Der Glaube im Brennpunkt — Im Römerbrief
WAS mußt du tun, um Gott zu gefallen?
Du magst auf diese Frage unterschiedliche Antworten geben: ein gutes Leben führen, anderen keinen Schaden zufügen, für Gott bestimmte Opfer bringen, seinen Gesetzen gehorchen, gute Werke tun, Christus annehmen und in der Anbetung aufrichtig sein.
Diese Antworten stimmen, denn sie berühren das, was du tun mußt, um Gottes Wohlgefallen zu erlangen. Es gibt jedoch noch etwas, ohne das alles Obenerwähnte wirkungslos wäre. Das ist der GLAUBE.
Vielleicht sagst du: „Ich habe Glauben und weiß, daß der Glaube wichtig ist.“ Doch wir alle tun gut daran, über einen Gedanken nachzusinnen, der uns wiederholt im Römerbrief begegnet. Dieses Thema wird in Römer 1:16, 17 angeschnitten. Der Apostel Paulus sagt uns an dieser Stelle, daß ‘die gute Botschaft Gottes Kraft zur Rettung ist’ und daß ‘der Gerechte durch Glauben leben wird’. Wird somit jeder, der Glauben hat, gerettet? Werden christliche Werke durch den Glauben unnötig? Der Brief des Paulus an die Römer gibt die Antwort.
Hast du den Römerbrief schon einmal gelesen? Oder hast du ihn bereits wiederholt gelesen? Letztere Frage ist besser formuliert, denn es heißt, daß wir im Römerbrief Pauli umfassendste Darlegung der guten Botschaft finden. Der Brief verdient es also, wiederholt gelesen zu werden; je mehr man ihn sozusagen „zerkaut“, desto „nahrhafter“ ist er.
Rettung durch Glauben für alle
Für die Christen im ersten Jahrhundert war eine Frage von besonderem Interesse: Konnten sowohl Juden als auch Nichtjuden Gottes Anerkennung finden und von ihm gerechtgesprochen werden? Paulus wurde von Gott dazu inspiriert, im Römerbrief dieses wichtige Thema zu behandeln. Was er schrieb, kann für unser Leben von großer Bedeutung sein, während wir Glauben ausüben und die Rettung zu erlangen suchen. Der Brief enthält auch eine wertvolle Lektion für uns, falls wir zu dem Gedanken neigen, ein Volk oder eine Nation sei besser als eine andere.
Damit wir die Argumente, die Paulus entwickelte, besser verstehen können, wollen wir einen Großteil des Briefes zusammenfassen. Wenn du den Römerbrief anhand dieser Zusammenfassung liest, erhältst du einen deutlichen Überblick, der dich in die Lage versetzt, die einzelnen Gedankengänge zu erkennen. Auf diese Weise verlierst du nicht das umfassendere Bild aus dem Auge, denn das könnte geschehen, wenn du einfach Vers für Vers lesen würdest.
Nach der Einleitung und den herzlichen Worten, mit denen Paulus seinen Wunsch ausdrückt, die Versammlung in Rom zu besuchen, kommt er auf sein Zentralthema zu sprechen: Gott ist unparteiisch und räumt ‘jedem, der Glauben hat’ — ob Jude oder Nichtjude —, die Möglichkeit ein, gerettet zu werden. Natürlich ist die Frage, wie Gott Juden oder Nichtjuden betrachtet, heute nicht mehr von solch brennendem Interesse wie damals. Aber wir sollten im Sinn behalten, daß das, worauf Paulus Nachdruck legt, der Glaube ist. Warum ist der Glaube für jeden so notwendig? (Römer 1:1-17).
Alle Menschen sind Sünder, die den Zorn Gottes verdienen. Das ist leicht an dem Fall der Nichtjuden zu erkennen, die unentschuldbar waren, weil sie die Beweise für die Existenz des wahren Gottes außer acht ließen. Oft beteten sie erschaffene Dinge an und gaben sich (aufgrund ihrer falschen Vorstellungen von Gott) entwürdigenden Handlungen hin (Römer 1:18-32). Aber das traf sogar auf Personen wie die Juden zu, die die sündigen Nichtjuden richten oder kritisieren mochten. Beide Gruppen waren in ihrer Lage zu verurteilen. Warum? Die Juden hatten das Gesetz Gottes und gaben vor, es zu lehren. Die Nichtjuden hatten das Gewissen, das sie ermahnte, das Rechte zu tun, und daher waren sie rechenschaftspflichtig. Weder die Beschneidung noch die Unbeschnittenheit des Fleisches ist somit das Wichtigste (Römer 2:1-29).
