Was ist dein Ziel im Leben?
KENICHI hatte nur einen Gedanken im Sinn — das Gold zu finden, das es irgendwo in den Bergen unweit seines Heimatortes in Japan geben mußte. Fünfunddreißig Jahre lang suchte er unermüdlich danach. „Ich habe weder Zeit für eine Frau noch für Freunde“, pflegte er zu sagen. Sein unbändiges Verlangen nach dem schwer auffindbaren Gold ließ ihn vereinsamen.
Im Alter von 65 Jahren fand er schließlich, was er gesucht hatte. Endlich gehörte das kostbare Gold ihm! Wie empfand er nun, nachdem er sein Lebensziel erreicht hatte? Nachdenklich erklärte er: „Anfangs wollte ich nur reich sein. Aber jetzt bedeutet mir das Gold eigentlich nicht mehr viel.“
Vielleicht verstehst du Kenichis Empfindungen. Er war zwar reich, doch die Suche hatte 35 seiner besten Lebensjahre beansprucht — Jahre, die er nicht mehr zurückholen konnte. Dieser Mann ohne Freunde stellte fest, daß es sich nicht gelohnt hatte, sein Ziel zu erreichen. Hast auch du in deinem Leben Ziele verfolgt, für die du hart gearbeitet hast und die sich für dich als unbefriedigend erwiesen haben? Nachdem der Psychologe Daniel Levinson das Leben mehrerer Personen untersucht hatte, die „ihre Träume verwirklicht haben“, berichtete er, daß sie sich häufig fragen: „Ist das alles? Hat es sich gelohnt, alles andere dafür aufzugeben?“
Oder du gehörst vielleicht zu denen, die erkannt haben, wie nichtig es ist, materialistische Ziele anzustreben, und die deshalb hinsichtlich ihrer eigenen Ziele unentschlossen sind. Kein deutliches Ziel im Leben zu haben kann sich ebenso nachteilig auswirken wie das Streben nach nichtigen Zielen. Dr. Bennett Leventhal, ein Kinderpsychiater, ist der Ansicht, die Verhaltensstörungen vieler Jugendlicher aus wohlhabendem Hause seien darauf zurückzuführen, daß ihre Eltern ihnen „keine anderen Ziele als materiellen Erfolg“ zu bieten hätten. Die Vororte Chicagos (in einem davon hat Dr. Leventhal seine Praxis) weisen die höchsten Selbstmordraten in den Vereinigten Staaten auf — besonders unter der Jugend. Gemäß einem Leitartikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (12. September 1981) sind der ungeheuer steigende Drogenmißbrauch, die Kinderkriminalität, die Depressionen und die „sinnlosen“ Gewalttaten unter Jugendlichen offenkundige Symptome „eines sich ausbreitenden Sinnlosigkeitsgefühls“. Ja, die Jugend hat kein echtes Ziel mehr im Leben.
Was ist ein lohnendes Ziel?
Das Ziel vieler besteht lediglich darin, das tägliche Brot zu verdienen. Eine Umfrage unter 1 000 amerikanischen Jugendlichen verschiedener Rassen und sozialer Stände ergab, daß es ihr wichtigstes Ziel ist, eine Arbeit zu finden, die ihnen gefällt. Doch wie man sich vielleicht vorstellen kann, endet das Streben nach einem solchen Ziel oft mit Enttäuschung und Unzufriedenheit. Dennoch gibt es für viele nichts Wichtigeres als ein aufopferndes Streben nach Nahrung, Kleidung und Obdach.
Der größte Lehrer, der je auf der Erde wirkte, machte auf ein anderes Ziel aufmerksam. Er sagte: „Wirkt nicht für die Speise, die vergeht, sondern für die Speise, die für das ewige Leben bleibt.“ Er forderte die Menschen auf, ihren Blick auf etwas Erhabeneres zu richten, etwas anzustreben, was zu ewigem Leben führen kann. Was für Menschen würden einen solchen Lohn empfangen? Wie Jesus sagte, wären es solche, die Gott „mit seinem Siegel des Wohlgefallens versehen“ hat (Johannes 6:27). Jesus hielt also seinen Jüngern das Ziel vor Augen, Gottes Wohlgefallen anzustreben und dadurch ewiges Leben in Glück zu erlangen (2. Petrus 3:13).
