Die neuzeitliche Erfüllung des „Groschens“
1. Warum muß sich aufgrund der Geschehnisse zu Pfingsten des Jahres 33 u. Z. das Gleichnis vom „Groschen“ noch endgültig erfüllen?
WAS vor neunzehnhundert Jahren den Arbeitern im „Weingarten“ der damaligen Nation Israel widerfuhr, ist in diesen letzten Tagen auch der sogenannten Christenheit widerfahren. Die unter dem mosaischen oder dem Gesetzesbund stehende Nation Israel, der damalige „Weingarten“, war ein Vorbild; viele ihrer Erfahrungen waren prophetische „Schatten“ künftiger Dinge. (1. Kor. 10:1-6, 11; Kol. 2:16, 17; Hebr. 10:1) Auch erfüllte sich die Prophezeiung aus Joel 2:28-32, die der Apostel Petrus vor neunzehnhundert Jahren zu Pfingsten anführte, als der symbolische „Groschen“ ausgezahlt wurde, nicht vollständig. Demnach muß es noch eine größere, endgültige Erfüllung von Joel 2:28 bis 32 geben. Das würde bedeuten, daß sich auch Jesu Gleichnis vom „Groschen“ in den „letzten Tagen“ dieses Systems der Dinge nochmals, und zwar endgültig, erfüllen müßte. (Apg. 2:17, 18; 1. Tim. 3:1-5) Wie die Tatsachen zeigen, ist dies auch der Fall.
2, 3. (a) Von wann an wurde der „Groschen“ allmählich nicht mehr gebraucht? (b) Was beansprucht die Christenheit zu sein, in wessen Dienst glaubt ihre Geistlichkeit zu stehen, und warum?
2 Den prophetischen Worten nach Jesaja 5:1-7 entsprechend verwarf Jehova Gott seinen aus natürlichen, beschnittenen Israeliten bestehenden, als Vorbild dienenden „Weingarten“ vor neunzehnhundert Jahren. Seither hat er einen geistigen „Weingarten“ gepflanzt, von dem Jesus Christus der Weinstock, gewissermaßen der Hauptstamm, ist und dessen wahre Nachfolger die Zweige sind. (Joh. 15:1-8) Er hat nun ein geistiges „Israel Gottes“, das nicht unter dem alten oder dem Gesetzesbund steht, der hinweggetan wurde, als Jesus starb, sondern das unter dem neuen Bund steht, dessen himmlischer Mittler Jesus Christus ist. (Matth. 26:26-28; Luk. 22:19, 20; 1. Tim. 2:5, 6) Nach dem Tode der Apostel Christi, am Ende des ersten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung, hörte man allmählich auf, von dem symbolischen „Groschen“, der zu Pfingsten ausgezahlt worden war, Gebrauch zu machen. In der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung wurde die Religionsorganisation der Christenheit gegründet. Sie hat sich seither zu einem weltweiten System entwickelt, das aus vielen Glaubensgemeinschaften besteht, die von katholischen, orthodoxen und protestantischen Kirchenführern oder Geistlichen geleitet werden.
3 Die Christenheit setzt sich aus Geistlichen und Laien zusammen und ist — wie die Religionsorganisation des Volkes Israel in den Tagen Jesu Christi und seiner Apostel — in verschiedene religiöse Sekten aufgespalten. Sie behauptet, das geistige Israel Gottes zu sein und deshalb mit Gott in dem durch den Mittler Jesus Christus geschlossenen neuen Bund zu stehen. Sie behauptet ferner, der geistige „Weingarten“ Gottes zu sein, und ihre sektiererischen Kirchen dienen angeblich als „Zweige“ am Weinstock Jesus Christus. Ihre Geistlichkeit, bestehend aus ihren ordinierten Priestern und Predigern, gibt somit vor, im „Weingarten“ Gottes, des Höchsten, zu arbeiten. Die einzelnen Geistlichen sind von ihrer Religionsgemeinschaft formell in ihr Amt eingesetzt und mit der Leitung einer aus Laien bestehenden religiösen Herde betraut worden. Ihr geistliches Amt und die damit verbundenen Verpflichtungen sind ihr Beruf, ihre Hauptbeschäftigung. Sie betrachten sich deshalb als Vollzeitdiener Gottes. Einmal ordiniert oder in ihr Amt eingesetzt, betrachten sie sich als Geistliche auf Lebenszeit, und sie gelten noch als solche, selbst wenn sie in den Ruhestand getreten sind.
