Fragen von Lesern
● Wieso kann gesagt werden, daß Jesus mit einer unvollkommenen Frau vollkommene Kinder hätte hervorbringen können? Hätten die Kinder der Vererbungslehre gemäß nicht Unvollkommenheit von ihrer Mutter ererbt? — F. S., England.
Die Grundlage dafür, so etwas als Möglichkeit anzugeben, bildet das Beispiel der Geburt Jesu. Jesus wurde vollkommen geboren, obwohl er eine unvollkommene Mutter, nämlich Maria, hatte.
Dadurch, daß wir dieses sagen, lehnen wir die wissenschaftlich bewiesene Tatsache nicht ab, daß die Vereinigung eines menschlichen Samens mit einer menschlichen Eizelle oder mit einem Ovum — beides enthält Chromosomen und Gene — schließlich einen neuen Organismus zur Folge hat, der die vererbten Merkmale beider Elternteile aufweist. Dieser Vorgang ist beobachtet worden und kann nun kaum noch als Theorie bezeichnet werden.
In Jesu Fall gebrauchte Jehova offensichtlich eine der Ovula im Schoße der Jungfrau Maria, die jedoch eine unvollkommene Frau war. (Röm. 3:23) Hätte er das nicht getan, wäre Jesus, vom physischen Standpunkt aus betrachtet, in Wirklichkeit kein Nachkomme Abrahams und König Davids gewesen, wie es vorhergesagt worden war. (1. Mose 22:18; Jes. 11:1, 2; Luk. 3:23-38) Aus diesem Grunde glauben wir, daß Jesus wie ein Jude aussah und daß er menschliche Merkmale aufwies, die man auch bei seiner Mutter feststellte.
Folgende Frage kann nun entstehen: Hätte Jesus nicht teilweise Unvollkommenheit von Maria ererben können? Nein, die Bibel läßt deutlich erkennen, daß Jesus vollkommen geboren wurde. (1. Petr. 2:22; Joh. 8:46) Auf diese Weise war er der Gegenwert des vollkommenen Adam und konnte als das Lösegeld dienen, das die Sünde hinwegnehmen sollte. (Hebr. 7:26; 9:26; Röm. 5:18) Wir sollten daran denken, daß wir es hier nicht lediglich mit der Vererbungslehre, mit dominierenden und rezessiven Merkmalen, zu tun haben. Nein, Vollkommenheit und Unvollkommenheit sind ebenfalls zu berücksichtigen. Wir können die Auswirkungen der Vereinigung von Vollkommenheit mit Unvollkommenheit nicht beobachten. Wissenschaftler können über menschliche Vollkommenheit oder über Unvollkommenheit, die von Sünde stammt, keine Regeln aufstellen. Auch können sie die wunderbare Auswirkung, die ein vollkommener männlicher Same auf ein unvollkommenes Ovum haben würde, nicht vorhersagen. Durch das, was in Jesu Fall geschah, ist es jedoch augenscheinlich, daß der vollkommene männliche Teil des Gezeugten die Unvollkommenheit, die Maria aufwies, überwog. Der vollkommene Vater Jesu übertrug das vollkommene Leben seines Sohnes in den Schoß der Maria, und das Ergebnis war ein in jeder Hinsicht vollkommener Nachkomme, nämlich Jesus. — Gal. 4:4.
Das anerkennend, was die inspirierten Schriften über die Vorgänge bei Jesu Empfängnis und Geburt sagen, können wir schlußfolgern, daß Jesus, der in jeder Hinsicht vollkommen war, sogar mit einer unvollkommenen Frau vollkommene Kinder hätte hervorbringen können. Natürlich war das nicht Gottes Wille für Jesus. (Hebr. 10:5-10; Matth. 26:39) Diese Möglichkeit bestand augenscheinlich trotzdem.
