Wachtturm ONLINE-BIBLIOTHEK
Wachtturm
ONLINE-BIBLIOTHEK
Deutsch
  • BIBEL
  • PUBLIKATIONEN
  • ZUSAMMENKÜNFTE
  • w87 15. 11. S. 21-23
  • Wiedertäufer und das „Muster gesunder Worte“

Kein Video für diese Auswahl verfügbar.

Beim Laden des Videos ist ein Fehler aufgetreten.

  • Wiedertäufer und das „Muster gesunder Worte“
  • Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 1987
  • Zwischentitel
  • Ähnliches Material
  • Die Festlegung des „Musters“
  • Grundlehren
  • Ihre Ansicht über die Welt
  • Verfolgung — und danach
  • Das „Muster“ heute
  • Wer waren die Wiedertäufer?
    Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 2004
  • Die Reformation — Die Suche nach Gott auf neuen Wegen
    Die Suche der Menschheit nach Gott
  • „Halte dich weiterhin an das Muster gesunder Worte“
    Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1966
  • Hilf Studierenden, einen Anteil an den ‘gesunden Worten’ zu haben
    Unser Königreichsdienst 1985
Hier mehr
Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 1987
w87 15. 11. S. 21-23

Wiedertäufer und das „Muster gesunder Worte“

DER Apostel Paulus warnte, daß nach seinem Tod abtrünnige Christen wie „bedrückende Wölfe“ in die Herde Gottes eindringen und versuchen würden, „die Jünger hinter sich her wegzuziehen“. Wie würden sie das tun? Indem sie die Wahrheit der Schrift durch Traditionen und falsche Lehren verdrehen würden (Apostelgeschichte 20:29, 30; 1. Timotheus 4:1).

Aus diesem Grund ermahnte Paulus den jungen Mann Timotheus: „Halte dich weiterhin an das Muster gesunder Worte, die du von mir gehört hast, mit Glauben und Liebe, die mit Christus Jesus verbunden sind. Behüte dieses vortreffliche anvertraute Gut durch den heiligen Geist, der in uns wohnt.“ Was war dieses „Muster gesunder Worte“? (2. Timotheus 1:13, 14).

Die Festlegung des „Musters“

Alle Bücher der Christlichen Griechischen Schriften wurden im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung vollendet. Obwohl sie von verschiedenen Schreibern aufgezeichnet wurden, wurde durch Gottes heiligen Geist oder seine wirksame Kraft gewährleistet, daß sie harmonisch sind, und zwar nicht nur in sich selbst, sondern auch im Vergleich mit den früheren Aufzeichnungen, den Hebräischen Schriften. Auf diese Weise wurde ein „Muster“ gesunder schriftlich festgehaltener Lehren gebildet, an das sich die Christen zu halten hatten, genauso wie sie dem Beispiel Jesu Christi folgen sollten (1. Petrus 2:21; Johannes 16:12, 13).

Was geschah mit dem „Muster gesunder Worte“ während der in geistiger Hinsicht finsteren Jahrhunderte nach dem Tod der Apostel? Viele aufrichtige Menschen versuchten, es wieder zu entdecken, obwohl die völlige Wiederherstellung noch bis zur „Zeit des Endes“ auf sich warten ließ (Daniel 12:4). Manchmal war es eine einzelne Stimme, und zu anderen Zeiten war es eine kleine Gruppe von Menschen, die nach dem „Muster“ suchte.

Die Waldensera scheinen eine solche Minderheit gewesen zu sein. Sie lebten vom 12. bis zum 14. Jahrhundert in Frankreich und Italien und in anderen Gebieten Europas. Aus dieser Bewegung gingen später die Wiedertäufer hervor. Wer waren sie, und was glaubten sie?

Grundlehren

Richtig bekannt wurden die Wiedertäufer zuerst in Zürich, und zwar um das Jahr 1525. Von jener Stadt aus gelangten ihre Glaubensansichten rasch in viele Teile Europas. Die Reformation hatte im frühen 16. Jahrhundert für einige Änderungen gesorgt, aber in den Augen der Wiedertäufer war sie nicht weit genug gegangen.

Aufgrund ihres Wunsches, zu den christlichen Lehren des ersten Jahrhunderts zurückzukehren, lehnten sie einen größeren Teil des römisch-katholischen Dogmas ab, als es Martin Luther und andere Reformatoren taten. Zum Beispiel waren die Wiedertäufer der Ansicht, daß sich nur Erwachsene Christus hingeben könnten. Wegen ihres Brauches, Erwachsene zu taufen, selbst wenn die Betreffenden schon als Säugling getauft worden waren, bezeichnete man sie als „Wiedertäufer“ (Matthäus 28:19; Apostelgeschichte 2:41; 8:12; 10:44-48).