4. Welche Gruppe der für die Arbeit im Weingarten Gottes eingestellten Arbeiter bildet die Geistlichkeit der Christenheit gemäß ihren eigenen Behauptungen, und welche Stellung nehmen in ihren Augen Gott hingegebene, getaufte Christen ein, die nicht im Range eines Geistlichen stehen?
4 Gemäß ihren Behauptungen sind diese Geistlichen die „ersten“, das heißt die, welche für einen ganzen Tag für die Arbeit in Gottes „Weingarten“, dem geistigen Israel, eingestellt worden sind. Personen, die sich nur zeitweise auf religiösem Gebiet betätigen, nehmen ihrer Meinung nach eine untergeordnete Stellung ein und verdienen weniger Lohn. Gott hingegebene, getaufte Christen, die Gottes Königreich predigen, ohne an ihren Seminaren ausgebildet und von ihnen ordiniert worden zu sein, ohne von ihnen einen bestimmten Titel und Grad empfangen zu haben und zu ihren Kanzeln zugelassen worden zu sein, werden von ihnen verachtet. Da diese ordinierten Geistlichen der Christenheit die Tatsache, daß alle Gott hingegebenen, getauften Christen Zweige am Weinstock Jesus Christus sind und als geistige „Priester“ Gottes Frucht tragen sollten, aus den Augen verloren haben, blicken sie auf diese Christen herab. Sie betrachten sie als die „letzten“, die eine rechtsgültige Zuteilung im Dienste Gottes empfangen haben, das heißt für die Arbeit in Gottes geistigem „Weingarten“ eingestellt worden sind. Diese ergebenen Diener Gottes werden im allgemeinen als ungelehrte, unwissende „Laien“ betrachtet und deshalb zu den Kanzeln der Christenheit nicht zugelassen.
5. Welche erst in jüngster Zeit organisierte christliche Gruppe befand sich unter denen, die so betrachtet wurden, und was widerfuhr ihr auf Veranlassung der Geistlichkeit im Ersten Weltkrieg?
5 Zu diesen von der ordinierten Geistlichkeit der Christenheit Verachteten gehörte auch eine Gruppe Gott hingegebener Christen, die sich von der Christenheit abgesondert hatte, dennoch aber in unserer Zeit, im zwanzigsten Jahrhundert, sehr bekannt wurde. Diese Christen, die sich in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts organisierten, bildeten zunächst nur eine kleine Gruppe. Im Jahre 1884 gründeten sie die heute als Watch Tower Bible & Tract Society of Pennsylvania bekannte Gesellschaft, die ihnen als Herausgeber und administrative Körperschaft diente. Sie wurden als Internationale Bibelforscher bekannt. Geistliche der Christenheit bezeichneten diese Bibelforscher verächtlich als Prediger und Ausleger des Wortes Gottes und bekämpften und behinderten deren eifrige Verkündigung des Königreiches Gottes. Während der Wirren des Ersten Weltkrieges gelang es ihnen schließlich zu bewirken, daß der Präsident und der Sekretär-Kassierer der Watch Tower Society sowie einige ihrer Redaktionsmitglieder in eine amerikanische Bundesstrafanstalt eingeliefert wurden. Auch ihre religiösen Schriften wurden in verschiedenen Ländern ganz oder teilweise verboten.
NICHT DER „GROSCHEN“
6. Warum sah es so aus, als ob diese Christen die „letzten“ wären, die eingestellt worden waren, und was dachten sie selbst über die „elfte Stunde“?
