Wachtturm ONLINE-BIBLIOTHEK
Wachtturm
ONLINE-BIBLIOTHEK
Deutsch
  • BIBEL
  • PUBLIKATIONEN
  • ZUSAMMENKÜNFTE
  • w91 15. 4. S. 14-20
  • Wirst du Gottes Barmherzigkeit nachahmen?

Kein Video für diese Auswahl verfügbar.

Beim Laden des Videos ist ein Fehler aufgetreten.

  • Wirst du Gottes Barmherzigkeit nachahmen?
  • Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 1991
  • Zwischentitel
  • Ähnliches Material
  • Dem göttlichen Recht Geltung verschafft
  • Gerechtigkeit durch Barmherzigkeit gemildert
  • Die Sorge um das Verlorene
  • Freude im Himmel — Worüber?
  • Reue und tätige Barmherzigkeit
  • Jehova — der Quell wahren Rechts und wahrer Gerechtigkeit
    Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 1998
  • Ahme Jehova nach — übe Recht und Gerechtigkeit
    Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 1998
  • Bald Gerechtigkeit für alle Nationen
    Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 1989
  • Freude über den Sünder, der bereut
    Jesus — der Weg, die Wahrheit, das Leben
Hier mehr
Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 1991
w91 15. 4. S. 14-20

Wirst du Gottes Barmherzigkeit nachahmen?

„Werdet Nachahmer Gottes als geliebte Kinder“ (EPHESER 5:1).

1. Warum sollte uns die Tatsache, daß wir andere nachahmen, nicht unberührt lassen?

DIE meisten Menschen ahmen andere nach — ob es sich nun zum Guten oder zum Schlechten für sie auswirkt. Personen, mit denen wir zusammen sind und die wir vielleicht nachahmen, können uns stark beeinflussen. Der inspirierte Schreiber von Sprüche 13:20 betonte warnend: „Wer mit Weisen wandelt, wird weise werden, wer sich aber mit den Unvernünftigen einläßt, dem wird es schlecht ergehen.“ Mit gutem Grund heißt es somit in Gottes Wort: „Ahme nicht das Böse nach, sondern das Gute. Wer Gutes tut, stammt von Gott“ (3. Johannes 11).

2. Wen sollten wir nachahmen und in welcher Hinsicht?

2 Wir haben ausgezeichnete biblische Beispiele von Männern und Frauen, die wir nachahmen können (1. Korinther 4:16; 11:1; Philipper 3:17). Doch das allerbeste Beispiel gibt uns Gott. Nachdem der Apostel Paulus im Epheserbrief Wesenszüge und Praktiken erwähnt hat, die wir meiden sollten, fordert er uns auf, ‘voll zarten Erbarmens zu sein und einander bereitwillig zu vergeben’. Dann folgt die wichtige Ermahnung: „Darum werdet Nachahmer Gottes als geliebte Kinder, und wandelt weiterhin in der Liebe“ (Epheser 4:31 bis 5:2).

3, 4. Wie beschrieb Gott sich selbst, und warum sollten wir in Betracht ziehen, daß er ein gerechter Gott ist?

3 Welche Handlungen und Eigenschaften Gottes sollten wir nachahmen? Es gibt zahlreiche Aspekte seiner Persönlichkeit und seiner Taten, was aus den Worten zu erkennen ist, mit denen er sich selbst beschrieb, als er zu Moses sagte: „Jehova, ein Gott, barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und überströmend an liebender Güte und Wahrheit, der Tausenden liebende Güte bewahrt, der Vergehung und Übertretung und Sünde verzeiht, doch keinesfalls wird er Straffreiheit gewähren, da er für das Vergehen der Väter Strafe über Söhne und über Enkel bringt“ (2. Mose 34:6, 7).

4 Jehova „liebt Gerechtigkeit und Recht“. Diese Facette seiner Persönlichkeit sollten wir daher unbedingt kennenlernen und nachahmen (Psalm 33:5; 37:28). Er ist sowohl der Schöpfer der Menschen als auch ihr höchster Richter und Satzungsgeber. Deshalb bringt er seine Gerechtigkeit allen gegenüber zum Ausdruck (Jesaja 33:22). Das wird dadurch deutlich, daß er bei seinem Volk, den Israeliten, und später innerhalb der Christenversammlung auf Gerechtigkeit bestand und dafür sorgte, daß dem Recht Geltung verschafft wurde.

