Jehova mit ungeteiltem Herzen dienen
„Du sollst Jehova, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Sinn.“ — Matth. 22:37.
1, 2. (a) Welchen ernsten Rat gab König David seinem Sohn Salomo, um ihm zu zeigen, wie wichtig es ist, Jehova mit ungeteiltem Herzen zu dienen? (b) Wie wies Jesus auf die Notwendigkeit hin, Jehova mit ungeteiltem Herzen zu dienen?
ER WAR ein alter Mann und hatte nicht mehr lange zu leben. Vor dem versammelten Volk sprach er zu seinem Sohn. Er sagte zu ihm: „Mein Sohn ..., erkenne den Gott deines Vaters und diene ihm mit ungeteiltem Herzen und mit williger Seele! Denn Jehova erforscht alle Herzen, und alles Gebilde der Gedanken kennt er. Wenn du ihn suchst, wird er sich von dir finden lassen; wenn du ihn aber verlässest, wird er dich verwerfen auf ewig.“ — 1. Chron. 28:9.
2 Der betagte Mann, sein Sohn und das Volk, das diese Worte hörte, sind längst nicht mehr da. Aber jene Worte, die König David an seinen Sohn Salomo richtete, enthalten einen Rat und eine Wahrheit, die ewig bestehen und die heute für uns alle lebenswichtig sind. Der gesamte Bibelbericht, der auch den Bericht über den Dienst Christi Jesu, des Sohnes Gottes, einschließt, bezeugt die Tatsache, daß der souveräne Gott, Jehova, will, daß man ihm mit ungeteiltem Herzen dient — oder gar nicht. Als Jesus gefragt wurde: „Welches ist das größte Gebot im Gesetz?“, antwortete er: „Du sollst Jehova, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Sinn und mit deiner ganzen Kraft“ (Matth. 22:36-38; Mark. 12:28-30) Gewiß möchte niemand von uns, daß Gott ihn ‘auf ewig verwirft’. Wie können wir, deren Herz zu den Herzen gehört, die Jehova erforscht, denn genau wissen, ob wir ihm mit „ungeteiltem Herzen“, mit unserem „ganzen Herzen“, dienen?
3. Warum ist es so wichtig, den Unterschied zwischen dem Herzen und dem Sinn klar zu erkennen?
3 Wenn wir den Unterschied, den die Bibel zwischen Sinn und Herz macht, deutlich erkennen, wird uns das helfen, das Herz zu behüten und Jehova mit ungeteiltem Herzen zu dienen. Jemand mag eine ausgezeichnete Bibelkenntnis haben; er mag die verschiedensten Fragen beantworten können und mag beweisen, daß er über die neuesten veröffentlichten Belehrungen auf dem laufenden ist. Trotzdem mag der Betreffende ernstlich gefährdet sein. Denn die „Ausgänge des Lebens“ sind nicht vom Kopf, vom Gehirn oder vom Sinn aus, sondern, wie es in Sprüche 4:23 heißt, ‘vom Herzen aus’. Wenn wir uns dessen nicht völlig bewußt sind, können wir uns leicht täuschen. Denken wir daran, daß selbst Personen, die sich gegen die Wahrheit gewandt haben, die vom Glauben abgefallen sind, ihre Bibelkenntnis nicht von heute auf morgen verloren haben; obwohl ihr Herz Gottes Weg entschieden verworfen hat, bleibt eine gewisse Erkenntnis in ihrem Sinn zurück, die erst mit der Zeit schwindet. Ein Kopfwissen allein ist somit kein sicherer Führer zu geistiger Gesundheit.
