Fragen von Lesern
● Warum ließ König Salomo Adonija, nachdem er ihm doch vergeben hatte, töten, als dieser Abischag zur Frau haben wollte? — R. F., USA.
Um Salomos Vorgehen zu verstehen, müssen wir die Vorgeschichte kennen. Als David alt und durch sein langes, tatenreiches Leben offenbar sehr schwach geworden war, beschlossen seine Diener, daß die schöne Jungfrau Abischag ihm als Pflegerin und Gefährtin dienen sollte. (1. Kö. 1:1-4) Obwohl David „keinen Verkehr mit ihr“ hatte, galt sie offenbar als seine Frau oder Nebenfrau. Als solche wäre sie nach orientalischer Sitte beim Tode Davids Eigentum des Erben Davids geworden.
Der Bericht über Abischag geht dem Bericht über den mißlungenen Versuch Adonijas (des ältesten damals lebenden Sohnes Davids), an die Macht zu gelangen, unmittelbar voraus. Es scheint, als ob er an dieser Stelle stehe, um Adonijas Vorgehen zu Beginn der Herrschaft Salomos zu beleuchten. Nach seiner Thronbesteigung vergab Salomo Adonija, der sich zum König hatte machen wollen, unter einer bestimmten Bedingung. Später überredete Adonija Bathseba, die Mutter Salomos, geschickt, ihren Sohn darum zu bitten, ihm Abischag zur Frau zu geben. Salomo folgerte, daß der Bitte Adonijas nicht nur der Wunsch nach einer schönen Frau zugrunde liege; er betrachtete sie als einen schlauen Versuch dieses Machträubers, seinen unrechtmäßigen Anspruch auf den Thron Israels zu stärken. Der König widerrief deshalb seine Worte, durch die er Adonija vergeben hatte, und befahl, ihn zu töten. — 1. Kö. 2:13-25.
Folglich handelte Salomo nicht so, weil er maßlos eifersüchtig oder unberechenbar gewesen wäre, sondern weil er seine rechtmäßige Stellung, die er als gesalbter König auf dem „Thron Jehovas“ einnahm, schützen wollte. — 1. Chron. 29:23.