Dem göttlichen Recht Geltung verschafft

5, 6. Wie wurde durch Gottes Verfahrensweise mit den Israeliten das Recht offenbar?

5 Als sich Gott die Israeliten zum Volk erwählte, fragte er sie, ob sie ‘seiner Stimme genau gehorchen und seinen Bund wirklich halten wollten’. Sie waren am Fuß des Berges Sinai versammelt und antworteten: „Alles, was Jehova geredet hat, wollen wir tun“ (2. Mose 19:3-8). Welch eine ernste Verpflichtung! Durch Engel gab Gott den Israeliten etwa 600 Gesetze, die zu halten sie als ein ihm hingegebenes Volk verpflichtet waren. Was geschah, wenn ein Israelit sie nicht hielt? Jemand, der sich in Gottes Gesetz auskannte, sagte, daß „sich das durch Engel geredete Wort als fest erwies und jede Übertretung und jede ungehorsame Handlung gemäß dem Recht eine Vergeltung empfing“ (Hebräer 2:2).

6 Ja, ein Israelit, der nicht gehorchte, empfing „gemäß dem Recht eine Vergeltung“, nicht gemäß unzulänglichem menschlichem Recht, sondern gemäß dem Recht unseres Schöpfers. Gott legte verschiedene Strafen für Gesetzesübertretungen fest. Die schwerste Strafe war das ‘Abschneiden’ oder die Hinrichtung. Sie stand auf schwere Übertretungen wie Götzendienst, Ehebruch, Blutschande, Sodomie, Homosexualität, Kinderopfer, Mord und auf den Mißbrauch von Blut (3. Mose 17:14; 18:6-17, 21-29). Außerdem konnte jeder Israelit, der willentlich und in reueloser Weise irgendein göttliches Gesetz übertrat, „abgeschnitten“ werden (4. Mose 4:15, 18; 15:30, 31). Wenn diesem göttlichen Recht Geltung verschafft wurde, konnte es ohne weiteres sein, daß die Nachkommen des Übeltäters die Auswirkungen zu spüren bekamen.

7. Welche Folgen ergaben sich daraus, daß unter Gottes Volk der alten Zeit Recht geübt wurde?

7 Solche Strafen unterstrichen die Schwere einer Übertretung des Gesetzes Gottes. Zum Beispiel mußte ein Sohn, der ein Trunkenbold und ein Schlemmer war, vor erfahrene Richter gebracht werden. Wenn sie feststellten, daß er ein willentlicher, reueloser Übeltäter war, mußten sich die Eltern daran beteiligen, das Recht zu vollziehen (5. Mose 21:18-21). Diejenigen unter uns, die Kinder haben, können sich vorstellen, wie schwer das war. Aber Gott wußte, daß dies erforderlich war, damit sich unter seinen wahren Anbetern nichts Böses ausbreitete (Hesekiel 33:17-19). Es war eine Richtlinie dessen, von dem gesagt werden konnte: „Gerechtigkeit sind alle seine Wege. Ein Gott der Treue, bei dem es kein Unrecht gibt; gerecht und gerade ist er“ (5. Mose 32:4).

8. Inwiefern zeichnete sich Gottes Verfahrensweise mit der Christenversammlung durch Recht und Gerechtigkeit aus?

8 Nach vielen Jahrhunderten verwarf Gott die Nation Israel und erwählte die Christenversammlung. Jehova änderte sich jedoch nicht. Er hielt am Recht fest und konnte als „ein verzehrendes Feuer“ bezeichnet werden (Hebräer 12:29; Lukas 18:7, 8). Deshalb sorgte er weiterhin dafür, daß der gesamten Versammlung durch den Ausschluß von Übeltätern Gottesfurcht eingeflößt wurde. Getauften Christen, die in reueloser Weise sündigten, sollte die Gemeinschaft entzogen werden.

9. Was ist unter einem Gemeinschaftsentzug zu verstehen, und was wird dadurch erreicht?

9 Was bedeutet ein Gemeinschaftsentzug? Es gibt ein Schulbeispiel, das zeigt, wie ein Problem im ersten Jahrhundert behandelt wurde. Ein Christ aus Korinth hatte mit der Frau seines Vaters unsittliche Beziehungen und bereute nicht. Paulus gab daher die Anweisung, ihn aus der Versammlung auszuschließen. Das war erforderlich, um die Reinheit des Volkes Gottes zu schützen, denn „ein wenig Sauerteig [durchsäuert] die ganze Masse“. Dadurch, daß man ihn ausschloß, sollte verhindert werden, daß er durch sein schlechtes Verhalten Gott und seinem Volk Unehre bereitete. Die strenge Zuchtmaßnahme des Gemeinschaftsentzugs konnte ihn möglicherweise aufrütteln und ihm und der Versammlung die gebührende Gottesfurcht einflößen (1. Korinther 5:1-13; vergleiche 5. Mose 17:2, 12, 13).