„Für die Wiedertäufer war die wahre Kirche eine Gemeinschaft gläubiger Menschen“, schrieb Dr. R. J. Smithson in seinem Buch The Anabaptists—Their Contribution to Our Protestant Heritage (Die Wiedertäufer — ihr Beitrag zu unserem protestantischen Erbe). Als solche betrachteten sie sich als eine Gemeinschaft von Gläubigen innerhalb der Gemeinde im großen, und anfangs hatten sie keine eigens ausgebildeten oder bezahlten Prediger. Wie die Jünger Jesu waren sie Wanderprediger, die Städte und Dörfer besuchten und dabei auf Marktplätzen, in Werkstätten und Wohnhäusern zu den Menschen sprachen (Matthäus 9:35; 10:5-7, 11-13; Lukas 10:1-3).

Jeder einzelne Wiedertäufer fühlte sich persönlich rechenschaftspflichtig gegenüber Gott; sie glaubten an den freien Willen des Menschen und bekundeten ihren Glauben durch ihre Werke, wobei sie sich aber dessen bewußt waren, daß die Rettung nicht allein aus Werken kommt. Wenn jemand dem Glauben zuwiderhandelte, konnte er von der Versammlung ausgeschlossen werden. Eine Wiederaufnahme erfolgte allein aufgrund von Beweisen für echte Reue (1. Korinther 5:11-13; vergleiche 2. Korinther 12:21).

Ihre Ansicht über die Welt

Die Wiedertäufer erkannten, daß sie die Welt nicht reformieren konnten. Obwohl die Kirche seit der Zeit des römischen Kaisers Konstantin im 4. Jahrhundert mit dem Staat verbündet war, bedeutete das für sie nicht, daß der Staat christlich geworden war. Aufgrund der Worte Jesu wußten sie, daß ein Christ „kein Teil der Welt“ sein durfte, selbst wenn das zu Verfolgung führen würde (Johannes 17:15, 16; 18:36).

Wo kein Gegensatz zwischen dem christlichen Gewissen und weltlichen Interessen bestand, erkannten die Wiedertäufer an, daß dem Staat Respekt und Gehorsam gebührte. Doch die Wiedertäufer beteiligten sich nicht an der Politik, bekleideten kein Staats- oder Verwaltungsamt und schworen keinen Eid. Da sie alle Formen der Gewalt ablehnten, beteiligten sie sich auch nicht an Kriegen oder am Militärdienst (Markus 12:17; Apostelgeschichte 5:29; Römer 13:1-7; 2. Korinther 10:3, 4).

Die Wiedertäufer hielten sich an einen hohen Sittenmaßstab in Verbindung mit einem nüchternen, einfachen Lebensstil, der in bezug auf Besitz und Begierden im wesentlichen des Materialismus entbehrte. Bedingt durch ihre Liebe zueinander, errichteten sie häufig Siedlungen, obwohl die meisten von ihnen das Leben in der Gemeinschaft als Lebensform ablehnten. Aber von der Voraussetzung ausgehend, daß alles Gott gehört, waren sie stets bereit, ihre materiellen Güter zum Nutzen der Armen einzusetzen (Apostelgeschichte 2:42-45).

Ein genaues Studium der Bibel, vor allem der Christlichen Griechischen Schriften, führte bei einigen Wiedertäufern dazu, daß sie die Dreieinigkeitslehre (die Lehre von drei Personen in einem Gott) ablehnten, was aus manchen ihrer Schriften hervorgeht. Ihre Anbetungsform war gewöhnlich ganz einfach; einen besonderen Platz nahm das Abendmahl des Herrn darin ein. Sie betrachteten diesen Akt als eine Feier zum Gedenken an den Tod Jesu und lehnten so die traditionelle Ansicht der Katholiken, Lutheraner und Calvinisten ab. „Für sie“, schrieb R. J. Smithson, „war es der feierlichste Akt, an dem ein Christ teilnehmen konnte, und für den Gläubigen beinhaltete er die Erneuerung seines Bundes, sich rückhaltlos dem Dienst Christi hinzugeben.“

Verfolgung — und danach

Die Wiedertäufer wurden mißverstanden, wie das auch bei den ersten Christen der Fall gewesen war. Wie diesen warf man ihnen vor, die bestehende Gesellschaftsordnung durcheinanderzubringen, die ‘bewohnte Erde aufzuwiegeln’ (Apostelgeschichte 17:6). In Zürich entzündete sich der Unmut der Obrigkeit, die mit dem Reformator Ulrich Zwingli verbunden war, insbesondere an der Weigerung der Wiedertäufer, Säuglinge zu taufen. Im Jahre 1527 ließ man Felix Manz, einen Führer der Wiedertäufer, auf brutale Weise ertränken und verfolgte die schweizerischen Wiedertäufer so erbittert, daß sie fast ausgelöscht wurden.