6 Da diese Gott hingegebenen christlichen Bibelforscher erst sehr spät und auf ungewöhnliche Weise auf der Weltbühne der Religion auftraten, schien es so, als ob sie die „letzten“ wären, die der große Hausherr, Jehova Gott, für die Arbeit in seinem geistigen „Weingarten“, dem wahren, richtig organisierten Christentum, eingestellt hatte. Das war vor allem deshalb der Fall, weil im Jahre 1914, in dem Jahr, in dem der Erste Weltkrieg ausbrach, die Zeiten der Nationen abgelaufen waren. (Luk. 21:24) Aufgrund der Prophezeiungen über das Ende dieses Systems der Dinge und aufgrund der Verschlechterung der Weltverhältnisse während des Ersten Weltkrieges nahmen diese christlichen internationalen Bibelforscher an, die letzte oder „elfte Stunde“ für die Arbeit im geistigen „Weingarten“ Jehovas Gottes gehe bald zu Ende. Sie waren schon lange an Jesu Gleichnis vom Weingarten und vom Groschen interessiert gewesen, und Zions Wacht-Turm wies schon in seiner (englischen) Ausgabe vom April 1881, auf Seite 7, unter der Überschrift „1000 Prediger gesucht“ auf dieses Gleichnis und auf die „elfte Stunde“ hin und forderte zur Arbeit auf.
7. Welches Buch veröffentlichte die Watch Tower Society im Juli 1917, und welche Verbindung sollte zwischen ihm und dem symbolischen „Groschen“ angeblich bestehen?
7 Im Juli des Jahres 1917, also mitten im Krieg, veröffentlichte die Watch Tower Bible & Tract Society (in Englisch) das Buch Das vollendete Geheimnis.a Dieses Buch war der siebente und letzte Band der siebenbändigen Serie der Schriftstudien. Da man glaubte, der Überrest der christlichen Kirche werde nun bald in die himmlische Herrlichkeit eingehen, betrachtete man dieses Hilfsmittel zum Studium (Das vollendete Geheimnis) und die damit verbundenen Dienstvorrechte als den symbolischen „Groschen“, den die treuen „Weingarten“-Arbeiter als Lohn empfangen hätten, bevor sie die Erde verlassen würden. Auf der 2. Seite, der Impressumseite, der englischen Ausgabe dieses Buches war sogar eine einem Groschen ähnliche vergrößerte Münze abgedruckt. Die Inschrift darauf lautete: „Dem König aller Könige und Herrn aller Herren zum Besten seiner ihm geweihten ‚Heiligen‘, die da warten auf die Kindschaft, und ‚aller, die an allen Orten den Namen unseres Herrn Jesu Christi anrufen‘, ‚der Hausgenossen des Glaubens‘ und der harrenden Kreatur, die zusammenseufzt und in Geburtswehen liegt, wartend auf die Offenbarung der Söhne Gottes, ist dieses Werk gewidmet.“ Ebenfalls im Jahre 1917 erschien in der Dezember-Ausgabe des Wacht-Turms (Seite 197) eine Abhandlung unter der Überschrift „Der Groschen“, in der gesagt wurde, das Buch Das vollendete Geheimnis und die damit verbundenen „Ehren“ seien der symbolische „Groschen“.b
8. (a) Was ahnten die Herausgeber jedoch nicht, als man dem „Groschen“ diese Bedeutung gab? (b) Was geschah nach der Veröffentlichung des Buches Das vollendete Geheimnis in Kanada und in den Vereinigten Staaten?
8 Als diese Erklärung, nach der Das vollendete Geheimnis, der siebente Band, der „Groschen“ sein sollte, erschien, erwartete oder ahnte jedoch niemand, daß im darauffolgenden Jahr (1918) der Erste Weltkrieg enden und eine längere Friedenszeit folgen würde, in der der gesalbte Überrest noch hier auf der Erde, nicht in himmlischer Herrlichkeit, sein würde. Siebentausend Bibelforscher wurden organisiert, um Das vollendete Geheimnis von Haus zu Haus zu verbreiten.c Im Frühling des Jahres 1918 wurde dieses Buch jedoch in den Vereinigten Staaten und in Kanada verboten. Es wurde sogar von der Regierung der Vereinigten Staaten, die damals mit Deutschland Krieg führten, als Mittel benutzt, um die Leiter der Internationalen Bibelforscher in die Bundesstrafanstalt Atlanta (Georgia) einsperren zu lassen.