4. Was bedeutet es, Jehova mit ungeteiltem Herzen zu dienen?
4 Frage dich daher: „Was für eine Person ist meine ,verborgene Person des Herzens‘? Diene ich Jehova mit ,ungeteiltem Herzen‘, mit ,ganzem Herzen‘?“ Ihm mit „ungeteiltem Herzen“ zu dienen bedeutet, ihm mit einem Herzen zu dienen, das seinen Einfluß nur in einer Richtung geltend macht; es bedeutet, nicht doppelherzig (Ps. 119:113) oder geteilten Herzens (1. Chron. 12:33; Ps. 12:2) zu sein. Wenn wir Jehova Gott mit ganzem Herzen dienen, ist uns sein Wohlgefallen das Wichtigste, das, was unserem Herzen die größte Freude bereitet. Wie der Psalmist beten wir dann: „Lehre mich, Jehova, deinen Weg: ich werde wandeln in deiner Wahrheit; einige mein Herz zur Furcht deines Namens.“ (Ps. 86:11) Unser Herz ist dann geeint, auf ein einziges Ziel gerichtet. (Spr. 23:19) Es veranlaßt uns dann, ständig in der gleichen Richtung zu gehen: auf dem Wege Jehovas.
GUTE BEWEGGRÜNDE WICHTIG BEI ALLEM, WAS WIR TUN
5. Wie sind wir zu allem, was der Dienst Gottes umfaßt, eingestellt, wenn unser Herz ungeteilt ist?
5 Gott mit ungeteiltem Herzen zu dienen bedeutet ferner, daß unser Herz zu allem, was der Dienst Gottes einschließt oder umfaßt, richtig eingestellt ist. Dazu gehören das Eheverhältnis, die Erziehung der Kinder, die weltliche Arbeit, das Verhältnis zu unseren Mitmenschen, das persönliche Studium, christliche Zusammenkünfte und Kongresse, das Interesse an unseren Brüdern und die Erfüllung von Aufgaben und Pflichten in der Versammlung. Unser Herz kann nicht nur teilweise dem Willen Jehovas entsprechen.
6, 7. (a) Welchen Herzenszustand offenbarten viele Israeliten, kurz nachdem ihr Herz sie zur Freigebigkeit angetrieben hatte? (b) Inwiefern ist dies für uns ein Beispiel?
6 Denken wir zum Beispiel an die Zeit, in der die Israeliten die Stiftshütte oder das Zelt der Zusammenkunft bauen sollten. Die Bibel zeigt, daß ihr Herz sie dazu bewog, so viel beizusteuern, daß das, was sie brachten — wovon sie einen großen Teil selbst verfertigt hatten —, „genug ..., ja mehr als genug“ war. Moses mußte ihnen sogar sagen, sie sollten nichts mehr bringen. (2. Mose 36:4-7, NW) Das war lobenswert. Doch schon kurz danach begannen dieselben Israeliten zu murren und sich über die Verhältnisse zu beklagen, in denen sie sich befanden. (4. Mose 11:1-6, 10) Mirjam, Moses’ Schwester (die nach der Vernichtung der Streitkräfte des Pharaos im Roten Meer zur Ehre Jehovas so freudig gesungen hatte), tat sich mit ihrem Bruder Aaron zusammen und redete gegen den Aufseher, der von Gott ernannt worden war, um das Volk zu leiten. (4. Mose 12:1-8) Als die Israeliten den schlechten Bericht der Kundschafter hörten, die nach Kanaan ausgesandt worden waren, wurden die meisten von ihnen von Furcht und Zweifeln ergriffen, ja sie sprachen sogar davon, Moses und Aaron zu steinigen. (4. Mose 13:1, 2, 25-33; 14:1-10) Sie waren bereit gewesen, von ihren materiellen Gütern zu geben und ihre Arbeitskraft zur Verfügung zu stellen. Dienten sie aber Jehova mit „ungeteiltem Herzen“, mit „ganzem Herzen“? — Jak. 3:13, 14.
7 Ergeht es uns vielleicht auch so? Sind wir vielleicht auch gern bereit, von unserem materiellen Besitz zu geben oder tüchtig Hand anzulegen, wenn besondere Anstrengungen unternommen werden, um ein größeres Vorhaben zu verwirklichen — zum Beispiel einen Kongreß vorzubereiten oder einen Königreichssaal zu bauen —, beginnen dann aber, wenn vielleicht etwas nicht ganz so gutgeht, wie wir es gern hätten, zu murren und uns zu beklagen oder sogar widerspenstig zu werden?
