Wird das Leben im Paradies langweilig sein?
„DIE beiden größten Feinde des menschlichen Glücks sind Schmerz und Langeweile.“ Stimmst du mit dieser Meinung eines Philosophen des 19. Jahrhunderts überein? Viele Leute werden gelegentlich von Langeweile geplagt, aber warum?
Langeweile ist ein Gefühl der Unzufriedenheit, das mit „Mangel an Abwechslung“, „Eintönigkeit“, „Ödheit“ und „Überdruß“ in Verbindung gebracht wird. Häufig ist sie auf eine Arbeit oder Tätigkeit zurückzuführen, die unbefriedigend oder eintönig ist. Aber es stimmt auch, daß Langeweile eine subjektive Empfindung ist. Was dem einen langweilig ist, mag den anderen faszinieren.
Wird ewiges Leben langweilig sein?
Im Gegensatz zur heutigen Situation des Menschen werden alle, die ewiges Leben in dem verheißenen Paradies erlangen, mit ihrer Umgebung und ihrem Schöpfer in Harmonie sein. Inwiefern? Sie werden eine entsprechende Schulung erhalten, die sie auf ein interessantes und erfolgreiches Leben in einer paradiesischen Umgebung vorbereiten wird. Woher wissen wir das? Weil der Prophet Jesaja inspiriert wurde zu schreiben: „Die Erde wird gewißlich erfüllt sein mit der Erkenntnis Jehovas, wie die Wasser das ganze Meer bedecken.“ Ja Erkenntnis Jehovas, des größten Wohltäters der Menschheit, wird der Schlüssel zu wirklicher Freude an ewigem Leben auf einer paradiesischen Erde sein (Jesaja 11:9).
Wenn die Erde vollkommen ist, wird sie in ihrer Gesamtheit die hervorragenden Eigenschaften des großen Schöpfers widerspiegeln. Die gehorsame Menschheit wird eine tiefe Liebe zu Gott empfinden und daher den Wunsch haben, seine Wege kennenzulernen und zu verstehen sowie seine Weisheit, wie sie auf der Erde zum Ausdruck kommt. Sogar heute staunen unvollkommene Menschen, wenn sie die Wunder und die Vielfalt der Natur untersuchen. Doch selbst der größte Experte auf irgendeinem Gebiet ist niemals zufriedengestellt — er möchte stets noch mehr wissen. Und man wird nie auslernen! Der Verstand des Menschen und sein unersättlicher Wissensdurst gewährleisten, daß das ewige Leben immer interessant sein wird (1. Johannes 4:7, 8).
Ein Beispiel dafür ist — und das selbst unter den gegenwärtigen unvollkommenen Verhältnissen — die Einstellung des 90jährigen weltberühmten Gitarristen Andrés Segovia, der hauptsächlich klassische Werke spielt. Empfindet er das Leben als langweilig? Er unternimmt immer noch Weltreisen und gibt Konzerte. Obwohl er beobachtet hat, daß andere lebensmüde sind, „ist er zu energiegeladen und geht er in seiner Arbeit viel zu sehr auf, um Langeweile zu haben“. Er selbst sagte: „Ich beschäftige mich mit Geschichte, Philosophie, den verschiedenen Arten der Kunst und mit Musik.“ Ja, es gibt noch viel zu lernen. Man bedenke auch, wieviel mehr es in einem vollkommenen irdischen Paradies zu lernen geben wird. Und wenn erst die freudige Aussicht auf ewiges Leben in Erfüllung gegangen sein wird, werden die Menschen die nötige Zeit dazu haben.
Das Beispiel Andrés Segovias macht auch etwas anderes deutlich — das menschliche Wissenspotential. Der Psychologe Peter Russell schrieb in dem Buch The Brain Book: „In unserem eigenen Kopf befindet sich eines der kompliziertesten Systeme des uns bekannten Universums. ... Kein menschliches Wesen hat jemals auch nur annähernd seine volle Leistungsfähigkeit genutzt.“ Während der kurzen Lebensspanne von vielleicht 70 oder 80 Jahren bleibt die Leistungsfähigkeit des Gehirns so gut wie ungenutzt. P. Russell drückte es so aus: „Es ist oft gesagt worden, daß wir nur 10 Prozent unserer gesamten geistigen Leistungsfähigkeit nutzen. Wie es jetzt scheint, ist diese Schätzung zu hoch. Vermutlich nutzen wir nicht einmal ein Prozent — es ist wahrscheinlicher, daß wir 0,1 Prozent oder weniger gebrauchen.“ Stell dir vor, was das menschliche Gehirn einmal leisten kann, wenn es im Paradies von Einschränkungen wie Krankheit und Alterung frei sein wird!