In Deutschland wurden die Wiedertäufer sowohl von Katholiken als auch von Protestanten schwer verfolgt. Gemäß einem im Jahre 1528 erlassenen kaiserlichen Befehl war an jedem, der ein Wiedertäufer wurde, die Todesstrafe zu vollziehen, und das ohne irgendein Gerichtsverfahren. Die Verfolgung in Österreich veranlaßte die meisten dort ansässigen Wiedertäufer, in Böhmen, Mähren und Polen und später in Ungarn sowie in Rußland Zuflucht zu suchen.

Der Tod vieler ihrer ursprünglichen Führer führte unweigerlich dazu, daß sich Extremisten hervortaten. Sie brachten eine Unausgeglichenheit ins Spiel, die zu großer Verwirrung und einem Abfall von den Maßstäben früherer Jahre führte. Das wurde auf tragische Weise im Jahre 1534 offenkundig, als solche Extremisten die Herrschaft über die Stadt Münster (Westfalen) an sich rissen. Im darauffolgenden Jahr wurde die Stadt unter viel Blutvergießen und Folterung zurückerobert. Diese Episode stand im Widerspruch zur wahren Lehre der Wiedertäufer und brachte sie sehr in Verruf. Einige Nachfolger bemühten sich, den Namen Wiedertäufer abzulegen und statt dessen die Bezeichnung Täufer anzunehmen. Welchen Namen sie auch immer wählten, sie wurden dennoch Opfer der Gegnerschaft, insbesondere der katholischen Inquisition.

Schließlich wanderten Gruppen von Wiedertäufern auf der Suche nach mehr Freiheit und Frieden aus. Heute findet man sie in Nord- und Südamerika sowie in Europa. Ihre frühen Lehren haben Einfluß auf viele Glaubensgemeinschaften wie die Quäker, die heutigen Baptisten (deutsch: Täufer) und die Brüderbewegung genommen. Die Quäker hegen wie die Wiedertäufer Haß gegen den Krieg und haben die Vorstellung von einer Führung durch ein „inneres Licht“.

Das Überleben der Wiedertäufer ist heute am deutlichsten an zwei bestimmten Gruppen erkennbar. Die eine sind die Hutterischen Brüder, so genannt nach ihrem Führer im 16. Jahrhundert, Jakob Hutter. Sie haben gemeinsame Siedlungen in England, Westkanada, Paraguay und Süddakota (Vereinigte Staaten). Die andere Gruppe sind die Mennoniten. Ihr Name stammt von Menno Simons, der in den Niederlanden viel dazu beitrug, sie nach der Affäre von Münster von ihrem schlechten Ruf zu befreien. Er starb im Jahre 1561. Heute gibt es Mennoniten in Europa und Nordamerika einschließlich der Amischen Mennoniten.

Das „Muster“ heute

Obwohl die Wiedertäufer das „Muster gesunder Worte“ gesucht haben mögen, gelang es ihnen nicht, es zu entdecken. Außerdem bemerkt K. S. Latourette in seinem Buch A History of Christianity (Eine Geschichte des Christentums): „Nach der ursprünglich eifrigen missionarischen Tätigkeit zogen sie sich aufgrund der Verfolgung weitgehend zurück und sicherten ihren Fortbestand mehr durch Geburten als durch Bekehrungen.“ Dasselbe trifft auch heute auf jene kleinen Gruppen zu, die auf die Bewegung der Wiedertäufer zurückgeführt werden können. Ihr Wunsch, von der Welt und ihrer Lebensweise getrennt zu sein, hat dazu geführt, daß sie sich durch eine besondere Kleidung abheben, ermuntert durch ihr meist von Zurückgezogenheit geprägtes Gemeindeleben.

Kann somit das „Muster gesunder Worte“ heute wirklich gefunden werden? Ja, aber es erfordert Zeit und Liebe zur Wahrheit, es zu finden. Warum überprüfst du nicht, ob das, was du glaubst, dem göttlich geoffenbarten „Muster“ entspricht? Es ist nicht schwierig, festzustellen, was menschliche Tradition und was biblische Tatsache ist. Jehovas Zeugen an deinem Wohnort werden dir bereitwillig helfen, denn sie selbst schätzen es sehr, daß ihnen geholfen worden ist, das „Muster gesunder Worte“ zu erkennen.

[Fußnote]

a Siehe Wachtturm vom 1. November 1981, S. 12—15.

[Bild auf Seite 23]

Jehovas Zeugen helfen vielen, das „Muster gesunder Worte“ zu erkennen

    Deutsche Publikationen (1950-2025)
    Abmelden
    Anmelden
    • Deutsch
    • Teilen
    • Einstellungen
    • Copyright © 2025 Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania
    • Nutzungsbedingungen
    • Datenschutzerklärung
    • Datenschutzeinstellungen
    • JW.ORG
    • Anmelden
    Teilen