10. Wie sollten Gottes Diener reagieren, wenn jemandem die Gemeinschaft entzogen worden ist?

10 Das göttliche Gebot besagt, Christen sollten mit einem Bösen, der ausgeschlossen worden ist, „keinen Umgang mehr ... haben ... [und auch] nicht mit einem solchen ... essen“.a Dadurch wird er von der Gemeinschaft mit den Loyalen, die Gottes Gesetz achten und dementsprechend wandeln möchten, abgeschnitten — auch vom geselligen Umgang mit ihnen. Zu den Loyalen können Verwandte zählen, die nicht zum engsten Familienkreis gehören, nicht zur selben Hausgemeinschaft. Solchen Verwandten mag es nicht leichtfallen, diese göttliche Anweisung zu befolgen, wie es auch für hebräische Eltern unter dem mosaischen Gesetz nicht leicht war, sich an der Hinrichtung eines bösen Sohnes zu beteiligen. Dennoch: Gottes Gebot ist eindeutig; so können wir sicher sein, daß der Gemeinschaftsentzug eine gerechte Maßnahme ist (1. Korinther 5:1, 6-8, 11; Titus 3:10, 11; 2. Johannes 9-11; siehe Wachtturm vom 15. Dezember 1981, Seite 25—31 und vom 15. April 1988, Seite 28—31).

11. Wie können sich in Verbindung mit einem Gemeinschaftsentzug verschiedene Facetten der Persönlichkeit Gottes zeigen?

11 Vergessen wir aber nicht, daß unser Gott nicht nur gerecht ist. Er ist auch ein Gott, „überströmend an liebender Güte, der Vergehen und Übertretung verzeiht“ (4. Mose 14:18). Aus seinem Wort geht eindeutig hervor, daß ein Ausgeschlossener bereuen und ihn um Vergebung bitten kann. Was dann? Erfahrene Aufseher können mit ihm zusammenkommen, um unter Gebet gewissenhaft zu prüfen, ob Anzeichen vorliegen, daß er das Unrecht bereut, das zu seinem Gemeinschaftsentzug geführt hat. (Vergleiche Apostelgeschichte 26:20.) Trifft das zu, so kann er wieder in die Versammlung aufgenommen werden, was auch, wie in 2. Korinther 2:6-11 angedeutet wird, bei dem Mann in Korinth der Fall war. Doch einige Ausgeschlossene gehören schon jahrelang nicht mehr zu Gottes Versammlung. Kann etwas getan werden, um ihnen erkennen zu helfen, wie sie zurückkehren können?

Gerechtigkeit durch Barmherzigkeit gemildert

12, 13. Warum sollten wir, wenn wir Gott nachahmen, nicht nur seine Gerechtigkeit widerspiegeln?

12 Die bisherigen Ausführungen haben sich vor allem mit e i n e m Aspekt der in 2. Mose 34:6, 7 angeführten Eigenschaften Gottes befaßt. In diesen Versen wird aber weit mehr angesprochen als Gottes Gerechtigkeit. Wer ihn nachahmen möchte, legt daher nicht nur darauf Wert, daß der Gerechtigkeit Geltung verschafft wird. Wenn wir ein Modell des von Salomo errichteten Tempels bauen wollten, würden wir uns dann nur mit einer einzigen Säule befassen? (1. Könige 7:15-22). Nein, denn das ergäbe kein ausgewogenes Bild von dem Wesen und der Rolle des Tempels. Ebenso verhält es sich, wenn wir Gott nachahmen möchten. Wir sollten auch andere seiner Handlungen und Eigenschaften nachahmen — daß er ‘barmherzig und gnädig ist, langsam zum Zorn und überströmend an liebender Güte und Wahrheit, Tausenden liebende Güte bewahrt, Vergehung verzeiht’.