9. Was geschah in Verbindung mit dem Buch Das vollendete Geheimnis nach dem Ersten Weltkrieg, und was stellte sich schließlich in Verbindung mit dem „Groschen“ heraus?
9 Das Werk dieser christlichen Bibelforscher wurde also durch das Vorgehen der Regierung, durch den Widerstand der Geistlichkeit, durch religiöse Verfolgung und durch die kriegsbedingte Unterbrechung von Verbindungen stark behindert. Im Frühjahr 1919 wurden die Vertreter der Watch Tower Society aus der Bundesstrafanstalt entlassen und die Verbindungen mit den Zweigbüros der Watch Tower Society wiederhergestellt. Im Jahre 1920 wurde das Verbot des siebenten Bandes aufgehoben, und so konnte Das vollendete Geheimnis in den Vereinigten Staaten wieder verbreitet werden. Vom Jahre 1927 an wurden Das vollendete Geheimnis und die anderen sechs Bände der Schriftstudien jedoch nicht mehr veröffentlicht. Sie wurden durch neue, nach dem Krieg erschienene Hilfsmittel zum Bibelstudium ersetzt. Im Verlauf von zehn Jahren hatte es sich also herausgestellt, daß der siebente Band und der damit verbundene ehrenhafte Dienst in Wirklichkeit nicht der Groschen waren.
10. Was begann man vom Jahre 1925 an in Verbindung mit Jehovas Namen zu erkennen, und wie erreichte diese Erkenntnis im Jahre 1931 einen Höhepunkt?
10 Unterdessen, nämlich seit dem Jahre 1925, hatten diese christlichen Bibelforscher allmählich erkannt, daß die Rechtfertigung des göttlichen Namens Jehovas durch Gottes neugeborenes messianisches Königreich das bedeutendste Vorhaben Gottes ist. Schon vom Jahre 1922 an waren sie wiederholt auf Jesaja 43:10-12 hingewiesen worden, um ihnen zu zeigen, daß sie in den ihnen noch verbleibenden Tagen auf der Erde Zeugen Gottes, des Herrn, sein sollten.d Das Werk des Zeugnisgebens für seinen Namen trat für sie immer mehr in den Vordergrund. Diese Entwicklung erreichte im Jahre 1931 ihren Höhepunkt, als diese vielgeschmähten Bibelforscher auf ihrem internationalen Kongreß in Columbus (Ohio) einer Resolution zustimmten, durch die sie den in Jesaja 43:10-12 angedeuteten Namen „Jehovas Zeugen“ annahmen.
11. Was dachte man nun, nachdem es sich erwiesen hatte, daß Das vollendete Geheimnis und die damit verbundenen Vorrechte nicht der „Groschen“ waren, über die Verleihung des Namens „Jehovas Zeugen“, und warum?
11 Das Werk der Einsammlung des gesalbten Überrests der Erben des himmlischen Königreiches Gottes schien beinahe zu Ende zu sein. Es schien also, als ob die Verleihung des biblisch begründeten Namens im Jahre 1931 eine Belohnung für die Beteiligung an der harten christlichen Arbeit sei, die seit 1919, also seit zwölf Jahren, geleistet worden war. Das Buch Das vollendete Geheimnis und die mit seiner Verbreitung verbundene Ehre waren, wie es sich gezeigt hatte, nicht der „Groschen“ gewesen. Konnte also nicht die Verleihung des neuen Namens an die Internationalen Bibelforscher der „Groschen“ sein?
