doch hier lassen die Christlichen Griechischen Schriften wiederum nicht mehr als eine Möglichkeit zu, wie man ein Christ sein kann. Für Jesus war die Sittlichkeit nicht etwas, was den Umständen entsprechend sein konnte. Gewisse Handlungen waren an sich, von sich aus, richtig oder falsch. So verurteilte er bedingungslos, eine Frau aus irgendwelchen anderen Gründen als Ehebruch durch Scheidung zu entlassen. Weit davon entfernt, einen weiten Spielraum für sexuelle Freuden zu gewähren, stellte Jesus einen äußerst hohen Maßstab auf, wie man es aus den Worten seiner Bergpredigt erkennen kann: „Jeder, der fortwährend eine Frau ansieht, um so in Leidenschaft zu ihr zu entbrennen, [hat] in seinem Herzen schon mit ihr Ehebruch begangen.“ — Matth. 5:28, 31, 32; 19:3-9.

Wenn Jesus so sexuelle Freizügigkeit mit dem anderen Geschlecht verurteilte, wieviel mehr muß er gegen sexuelle Freizügigkeit mit gleichgeschlechtlichen Partnern gewesen sein! Daß Homosexuelle sexuell freizügig eingestellt sind, kann man daraus ersehen, daß sie ständig nach neuen Partnern Ausschau halten. Wer hat je von zwei Homosexuellen gehört, die ihren fünfzigsten „Hochzeitstag“ feierten? Es ist eine Tatsache, ihre sexuelle Freizügigkeit wirft kein geringes gesellschaftliches Problem auf, wie das aus einem Bericht ersichtlich ist, der in einer führenden wöchentlichen Ärztezeitschrift erschien: „Homosexualität erweist sich als eine neue und wesentliche Quelle von Geschlechtskrankheiten, besonders in den Städten.“7

Es steht außer Frage, wenn wir von der Bibel aus und auch aufgrund der Früchte der Homosexualität urteilen, zu denen auch ein Mangel an geistiger Kraft und Gefühlsstärke und an Beständigkeit zu zählen sind, daß solche Handlungen mit dem Christentum unvereinbar sind. Der Apostel Paulus, nicht die modernen Theologen, machte von der rechten Möglichkeit, der christlichen Möglichkeit, Gebrauch, die Homosexualität zu betrachten: „Desgleichen verließen auch die männlichen Personen den natürlichen Gebrauch der weiblichen Person und entbrannten in ihrer Wollust zueinander, Männliche mit Männlichen, indem sie unzüchtige Dinge trieben und an sich selbst die volle Vergeltung empfingen, die ihnen für ihre Verirrung gebührte.“ — Röm. 1:27.

DER CHRISTLICHE AUFTRAG

„Gibt es mehr als eine Möglichkeit, ein Christ zu sein?“ ist eine Frage, die auch passenderweise hinsichtlich des christlichen Auftrags gestellt werden kann. Möglicherweise findet sich dieser Auftrag nirgends in knapperer Form zum Ausdruck gebracht als in Matthäus 28:19, 20, wo man Jesu Worte findet: „Geht daher hin und macht Jünger aus Menschen aller Nationen, indem ihr sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes tauft und sie lehrt, alles zu halten, was ich euch geboten habe.“

Doch der deutsche Theologe Schleiermacher, der vor etwa 150 Jahren lebte und, wie es scheint, den Weg für die modernen liberalen Theologen bahnte, kam wegen seiner „liberalen politischen Tätigkeit“ mit der preußischen Regierung in Schwierigkeiten.8 Und heute finden wir Geistliche, die sich auf der ganzen Erde mit Politik befassen und für alle möglichen weltlichen Angelegenheiten eintreten.b Der verstorbene Albert Schweitzer war ein protestantischer Geistlicher, der seinen Glauben an die übernatürlichen Begebenheiten des Lebens Christi verloren hatte, sein Pastorat verließ, Medizin studierte und dann nach Afrika ging, um den leiblichen, den medizinischen Bedürfnissen der Afrikaner zu dienen.