Judenchristen nahmen wahrscheinlich damals mit Genugtuung zur Kenntnis, daß Paulus schrieb, das Wort Gottes sei den Juden anvertraut worden. Dennoch stand unleugbar fest, daß auch sie wie alle übrigen Menschen gemäß der Schrift Sünder waren. Folglich bedurfte die Menschheit dringend einer Möglichkeit, gerecht zu werden. Gott hat diesem Bedürfnis abgeholfen, indem er einen neuen Weg schuf, Gerechtigkeit zu erlangen. Dieser neue Weg ist der Glaube an Jesus. Möchtest du gern den Beweis dafür haben, daß der Glaube vorzüglicher ist als Gesetzeswerke? Betrachte das Beispiel Abrahams. In Gottes Augen war dieser Mann aufgrund seines Glaubens gerecht, noch bevor er beschnitten worden war oder das Volk Israel das mosaische Gesetz erhalten hatte. Und es ist nicht zu leugnen, daß die Verheißung, die dem Abraham daraufhin gegeben wurde, Segen für alle bedeutete, ungeachtet ihrer Rassenzugehörigkeit (Römer 3:1 bis 4:25).
Erkennst du, wie wichtig also der Glaube für Christen ist? Im Falle derer, die für himmlisches Leben bestimmt sind, geht der Glaube ihrer Gerechtsprechung und ihrer Salbung mit heiligem Geist voraus. Wie dankbar können wir jedoch alle für die Möglichkeit sein, durch unseren Glauben Gottes Anerkennung zu erlangen! Menschen, die vor der Einführung des mosaischen Gesetzes lebten, waren Sünder und starben deshalb. Nachdem Moses das Gesetz erhalten hatte, trat die Sünde noch deutlicher hervor. Wodurch können die Auswirkungen der Sünde Adams, durch die die Unvollkommenheit über uns gekommen ist, beseitigt werden? Durch den treuen Lauf Jesu und die Sühnemacht seines Opfertodes. Der Glaube daran kann uns „zum ewigen Leben“ gereichen (Römer 5:1-21).
In Übereinstimmung mit dem Glauben leben
Wenn du im Römerbrief weiterliest, wirst du feststellen, daß Paulus auf eine falsche Schlußfolgerung eingeht, die einige aus seinen Äußerungen ziehen könnten. Wieso? Jemand könnte sich sagen, er dürfe weiterhin sündigen, da Gott uns unverdiente Güte erweisen könne, obwohl wir sündigten. Welch ein Fehler wäre dies doch! Paulus erklärt, daß Christen, deren Sünden vergeben worden sind, sich fortan nicht mehr von der Sünde beherrschen lassen sollten. Es ist so, als ob die Sünde früher gleichsam unser Herr war, dem wir versklavt waren und gehorchten; doch jetzt ist dieser frühere Herr sozusagen tot, und wir brauchen ihm nicht mehr zu gehorchen. Wir haben einen neuen Herrn: Gott. Im Glauben sollten wir „Sklaven der Gerechtigkeit“ sein und „Frucht [haben] zur Heiligkeit und als Endergebnis ewiges Leben“ (Römer 6:1-23).
Als Christ gemäß dem Glauben zu leben erfordert Anstrengungen. Diese sind nicht einfach auf das Bemühen gerichtet, nach einer Gesetzessammlung zu leben, denn diejenigen, die früher unter dem mosaischen Gesetz gestanden hatten, konnten es nicht vollkommen halten und waren davon befreit worden, wie eine Frau vom Gesetz ihres Mannes befreit ist, wenn er stirbt. Doch das freimütige Eingeständnis des Paulus kann für uns eine Ermunterung sein: Er gab zu, daß er die Sünde nicht vermeiden konnte, wenn er es auch noch so sehr wünschte. Er fühlte sich jedoch durch Jesus gerettet. Wir können eine ähnliche Rettung erfahren (Römer 7:1-25).