12. Was sagte Der Wachtturm Ende 1933 über den „Groschen“?
12 In den Ausgaben der Zeitschrift Der Wachtturm und Verkünder der Gegenwart Christi vom 15. Dezember 1933 und vom 15. Januar 1934 erschien ein zweiteiliger Hauptartikel unter dem Titel „Der Lohn der Arbeiter“, in dem Jesu Gleichnis vom Weingarten behandelt wurde. Im zweiten Absatz des ersten Teils dieses Artikels hieß es: „Die Arbeiter sind die, die im Tempel sind, um gerichtet zu werden, und die in dem Königreichsdienste sich betätigen; der Lohn oder der Groschen ist die Ehre, den neuen Namen zu erhalten, den Jehova seinem Volke gibt.“ (Seite 371) In Absatz 21, Seite 376, hieß es: „Kein größerer Lohn hätte Geschöpfen auf der Erde gezahlt werden können, als durch den Mund Jehovas einen Namen zu empfangen; dieser Name zeigt das enge und vertrauliche Verhältnis zwischen Jehova und seinem treuen Volke. Niemals zuvor hat er Geschöpfen einen solchen Lohn gegeben.“
13. Wen erkannte man im Jahre 1937 ebenfalls als Zeugen Jehovas, und in welche Klasse stufte das Buch Die Neue Welt (1942) die die „große Volksmenge“ bildenden heutigen „anderen Schafe“ ein?
13 Im Jahre 1937 erkannte man jedoch, daß auch die treuen Propheten und andere, die ihre Lauterkeit bewahrt hatten — von Johannes dem Täufer bis zurück zu Abel, dem ersten Märtyrer —, ebenfalls Zeugen Jehovas, „eine so große Wolke von Zeugen“ waren. (Hebr. 11:1 bis 12:1, Elberfelder Bibel) Das Buch Die Neue Welt, das dann im Jahre 1942 veröffentlicht wurde, wies darauf hin, daß auch die „anderen Schafe“, die die in Offenbarung 7:9, 10 vorhergesagte „große Volksmenge“ bilden, Zeugen Jehovas sind. (Seiten 368, 369, 377) Heute werden diese „anderen Schafe“, die eingesammelt und zu Gefährten des gesalbten Überrests gemacht worden sind, allgemein zu den Zeugen Jehovas gerechnet. Als was haben sie sich gemäß den geschichtlichen Tatsachen seit dem Jahre 1935 erwiesen, wenn nicht als Zeugen Jehovas? Was sind sie, wenn nicht Zeugen Jehovas der Neuzeit?
14. Was erkannte man deshalb in bezug auf den Namen „Jehovas Zeugen“, und wurde solch ein „neuer Name“ zu Pfingsten des Jahres 33 u. Z. verliehen?
14 Hieraus erkennen wir, daß sich der Name „Jehovas Zeugen“ nicht ausschließlich auf den gesalbten Überrest anwenden läßt und dieser den wahren Christen verliehene neue Name deshalb nicht der symbolische „Groschen“ des Gleichnisses Jesu sein kann. Am Pfingsttag des Jahres 33 u. Z. war nicht der „neue Name“ der „Groschen“; denn als Angehörige des in Jesaja 43:1-12 erwähnten auserwählten Volkes Jehovas waren die jüdischen Jünger Jesu Christi schon von Geburt Zeugen Jehovas.
15. (a) Was hilft uns heute besser verstehen, was der „Groschen“ ist? (b) Wann und wie kam in der Neuzeit der „Abend“ und damit das Ende der Tagesarbeit im Weingarten?
15 Seit dem Jahre 1933 und dem Beginn der grausamen Verfolgung der Zeugen Jehovas unter dem nationalsozialistischen Regime Adolf Hitlers sind nun vierunddreißig Jahre vergangen. Wenn wir daran denken, wie sich Jesu Gleichnis in den Tagen seiner Apostel, vor neunzehnhundert Jahren, zum ersten Mal erfüllte, können wir heute besser verstehen, was der „Groschen“ ist. In der neuzeitlichen Erfüllung des Gleichnisses kam der „Abend“ und damit das Ende des 12-Stunden-Arbeitstages während des Ersten Weltkrieges, der das Ende der im Herbst des Jahres 1914 abgelaufenen Zeiten der Nationen kennzeichnete. Die Vollzeitarbeiter, die „ersten“ die eingestellt worden waren, die Geistlichkeit der Christenheit, richteten ihre Bemühungen auf die Kriegsunternehmungen der sich bekämpfenden Nationen. Das Werk derer, die als „Letzte“ eingestellt worden waren, wurde im Jahre 1918 durch das Verbot der Wachtturm-Schriften und die Inhaftierung der Beamten der Internationalen Bibelforscher praktisch lahmgelegt. Diese Lahmlegung entsprach dem Tode Jesu und der Zerstreuung seiner Jünger.