13 Barmherzigkeit und die Bereitschaft zum Vergeben sind grundlegende Eigenschaften Gottes, wie wir aus seiner Verfahrensweise mit den Israeliten erkennen. Der Gott der Gerechtigkeit gewährte ihnen bei wiederholten Fehlern keine Straffreiheit, doch erwies er ihnen in großem Maße Barmherzigkeit und war bereit, ihnen zu vergeben. „Er ließ Moses seine Wege wissen, seine Handlungen auch die Söhne Israels. Jehova ist barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und überströmend an liebender Güte. Er wird nicht für alle Zeit fortfahren zu rügen, noch wird er auf unabsehbare Zeit grollen“ (Psalm 103:7-9; 106:43-46). Ja, ein Rückblick auf sein Handeln während der Jahrhunderte beweist die Wahrhaftigkeit dieser Worte (Psalm 86:15; 145:8, 9; Micha 7:18, 19).

14. Wie zeigte Jesus, daß er Gottes Barmherzigkeit nachahmte?

14 Da Jesus Christus ‘der Widerschein der Herrlichkeit Gottes ist und der genaue Abdruck seines Wesens’, sollten wir erwarten, daß er dieselbe Barmherzigkeit und dieselbe Bereitschaft zum Vergeben bekundet (Hebräer 1:3). Dem ist so, wie sein Verhalten gegenüber anderen gezeigt hat (Matthäus 20:30-34). Auch mit seinen Worten, die in Lukas, Kapitel 15 zu lesen sind, legte er Nachdruck auf Barmherzigkeit. Die drei dort aufgezeichneten Gleichnisse beweisen, daß Jesus Jehova nachahmte, und wir können wichtige Lehren daraus ziehen.

Die Sorge um das Verlorene

15, 16. Was veranlaßte Jesus, die in Lukas 15 aufgezeichneten Gleichnisse zu erzählen?

15 Diese Gleichnisse zeugen von Gottes Barmherzigkeit und seinem Interesse an Sündern und zeichnen so ein harmonisches Bild, das wir nachahmen sollten. Beachten wir, was den Rahmen für die Gleichnisse bildete: „Alle Steuereinnehmer und die Sünder kamen nun fortwährend in seine [Jesu] Nähe, um ihn zu hören. Deshalb murrten sowohl die Pharisäer als auch die Schriftgelehrten fortwährend und sprachen: ‚Dieser Mann heißt Sünder willkommen und ißt mit ihnen‘“ (Lukas 15:1, 2).

16 Alle Personen, um die es damals ging, waren Juden. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten rühmten sich einer legalistischen Gerechtigkeit, nämlich des Umstandes, daß sie sich peinlich genau an das mosaische Gesetz hielten. Gott ging indes mit dieser selbsterklärten Gerechtigkeit nicht einig (Lukas 16:15). Bei den erwähnten Steuereinnehmern handelte es sich offenbar um Juden, die für Rom Steuern einzogen. Viele Steuereinnehmer forderten von ihren Landsleuten überhöhte Beträge. Deshalb waren sie eine verachtete Gruppe (Lukas 19:2, 8). Man reihte sie unter die „Sünder“ ein, zu denen auch unsittliche Personen wie Huren gehörten (Lukas 5:27-32; Matthäus 21:32). Aber Jesus fragte die sich beklagenden religiösen Führer:

17. Welches der Gleichnisse Jesu aus Lukas 15 war das erste?

17 „Welcher Mensch unter euch, der hundert Schafe hat, wird nicht, wenn er eines von ihnen verliert, die neunundneunzig in der Wildnis hinter sich lassen und dem einen verlorenen nachgehen, bis er es findet? Und wenn er es gefunden hat, legt er es auf seine Schultern und freut sich. Und wenn er heimkommt, ruft er seine Freunde und seine Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: ‚Freut euch mit mir, denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war.‘ Ich sage euch, daß so im Himmel mehr Freude über einen einzigen Sünder sein wird, der bereut, als über neunundneunzig Gerechte, die der Reue nicht bedürfen.“ Die religiösen Führer verstanden die Bildersprache, denn Schafe und Hirten waren damals ein gewohnter Anblick. Aus Sorge verließ der Hirte 99 Schafe, die auf der ihnen vertrauten Weide grasten, und suchte das eine verirrte Schaf, und zwar so lange, bis er es fand. Dann trug er das verschreckte Schaf behutsam zur Herde zurück (Lukas 15:4-7).