Viele Missionare folgen seinem Beispiel, indem sie sich den leiblichen statt den geistigen Nöten der Menschen widmen. Sie werden gelobt, weil sie sich um die „wirklichen Nöte der Menschen“ sorgen.9 Über diese Entwicklung berichtet ein vierteljährlich erscheinendes Missionarblatt: „Der evangelische Missionar ist oft in eine Lehr- oder Beraterrolle oder zu irgendeiner ähnlichen Aufgabe gezwungen, wobei es für ihn schwierig ist, einen unmittelbaren Evangelisationsdienst zu leisten.“10

Aber hatte das Jesus im Sinn, als er seine ersten Jünger beauftragte, andere zu lehren, das zu tun, was er sie zu tun gelehrt hatte? Es stimmt, zeitweise diente Jesus den leiblichen Bedürfnissen der Menschen, doch das geschah völlig beiläufig neben den von ihm dargereichten geistigen Wohltaten und wurde auf übernatürliche Weise bewirkt und in erster Linie, um seinen göttlichen Auftrag nachzuweisen. Seine Hauptaufgabe war die eines Lehrers; deshalb wird er auch in der Bibel etwa vierzigmal so genannt, während er nur einmal als „Arzt“ angesprochen wird. Auch er sprach bei einer anderen Gelegenheit einmal von sich selbst als ein solcher, aber als Arzt, der geistige Krankheiten, nicht körperliche, heilte. — Luk. 4:23; Matth. 9:9-13; 23:8.

Seine ersten Jünger verstanden das alles auf diese Weise. Der Bericht über ihre Tätigkeit zeigt, daß der Nachdruck immer auf die „Torheit dessen, was gepredigt wird“, gelegt wurde, wodurch Menschen gerettet werden könnten. Und alle predigten; man kannte keine Unterscheidung zwischen Geistlichen und einer Laienschaft. — 1. Kor. 1:21; Apg. 8:4; Röm. 10:9-15.

WARUM SO VIELE ANSICHTEN?

Aus dem Vorangegangenen ersehen wir deutlich, daß es nicht viele Möglichkeiten gibt, ein Christ zu sein, sondern es gibt nur eine einzige. Ein Christ glaubt an einen persönlichen Gott. Er hat Glauben an die in Gottes Wort aufgezeichneten Wunder, er läßt sich von den in diesem Wort dargelegten Grundsätzen leiten, und er erkennt den Auftrag an, zu gehen und aus anderen Menschen Jünger zu machen. Wenn das so ist, worauf sind dann jene anderen und viele weitere Ansichten von Menschen, die „christliche“ Prediger, Theologen, zu sein beanspruchen, die den klaren Darlegungen des Wortes Gottes geradezu entgegengesetzt sind, zurückzuführen?

Die Bibel, die Vernunft und die Tatsachen geben uns logische Antworten. Zum Beispiel haben wir die Worte des Apostels Paulus: „Glaube ist nicht ein Besitz aller Menschen.“ Was könnte verständlicher sein als das? Und da er an einer anderen Stelle sagt: „Wir [Christen] wandeln durch Glauben, nicht durch Schauen“, ist zu erwarten, daß die, die keinen Glauben haben, unfähig sind, die Bibel als das inspirierte Wort Gottes zu verstehen, wertzuschätzen und anzunehmen. — 2. Thess. 3:2; 2. Kor. 5:7.

Überdies sagt uns Gottes Wort: „Wenn nun die gute Botschaft, die wir verkünden, tatsächlich verhüllt ist, so ist sie unter denen verhüllt, die zugrunde gehen, unter denen der Gott dieses Systems der Dinge den Sinn der Ungläubigen verblendet hat, damit das erleuchtende Licht der herrlichen guten Botschaft über den Christus, der das Bild Gottes ist, nicht hindurchstrahle.“ Ja, was könnten wir anderes erwarten, da Satan „die ganze bewohnte Erde irreführt“, „die Gestalt eines Engels des Lichts“ annimmt, um so viele zu verführen? — 2. Kor. 4:3, 4; Offb. 12:9; 2. Kor. 11:14.

Ein anderer Grund für die Einstellung dieser „liberalen“ Theologen scheint ihre Besorgtheit zu sein zu gefallen, daß jene, die sich mit weltlicher Weisheit vollgesogen haben, gut von ihnen denken, und so machen sie alle Arten von Zugeständnissen. Sie nehmen den Standpunkt ein, daß der „Zeitgenosse“ oder der „intelligente Mensch“ nicht an einen persönlichen Gott noch an Wunder glauben kann und es auch nicht tut. Doch darin irren sie sich bedauerlicherweise. So berichtet ein gängiges Buch, daß „in den letzten Jahren eine große Anzahl Bücher erschienen sind, in denen Wissenschaftler von sehr unterschiedlicher Art ihrer Überzeugung von der Wahrheit des Christentums begründeten Ausdruck gegeben und nicht nur behauptet haben, daß das Christentum und die Wissenschaft miteinander vereinbar sind, sondern auch, daß nur im Licht der christlichen Lehre die Ausbeute und die Errungenschaften der Wissenschaft als sinnvoll betrachtet werden können“.11

