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Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1968
w68 1. 10. S. 605-608

Jehovas unverdiente Güte genügt

Erzählt von ALFRED HOPLEY

ICH stehe im schönen Zweigbüro der Watch Tower Bible and Tract Society in Mill Hill, London, vor einer großen Landkarte von Großbritannien. Von London aus breitet sich über das Land ein Netz von Straßen aus, die nach Groß- und Kleinstädten, Marktflecken und Dörfern führen, deren Namen in mir viele schöne Erinnerungen wachrufen, Erinnerungen an treue Freunde, an glaubensstärkende Erlebnisse und an Erfahrungen, die ich im Predigtdienst gemacht habe, seitdem ich die sinnvolle Laufbahn verfolge, die ich vor neunundvierzig Jahren eingeschlagen habe.

Hier auf der Karte ist das kleine Dorf in der Grafschaft Staffordshire, wo mein Leben begann: Cannock Chase, ungefähr dreißig Kilometer nördlich von Birmingham, einst ein königlicher Wildpark, jetzt aber ein Grubenzentrum. Mein Vater und mein Großvater waren eifrige Unterstützer der United Church (Vereinigte Kirche). Meine sechs Brüder und ich wuchsen also in einer religiösen Atmosphäre auf. Alles schien in bester Ordnung zu sein, bis im Jahre 1905 eines Tages der Ortsbriefträger zu uns kam und begann, mit uns über einige Lehren der Kirche, wie die Lehre von der „Hölle“, der „Dreieinigkeit“ und der „unsterblichen Seele“, zu sprechen. Obwohl ich damals erst neun Jahre alt war, kann ich mich noch gut daran erinnern, welch tiefen Eindruck es auf mich machte, daß mein Vater bereit war, einige Exemplare einer Zeitschrift, Zions Wacht-Turm genannt, und einige Bücher, betitelt Schriftstudien, entgegenzunehmen.

Das war aber nur der Anfang. Meine Eltern traten kurz danach aus der Kirche aus, und es fand nun regelmäßig ein Bibelstudium in unserem Haus statt. Von Zeit zu Zeit kamen Redner aus Birmingham und aus dem benachbarten Walsall und hielten bibelerklärende Vorträge. Der Ortspfarrer bat uns, wieder in die Kirche zu kommen; er sagte sogar, es stehe vieles in der Bibel, was er selbst auch nicht glaube, unter anderem zum Beispiel der Schöpfungsbericht. Mein Vater ließ sich aber nicht umstimmen. Er nahm mich und meinen älteren Bruder Sonntag vormittags jeweils mit, um Bibeltraktate zu verbreiten. Als ich zehn Jahre alt war, fuhren wir alle nach Birmingham, um einen öffentlichen Vortrag von Charles T. Russell, dem damaligen Präsidenten der Watch Tower Society, zu hören. Im Gegensatz zu unserem Pfarrer sagte Pastor Russell, es sei wichtig, die unverfälschte Lehre der Bibel zu kennen, da die wahre Lehre zur wahren Anbetung, die falsche Lehre dagegen zur falschen Anbetung führe.

AUS DER GRUBE HERAUSGEHOLT

Dann kam der Erste Weltkrieg. Der Betriebsführer der Grube, in der ich zum Steiger ausgebildet wurde, sagte zu mir und zu meinem Bruder, da wir bereits bei der St. John’s Ambulance Brigade (eine Art Samariterverein) seien, müßten wir uns mindestens zum waffenlosen Dienst bei der Sanitätstruppe melden. Leider hatten wir uns die biblische Wahrheit noch nicht zu eigen gemacht. Wir hatten zuviel als selbstverständlich hingenommen. Wir hatten noch nicht richtig verstanden, was es für Christen bedeutet, neutral zu sein, und waren in geistiger Hinsicht nicht stark genug, um unsere Einstellung zum buchstäblichen Krieg richtig zu verteidigen.

In den vier Jahren unseres Dienstes in Frankreich hatten wir die Bibel und die ersten sechs Bände der Schriftstudien ständig bei uns. Unsere Eltern hielten die Verbindung mit uns aufrecht und ermunterten uns durch Gedanken aus dem Wachtturm. Inzwischen hatten wir auch von der Veröffentlichung des siebenten Bandes der Schriftstudien, betitelt „Das vollendete Geheimnis“, gehört und erfahren, daß es der Geistlichkeit gelungen war, ihn zu verbieten. Dann erlebten wir eine große Überraschung. Wir hatten ein altes Schloß als Truppenverbandsplatz übernommen. Als wir den Keller ausräumten, fanden wir unter einem Haufen französischer Bücher ein ganz neues Exemplar des Buches Das vollendete Geheimnis, noch in seinem Originalumschlag verpackt.