18. Was war gemäß Jesu zweitem Gleichnis aus Lukas 15 ein Grund zur Freude?

18 Jesus fügte noch ein zweites Gleichnis hinzu: „Oder welche Frau, die zehn Drachmen hat, zündet nicht eine Lampe an, wenn sie eine Drachme verliert, und fegt ihr Haus und sucht sorgfältig, bis sie sie findet? Und wenn sie sie gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen zusammen und sagt: ‚Freut euch mit mir, denn ich habe die Drachme gefunden, die ich verloren hatte.‘ So, sage ich euch, gibt es bei den Engeln Gottes Freude über einen einzigen Sünder, der bereut“ (Lukas 15:8-10). Eine Drachme entsprach im Wert fast einem Tageslohn. Die Münze der Frau war vielleicht ein Erbstück oder gehörte möglicherweise zu einem Schmuck. Als die Münze verlorenging, suchte die Frau gründlich danach, und ihre Freundinnen freuten sich schließlich mit ihr über den Fund. Was sagt uns das über Gott?

Freude im Himmel — Worüber?

19, 20. Wovon handelten die ersten beiden Gleichnisse aus Lukas 15 in erster Linie, und was sollte damit im wesentlichen gezeigt werden?

19 Die beiden Gleichnisse waren eine Erwiderung auf die Kritik an Jesus, der sich einige Monate zuvor als der „vortreffliche Hirte“ bezeichnet hatte, der seine Seele für seine Schafe geben würde (Johannes 10:11-15). Dennoch handelten die Gleichnisse nicht in erster Linie von Jesus. Was die Schriftgelehrten und die Pharisäer lernen mußten, hatte mit der Einstellung und der Handlungsweise Gottes zu tun. Deshalb sagte Jesus, im Himmel herrsche Freude, wenn ein Sünder bereue. Jene Religionsanhänger behaupteten zwar, Jehova zu dienen, doch ahmten sie ihn nicht nach. Jesu barmherzige Handlungsweise entsprach indes dem Willen seines Vaters (Lukas 18:10-14; Johannes 8:28, 29; 12:47-50; 14:7-11).

20 Wenn schon eins von hundert ein Grund zur Freude war, wieviel mehr dann eine von zehn Münzen! Selbst heute noch können wir den Frauen nachfühlen, die sich über die gefundene Münze freuten. Hier können wir auch etwas über den Himmel lernen, insofern, als sich die „Engel Gottes“ mit Jehova freuen „über einen einzigen Sünder, der bereut“. Beachten wir das letzte Wort: „bereut“. Diese Gleichnisse handelten eigentlich von Sündern, die bereuten. Und wie wir erkennen können, wird in beiden betont, daß es angebracht ist, sich über ihre Reue zu freuen.

21. Was sollten wir aus den in Lukas 15 aufgezeichneten Gleichnissen Jesu lernen?

21 Jene irregeleiteten religiösen Führer, die sich in ihrer oberflächlichen Beachtung des mosaischen Gesetzes selbst gefielen, übersahen, daß Gott ‘barmherzig und gnädig ist und Vergehung, Übertretung und Sünde verzeiht’ (2. Mose 34:6, 7). Hätten sie diesen Aspekt der Handlungsweise und der Persönlichkeit Gottes nachgeahmt, dann hätten sie Jesu Barmherzigkeit gegenüber reumütigen Sündern begriffen. Wie steht es mit uns? Nehmen wir uns diese Lehre zu Herzen, und handeln wir entsprechend? Beachten wir Jesu drittes Gleichnis.

Reue und tätige Barmherzigkeit

22. Welches dritte Gleichnis erzählte Jesus gemäß Lukas 15?

22 Man nennt es häufig das Gleichnis vom verlorenen Sohn. Doch beim Lesen verstehen wir vielleicht, warum es für einige das Gleichnis von der Vaterliebe ist. Es handelt von dem jüngeren Sohn einer Familie, der sein Erbe von seinem Vater erhält. (Vergleiche 5. Mose 21:17.) Dieser Sohn geht in ein fernes Land, wo er ein ausschweifendes Leben führt und alles verschwendet, sich dann als Schweinehirt verdingen muß und solchen Hunger hat, daß er sogar Schweinefutter essen würde. Schließlich kommt er zur Besinnung und entschließt sich, nach Hause zurückzukehren, auch wenn er nur als ein Lohnarbeiter für seinen Vater tätig sein kann. Während er sich seinem Zuhause nähert, unternimmt der Vater den positiven Schritt, ihn willkommen zu heißen, ja er veranstaltet sogar ein Fest. Der ältere Bruder, der zu Hause geblieben war und gearbeitet hatte, ärgert sich über die Barmherzigkeit des Vaters. Der Vater erklärt jedoch, daß man sich freuen sollte, weil der Sohn, der tot war, jetzt lebt (Lukas 15:11-32).

