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  • Ein Gangster wird vom Präsidenten begnadigt
  • Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1978
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Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1978
w78 15. 6. S. 8-9

Ein Gangster wird vom Präsidenten begnadigt

IM Jahre 1945 galt ich als ein guter Katholik. Ich erinnere mich, daß ich einmal ein Gelübde erfüllte, indem ich in der Kirche vom Portal bis zum Altar auf den Knien rutschte. Zu jener Zeit war ich ein starker Trinker und Mitglied einer Bande. Freundschaften zu schließen fiel mir leicht, weil ich mit dem Geld freigebig war. Meinen Lebensunterhalt bestritt ich durch den An- und Verkauf von Diebesgut. Auf diese Weise konnte ich in einer einzigen Woche etwa 10 000 Pesos verdienen. Kein Wunder, daß ich großzügig war. In Balicbalic (Manila), wo ich wohnte, blickte man zu mir auf.

Man bewunderte mich als einen „harten Jungen“. Doch in der Nähe gab es einen anderen „harten Jungen“, der mich als seinen Rivalen betrachtete. Eines Tages kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen unseren Banden. Ich erschoß meinen Rivalen, sein Freund floh, und ich war der Größte. Das war im Jahre 1947.

Da ich mich nun dem Zugriff des Gesetzes entziehen mußte, floh ich nach Cavite, südlich von Manila. Auf meinen Kopf war eine Belohnung von 1 000 Pesos ausgesetzt, und das genügte einem engen Freund, mich zu verraten. Im Jahre 1949 wurde ich gefaßt und am 1. Mai 1951 zu lebenslänglicher Haft verurteilt.

DAS LEBEN IN MUNTINLUPA

Tags darauf brachte man mich in Handschellen in die staatliche Strafanstalt in Muntinlupa (Rizal). Bei der Ankunft wurden mir meine Kleider genommen, und ich erhielt Häftlingskleidung. Meine Nummer war 11 481-P. Sobald ich im Gefängnis war fühlte ich mich unwohl. Ich wußte, daß ich lebte doch schien ich mich in einer Grube zu befinden. Die anderen Gefangenen glichen Tieren. Besonders haßte ich, daß sie Neuankömmlinge, die jung waren, zu homosexuellen Handlungen zwangen. Die Opfer taten mir von Herzen leid, und ich faßte den Entschluß, nie wieder Mitmenschen auszunutzen oder zu unterdrücken. So faßte ich Mut und betete zu Gott, er möge mir helfen, mit der schrecklichen Lage, in der ich mich nun befand, fertig zu werden.

Der Gefängnisdirektor in Muntinlupa gewährte Religionsfreiheit. Daher fanden Gottesdienste vieler verschiedener Gruppen statt. Ich glaubte, alle Religionen seien von Gott, und wanderte deshalb etwa sechs Monate lang von einer Zusammenkunft zur anderen. Aber nachdem ich das Verhalten der Leute und ihre Gewohnheiten beobachtet hatte, kam ich zu dem Schluß, daß die Wahrheit dort nicht zu finden war. Daß beispielsweise einige dieser Gruppen hübsche Mädchen zu ihren Zusammenkünften mitbrachten, um Besucher anzulocken, lehnte ich ab, denn dadurch wurden die Gefängnisinsassen angeregt, hinterher unreine Handlungen zu begehen.

Zu guter Letzt wohnte ich den Zusammenkünften bei, die Jehovas Zeugen abhielten. Ich war von ihrer Lehrmethode beeindruckt. Was sie sagten, stützte sich auf die Bibel und war sehr aufschlußreich. Besonders interessierte ich mich für den Namen Gottes. Schließlich gab ich mich Jehova hin und ließ mich im Jahre 1953 taufen. Ich begann, anderen Insassen und Arbeitern in Muntinlupa zu predigen. Einige schenkten der Botschaft Gehör, und so wurden nach einiger Zeit mehrere im Gefängnis Zeugen Jehovas.

Weil wir den Fahnengruß aus Gewissensgründen verweigerten, gab es einige Probleme. Einmal kamen wir in Einzelhaft. An einem Morgen jedoch mußten sich die Gefangenen, mehrere Tausend an der Zahl, auf dem Gefängnisplatz versammeln. Als die Flagge gehißt wurde, salutierten alle außer den Zeugen, die damals ungefähr 20 Personen zählten.