● Warum verwandten die Juden den Namen des heidnischen Gottes Tammuz für die Bezeichnung eines ihrer Monate? — R. M., Honduras.
Tammuz war die Bezeichnung für eine babylonische Gottheit. (Hes. 8:14) Obwohl die Bibel den Namen nicht auf diese Weise gebraucht, verwenden Werke aus der Zeit nach der Babylonischen Gefangenschaft der Juden — beispielsweise der jüdische Talmud — die Bezeichnung für den vierten jüdischen Mondmonat des heiligen Kalenders, das heißt für den zehnten Monat des weltlichen Kalenders. (Hes. 1:1) Der Name würde also dem letzten Teil des Monats Juni und dem ersten Teil des Monats Juli entsprechen.
Die Verwendung des heidnischen Ausdrucks Tammuz für den vierten Monat des heiligen Kalenders konnte den Juden überlassen gewesen sein. Wir sollten daran denken, daß sie damals ein unterworfenes Volk waren, das gezwungen war, mit der fremden Macht, die über sie herrschte, zu handeln und Schriftverkehr mit ihr zu führen. Es ist deshalb verständlich, daß sie die Bezeichnungen der Monate gebraucht haben mochten, die von dieser fremden Macht verwandt wurden. Auf ähnliche Weise enthält der heutzutage gebräuchliche Gregorianische Kalender Monatsnamen, die nach den Göttern Janus, Mars und Juno sowie nach Julius und Augustus Cäsar bezeichnet sind. Dennoch werden sie von Christen, die den „obrigkeitlichen Gewalten“ untertan sind, weiterhin verwandt. — Röm. 13:1.
● Warum war Rahel bereit, im Austausch für einige Dudaim [Alraunen, Liebesäpfel, Mandragoren] auf eine Gelegenheit, schwanger zu werden, zu verzichten, wie das in 1. Mose 30:14, 15 berichtet wird? — R. A., USA.
Die in der Bibel erwähnte Alraune ist ein niedriges Gewächs, dessen Wurzeln ähnlich aussehen wie die einer weißen Rübe. Die Früchte, die in Israel während des späten Frühjahrs reif werden, sind gelbe Beeren, die kleinen Äpfeln ziemlich ähnlich sind. In alter Zeit wurde die Frucht in der Medizin als ein einschläferndes und krampflösendes Mittel benutzt. Es wurde und wird auch heute noch in einigen Gebieten des Ostens als ein den Geschlechtstrieb erregendes Mittel betrachtet, das menschliche Fruchtbarkeit fördern oder bei der Empfängnis als Hilfe dienen kann. — Hohesl. 7:13.
Wir erfahren in 1. Mose, Kapitel 29 und 30, daß der Patriarch Jakob mit seiner Frau Lea und mit zwei ihm gesetzlich zustehenden Nebenfrauen acht Söhne gezeugt hatte; diese Söhne wurden später Häupter der Stämme Israels. Dennoch war Jakobs Lieblingsfrau Rahel nach vielen Jahren der Ehe noch nicht schwanger gewesen. Als Ruben seiner Mutter Lea eines Tages einige Dudaim brachte, stimmte Rahel zu, eine Gelegenheit, die eheliche Pflicht von Jakob erfüllt zu erhalten, gegen die Pflanzen einzutauschen. (1. Mose 30:14, 15) Möglicherweise dachte sie, die Dudaim würden dazu beitragen, daß sie schwanger würde, und würden ihre Schmach, unfruchtbar zu sein, von ihr nehmen. Doch das ereignete sich einige Jahre bevor Jehova ‘ihren Mutterleib öffnete’ und sie ihren ersten Sohn, Joseph, gebar. — 1. Mose 30:22-24.
Obwohl die Bibel also Rahels Beweggrund nicht angibt, kann Rahel, in der Hoffnung, daß ihr auf diese Weise geholfen würde, schwanger zu werden, bereit gewesen sein, den Tausch einzugehen.