VON DEM „GROSCHEN“ BIS JETZT GEBRAUCH GEMACHT
16. (a) Wann war somit die Lohnauszahlung zu erwarten? (b) Wieso war das Frühjahr 1919 für die Arbeiter wie ein Pfingsten?
16 Am 11. November 1918 endete der Erste Weltkrieg. Die Welt richtete ihre Aufmerksamkeit nun auf den Frieden und den Wiederaufbau in der Nachkriegszeit. Die Gründung des Völkerbundes zur Erhaltung des Weltfriedens und der Sicherheit wurde beantragt. Auf religiösem Gebiet war damals unverkennbar die Zeit gekommen, da sowohl die angeblichen als auch die wirklichen Arbeiter im geistigen Weingarten Jehovas ihren Lohn erhalten sollten! Was würde der „Groschen“ sein, der ihnen in der Nachkriegszeit gegeben würde? Das Frühjahr 1919 war für die, die als „Letzte“ für die Arbeit im „Weingarten“ eingestellt worden waren, wie ein Pfingsten. Für die christlichen Internationalen Bibelforscher war es wie eine Auferstehung von den Toten. Am 26. März 1919 wurden ihre Beamten und Redaktionsmitglieder aus dem Gefängnis entlassen. Das Nachkriegswerk wurde unverzüglich geplant; die „Weingarten“-Arbeiter wurden in der ganzen Welt wieder organisiert; vom 1. bis 8. September 1919 fand in Cedar Point (Ohio) der erste Kongreß statt, bei dessen öffentlichem Vortrag 7000 Personen zugegen waren, und vom 1. Oktober 1919 an wurde außer der Zeitschrift Der Wacht-Turm eine neue Zeitschrift (in Englisch), Das Goldene Zeitalter (heute als Erwachet! bekannt), veröffentlicht. Diese Belebung der Internationalen Bibelforscher zu neuer Tätigkeit auf religiösem Gebiet rief in der Christenheit Staunen und Bestürzung hervor.
17. Was war für die als „Letzte“ eingestellten Arbeiter demnach der „Groschen“?
17 Auf diese Weise wurde also — wie zu Pfingsten vor 1900 Jahren — denen, die als Letzte für die Arbeit in Jehovas geistigem „Weingarten“ eingestellt worden waren, der „Groschen“ ausgezahlt. Gottes messianisches Königreich war am Ende der Zeiten der Nationen, im Jahre 1914, im Himmel geboren worden, und der „Groschen“, der den Weingarten-Arbeitern ausbezahlt wurde, war das Vorrecht und die Ehre, von dieser Zeit an bis zu dem bevorstehenden „Krieg des großen Tages Gottes, des Allmächtigen“, dem Krieg von Harmagedon, als gesalbte Gesandte des neugeborenen messianischen Königreiches Gottes zu dienen. Diese Gesandten wurden in ihrem Dienst von Gottes heiligem Geist unterstützt. Als Gesandte erhielten sie auch das Vorrecht, Matthäus 24:14 zu erfüllen, das heißt, diese gute Botschaft von Gottes neugeborenem messianischem Königreich auf der ganzen bewohnten Erde zu predigen, allen Nationen zu einem Zeugnis, bevor das Ende dieses Systems der Dinge kommt. (Offb. 16:14-16; Mark. 13:10) Von welch hohem Wert dieser „Groschen“ für sie doch war!
18. Wer murrte wegen dieser Entwicklung, und wozu führte das schließlich?
18 Die Geistlichkeit der Christenheit, des angeblichen Weingartens Gottes, murrte gegen diese Art der Bezahlung des geistigen Lohnes, und ihr Murren kam in der Verfolgung der Königreichsprediger zum Ausdruck. Die Geistlichkeit hätte sich an diesem Königreichszeugnis beteiligen können, aber sie verwarf Gottes neugeborenes Königreich, indem sie in ihren Predigten für den Völkerbund als den „politischen Ausdruck des Königreiches Gottes auf Erden“ eintrat. Sie unterhielt freundschaftliche Beziehungen zu den weltlichgesinnten Politikern.