Ein tausendjähriges Projekt
Man muß zugeben, daß für viele das Leben heute einfach deshalb langweilig ist, weil sie zu einer Routine gezwungen sind, die wenig Abwechslung oder geistige Anregung bietet. Aber wenn die Bibel von ewigem Leben unter Gottes Königreichsherrschaft in den Händen Christi spricht, nimmt sie Bezug auf einen Lebensstil, der dem heutigen Menschen vollständig unbekannt ist. Die Königreichsregierung wird keinen Fünfjahresplan haben wie einige neuzeitliche Staaten, sondern einen Tausendjahresplan, und das wird nur der Anfang sein! Von diesem „Plan“ ist an verschiedenen Stellen der Bibel die Rede, und er stellt eine faszinierende Vielfalt an Betätigungen in Aussicht, die alle erbauend und kreativ sein werden (Offenbarung 20:1-7).
Es wird so viel zu tun und so viel zu lernen geben und für beides wird ein so starker Anreiz dasein, daß man „Langeweile“ nicht mehr kennen wird. Zum Beispiel hat Jehova verheißen, „die zu verderben, die die Erde verderben“ (Offenbarung 11:18). Das bedeutet, daß die ‘verdorbene’ Erde gereinigt werden muß. Denke nur einmal an die gewaltige Aufgabe, die ursprüngliche Schönheit und Reinheit der Erde wiederherzustellen — mit Elendsvierteln und zu dicht bebauten Gebieten, in denen die Menschen zusammengepfercht wohnen, aufzuräumen; die Flüsse und Meere der Erde von Umweltverschmutzung zu reinigen. Liebe zu Gott und den Mitmenschen wird gehorsame Männer und Frauen dazu bewegen, sich freudig an diesem großen Werk zu beteiligen.
Ein Bau-, Bepflanzungs- und Bildungsprogramm
Logischerweise haben in einer paradiesischen Umgebung schlechte Wohnverhältnisse, wie sie heute existieren, keinen Platz. Wer möchte schon eingeengt wohnen, in verfallenen Gebäuden, in Barackensiedlungen oder gar auf der Straße? Die meisten hätten ihre Freude daran, ein eigenes Heim zu haben und ein Stück Land zu bebauen. Das verheißt Gott denen, die sich ihm gegenüber jetzt als loyal erweisen. Das Endergebnis wird eine paradiesische Erde sein, die von glücklichen Menschen bewohnt sein wird, von Menschen, deren Verlangen nach einem sinnvollen Leben befriedigt sein wird und denen es Freude bereitet, anderen zu dienen (Apostelgeschichte 20:35).
Gott hat „neue Himmel und eine neue Erde“ zugesichert, die für Millionen Menschen eine vollständige Änderung der Lebensbedingungen mit sich bringen werden. Jesaja sagte voraus: „Und sie werden gewißlich Häuser bauen und sie bewohnen; und sie werden bestimmt Weingärten pflanzen und deren Fruchtertrag essen. ... Denn gleich den Tagen eines Baumes werden die Tage meines Volkes sein; und das Werk ihrer eigenen Hände werden meine Auserwählten verbrauchen“ (Jesaja 65:17-23; 2. Petrus 3:13).
Diese Verheißungen erfüllten sich im kleinen mit der Rückkehr der Juden in ihr Land im Jahre 537 v. u. Z. In unserem 20. Jahrhundert finden sie eine viel größere Erfüllung in geistiger Hinsicht, und sie lassen erkennen, wie das Leben während der Millenniumsherrschaft des Königreiches Christi über die Erde sein wird. Wenn wir Jesajas Worte näher untersuchen, sehen wir sogleich, daß sie sinnvolle Tätigkeit, kreative Arbeit, andeuten. Das Bau- und Bepflanzungsprogramm wird lange Zeit in Anspruch nehmen, da nicht nur die Harmagedon-Überlebenden eine Wohnstätte benötigen, sondern auch die Milliarden, die nach und nach durch die Auferstehung zurückkehren werden. Welch unendliche Möglichkeiten das für architektonische Initiative und gestalterische Vielfalt bieten wird! (Offenbarung 16:14-16; 21:3, 4).
Denke nur einmal darüber nach, was die Auferstehung selbst bedeuten wird. Deine Vorfahren werden von den Toten auferstehen! Dein Stammbaum wird sich vor deinen Augen entfalten. Du wirst deine Herkunft ergründen können — nicht indem du eintönige Aufzeichnungen verfolgst, sondern indem du direkt mit deinen auferstandenen Ahnen sprichst. Bestimmt wird das nicht langweilig sein! (Johannes 5:28, 29).