Kannst du dir vorstellen, wie uns zumute war, als wir in den darauffolgenden Wochen neben der oft grauenerregenden Pflege der Verwundeten und Sterbenden diese eindrucksvolle Bloßstellung der Christenheit und ihrer blutdürstigen Geistlichkeit lasen? Mein Bruder und ich hatten uns bereits entschlossen, uns Gott hinzugeben und seinen Willen zu tun, als der Krieg plötzlich endete. Wir wurden entlassen und kamen gerade rechtzeitig nach Haus, um den Kongreß in Manchester zu besuchen, wo wir uns taufen ließen, um unsere Hingabe an Gott öffentlich zu bezeugen. Unsere Eltern und drei jüngere Brüder waren damals bereits Gott hingegebene Christen.

EIN LOHNENDER KRIEG

Freudig beteiligten wir uns danach an der Verbreitung der Zeitschrift Das Goldene Zeitalter (jetzt Erwachet!) Nr. 27. Verglichen mit dem, was wir erlebt hatten, war das nun ein lohnender Kampf — ein Kampf gegen die falsche Religion, ein Kampf zur Befreiung der Menschen vom Einfluß geistlicher Führer, die nicht zögerten, den Haß gegen wahre Christen zu schüren und zu ihrer Verfolgung aufzuhetzen. Der Psalmist bringt das, was wir damals empfanden, treffend zum Ausdruck mit den Worten: „Preise Jehova, meine Seele, und all mein Inneres seinen heiligen Namen! ... Der da vergibt alle deine Ungerechtigkeit, der da heilt alle deine Krankheiten; der dein Leben erlöst von der Grube, der dich krönt mit [liebender, NW] Güte und Erbarmungen.“ — Ps. 103:1-4.

Zwölf Jahre predigte ich dann unter der Bevölkerung von Staffordshire. Zuerst war es nicht leicht, zu den Bewohnern unseres Dorfes zu gehen; doch je erfahrener wir wurden und je mehr wir uns auf die Hilfe Jehovas verließen, desto besser überwanden wir unsere Schüchternheit, und wir machten in unserer nächsten Umgebung viele erfreuliche Erfahrungen. Begeistert verbreiteten wir in unserem ganzen Bezirk die gewichtigen Resolutionen, die in den Jahren 1922 bis 1928 auf den Kongressen der Bibelforscher angenommen wurden. Durch diese Tätigkeit fühlten wir uns enger mit der weltweiten Organisation des Volkes Jehovas verbunden.

Im Jahre 1925 heiratete ich eine Schwester aus unserem Ort, die den Interessen des Königreiches Gottes ebenso ergeben war wie ich, und ihre Gemeinschaft ist für mich stets ein großer Segen gewesen. Sooft ein Feiertag oder ein Grubenarbeiterstreik war, nutzten wir die Zeit zum Predigen aus. Wir besuchten zusammen Jahr für Jahr die großen Kongresse des Volkes Jehovas. Auf einem solch unvergeßlichen Kongreß, im Jahre 1931, sprach J. F. Rutherford, der damalige Präsident der Watch Tower Society, über den prophetischen Befehl im Buche Hesekiel: „Geh mitten durch die Stadt, ... und mache ein Zeichen an die Stirnen der Leute, welche seufzen und jammern.“ (Hes. 9:1-6) Seine unmißverständlichen, eindringlichen Worte, mit denen er auf die Dringlichkeit des Zeugniswerkes in unseren Tagen hinwies, begeisterten uns so sehr, daß wir beschlossen, uns für den Vollzeitpredigtdienst zu melden.

Wir verkauften in kurzer Zeit unser Häuschen und fuhren in unser neues Gebiet, das im Südwesten Englands lag und das in Reiseprospekten als „herrliches Devon“ bezeichnet wurde. Es ist kaum zu glauben, daß seit der Zeit, da wir diesen Schritt getan haben, bereits über 36 Jahre vergangen sind, Jahre, in denen wir auch Prüfungen und Schwierigkeiten überwinden mußten. Dazu gehörten unter anderem die ständig wiederkehrenden Migräneanfälle, unter denen ich seit der Grippe, die ich in Frankreich gehabt hatte, litt. Bestimmt konnte ich meinen Dienst nur dank der Kraft, die Gott uns gibt, trotz dieser schrecklichen Anfälle fortsetzen. Oft habe ich über die Zuversicht einflößenden Worte nachgedacht, die Jehova zu dem Apostel Paulus sprach: „Meine unverdiente Güte genügt dir; denn meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht.“ — 2. Kor. 12:9.

MIT LIEBENDER GÜTE GEKRÖNT

Im Jahre 1934 wurde ich von der Watch Tower Society eingeladen, einen Wohnwagen zu übernehmen, um in Gebieten, die für die Versammlungen zu abgelegen waren, Schallplattenvorträge von J. F. Rutherford durch Lautsprecher auszustrahlen. Nach diesen Vorträgen konnten wir in der ganzen Umgebung stets eine große Menge bibelerklärender Schriften abgeben. Vier Jahre führten wir diese Tätigkeit durch, und dann wurde ich zum Zonendiener ernannt. In dieser Eigenschaft mußte ich in einem bestimmten Umkreis von Versammlung zu Versammlung reisen. Ich verbrachte in jeder zwei bis drei Tage, um ihr in organisatorischer Hinsicht und im Predigtdienst zu helfen. Es war wirklich ein Vorrecht, und ich kann ohne weiteres sagen, daß ich aus dem „Austausch von Ermunterung“ und aus der gegenseitigen „Anreizung zur Liebe und zu vortrefflichen Werken“ selbst am meisten Nutzen zog. — Röm. 1:12; Hebr. 10:24.