8. Warum müssen wir das Herz jederzeit behüten und dürfen es nicht für selbstverständlich annehmen, daß es uns jederzeit richtig beeinflußt?
8 Ein Christ muß, obwohl er die Wahrheit kennt und sich völlig sicher fühlen mag, daran denken, daß sein Herz verräterisch sein kann, und er muß es behüten, wenn er „ungeteilten Herzens“ im Dienste Jehovas bleiben möchte. Er muß sehr vorsichtig sein, daß er sich nicht irgendwelchen Versuchungen aussetzt. Der Apostel Paulus führt als Beispiel die Sünden der Israeliten an, zu denen auch schändliche Hurerei gehörte, und sagt dann: „Wer daher denkt, er stehe, der sehe zu, daß er nicht falle.“ (1. Kor. 10:6-12) Und der inspirierte Sprücheschreiber sagt: „Wer auf sein Herz vertraut, der ist ein Tor; wer aber in Weisheit wandelt, der wird entrinnen.“ — Spr. 28:26.
VORKEHRUNGEN ZUR BEWAHRUNG EINES UNGETEILTEN HERZENS
9. Was müssen wir tun, um „die Gedanken und Absichten des Herzens“ zu erkennen?
9 Um ‘in Weisheit zu wandeln’, müssen wir regelmäßig unser Herz prüfen und unsere Beweggründe untersuchen; wir müssen unsere Schwächen herausfinden und uns bemühen, sie zu beheben. Wir tun gut, uns einmal etwas mit folgenden Gedanken zu beschäftigen: „Was mir mein Sinn sagt, weiß ich; was ist aber in meinem Herzen? Warum möchte ich dies oder jenes tun? Welchen Beweggrund habe ich? Sind meine Überlegungen wirklich aufrichtig, oder versuche ich im Grunde genommen, mich selbst hinters Licht zu führen oder mich zu entschuldigen?“ Da das Herz verräterisch ist, benötigen wir Hilfe. Gott bietet uns diese Hilfe durch sein Wort. „Denn das Wort Gottes ist lebendig und übt Macht aus und ist schärfer als jedes zweischneidige Schwert und dringt durch selbst bis zur Scheidung von Seele und Geist ... und ist imstande die Gedanken und Absichten des Herzens zu beurteilen.“ — Hebr. 4:12.
10, 11. (a) Welche Vorkehrungen hat Jehova getroffen, um uns zu helfen, ein gutes und ungeteiltes Herz zu haben? (b) In welchem Ausmaß hängt es vom einzelnen ab, ob sein Herz ungeteilt ist?
10 Damit aber die Bibel die Gedanken und Absichten, auf die sich unser Herz festgelegt hat, zu unserem Nutzen beurteilen kann, müssen wir unseren Teil tun. Wir müssen unser Herz für den Rat, den wir bekommen, ‘weich werden lassen’, wir müssen ‘unser Herz neigen’, um ihn anzunehmen. Gottes sichtbare Organisation versorgt uns mit einer Fülle von geistiger Speise, die uns hilft, ‘unser Ohr auf Weisheit merken zu lassen und unser Herz zum Verständnis zu neigen’, so daß unser Herz nicht ‘abstumpft im Verständnis’, sondern daß die ‘Augen unseres Herzens’ erleuchtet sind. Da ‘das Herz des Verständigen Erkenntnis erwirbt und das Ohr der Weisen nach Erkenntnis sucht’, ist dafür gesorgt worden, daß wir regelmäßig christlichen Zusammenkünften beiwohnen können, in denen wir durch Belehrung und Gemeinschaft gestärkt und auferbaut werden. Ferner steht uns der „Rat im Herzen“ reifer, als Aufseher dienender Männer zur Verfügung, die durch ihre Erfahrung im nützlichen Anwenden der Gesetze Jehovas einer tiefen Quelle gleichen, aus der wir „schöpfen“ können. — 2. Chron. 34:27; Spr. 2:1, 2; 18:15; 20:5, NW; Mark. 6:52; Eph. 1:18.