19. Wer wird sich als die „letzten“ erweisen, die den „Groschen“ annehmen?
19 Der gesalbte Überrest der Königreichserben, zu denen auch die gehören, die Jehova Gott seit 1919 hinzugefügt hat, sind für den „Groschen“, der ihnen ausgezahlt wurde, dankbar. Sie haben von ihm seit seiner Auszahlung im Jahre 1919 Gebrauch gemacht und schätzen seinen Wert immer mehr. Die Geistlichen der Christenheit beweisen, daß sie die „letzten“ sind, die den kostbaren „Groschen“ annehmen, sofern sie ihn überhaupt annehmen, bevor Babylon die Große (samt der Christenheit) an dem nahe bevorstehenden großen und furchtbaren Tag Jehovas vernichtet wird. — Joel 2:31, 32; Apg. 2:20, 21.
20. Wie sind die ausgezahlten Arbeiter, die bis heute vom Groschen dankbar Gebrauch gemacht haben, bereits belohnt worden?
20 Seit dem Jahre 1935 ist der „Groschen“ vor allem gebraucht worden, um die aus schafähnlichen Menschen bestehende „große Volksmenge“ einzusammeln, die in Offenbarung 7:9-17 vorhergesagt wurde. Diese Menschen haben die Königreichsbotschaft angenommen, die die gesalbten Königreichsgesandten predigen. Bis heute haben sich auf der ganzen Erde bereits rund eine Million von Babylon der Großen abgewandt und sich dem gesalbten Überrest in der Lobpreisung Jehovas und seines messianischen Königs, Jesu Christi, angeschlossen. Welch eine Belohnung der Königreichsgesandten dafür, daß sie den „Groschen“ aus der Hand Jehovas dankbar angenommen und von ihm Gebrauch gemacht haben!
[Fußnoten]
a In der englischen Ausgabe des Wacht-Turms vom 15. Dezember 1917 (Seite 373) hieß es: „Es freut uns, mitteilen zu können, daß der siebente Band bereits in die schwedische und in die französische Sprache übersetzt ist und noch in diesem Monat in Europa gedruckt wird. Sobald wir ihn in diesen oder anderen Sprachen liefern können, werden wir es in dieser Spalte mitteilen. Er wird ferner in die deutsche, polnische und griechische Sprache übersetzt und in einzelnen Teilen in den Wacht-Turm-Ausgaben dieser Sprachen erscheinen. Er wird noch in vier weitere, ja zweifellos noch in viele Sprachen übersetzt werden.“ Im folgenden Abschnitt brachte der Wacht-Turm eine Erklärung über den in Matthäus 20:2-17 erwähnten „Groschen“. Im Jahre 1924 wurde bekanntgegeben, daß Das vollendete Geheimnis nun in englischer, dänisch-norwegischer, finnischer, französischer, deutscher, griechischer, polnischer und schwedischer Sprache erhältlich sei.
b Die Absätze unter der Überschrift „Der Groschen“ lauten: „Indem Bruder Russell das Gleichnis vom Groschen (Matthäus 20, 1—16) im dritten Band der Schrift-Studien [Seite 214] erklärte, führte er an, daß der Groschen sei: Königreichs-Ehren. Psalm 149, 5—9 lesen wir: ‚Es sollen jubeln die Frommen in Herrlichkeit, jauchzen auf ihren Lagern! Lobeserhebungen Gottes seien in ihrer Kehle, und ein zweischneidiges Schwert in ihrer Hand, um Rache auszuüben an den Nationen, Bestrafungen an den Völkerschaften; ihre Könige zu binden mit Ketten, und ihre Edlen mit eisernen Fesseln; an ihnen auszuüben das geschriebene Gericht! Das ist die Ehre aller seiner Frommen.‘ Diesen Psalm erklärend, sagte Bruder Russell, daß die ‚Ehre‘, von welcher hier gesprochen wird, noch auf dieser Seite des Vorhanges den Heiligen gegeben werden würde. Es ist eine große und wunderbare Ehre, jetzt an dem Schwingen des Schwertes (der Botschaft der Wahrheit), welches die Könige, die Herrscher, die Edlen und die Systeme dieser Welt binden wird, teilzunehmen. Jeder, der freudig die ‚Spitze‘ des Schwertes, nämlich Band 7, annimmt und gebraucht (Hesekiel 21, 19—20), empfängt Königreichs-Ehren — Den Groschen.
