Stimmt es, daß ‘alle gesündigt haben’?
HAST du dich je gefragt, warum der Mensch trotz ernsthafter Bemühungen die meisten seiner schwierigen Probleme nicht lösen kann? Zwar hat er eine ziemlich gute Vorstellung von dem, was er erreichen möchte — Frieden, Wohlstand, Glück, Gesundheit —, aber warum hat es den Anschein, daß er sich von diesen wünschenswerten Zielen immer weiter entfernt?
Der Apostel Paulus nannte einen Hauptgrund dafür: „Alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes“ (Röm. 3:23). Ja, die meisten Bemühungen des Menschen sind durch seine Sündhaftigkeit vereitelt worden.
Einige mögen die Worte des Apostels Paulus bezweifeln. Vielleicht sagen sie: „Wie kommt man dazu, anzunehmen, ich sei ein Sünder? Ich füge meinem Nächsten nichts Schlechtes zu. Außerdem führe ich ein friedliches Leben und verursache keine Schwierigkeiten. Welche Sünden begehe ich also?“ In diesem Zusammenhang muß man allerdings beachten, daß man nicht nur sündigt, wenn man Schwierigkeiten verursacht oder seinem Nächsten Schaden zufügt. Ja, dies sind Sünden, und es ist lobenswert, wenn man sie vermeidet. Doch das Wort „Sünde“ bezieht sich auf vieles mehr. Paulus erwähnte es in Verbindung damit, daß wir ‘nicht die Herrlichkeit Gottes erreichen’. Es hängt also mit unserem Verhältnis zu unserem Schöpfer, Jehova Gott, zusammen.
Die Wörter, die in den heutigen Bibeln mit „Sünde“ übersetzt werden, bedeuteten ursprünglich, das Ziel zu verfehlen, das darin bestand, vollkommen gehorsam zu sein. Und wem sollen wir gehorchen? Jehova Gott. Folglich heißt es in einem modernen Bibellexikon: „Sünde ist ein Sichabwenden von der Treue zu Gott und Ungehorsam gegenüber seinen Geboten und Gesetzen.“ Deshalb ist für uns nur das maßgeblich, was Gott als Sünde betrachtet. Diese Information gibt er uns in der Bibel.
Beispiele einiger Sünden
Zuerst muß erwähnt werden, daß vieles, was in der heutigen Zeit akzeptiert wird, verkehrt ist. Die Bibel sagt: „Weder Hurer noch Götzendiener, noch Ehebrecher, noch Männer, die für unnatürliche Zwecke gehalten werden, noch Männer, die bei Männern liegen, noch Diebe, noch Habgierige, noch Trunkenbolde, noch Schmäher, noch Erpresser werden Gottes Königreich ererben“ (1. Kor. 6:9, 10). Ja, Ehebruch, Hurerei und Homosexualität sind Sünden. Von Diebstahl kann dasselbe gesagt werden.
Es stimmt, daß viele keine Unsittlichkeit und keinen Diebstahl begehen, und das ist lobenswert. Doch es gibt noch andere Sünden. Wir können durch unsere Sprech- und Handlungsweise sündigen. Auch das Lügen ist eine Sünde. Dasselbe gilt für verleumderisches Geschwätz, zornige Rede und Schmähungen (Kol. 3:9; Ps. 101:5; Eph. 4:31). Außerdem sagte Paulus: „Murret auch nicht, wie einige von ihnen murrten, so daß sie durch den Vernichter umkamen“ (1. Kor. 10:10). Jakobus verurteilte Prahlereien, und Paulus riet uns an, törichtes Reden und unzüchtige Späße zu meiden (Jak. 4:16; Eph. 5:4). Wenn wir wirklich ehrlich mit uns sind, kann dann irgend jemand von sich sagen, er habe niemals eine dieser eben erwähnten Sünden begangen? Wahrscheinlich nicht. Jakobus, der Bruder Jesu, sagte darüber: „Wer nicht im Worte strauchelt, der ist ein vollkommener Mann“ (Jak. 3:2). Kann irgend jemand von sich behaupten, er sei vollkommen? Nein.
Derselbe Jünger zeigte, wie wir noch auf eine andere Art und Weise sündigen können. Er sagte: „Wenn daher jemand weiß, wie er das tun soll, was recht ist, und es doch nicht tut, so ist es ihm Sünde“ (Jak. 4:17). Wie können wir das verstehen? Man stelle sich einmal einen Mann vor, der auf einem Bürgersteig spazierengeht. Plötzlich sieht er, wie ein Kind einen Garten verläßt und vor ihm auf die verkehrsreiche Straße stürmt. Der Mann könnte vielleicht verhindern, daß das Kind überfahren wird, doch er ignoriert es und geht weiter. Natürlich hat er nichts Falsches getan, aber dadurch, daß er es unterließ, etwas zu tun, um dem Kind zu Hilfe zu kommen, hat er gesündigt. Wie oft haben wir alle schon versäumt, gegenüber unseren Mitmenschen und gegenüber Gott liebevoll zu handeln? Jedesmal, wenn wir das unterlassen, sündigen wir.
Man kann auch durch eine falsche Einstellung sündigen. Die Bibel verurteilt Hochmut, Stolz und Feigheit (Spr. 21:4; Offb. 21:8). Durch verkehrte Gedanken können wir ebenfalls sündigen. Das letzte der Zehn Gebote lautet: „Du sollst nicht das Haus deines Mitmenschen begehren. Du sollst nicht die Frau deines Mitmenschen begehren noch seinen Sklaven, noch seine Sklavin, noch seinen Stier, noch seinen Esel, noch irgend etwas, was deinem Mitmenschen gehört“ (2. Mose 20:17).