11 Möchten wir aber aus diesen Vorkehrungen, die uns helfen sollen, unser Herz zu stärken und zu behüten, Nutzen ziehen, so müssen wir uns anstrengen und eifrig davon Gebrauch machen. König Josaphat wurde von Jehova gelobt, weil er ‘sein Herz darauf gerichtet hatte, Gott zu suchen’. (2. Chron. 19:3) „Das verständige Herz ist es, das nach Erkenntnis forscht.“ (Spr. 15:14, NW) David betete: „Schaffe mir, Gott, ein reines Herz“; Jehova tut dies aber nicht durch ein Wunder, denn „dem Erdenmenschen gehören des Herzens Zurechtlegungen“. — Ps. 51:10; Spr. 16:1, NW.
12. Warum genügt es nicht, die Wahrheit nur verstandesmäßig zu erfassen?
12 Es genügt nicht, daß wir das, was wir lernen, nur verstandesmäßig erfassen; es sollte uns antreiben; wir sollten es in unserem Herzen verspüren. Durch den inspirierten Sprücheschreiber sagt unser himmlischer Vater: „Mein Sohn, merke auf meine Worte, neige dein Ohr zu meinen Reden. Laß sie nicht von deinen Augen weichen, bewahre sie im Innern deines Herzens. Denn Leben sind sie denen, die sie finden, und Gesundheit ihrem ganzen Fleische. — Behüte dein Herz, mehr als alles, was zu bewahren ist; denn von ihm aus sind die Ausgänge des Lebens.“ (Spr. 4:20-23) Ja, wir müssen das, was wir lernen, ‘auf die Tafel unseres Herzens schreiben’ (Spr. 3:3; 7:3), und das können wir nur tun, wenn wir uns Zeit nehmen und Gottes Wahrheit in das Innere unseres Herzens hinabdringen lassen, damit es uns dann richtig antreibt. (Ps. 37:31) Tust du dies bei deinem persönlichen Studium zu Hause und in den Zusammenkünften?
13. (a) Womit mögen wir — wenn wir uns ehrlich prüfen — eher woanders sein als mit den Gedanken? (b) Wovor werden wir in Hebräer 3:12 gewarnt, und wie zeigt es sich oft zuerst, daß sich in jemandem „ein böses Herz des Unglaubens entwickelt“?
13 Gelegentlich sagen wir, wir würden beim Lesen oder in den Zusammenkünften manchmal feststellen, daß wir mit unseren Gedanken woanders seien. Das mag sein. Vielleicht werden wir vorübergehend durch das, was ein Kind tut, oder durch etwas anderes abgelenkt. Seien wir aber einmal ganz ehrlich gegenüber uns selbst: Sind wir manchmal nicht eher mit dem Herzen woanders als mit den Gedanken? Ertappen wir uns dabei, daß wir an materielle Dinge denken, vielleicht an etwas, was wir kaufen wollen, an etwas Interessantes, was wir daheim zu tun vorhaben, an Geldangelegenheiten oder an die Befriedigung des Fleisches: an Essen, Vergnügen oder an jemand vom anderen Geschlecht? Wenn uns diese Dinge weiterhin mehr interessieren als die Betrachtung des Wortes Gottes und seines vorzüglichen Rates, wenn wir vielleicht sogar wünschen, die Zusammenkunft wäre bald zu Ende, damit wir diesen anderen Dingen unsere Aufmerksamkeit schenken können, dann sieht es schlecht für uns aus, dann laufen wir Gefahr, daß unser Herz unempfindlich wird, als wäre es mit einer Fettschicht bedeckt (Ps. 119:70), oder daß es sich verhärtet und sich Gottes Leitung widersetzt. (Hebr. 3:8) Das wäre ein Beweis dafür, daß wir nicht an Jehovas Güte glauben und auch nicht darauf vertrauen, daß er uns für unsere treue Ergebenheit ihm gegenüber belohnt; es wäre ein Beweis dafür, daß wir erwarten, von jemand anders belohnt zu werden. Christen werden ermahnt sich in acht zu nehmen, damit sich nicht in einem von ihnen „jemals ein böses Herz des Unglaubens entwickelt, indem er sich von dem lebendigen Gott zurückzieht“. (Hebr. 3:12) Der Anfang eines solch unheilvollen Laufs zeigt sich gewöhnlich zuerst in der Einstellung dem Worte Gottes gegenüber und darin, wie man das, was man darin liest oder daraus hört, schätzt.