Was ein Ziel bewirkt
Jesu Nachfolger nahmen in ihrer Lebensweise große Veränderungen vor, weil sie ihr Herz auf dieses allerwichtigste Ziel richteten. Einer von ihnen, der Apostel Paulus, stammte aus einer Stadt im Nahen Osten, die einen klangvollen Namen hatte, und er war offensichtlich der Sohn wohlhabender Eltern. Als Schüler eines geachteten jüdischen Lehrers und Richters hatte er eine höhere Bildung empfangen und in einer bemerkenswerten Laufbahn größere Fortschritte gemacht als viele seiner Altersgenossen. Doch all das betrachtete er als „Kehricht“ und widmete sein Leben Werken, die Gottes Wohlgefallen hatten, weil er ‘dem Ziel entgegenjagte, dem Preis der Berufung Gottes nach oben’. Wie bei anderen Christen war bei Paulus für Beobachter deutlich zu erkennen, daß er mit Ergebenheit ein einziges Ziel anstrebte (Apostelgeschichte 22:1-3; Galater 1:14; Philipper 3:5-8, 14).
Dieser Eifer und dieselbe Zielstrebigkeit fallen auch heute bei echten Christen auf. Ein kanadischer Journalist, der einen Kongreß der Zeugen Jehovas beobachtet hatte, schrieb, ihr Wachstum sei hauptsächlich „auf das unglaubliche Pflichtgefühl und die Hingabe, die die Zeugen offenbaren“, zurückzuführen. Ja, viele von ihnen sind wirklich dadurch glücklich geworden, daß sie sich das ewige Leben zum Ziel gesetzt haben und nichts anderem nachjagen.
Der 19jährige Mark hatte es zum Beispiel geschafft, einer der besten Motorradrennfahrer des Staates Kalifornien (USA) zu sein. „Ich hatte viele Rennen gewonnen, war berühmt, besaß das gewünschte Geld, und jedes Mädchen in der Stadt war in mich verliebt“, sagte Mark. „Aber nach dem Sieg in einem großen Rennen fragte ich mich: ,Ist das alles? Ich stehe jetzt auf dem Höhepunkt meines Lebens, doch wo ist das große Erfolgsbewußtsein?‘“ Andere verfolgten aufmerksam seine ausgezeichnete Laufbahn als Rennfahrer und steckten sich dasselbe Ziel. „Sie bemühten sich um das, was ich hatte, doch das Ganze war lächerlich. Ich hatte nichts, und sie wünschten sich das.“ Schließlich studierte Mark unter der Anleitung von Zeugen Jehovas ernsthaft die Bibel und erkannte, wie wertvoll es ist, ein lohnendes Ziel anzustreben. Er wurde ein Zeuge Jehovas, und von da an bestand sein Lebensziel darin, das Wohlgefallen Gottes zu erlangen und anderen in geistiger Hinsicht zu helfen. Rückblickend auf sein seitheriges Leben, sagt Mark heute als 27jähriger: „Jetzt habe ich echte Freunde und verspüre die Freude, anderen in geistiger Hinsicht wirklich zu helfen. Endlich habe ich das Gefühl, in meinem Leben etwas zu leisten, was für Menschen von bleibendem Nutzen ist.“
Doch inwieweit wird das Leben eines Christen von dem Streben nach einem Ziel beeinflußt? Wie sehr muß er sich anstrengen, um ein solches Ziel zu erreichen? Und in welcher Hinsicht führt das Streben nach dem richtigen Ziel zur Zufriedenheit? Auf welche vorläufigen Ziele sollte man hinarbeiten, während man das Endziel, das ewige Leben, anstrebt? Diese Fragen werden neben anderen in dem folgenden Artikel behandelt.
[Herausgestellter Text auf Seite 4]
„Jetzt habe ich echte Freunde und verspüre die Freude, anderen in geistiger Hinsicht wirklich zu helfen. Endlich habe ich das Gefühl, in meinem Leben etwas zu leisten, was für Menschen von bleibendem Nutzen ist“ (ein 27jähriger früherer Motorradrennfahrer und Meister seiner Klasse).