Darüber hinaus wird während der Tausendjahrherrschaft des Königreiches Christi ein weltweites Bildungsprogramm durchgeführt werden, um die Auferstandenen davon zu unterrichten, welche Vorsätze Gottes bezüglich der Erde bereits verwirklicht worden sind und was von ihnen erwartet wird, wenn sie ewiges Leben erlangen möchten. Zweifellos wird Jehova neue Anweisungen offenbaren, die den veränderten Verhältnissen der Menschheit gerecht werden. Die Menschen werden dann aufgrund der Gesetze und Anweisungen in den „Buchrollen“ gerichtet werden, die während Christi Millenniumsherrschaft geöffnet werden (Offenbarung 20:12).
Die Leistungsfähigkeit des Gehirns nutzen
Wird also das Leben während der Tausendjahrherrschaft und danach langweilig sein? Erinnere dich nur an die unglaubliche Leistungsfähigkeit des Gehirns, und vergleiche das, was du jetzt weißt, mit dem, was es alles zu wissen gibt.
Wie viele Säugetiere, Pflanzen und Insekten kannst du zum Beispiel mit Namen nennen oder aufgrund eigener Beobachtungen näher beschreiben? Zwanzig? Fünfzig? Hundert? Für einige Stadtbewohner, die keine Beziehung zur Natur haben, kann das eine Herausforderung sein. So schrieb ein Biologe: „Etwa fünf Millionen verschiedene Arten von Organismen bevölkern die Biosphäre [der von Lebewesen bewohnbare Raum].“ Wie viele dieser fünf Millionen Arten kennst du mit Namen? Wie viele verschiedene Insekten hast du zum Beispiel in deinem Leben schon gesehen? Es gibt mehr als 700 000 Arten, die man schon klassifiziert hat. Und wie steht es um die unwahrscheinliche Vielfalt an Vögeln mit ihrem unterschiedlichen Gefieder, ihrer verschiedenartigen Gestalt und ihrem unterschiedlichen Gesang? Wie viele von ihnen kannst du unterscheiden? Immerhin gibt es 8 600 lebende Vogelarten. Und was wäre der Mensch ohne Bäume? Sie liefern uns Nahrung und Schatten sowie Bau- und Brennmaterial. Wie lange würdest du brauchen, um alle 20 000 verschiedenen Baumarten kennenzulernen?
Aber das sind nur einige wenige der Tausende von faszinierenden Dingen, die den Menschen in Staunen versetzen. (Vergleiche Hiob, Kapitel 38 und 39.) Ihre Vielfalt und komplexe Beschaffenheit stellen für die Leistungsfähigkeit unseres Gehirns keine Schwierigkeit dar. Es ist tatsächlich mit einer unerschöpflichen Leistungsfähigkeit versehen worden. Da die Menschen also mit einem so aktiven und forschenden Geist ausgestattet sind, wird es keine Langeweile geben. Was wir benötigen, ist jedoch ein Leben, das lang genug ist, um der Leistungsfähigkeit unseres Gehirns zu entsprechen. Und genau das verspricht Gott gehorsamen Menschen — endloses Leben auf einer paradiesischen Erde (Johannes 17:3; Offenbarung 22:1, 2).
Ewigkeit nicht langweilig
Aber das Leben im Paradies bietet noch eine weitere Aussicht — nach und nach die ganze Erde kennenzulernen. Es wird keine nationalen Grenzen geben und keine Reisebeschränkungen. Engstirnige Gesinnungen, wie Nationalismus, Rassenvorurteile und Stammesstolz, wird es nicht mehr geben. Alle werden anerkennen, daß sie zu der einen, vereinten Menschheitsfamilie gehören. Welche Freude wird es dann für uns sein, zu reisen und im Laufe der Zeit unsere Millionen von „Brüdern“ und „Schwestern“, die rund um die Erde in Frieden wohnen, kennenzulernen. Gewiß wird das eine Quelle nie endender Freude sein — nicht der Langeweile!
Die Verheißungen und Vorsätze Jehovas bezüglich der Erde werden vollständig verwirklicht sein: „Die Sanftmütigen werden essen und gesättigt werden; die ihn suchen, werden Jehova preisen. Möge euer Herz immerdar leben. Es werden sich erinnern und zu Jehova umkehren alle Enden der Erde. Und alle Familien der Nationen werden sich vor dir niederbeugen.“ Wenn du zu diesen Sanftmütigen gehören möchtest, die für immer leben werden, dann fühle dich frei, mit Zeugen Jehovas am Ort oder mit den Herausgebern dieser Zeitschrift Verbindung aufzunehmen. Deine Fragen werden dir kostenlos beantwortet. Auch du kannst die Hoffnung auf ewiges Leben auf einer paradiesischen Erde haben (Psalm 22:26, 27; Titus 1:2).
[Bild auf Seite 6]
Wie viele Arten von Vögeln, Landtieren, Fischen und Pflanzen kennst du? Im Paradies wirst du Zeit haben, sie alle kennenzulernen.