14. Veranschauliche, wie das Herz unsere Wertschätzung für die christlichen Zusammenkünfte und den Besuch derselben beeinflussen kann.
14 Genauso verhält es sich mit dem Besuch der Zusammenkünfte an sich oder mit der Teilnahme am Predigtdienst. Es ist nichts Ungewöhnliches, daß jemand gelegentlich krank ist, ja er mag mitunter so krank sein, daß er zu Hause bleiben muß. Auch ist es nichts Ungewöhnliches, daß man manchmal das Gefühl hat, man sei einfach zu müde und zu abgespannt, um die Zusammenkünfte zu besuchen oder am Predigtdienst teilzunehmen — das Fleisch ist schwach, obwohl der Geist willig ist. Wir müssen uns deshalb gelegentlich einen Stoß geben, um den Anfang zu machen, aber wir wissen, daß wir uns hinterher freuen, daß wir es getan haben. Wir müssen uns also in Zucht nehmen, damit wir den selbstsüchtigen Wünschen des Herzens und des gefallenen Fleisches nicht nachgeben. Man könnte dies folgendermaßen veranschaulichen: Angenommen, heute abend findet im Königreichssaal eine dem Bibelstudium gewidmete Zusammenkunft statt. Es ist Zeit hinzugehen, aber ein Bruder fühlt sich körperlich einfach nicht in der Lage dazu. Er würde ja so gern hingehen! Aber er kann einfach nicht. Er fühlt sich so krank. Wo ist aber sein Herz? Ein anderer Bruder kommt nach Hause, nachdem er den ganzen Tag ziemlich schwer gearbeitet hat. Sein Herz flüstert ihm ein: „Es wäre eigentlich schön, heute abend zu Hause zu bleiben.“ (Denken wir daran, daß das Herz der Sitz unserer Wünsche und Beweggründe ist.) Um aber zu Hause zu bleiben, statt in die Zusammenkunft zu gehen, muß man einen Grund haben. Das Herz beginnt also, den Sinn des Bruders in dieser Richtung zu beeinflussen, und fast ehe er sich’s versieht, fallen ihm verschiedene vernünftig erscheinende Gründe dafür ein, zu Hause zu bleiben. Wenn er sich nicht sehr in acht nimmt, schafft er es an diesem Abend nicht, in den Königreichssaal zu gehen. Dasselbe könnte jemandem in Verbindung mit irgendeiner anderen unserer christlichen Tätigkeiten zustoßen. Es geht dabei um die Frage: Wo ist unser Herz? Wenn es etwas tun möchte, etwas zu tun wünscht oder zu tun liebt, so findet es gewöhnlich einen Weg. Jesus faßte dies in dem Wort zusammen: „Denn wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein.“ — Matth. 6:21.
15. Was sollten wir sofort tun, wenn wir feststellen, daß wir nach Gründen suchen, um nicht am Predigtdienst teilzunehmen oder den Zusammenkünften fernzubleiben?
15 Der eine oder andere hat auch persönliche oder familiäre Verpflichtungen. Ein jeder muß seine Angelegenheiten so regeln, wie er es für das beste hält. Einigen mag es in manchen Monaten möglich sein, dem Predigtdienst mehr Zeit zu widmen als in anderen. Dies ist ihre persönliche Sache. Wenn wir uns aber dabei ertappen, daß wir nach Gründen, Entschuldigungen oder Vorwänden suchen, um den Zusammenkünften fernzubleiben oder nicht am Predigtdienst teilzunehmen, dann sind wir in Gefahr! Dann treibt uns unser Herz in die falsche Richtung. In diesem Fall müssen wir das tun, was Jakobus sagt: „Naht euch Gott, und er wird sich euch nahen. Reinigt eure Hände, ihr Sünder, und läutert eure Herzen, ihr Unentschlossenen.“ (Jak. 4:8) Wir haben es hier mit einem Problem zu tun, das wir unserem himmlischen Vater vorlegen und über das wir mit ihm im Gebet sprechen müssen.
