„Schätze des Heiligen Landes“
DAS betriebsame Manhattan bildet einen ungewöhnlichen Rahmen für eine Kunstsammlung, durch die die biblische Geschichte bestätigt wird. Und doch befindet sich im Central Park der Stadt New York das Metropolitan Museum of Art, das unlängst die Ausstellung „Schätze des Heiligen Landes: Kunst des Altertums aus dem Israel-Museum“ beherbergte. Die Ausstellung bestand aus nahezu 200 Leihgaben des Jerusalemer Israel-Museums.
Diese Kunstwerke erzählen die Geschichte der Bewohner des Landes der Bibel im Altertum. Daher wollen wir einmal einen Rundgang machen und etwas dazulernen. Zuerst müssen wir aber die 28 Stufen zur Säulenhalle des Metropolitan Museum erklimmen. Sobald wir drinnen sind, beginnt unser Rundgang durch mehrere Jahrtausende biblischer Geschichte. Dabei können wir folgendes sehen:
Habakuk-Kommentar — eine fast eineinhalb Meter lange Schriftrolle aus Pergament, die an mehreren Stellen den Gottesnamen enthält. Diese Schriftrolle ist eine der zuerst entdeckten und besterhaltenen Rollen vom Toten Meer, die als „die größte archäologische Entdeckung unseres Jahrhunderts“ bezeichnet werden. (Die Schriftrollen enthalten Teile jedes Bibelbuches der Hebräischen Schriften außer Esther und datieren bis ins 2. Jahrhundert v. u. Z. Abgesehen von Manuskriptfragmenten sind sie ein Jahrtausend älter als die Bibelmanuskripte, die bis dahin als die ältesten galten.) Der Habakuk-Kommentar enthält fast zwei Drittel des Buches Habakuk (1:4 bis 2:20); er wurde gegen Ende des 1. Jahrhunderts v. u. Z. in aramäischer Quadratschrift geschrieben und mit einem Kommentar verflochten. „Aber das Tetragrammaton, die vier Buchstaben des Namens Jehova, ist überall in althebräischer Schrift geschrieben“, heißt es im Informationsblatt des Museums. Ja, wir können das Tetragrammaton ganz deutlich erkennen.
„Haus-Gottes“-Ostrakon — eine Tonscherbe, auf der der Gottesname zweimal in Form des Tetragrammatons erscheint. Diese in Südisrael gefundene Tonscherbe war ein Brief, der an einen Mann namens Eljaschib adressiert war und aus der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts v. u. Z. stammt. Der Brief beginnt mit den Worten: „An meinen Herrn Eljašib. Möge jhwh deinen Frieden suchen.“ Und er endet: „Im Hause des jhwh bleibt er.“ (Siehe Seite 12 der Broschüre Der göttliche Name, der für immer bleiben wird, herausgegeben von der Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft.)
Pilatus-Stein — ein einzigartiges historisches Dokument aus dem 1. Jahrhundert, das in Cäsarea entdeckt wurde. Vor 1961 wußte man von Pontius Pilatus nur durch die Bibel und durch Aufzeichnungen römischer und jüdischer Geschichtsschreiber aus dem 1. Jahrhundert. Jetzt dagegen kann man auf Kalkstein bruchstückhaft eine lateinische Inschrift sehen, die lautet: „Pontius Pilatus, Präfekt von Judäa“. Das belegt die Existenz des Mannes, der die Hinrichtung Jesu Christi anordnete.
Inschrift „Platz des Posaunenblasens“ — einst Teil der Südwestbrüstung der Mauer des Tempelgeländes in Jerusalem. Als der Tempel im Jahre 70 u. Z. zerstört wurde, fiel dieses Mauerstück auf die Straße. Die Worte „zum Platz des Posaunenblasens“ sind auf dem annähernd rechteckigen, ein Meter langen Stein in Hebräisch geschrieben und beziehen sich auf die Stelle, wo ein Bläser stand, der mit seinen Posaunenstößen möglicherweise den Beginn und das Ende des Sabbats anzeigte. Diese Inschrift ist von den Baulichkeiten, die auf dem Tempelgelände waren, das einzige bedeutsame Stück, das übriggeblieben ist; dadurch wird die Erfüllung der Prophezeiung Jesu bestätigt, die in Matthäus 24:1, 2 zu lesen ist.