Alle, die Gott als geistige Söhne angenommen hat, werden gemeinsam mit Jesus Christus im Himmel herrschen. Das gibt ihnen Hoffnung, und es sollte alle treuen Christen davon überzeugen, daß Gott denen hilft, die sich auf ihn verlassen. Ja, wenn wir ihm treu sind, kann uns nichts von seiner Liebe trennen, die in Jesus ist (Römer 8:1-39). Wir brauchen nicht daran zu zweifeln, daß Gott Gutes bewirkt. Er hat sowohl das Recht als auch die Fähigkeit, Entscheidungen nach seinem Willen zu treffen, was er durch die Erwählung Jakobs und durch sein Verhalten gegenüber Pharao zeigte. Da die meisten Juden gestrauchelt waren und den Messias nicht angenommen hatten, entschied Gott, daß jeder, der Glauben ausübte, gerettet werden konnte. Das ist gewiß eine gute Botschaft! Sie erlegt uns allerdings die Verpflichtung auf, durch die Verkündigung der guten Botschaft Glauben auszuüben, so daß Menschen aus allen Nationen sie hören und gläubig werden können (Römer 9:1 bis 10:15).
Wozu die Handlungsweise der natürlichen Juden geführt hat, sollte uns als Lehre dienen. Sie standen zwar bei Gott in Gunst, und in erster Linie hatten sie die Aussicht auf himmlisches Leben als das „Israel Gottes“, doch sie bewahrten ihren Platz nicht. Wie natürliche Zweige eines Ölbaumes wurden sie ausgebrochen, so daß Platz wurde für Nichtjuden (mit Zweigen eines wilden Ölbaumes vergleichbar), die Christus annahmen. Alle, die Gottes Barmherzigkeit auf die eine oder andere Weise erlangt haben, sollten dankbar sein und weiterhin Glauben ausüben, um gerettet zu werden (Galater 6:16; Römer 10:16 bis 11:36).
Auf welche Weise kannst du deinen Glauben beweisen, außer daß du eine öffentliche Erklärung zur Rettung ablegst und so anderen hilfst, die gute Botschaft kennenzulernen? In Römer 12:1 bis 13:14 wirst du einige Antworten finden. Als Christ kannst du es vermeiden, nach dem gegenwärtigen verderbten System geformt zu werden; du kannst Bescheidenheit pflegen, Gastfreundschaft offenbaren und das Böse durch Gutestun besiegen. Beim Lesen dieser Verse wirst du selbstverständlich weitere vorzügliche Empfehlungen finden, wie zum Beispiel solche, die mit deiner relativen Unterordnung unter die „obrigkeitlichen Gewalten“, die Regierungen, zusammenhängen.
Eine andere christliche Pflicht besteht darin, auf Personen mit einem schwachen Gewissen Rücksicht zu nehmen und bereitwillig auf erlaubte Dinge zu verzichten, um diese Personen nicht zum Straucheln zu bringen. Wenn wir auf diese Weise die Schwachheiten derer tragen, die nicht stark sind, und uns nicht selbst gefallen, ahmen wir das Beispiel Christi nach. Wir fördern auch den Frieden und die Einheit (Römer 14:1 bis 15:16).
Beim Lesen der abschließenden zwei Kapitel des Römerbriefes wirst du sehen, daß Paulus bestimmt gemäß seinem Glauben lebte. Er diente besonders Menschen der nichtjüdischen Nationen und war emsig damit beschäftigt, diesen Dienst zu verrichten. Paulus hoffte nicht nur, die Versammlung in Rom zu besuchen, sondern auch nach Spanien zu reisen. Dieses Land war ein wichtiger westlicher Vorposten des Römischen Reiches und war, vom Standpunkt des Paulus aus gesehen, unberührtes Gebiet. Die zahlreichen persönlichen Grüße an Christen in Rom sind ein weiterer Beweis für den lebendigen, aktiven Glauben des Paulus.
Der Römerbrief hilft uns, deutlich zu verstehen, daß der Glaube vorzüglicher ist als Gesetzeswerke. Er stellt absolut klar, daß Gott in seiner Unparteilichkeit alle, die Glauben ausüben, bereitwillig annimmt und ihnen in Aussicht stellt, gerecht zu werden und endloses Leben zu erlangen. Mögen wir uns daher stets der Notwendigkeit bewußt sein, einen starken Glauben zu haben und gemäß diesem Glauben zu leben.