16. (a) Was offenbaren unsere Gebete über unser Herz? (b) Was bedeuten die einladenden Worte Jehovas: „Gib mir, mein Sohn, dein Herz.“?
16 Die Gebete sind ein weiteres Mittel, unser Herz zu prüfen. Sie verraten wahrscheinlich ebensosehr wie alles andere, was wir in Verbindung mit dem Dienst Jehovas tun, wie es um unser Verhältnis zu unserem Gott bestellt ist, wie unsere „verborgene Person des Herzens“ ihm gegenüber empfindet. Was für ein Verhältnis zu ihm offenbaren deine Gebete? Das könnt nur ihr beide, du und er, wissen. Es sollte aber ebenso herzlich, vertrauensvoll und innig sein wie das Verhältnis zwischen einem Sohn oder einer Tochter und einem Vater, der von ganzem Herzen geachtet und geliebt wird. (Spr. 4:3, 4) Verraten deine Gebete ein solches Verhältnis? Oder stehst du zu Gott lediglich wie zu einem Nachbarn, zu deinem Arbeitgeber oder zu einem ziemlich guten Bekannten, den du nur kennst, weil du dann und wann mit ihm sprichst? Wenn das Verhältnis nicht so ist, wie es sein sollte, dann laß dir eines gesagt sein: Der Fehler liegt nicht bei deinem himmlischen Vater, denn dem Schreiber von Sprüche 23:26 gleich sagt er: „Gib mir, mein Sohn, dein Herz, und laß deine Augen Gefallen haben an meinen Wegen!“ Öffne ihm in deinen Gebeten dein Herz; sage ihm, was in deinem Herzen ist; bitte ihn darum, dir zu helfen, den rechten Wünschen deines Herzens entsprechend zu handeln und die Schwächen deines Herzens zu erkennen und dagegen anzugehen. Gib ihm dann dein Herz, indem du dich der Führung und Leitung unterstellst, die er dir durch sein Wort, seinen Geist und die Christenversammlung zuteil werden läßt.
DAS HERZ IM VORAUS STÄRKEN
17. Warum ist es wichtig, das Herz zu stärken und zu behüten, bevor wir in Versuchung geraten?
17 Wir leben in einem System, das täglich verderbter wird. Daher wird unser Herz, was unsere ungeteilte Ergebenheit Jehova Gott und seinem Dienst gegenüber betrifft, immer größeren Prüfungen ausgesetzt. Wenn wir es behüten möchten, müssen wir es ständig beobachten und immer daran denken, daß es eine wichtige Rolle spielt, weil es die Fähigkeit hat, Beweggründe und Neigungen zu entwickeln. Wir sollten nicht warten, bis Prüfungen und Versuchungen mit aller Gewalt auf uns eindringen, sondern sollten unser Herz lange im voraus stärken, um dann widerstehen zu können.
18. Welche Fragen helfen uns, unsere Beweggründe zu prüfen?
18 Schon beim ersten Gedanken an eine unsittliche Handlung sollten wir uns fragen: „Möchte ich so etwas wirklich tun? Ich weiß doch, wozu es führt. Möchte ich Schmach auf meine Familie und auf die Versammlung, mit der ich verbunden bin, bringen? Und mein Ehepartner? Zugegeben, er mag Fehler und Schwächen haben — die habe ich aber auch. Möchte ich tatsächlich das Leid verursachen, das eine solche Handlung unweigerlich mit sich bringt? Wäre das Dankbarkeit gegenüber meinem Ehepartner, mit dem ich so viele Jahre seines Lebens geteilt habe? Ja möchte ich wirklich so undankbar sein und Jehovas Gabe, seinen Sohn, verachten, den Tod Jesu am Marterpfahl für nichts achten und die unverdiente Güte Jehovas verwerfen, bloß um mich einige Augenblicke einem unerlaubten Vergnügen hinzugeben? Wo ist meine Liebe zu Sittsamkeit, Rechtschaffenheit und Ehrlichkeit?“
19. Welche Fragen könnten wir uns passenderweise stellen, wenn wir die Anziehungskraft des Materialismus zu verspüren beginnen?