Seit vielen Jahren war uns der siebente Band versprochen. Alle haben danach ausgeschaut, und danach, daß diejenigen, welche am spätesten in die Wahrheit gekommen sind, im Empfang desselben den ersten gleichgestellt werden sollten.
Das Gleichnis zeigt, daß einige murren und sich beklagen würden. Wie das Gleichnis es zeigt, sehen wir einige murren und den siebenten Band verwerfen. Somit sind sie mit dem Groschen nicht zufrieden, das heißt — mit der Ehre, die der Herr ihnen anbietet, an dem wunderbaren Schlußwerk der Ernte teilzunehmen. Solche sind jetzt nicht in der Ernte tätig, sondern vielmehr im Murren, im Finden von Fehlern und in dem Bemühen, das Werk zu hindern.“
c Im Wacht-Turm vom Januar 1920 (Seite 9) wurde auf die wegen der Kriegsverhältnisse nur in beschränktem Maße durchgeführte Verbreitung des siebenten Bandes hingewiesen. In Absatz zwei und drei hieß es unter anderem: Jeder Leser des Wachtturms wünscht, die Botschaft großer Freude weiterzugeben. Willst du dir diese Gelegenheit zunutze machen?
„Wie soll begonnen werden?
Die Organisation, die die Verbreitung des Siebenten Bandes hatte, war ein wunderbarer Erfolg. Siebentausend der Freunde waren in diesem Werke tätig. Wir bitten die Versammlungen überall, diese Organisation wieder zu beleben und in die rechte Form zu bringen.“
d Am Freitag, dem 8. September 1922, der als „Der Tag“ des zweiten internationalen Kongresses der Internationalen Bibelforscher in Cedar Point (Ohio) bezeichnet worden war, hielt der Präsident der Watchtower Society eine unvergeßliche Ansprache, der der Bibeltext „Das Reich der Himmel ist nahegekommen“ (Matth. 4:17, Elberfelder Bibel) zugrunde lag. Im fünft- und sechstletzten Absatz seiner Ansprache sagte der Präsident J. F. Rutherford:
„Warum soll denn die Botschaft denen gepredigt werden, welche nicht verstehen? Wird dann überhaupt irgend jemand hören? Der Prophet des Herrn antwortet: ‚Führe heraus das blinde Volk, das doch Augen hat, und die Tauben, die doch Ohren haben! Alle Nationen mögen sich miteinander versammeln, und die Völkerschaften zusammenkommen! Wer unter ihnen kann solches verkünden? so mögen sie uns Früheres hören lassen! mögen sie ihre Zeugen stellen und gerechtfertigt werden, daß man es höre und sage: Es ist wahr! Ihr seid meine Zeugen, spricht Jehova, und mein Knecht, den ich erwählt habe: ... und ihr seid meine Zeugen, spricht Jehova, und ich bin Gott.‘ — Jesaja 43:8-12.
Somit sehen wir, daß diejenigen, welche die Tempelklasse bilden, klar gekennzeichnet sind als des Herrn Zeugen zu dieser Zeit, um dem Volke der Erde eine Botschaft des Trostes zu bringen, nämlich, daß das Königreich des Himmels hier ist, und daß Millionen jetzt Lebender niemals sterben werden. Somit wird es erkannt, daß Gott beabsichtigt, daß sein Name groß gemacht werden soll auf der Erde, daß alles Volk es wissen soll, daß er der Herr ist. Somit sehen wir, daß Gott beabsichtigt, in dieser Zeit großer Not ein Volk auf der Erde zu haben, das klar gekennzeichnet ist als getrennt und abgesondert von allen anderen, als seine Zeugen hervortretend und furchtlos die Botschaft hinausrufend: ‚Das Reich der Himmel ist nahe gekommen!‘“
[Bild auf Seite 437]
Aus dem Buch „Das vollendete Geheimnis“
[Bild auf Seite 440]
Von dem Vorrecht, ein Gesandter des Königreiches Gottes zu sein, Gebrauch machen