23. Was sollten wir aus dem Gleichnis vom verlorenen Sohn lernen?

23 Einige Schriftgelehrte und Pharisäer mögen gemerkt haben, daß sie mit dem älteren Sohn verglichen wurden — im Gegensatz zu Sündern, die dem jüngeren Sohn glichen. Erfaßten sie jedoch den Kerngedanken des Gleichnisses? Erfassen wir ihn? Das Gleichnis betont eine herausragende Eigenschaft unseres barmherzigen himmlischen Vaters: seine Bereitschaft, einem Sünder aufgrund einer von Herzen kommenden Reue und Umkehr zu vergeben. Es hätte die Zuhörer dazu bewegen sollen, sich über die Erlösung reumütiger Sünder zu freuen. Das ist der Standpunkt und die Handlungsweise Gottes und auch derer, die ihn nachahmen (Jesaja 1:16, 17; 55:6, 7).

24, 25. Welche Eigenschaften und Handlungen Gottes sollten wir nachzuahmen suchen?

24 Gerechtigkeit kennzeichnet eindeutig alle Handlungen Gottes. Wer ihn nachahmen möchte, schätzt Gerechtigkeit und jagt ihr nach. Dennoch wird unser Gott nicht lediglich von absoluter oder starrer Gerechtigkeit motiviert. Seine Barmherzigkeit und seine Liebe sind groß. Das zeigt er durch die Bereitwilligkeit, jemandem aufgrund echter Reue zu vergeben. Passenderweise bringt daher Paulus unsere Bereitschaft zu vergeben mit dem Bestreben, Gott nachzuahmen, in Verbindung: „[Vergebt] einander bereitwillig ..., so wie auch Gott euch durch Christus bereitwillig vergeben hat. Darum werdet Nachahmer Gottes als geliebte Kinder, und wandelt weiterhin in der Liebe“ (Epheser 4:32 bis 5:2).

25 Wahre Christen bemühen sich schon lange, sowohl Jehovas Gerechtigkeit nachzuahmen als auch seine Barmherzigkeit und seine Bereitwilligkeit zu vergeben. Je besser wir ihn kennenlernen, desto leichter sollte es für uns sein, ihn in dieser Hinsicht nachzuahmen. Wie können wir dies jedoch auf jemand anwenden, der gerechterweise schwer gezüchtigt worden ist, weil er einen sündigen Lauf verfolgt hat? Wir wollen sehen.

[Fußnote]

a „Bei der Exkommunikation im allgemeinsten Sinne verweigert eine Gemeinschaft mit voller Absicht ihre Mitgliedsrechte den Mitgliedern, die einmal einen guten Ruf genossen. ... Bei den Christen bedeutet Exkommunikation, daß eine religiöse Gemeinschaft Missetäter ausschließt und ihnen die Sakramente, die Teilnahme am Gottesdienst und möglicherweise jeglichen gesellschaftlichen Kontakt verweigert“ (The International Standard Bible Encyclopedia).

Was hast du gelernt?

◻ Wie wurde Gottes Gerechtigkeit in der Versammlung des Volkes Israel und in der Christenversammlung offenbar?

◻ Warum sollten wir außer Gottes Gerechtigkeit auch seine Barmherzigkeit nachahmen?

◻ Was veranlaßte Jesus, die drei in Lukas 15 aufgezeichneten Gleichnisse zu erzählen, und was sollten wir daraus lernen?

[Bild auf Seite 16, 17]

Die Ebene er-Raha vor dem Berg Sinai (links im Hintergrund)

[Bildnachweis]

Pictorial Archive (Near Eastern History) Est.

[Bildnachweis auf Seite 15]

Garo Nalbandian

[Bildnachweis auf Seite 18]

Garo Nalbandian

    Deutsche Publikationen (1950-2025)
    Abmelden
    Anmelden
    • Deutsch
    • Teilen
    • Einstellungen
    • Copyright © 2025 Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania
    • Nutzungsbedingungen
    • Datenschutzerklärung
    • Datenschutzeinstellungen
    • JW.ORG
    • Anmelden
    Teilen