19 Wenn wir die Anziehungskraft des Materialismus spüren oder wenn uns das gegenwärtige System der Dinge mit seinen angeblichen Vorteilen und Gewinnchancen lockt, sollten wir uns, das heißt die „verborgene Person des Herzens“, fragen: „Kann ich, wenn ich ehrlich bin, sagen, daß mir materielle Dinge jemals die gleiche Freude vermittelt haben wie der Dienst Jehovas, die Gemeinschaft mit meinen Brüdern oder das Bewußtsein, anderen wirklich eine Hilfe gewesen zu sein und ihnen den Weg zum Leben gewiesen zu haben? Kann mir diese Welt eine Zukunft bieten, die ein gerechtes Herz wirklich wünschen könnte? Möchte ich ihr tatsächlich meine Zuneigung schenken, obwohl ich genau weiß, daß sie mich nur eine Zeitlang gebraucht und mich dann, wenn sie keine Verwendung mehr für mich hat, fallenläßt?“ Noch müssen wir auf Gottes gerechte neue Ordnung und ihre Segnungen warten, aber Jakobus gibt uns den Rat: „Übt auch ihr Geduld; befestigt eure Herzen, denn die Gegenwart des Herrn hat sich genaht.“ — Jak. 5:7, 8.
20. Was für einen Rückblick sollten wir in unserem Herzen halten, wenn wir uns vor Fragen gestellt sehen, bei denen es um unsere Neutralität geht?
20 Sollte man dich unter Druck setzen, um dich zu veranlassen, von deiner Neutralität gegenüber den Systemen dieser Welt abzugehen und deine Lauterkeit gegenüber Gott aufzugeben, dann halte in deinem Herzen einen Rückblick auf die abscheulichen Dinge, die der Gott dieser Welt, Satan, der Teufel, unter den Nationen gefördert hat: Blutvergießen, Verbrechen, Habgier und Grausamkeit. Wie könnten wir einwilligen, uns auch nur für einen Augenblick auf seine Seite zu stellen! Wie könnten wir, selbst wenn wir verfolgt, eingesperrt und mißhandelt würden, uns von Jehova, dem Gott des neuen Systems der Dinge, abwenden und uns auf die Seite Satans und seiner verderbten und herzlosen, mit wilden Tieren verglichenen Systeme stellen?
21. (a) Wie können wir verhüten, daß unser Herz heute, wo wir in der „Zeit des Endes“ so weit vorgerückt sind, ‘beschwert wird’? (b) Was zeigt, daß Salomo den Rat seines Vaters, sein Herz ungeteilt zu bewahren, nicht befolgte?
