Fragen von Lesern
● Verrät die Bibel dadurch, daß sie lehrt, der Himmel sei oben, nicht, daß ihre Schreiber in Unkenntnis über die Erdumdrehung und den Aufbau des Universums waren? — C. P., USA.
Wie die Bibel berichtet, wurde Jesus, als er in den Himmel auffuhr, „emporgehoben“, während seine Jünger zuschauten, „und eine Wolke nahm ihn auf von ihren Augen hinweg“. Als sie weiter zum Himmel schauten, wurde ihnen von Engeln gesagt: „Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen worden ist, wird so kommen, in derselben Weise, wie ihr ihn in den Himmel habt gehen sehen.“ (Apg. 1:9-11) Von verschiedener Seite ist nun der Einwand erhoben worden, dieser Bericht vermittle die primitive Vorstellung, daß der Himmel im Vergleich zur Erde oben sei. Wollte man aber diese Kritiker befriedigen, dann müßte man die Wörter „empor“, „auf“, „oben“ usw. aus unserer Sprache ausmerzen. Wir lesen aber sogar heute, im Zeitalter der Raumfahrt, noch davon, daß Astronauten, die die Erde umkreist haben, „in eine Höhe von über 1300 Kilometern aufgestiegen sind“ (New York Times, 16. September 1966), während wir doch wissen, daß sie sich, technisch gesprochen, so weit von der Erde „hinaus“ oder von ihr „weg“ bewegt haben.
Interessanterweise wird in dem Bericht über die Engel, die gesandt worden waren, um die Geburt Jesu anzukündigen, gesagt: „Als die Engel dann [nach Beendigung ihrer Mission] von ihnen weg in den Himmel gegangen waren ...“ (Luk. 2:15; vergleiche Apostelgeschichte 12:10.) Obwohl sich also Jesus bei seiner Auffahrt in den Himmel, vom Standpunkt seiner Jünger auf der Erde aus betrachtet, nach oben bewegte, kann er danach irgendeine Richtung eingeschlagen haben, um in die himmlische Gegenwart seines Vaters zu gelangen. Es war nicht nur ein Aufstieg, was die Richtung betrifft, sondern, was noch weit wichtiger ist, ein Aufstieg zu einem bestimmten Tätigkeitsbereich und zu einer Daseinsstufe im geistigen Reich und in der erhabenen Gegenwart Gottes, des Höchsten, in einem Reich, in dem Dimensionen und Richtungen nicht nach menschlichen Begriffen beurteilt werden. — Vergleiche Hebräer 2:7, 9.
● Kann man, gestützt auf Jesaja 40:22, mit Recht sagen, die Bibel lehre, die Erde sei rund, wenn man bedenkt, daß zu der Zeit, als Jesajas Worte niedergeschrieben wurden, angenommen wurde, die Erde sei eine Scheibe? Der Gedanke ist schon geäußert worden, ob sich das Wort „Kreis“ nicht auch auf etwas Kreisförmiges beziehen könne, was aber flach sei. — J. L., Dänemark.
Jesaja 40:22 lautet: „Er ist es, der da thront über dem Kreise der Erde.“ Wenn es hier heißt, Gott throne über dem Kreise der Erde, dann entspricht dies der Tatsache, daß die Erde, von allen Seiten betrachtet, rund ist, aber es besagt auch, daß sie kugelförmig ist. Das in diesem Text verwandte hebräische Wort hhug wird von B. Davidson in seiner Konkordanz (A Concordance of the Hebrew and Chaldee Scriptures) mit „Kreis, Kugel“ erklärt.
Dasselbe an dieser Stelle mit Kreis wiedergegebene hebräische Wort findet sich auch in Hiob 22:14, wo gemäß der Übersetzung von Hamp und Stenzel von Gott gesagt wird: „Am Himmelsgewölbe wandelt er!“ Wir wissen, daß das Himmelsgewölbe, von der Erde aus betrachtet, hemisphärisch oder wie eine Halbkugel aussieht. Die andere Hälfte der Himmelskugel dehnt sich unterhalb der Erde, auf der wir stehen, aus, und kann von uns deshalb nicht unmittelbar gesehen werden. Wenn es also in Jesaja 40:22 heißt, Gott throne über dem Kreise der Erde, dann ist nach dem Hebräischen damit dasselbe gemeint wie in Hiob 22:14.
Demnach muß sich das Wort „Kreise“ in Jesaja 40:22 auf etwas Rundes beziehen, was so aussieht wie der Himmel, der, von der Erde aus betrachtet, rund ist, auf etwas, was einem Gewölbe gleicht.