Wie können wir verhindern, daß schlechte Begierden in uns aufkommen? Vielleicht dadurch, daß wir unseren Sinn hauptsächlich mit etwas beschäftigen, was sich wohltuend auf uns auswirkt. Wenn das nicht hilft, müssen wir diese Begierden einfach als das erkennen, was sie sind, und sie bekämpfen (1. Kor. 9:27). Wenn wir schlechte Begierden haben, machen wir uns in Gottes Augen der Sünde schuldig (Spr. 21:2).
Schließlich wäre noch zu erwähnen, daß man durch die falsche Religion in Sünde gerät. Es ist nicht nur Sünde, Götzendienst und Spiritismus zu treiben — dies verbietet die Bibel ausdrücklich —, sondern es ist schon Sünde, wenn man einer falschen Religion angehört. Die Bibel beschreibt die falsche Religion als eine große weltweite Stadt, die Babylon die Große genannt wird, und sagt dann: „Geht aus ihr hinaus, mein Volk, wenn ihr nicht mit ihr teilhaben wollt an ihren Sünden und wenn ihr nicht einen Teil ihrer Plagen empfangen wollt“ (Offb. 18:4). Die falsche Religion hat sich großer Sünden schuldig gemacht. Sie hat den allein wahren Gott falsch dargestellt, hat Gottes treue Diener verfolgt und sich in Politik eingemischt. Alle, die einer Organisation der falschen Religion angehören, machen sich an ihren Sünden mitschuldig, weil sie sie unterstützen.
Warum sündigen wir?
Bis jetzt wurde nur einiges erwähnt, wodurch man sündigen kann. In der Bibel werden noch mehr Sünden beschrieben. Wenn man darüber nachdenkt, was die Bibel alles als Sünde bezeichnet, kommt man vielleicht zu der Schlußfolgerung, daß es unmöglich ist, zu vermeiden, auf die eine oder andere Weise zu sündigen. Man stimmt wahrscheinlich mit den Worten des Königs Salomo überein, der sagte: „Da ist kein Mensch, der nicht sündigt“ (1. Kö. 8:46). Auch Gott machte folgende Feststellung: „Die Neigung des Menschenherzens [ist] böse ... von seiner Jugend an“ (1. Mose 8:21). Ja, es gibt vieles, was uns zum Sündigen veranlaßt, doch hauptsächlich können wir unser schwaches Fleisch dafür verantwortlich machen.
Warum? Weil wir die Unvollkommenheit ererbt haben. Unsere ersten Eltern, Adam und Eva, hatten ursprünglich nicht dieses Problem. Sie waren vollkommen und hätten ausgeglichene, vernünftige Entscheidungen treffen können, um nicht zu sündigen. Sie taten dies nicht, sondern entschieden sich, gegen Gott zu rebellieren. Deshalb verloren sie ihre Vollkommenheit und hinterließen ihren Nachkommen sündhafte und schlechte Neigungen als Erbe. Der Apostel Paulus drückte dies in folgenden Worten aus: „Darum, so, wie durch e i n e n Menschen [Adam] die Sünde in die Welt hineingekommen ist und durch die Sünde der Tod und sich so der Tod zu allen Menschen verbreitet hat, weil sie alle gesündigt hatten“ (Röm. 5:12).
Wenn wir also auch die besten Beweggründe haben, die es gibt, können wir es doch nicht vermeiden zu sündigen. Warum? Sogar der Apostel Paulus mußte folgendes zugeben: „Das Gute, das ich wünsche, tue ich nicht, sondern das Schlechte, das ich nicht wünsche, das treibe ich“ (Röm. 7:19). Wir alle haben dasselbe Problem.
Für die Menschheit hat sich das verheerend ausgewirkt. Die besten Vorsätze des Menschen sind durch seine eigene Fehlerhaftigkeit vereitelt worden. Selbstsucht und Habgier haben Verschmutzung, Armut und Ungerechtigkeit zur Folge. Durch Argwohn und Mißtrauen wird das Verhältnis zwischen den Ländern und innerhalb der Familie gestört. Korruption und Verbrechen hindern die Länder an ihrem Fortschritt. An diesen Zuständen läßt sich nur wenig ändern.
Aufgrund unserer ererbten Sündhaftigkeit steht uns der Grundsatz aus Römer 6:23 drohend vor Augen. Dort wird gesagt: „Der Lohn, den die Sünde zahlt, ist der Tod.“ Wir können nichts von uns aus tun, um der Todesstrafe als Folge unserer Sünden zu entgehen, denn es gibt nichts, was wir tun können, um die Sünde bei uns vollständig auszumerzen. Wir sind unserer Unvollkommenheit fast wehrlos ausgeliefert.
Wird das aber immer so sein? Wird der Mensch durch seine Schwächen immer daran gehindert werden, seine sehnlichsten Wünsche zu verwirklichen? Nein, denn es gibt jemand, der uns helfen kann. Der Apostel Paulus, der seine eigene Unfähigkeit, Sünden zu vermeiden, zugab, sagte weiter: „Ich elender Mensch! Wer wird mich befreien von dem Leibe, der diesem Tod verfallen ist?“ Seine Antwort lautete: „Dank sei Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn!“ (Röm. 7:24, 25). Ja, wenn wir erkennen, wie sehr wir der Sünde verfallen sind und wie hilflos wir sind, uns selbst aus diesem Zustand zu befreien, werden wir die große Liebe und Rücksichtnahme Gottes uns gegenüber noch mehr schätzen, denn er hat uns geholfen. Doch wie hat er das getan?