21 Auf ähnliche Weise können wir in unserem Herzen die Liebe zu allem, was recht, anständig und ehrbar ist, stärken und einen echten Haß entwickeln gegen alles, was Jehova verurteilt und verabscheut. (1. Chron. 29:17; Hebr. 1:9) Haben wir aber einmal ein gutes Herz entwickelt, dürfen wir es nicht dabei bewenden lassen. Wir müssen unser Herz behüten. „Gebt auf euch selbst acht, damit eure Herzen niemals durch zuviel Essen und zuviel Trinken und Sorgen des Lebens beschwert werden und jener Tag plötzlich, in einem Augenblick, über euch komme wie eine Schlinge. Denn er wird über alle jene kommen, die auf der ganzen Erdoberfläche wohnen.“ (Luk. 21:34, 35) Salomo erbat sich von Jehova ein gehorsames Herz und Unterscheidungsvermögen, um Gottes Volk zu richten. Gott gab Salomo „Weisheit und sehr große Einsicht und Weite des Herzens“. Wie traurig ist es deshalb, über ihn zu lesen: „Es geschah zur Zeit, als Salomo alt war, da neigten seine Weiber sein Herz anderen Göttern nach; und sein Herz war nicht ungeteilt mit Jehova, seinem Gott, wie das Herz seines Vaters David.“ (1. Kö. 4:29; 11:1-6) Stell dir das vor! Nachdem er von Jehova mit soviel Weisheit ausgestattet worden war und in Verbindung mit Jehovas Vorbild-Königreich so viele Vorrechte genossen und auch den herrlichen Tempel Jehovas erbaut hatte, ließ er zu, daß seine heidnischen Frauen sein Herz bewogen, sich der Anbetung anderer Götter zuzuwenden! Und gerade er hatte unter Inspiration so viel über das Herz geschrieben.
22. Warum ist es wichtig, daß wir Jehova dienen, nicht weil wir müssen, sondern weil wir den Wunsch haben, seinen Willen zu tun?
22 Tun wir daher alles, was immer wir tun, als für Jehova! Es freut ihn sehr, wenn wir ihm dienen. Er ist kein undankbarer Gott. Er schätzt alles, was wir tun; es freut ihn, uns zu belohnen, uns zu segnen und uns Gaben zu verleihen. Aber unser Dienst muß aufrichtig, echt und ganzherzig sein. Jehova kann jeden Vorwand durchschauen und sieht, wenn wir etwas aus anderen Gründen tun. Er sieht, ob wir mehr an einem Bericht interessiert sind als daran, ihn zu lobpreisen, ja er sieht, ob wir besonders auf unsere Erscheinung und den Eindruck, den wir bei anderen erwecken, bedacht sind und ob wir etwas nur tun, weil wir denken, wir müßten es tun. Zugegeben, wir müssen Jehova dienen, wenn wir leben möchten; wir werden aber niemals durchhalten, niemals ausharren und niemals das Ziel erreichen, wenn wir nicht den Wunsch und ein tief empfundenes Verlangen haben, ihm zu dienen, wenn wir uns nicht danach sehnen, in einer Zeit zu leben, in der wir ihm vollkommen dienen können, frei von allem, was uns jetzt veranlaßt, unrecht zu tun und seinen vollkommenen Maßstäben nicht zu entsprechen.
23. (a) Warum mögen einige aus dem Wettlauf, bei dem es um das Leben geht, ausscheiden? (b) Was können wir wie Paulus im Interesse derer, die ein ungeteiltes Herz haben möchten, zuversichtlich beten?
23 Alles deutet darauf hin, daß Gottes neue Ordnung unmittelbar bevorsteht. Doch selbst zu dieser vorgerückten Stunde fallen einige ab, die viele Jahre im Dienste Jehovas gestanden haben. Warum? Liegt es vielleicht daran, daß sie unabhängig sein möchten? Haben sie vielleicht erkannt, daß Gottes Regierung nun bald über alle überlebenden Erdbewohner herrschen wird, und möchten sie dies in ihrem Herzen in Wirklichkeit nicht? Möchten sie nicht, daß diese gerechte Regierung über die ganze Erde herrscht? Du hast Jehova gesucht und hast ihn auch gefunden; so bewahre nun dein Herz ihm gegenüber ungeteilt, liebe ihn und diene ihm ganzherzig. Verlaß ihn nicht, sonst wird er dich für immer verwerfen. Wie Paulus damals für seine Brüder betete, so beten wir jetzt auch für dich: „Möge der Herr fortfahren, eure Herzen sicher zur Liebe Gottes und zum Ausharren um des Christus willen hinzulenken.“ — 2. Thess. 3:5.
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Sind wir, wenn wir uns ablenken lassen, vielleicht eher mit dem Herzen woanders als mit den Gedanken?
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Unsere Gebete zeigen, welches Verhältnis wir zu Gott haben. Was verraten deine Gebete in dieser Hinsicht?