Im Jahre 1939 waren wir im Norden Englands und dienten in der Gegend von Liverpool, als der Zweite Weltkrieg ausbrach, in dem diese Stadt und ihre wichtigen Hafenanlagen besonders schwer bombardiert wurden. Die Leute lebten ständig in Angst und Schrecken; sie konnten nicht verstehen, daß wir unser Predigtwerk fortsetzen konnten, wie wenn nichts geschehen wäre. Viele waren wegen unserer Neutralität schlecht auf uns zu sprechen. Trotzdem wurden wir reich gesegnet. In Liverpool wohnten meine Frau und ich mit vierundzwanzig Vollzeitpredigern der Zeugen Jehovas zusammen, und wir hörten Tag für Tag von vielen freudigen Erfahrungen. Wir wurden auch einmal von A. D. Schroeder besucht, dem damals für den britischen Zweig der Watch Tower Society verantwortlichen Diener. Wir haben seinen Rat, in jenen schweren Zeiten täglich in der Bibel zu lesen, nie mehr vergessen.

Vom Jahre 1942 an dienten wir als Sonderpioniere, das heißt als Verkündiger der Königreichsbotschaft in Gebieten, wo es noch keine Versammlungen gab. Diese eigentliche Pioniertätigkeit führte uns zuerst nach Shropshire, dann zurück nach Liverpool und schließlich über das Meer nach Irland. Es war begeisternd, zu sehen, wie in Londonderry durch die vereinten Bemühungen einer Gruppe von Vollzeitpredigern schließlich eine eifrige Gruppe von Zeugen entstand.

Dann wurde ich als Kreisdiener eingesetzt und blieb nun bei jeder Versammlung, die ich besuchte, eine ganze Woche, um die mit ihr verbundenen Zeugen zu ermuntern und sie im Predigtdienst zu schulen, damit sie ihren Dienst mit größerer Freude durchführen und bessere Ergebnisse erzielen konnten. Oft wurden wir angegriffen, doch je freimütiger wir waren, desto besser war es für uns. Einmal wurden zwei unserer Vollzeitprediger von Leuten, die von religiösen Fanatikern aufgehetzt worden waren, heftig geschlagen. Dieser Vorfall kam vor Gericht, und sechs Personen wurden verurteilt. Das trug viel dazu bei, daß die allgemein gegen uns erhobene verleumderische Anklage, wir seien Kommunisten, widerlegt wurde. Durch solche Erfahrungen wurden wir alle gestärkt.

EIN LEBEN, GESÄTTIGT MIT GUTEM

Die Segnungen, die ich auf den internationalen Kongressen im Yankee-Stadion, New York, in den Jahren 1950 und 1953 erlebte, werde ich nie vergessen. Ich wurde dadurch sehr auferbaut. Was uns alle tief beeindruckte, war die wunderbare Demut unserer Brüder in der Zentrale der Watch Tower Society in Brooklyn. Wir wurden in unserer Überzeugung, daß Jehova die Klasse des „treuen und verständigen Sklaven“ über die Interessen seines Königreiches hier auf der Erde eingesetzt hat, sehr bestärkt. — Matth. 24:45-47.

Wenn ich auf die Jahre zurückblicke, in denen ich noch bei vollen Kräften war und mich im Dienste unseres Gottes noch völlig verausgaben konnte, dann verspüre ich eine tiefe Befriedigung. Es war gut, jedesmal, wenn ein Ruf zu einem besonderen Dienst zur Förderung der Königreichsinteressen erging, sagen zu können: „Hier bin ich, sende mich.“ (Jes. 6:8) Und ich möchte bei dieser Gelegenheit sagen, daß ich das wunderbare Werk wirklich schätze, das die sichtbare Organisation des Herrn so gewissenhaft durchführt. Wir haben eine Fülle von Beweisen dafür, daß in diesen „letzten Tagen“ der heilige Geist ein zweites Mal ausgegossen worden ist, und das erklärt auch die wunderbaren Ergebnisse. (Joel 2:28, 29) Die göttliche Wahrheit leuchtet heute heller denn je, und wir haben eine größere Zuversicht, einen größeren Glauben, mehr Mut und eine bessere Vision und sind deshalb um so entschlossener, dem Königreich weiterhin zu dienen und seine Interessen in unserem Leben allem voranzustellen.

Im Sommer 1965 mußte ich den Kreisdienst aufgeben, weil meine Gesundheit nicht mehr das war, was sie früher war. Ich bin nun bald 72 Jahre alt, aber es tröstet mich, daß ich immer noch als Sonderpionierprediger tätig sein kann. Ich tue einfach das, was ich noch tun kann, und verlasse mich weiterhin darauf, daß Jehovas unverdiente Güte meine Mängel ausgleicht.

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