Inschrift vom Grab Usijas, eines Königs von Juda — eine Steinplatte (30 cm im Quadrat) mit der aramäischen Inschrift: „Hierher wurden die Gebeine Usias, des Königs von Juda, gebracht. Nicht öffnen.“ Die Warnung könnte eine Anspielung auf seinen Aussatz sein oder könnte sich auf ein allgemeines Verbot von Graböffnungen beziehen (2. Chronika 26:16-23). Diese Tafel, die um das 1. Jahrhundert v. u. Z. datiert, wurde unweit von Jerusalem gefunden und kennzeichnet die Wiederbeerdigung der Gebeine des Königs Jahrhunderte nach seinem Tod, denn ursprünglich wurde er nicht in den Königsgräbern jener Stadt beerdigt.
Kultständer mit Musikern — ein ungewöhnlicher Ständer aus Ton von etwa 30 cm Höhe, auf dem philistäische Kultzeremonien lebhaft dargestellt werden. Es sind fünf Musiker zu sehen, von denen jeder ein Instrument spielt — Zimbel, Doppeloboen, ein Streichinstrument und ein Tamburin. Dieser Ständer wurde in Aschdod gefunden und datiert aus dem späten 11. bis ins frühe 10. Jahrhundert v. u. Z.
Kanaanitischer Kultständer — ein hohler, quadratischer Ständer aus Ton, verziert mit Menschen- und Tierfiguren. Dazu gehören die kanaanitischen Hauptgötter — Aschera, versinnbildlicht in Form eines heiligen Baumes oder Pfahles, und Baal in Form eines Kalbes, gekrönt mit einer geflügelten Sonnenscheibe (2. Mose 34:12-14; 2. Könige 23:4, 5). Der nahezu 60 cm hohe Ständer, der wahrscheinlich für Räucherwerkopfer oder Trankopfer benutzt wurde, wurde in der Nähe von Megiddo gefunden und datiert aus dem späten 10. Jahrhundert v. u. Z. (Vergleiche 2. Chronika 34:4.)
Elfenbeinarbeiten aus Samaria — Schnitzereien aus Samaria, die aus der Zeit vom 9. bis zum 8. Jahrhundert v. u. Z. datieren. Sie erinnern uns an das „Haus von Elfenbein“, das Ahab in Samaria baute, oder an die Verzierungen der „Ruhebetten aus Elfenbein“, die charakteristisch waren für den verschwenderischen Lebensstil, gegen den sich der Prophet Amos aussprach (1. Könige 22:39; Amos 3:15; 6:4). Da phönizische Kunsthandwerker auf Elfenbeinarbeiten spezialisiert waren, ist auf manchen dieser kunstvollen Miniaturen der heidnische Baalskult zu erkennen, der vielleicht von Ahabs phönizischer Frau Isebel eingeführt wurde.
Viele der ausgestellten Gegenstände sind schön in Form und Farbe. Doch einige davon, wie zum Beispiel die Statuen der Fruchtbarkeitsgöttinnen, veranschaulichen die entarteten religiösen Praktiken des Landes. Andere zeigen, wie sein Charakter durch fremde Einflüsse geprägt wurde. Die Ausstellung „Schätze des Heiligen Landes“ und andere Ausstellungen dieser Art bereichern das Verständnis über die Bewohner, die Politik, die Religion und die Kunst des Landes der Bibel.
[Bilder auf Seite 24, 25]
Habakuk-Kommentar
[Bildnachweis]
Schrein des Buches, Israel-Museum, Jerusalem
„Haus-Gottes“-Ostrakon
[Bildnachweis]
Israel-Museum, Jerusalem
Pilatus-Stein
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Israel-Museum, Jerusalem
Inschrift „Platz des Posaunenblasens“
[Bildnachweis]
Israel-Museum, Jerusalem
Inschrift vom Grab Usijas
[Bildnachweis]
Israel-Museum, Jerusalem
Kultständer mit Musikern
[Bildnachweis]
Israel-Museum, Jerusalem