Ein weiterer Grund, den wir noch erwähnen könnten, warum diese neuzeitlichen Theologen gern hätten, daß es noch andere Möglichkeiten gäbe, wie man ein Christ sein könnte, außer der Möglichkeit, die die Christlichen Griechischen Schriften deutlich anzeigen, ist der, daß sie der Weisheit dieser Welt, wie zum Beispiel der Philosophie und der Psychologie, den Vorrang geben. Ja, man sagt sogar, daß Paul Tillich sich die Philosophie als Aufgabenbereich erwählte und das evangelisch-lutherische Dienstamt als Zugang benutzte.1

Hierfür finden sie kein Beispiel in der Bibel, auf das sie sich berufen könnten. Der Apostel Paulus kam nicht mit menschlicher Weisheit, sondern mit der Weisheit Gottes, damit sich der Glaube seiner Hörer auf das Wort Gottes und nicht auf Menschen stützte. Er zeigte gut, daß „nicht viele, die dem Fleische nach Weise sind, berufen wurden, ... sondern Gott hat das Törichte der Welt auserwählt, damit er die Weisen beschäme“. — 1. Kor. 1:26, 27; 2:1-16.

Ein weiterer Grund, warum es solche unterschiedlichen Anschauungen darüber gibt, was ein Christ ist, ist darin zu finden, daß viele nicht verstehen, warum Gott Übles oder Böses zugelassen hat, und so sind sie von den Argumenten der Atheisten und anderer eingenommen, daß Gott nicht existiere oder daß er nicht eine Person sein könne oder daß er zumindest nicht unsere Anbetung verdiene, denn entweder sei er nicht allmächtig oder er sei nicht gerecht und liebevoll, weil er sonst dem Bösen ein Ende bereiten würde. Die Bibel zeigt jedoch, daß Gott gute Gründe hat, warum er Übles und Böses zuläßt, und daß er zu seiner bestimmten Zeit ihnen ein Ende setzen wird.

Und was am ernstesten von allem ist, ist die Frage der Ehrlichkeit. Warum benutzen Menschen, die praktisch Atheisten sind, in ihrer Sprache beständig weiterhin religiöse Begriffe? Einige von ihnen geben sogar ihre Unaufrichtigkeit zu, wie es ein Professor der Theologie tat: „Ich würde darum bitten, meiner Amtstracht entkleidet zu werden, wenn das in stiller nicht Anstoß erregender Weise geschehen könnte, doch das geht nicht ... Wenn jemand wegen eines Namens streiten will, dann nehme ich an, müßte ich zugeben, daß ich eben kein Christ bin.“12 Es ist bestimmt eine handfeste Unehrlichkeit, sich selbst als „christlicher Atheist“ zu bezeichnen.

Die Bibel und die Vernunft machen die Sache klar. Sie zeigen, daß wahre Christen Glauben an einen persönlichen Gott haben und daran, daß er selbst Wunder wirkt oder seine Diener auf der Erde veranlassen kann, sie zu tun; sie erkennen die hohen Grundsätze, die Jesus Christus darlegte, an und führen den Auftrag, zu predigen und zu lehren, aus. Es gibt keine andere Möglichkeit, die mit Gottes Wort in Einklang ist, wie man ein Christ sein kann.

QUELLEN

1 Time, 29. Oktober 1965, Seite 80.

2 In der Tiefe ist Wahrheit — Paul Tillich (1949), Seite 63, 65.

3 Honest to God — J. A. T. Robinson (1963), Seite 13, 14.

4 Neues Testament und Mythologie — Bultmann.

5 The Koran, Sure 17, Vers 59, Ali-Version.

6 The New Yorker, 20. November 1965.

7 Medical World News, 9. Juni 1961.

8 Encyclopedia Americana (1956), Vol. 24, Seite 378.

9 The Christian Century, 8. Dezember 1965.

10 International Review of Missions, Januar 1966, Seite 88.

11 The Secularization of Christianity, E. L. Mascall (1966), Seite 193.

12 The New Yorker, 13. November 1965.

[Fußnoten]

a Joh. 8:42; 14:28; Matth. 6:6-15; Joh. 3:35; 16:27; Matth. 18:10.

b Siehe Erwachet! vom 8. und 22. November 1966.

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