In diesem Augenblick fing es heftig zu regnen an, und die Gefangenen eilten davon, um sich unterzustellen. Nur wir Zeugen blieben im Regen stehen, weil wir nicht entlassen worden waren. Später rief uns der Direktor zu sich und fragte, weshalb wir nicht wie die anderen weggerannt, sondern stehengeblieben und lieber naß geworden seien. Wir erklärten ihm, daß unsere Haltung gegenüber der Fahne nicht bedeute, daß wir sie mißachteten. Der Grund bestehe lediglich darin, daß wir den Fahnengruß als eine religiöse Zeremonie ansähen. Von da an brachte man unserer Haltung in dieser Angelegenheit mehr Verständnis entgegen.

Im Jahre 1957 kam es in der Strafanstalt Muntinlupa fast täglich zu Aufständen zwischen rivalisierenden Banden, die Namen trugen wie „ OXO“ und „Sigue-sigue“. Um den Frieden und die Ordnung wiederherzustellen, griff die Gefängnisleitung Personen heraus, die für einen vorbildlichen Wandel bekannt waren, und übertrug ihnen bestimmte Aufgaben. Ich wurde als bastonero eingesetzt. Darunter versteht man einen Gefangenen, dem die Aufsicht über andere Gefangene übertragen worden ist. Als Lohn für die gewissenhafte Erfüllung meiner Aufgaben wurde ich in die Sträflingskolonie Iwahig in Palawan überführt.

DAS LEBEN IN IWAHIG

In Iwahig erhielt ich eine andere verantwortungsvolle Aufgabe. Man machte mich zum Nahrungsmittelverwalter für 800 Insassen. Ich nahm die Lebensmittelvorräte entgegen und überwachte die Zubereitung und die Ausgabe an die Männer. Die Beamten gewannen den Eindruck, daß ich mich gut führte, weil die Gefangenen mit meiner Verwaltung zufrieden waren, wohingegen einige, die vor mir diese Arbeit versehen hatten, ermordet worden waren.

Eines Tages fragte mich der Oberaufseher von Iwahig, weshalb wohl die Gefangenen mit mir zufrieden seien. Ich sagte ihm, ich sei ein Zeuge Jehovas und hielte mich bei meiner Arbeit an biblische Grundsätze. Von da an schenkte er mir noch mehr Vertrauen, und ich genoß eine noch größere Freiheit, unter den Insassen zu predigen. So konnte ich ein Studium mit einer Gruppe von 13 Personen durchführen. Ich setzte mich bald mit den Zeugen der Versammlung Puerto Princesa in Verbindung und einer von ihnen half uns, in Iwahig regelmäßig Zusammenkünfte abzuhalten.

Während meines Aufenthalts in Iwahig erfuhr ich, daß im August 1963 im Rizal-Memorial-Stadion in Manila ein internationaler Kongreß stattfinden sollte. Es war der 1. Juli 1963. Ich war 10 Jahre zuvor getauft worden, hatte aber noch nie einen Kongreß der Zeugen Jehovas besuchen können. Ich war sehr traurig und fand keine Ruhe. Als ich in jener Nacht nicht schlafen konnte, weil mir der Kongreß nicht aus dem Sinn ging, betete ich darum, daß mir eine Möglichkeit gezeigt werde, anwesend zu sein.

ENTLASSUNG

Eines Abends schrieb ich einen Brief an Diosdado Macapagal, den damaligen Präsidenten der Philippinen. Ich bat ihn um Begnadigung, damit ich den Kongreß besuchen konnte. Am 30. Juli traf seine Antwort ein. Sie enthielt die wundervollen Worte: „Ich gebe Ihrer Bitte statt.“ Ich weinte Freudentränen. Am 10. August wurde ich entlassen. Am 15. August war ich bei meiner Familie. Am 17. August waren wir zusammen mit Tausenden unserer christlichen Brüder auf dem internationalen Kongreß. Wie sehr ich mich damals freute, läßt sich in Worten nicht beschreiben. Gott war sehr gütig zu mir gewesen.

Nach dem Kongreß konnte ich meinen Dienst für Jehova Gott als freier Mann fortsetzen. Obwohl ich Strafgefangener gewesen war, gelang es mir, Arbeit zu finden, so daß ich für meine Familie sorgen konnte, wie es von einem Christen erwartet wird. Meine gegenwärtigen Arbeitgeber wissen, daß ich im Gefängnis war, doch wissen sie auch, daß ich heute ein Christ bin; deshalb schenken sie mir bei meiner Arbeit Vertrauen. In der Versammlung habe ich so weit Fortschritte machen können, daß ich ein Ältester sein kann. Mein Lebensziel ist es, Jehova zusammen mit meiner Frau und meinen Kindern weiterhin mit meinem ganzen Herzen zu dienen. Wir hoffen, für ihn annehmbar zu sein und in dem heute so nahen irdischen Paradies einmal mit ewigem Leben gesegnet zu werden. (Eingesandt.)

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