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  • w91 1. 7. S. 3-4
  • Von der Urmutter Erde zur Fruchtbarkeitsgöttin

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  • Von der Urmutter Erde zur Fruchtbarkeitsgöttin
  • Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 1991
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Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 1991
w91 1. 7. S. 3-4

Von der Urmutter Erde zur Fruchtbarkeitsgöttin

IST uns die Göttin auf der Titelseite dieser Zeitschrift bekannt? Es handelt sich um Isis, eine alte Muttergottheit Ägyptens. Wer schon einmal ein Museum besucht oder in einem Buch über die Geschichte des Altertums geblättert hat, mag solche oder ähnliche Götzenbilder bereits gesehen haben. Könnten wir uns allerdings vorstellen, uns vor der Göttin Isis zu verneigen und sie anzubeten?

Wenn wir einer christlichen Glaubensgemeinschaft angehören, wird uns diese Frage sicher seltsam erscheinen. Wir werden wahrscheinlich nachdrücklich darauf hinweisen, daß der Schöpfer, „unser Vater im Himmel“, derjenige ist, den wir anbeten (Matthäus 6:9, Lutherbibel). Wir mögen es für unvorstellbar, ja anstößig halten, uns vor einer Muttergottheit zu verneigen. Die Anbetung einer solchen Göttin war jedoch im Verlauf der Geschichte weit verbreitet, und wir mögen schockiert darüber sein, wer noch heute die große Muttergöttin verehrt.

Bevor wir uns diesem Thema zuwenden, möchten wir uns aber mit einigen geschichtlichen Fakten über den Umfang der Anbetung von Muttergottheiten im Altertum beschäftigen. Diese Art des Kults scheint eine sehr alte Form der falschen Religion zu sein. Archäologen haben an antiken Stätten in ganz Europa und Vorderasien sowie im gesamten Bereich von Nordafrika bis Indien Statuetten und Bildnisse nackter Muttergöttinnen gefunden.

Man betrachtete die Urmutter Erde als stetigen Quell aller Lebensformen, als diejenige, die das Leben gab und es beim Tod wieder zu sich nahm. Daher wurde sie nicht nur verehrt, sondern auch gefürchtet. Zu Anfang, so glaubte man, verfügte sie über ungeschlechtliche Zeugungskräfte. Gemäß der Mythologie gebar sie dann den männlichen Himmelsvater und wurde dessen Frau. Dieses Paar brachte schließlich unzählige weitere Götter und Göttinnen hervor.

Das babylonische Vorbild

Hauptgöttin des babylonischen Pantheons war Ischtar, die der sumerischen Fruchtbarkeitsgöttin Inanna entsprach. Paradoxerweise war sie sowohl die Göttin des Krieges als auch die Göttin der Liebe und der Wollust. Der französische Gelehrte Édouard Dhorme sagt in seinem Buch Les Religions de Babylonie et d’Assyrie (Die Religionen Babyloniens und Assyriens) folgendes über Ischtar: „Sie war die Göttin, die Herrin, die barmherzige Mutter, die Gebete erhörte und die bei den zornigen Göttern Fürbitte einlegte, um sie zu besänftigen. ... Man erhöhte sie über alle anderen, machte sie zur Göttin der Göttinnen, zur Königin aller Götter, zur Beherrscherin der Götter des Himmels und der Erde.“

Die Anbeter Ischtars riefen sie als die „Jungfrau“, die „heilige Jungfrau“ und die „Jungfrau-Mutter“ an. Das alte sumerisch-akkadische „Klagelied an Ištar [Ischtar]“ lautet: „Ich flehe dich an, Herrin der Herrinnen, Göttin der Göttinnen, Ištar, Königin aller Wohnstätten ... Du verfügst über alle Kulte, mit Herrscherkrone geschmückt. ... Heiligtümer, Tempel, Göttersitze und Kapellen harren auf dich. ... Wo sind deine Bilder nicht gezeichnet ...? Sieh mich an, meine Herrin, nimm an mein Flehen.“a

Der Muttergöttinnenkult breitet sich aus

Der Orientalist Édouard Dhorme spricht von der „Ausbreitung des Ischtar-Kults“. Dieser breitete sich in ganz Mesopotamien aus, und Ischtar selbst oder Göttinnen mit anderen Namen, aber ähnlichen Merkmalen wurden in Ägypten, Phönizien und Kanaan sowie in Anatolien (Kleinasien), Griechenland und Italien angebetet.

In Ägypten war Isis die höchste Muttergöttin. Der Historiker H. G. Wells schrieb: „Isis zog viele Fromme an, die ihr ihr Leben weihten. Auf den Bildern im Tempel wurde sie als gekrönte Himmelskönigin mit dem Kinde Horus auf den Armen dargestellt. Vor ihrem Bilde flackerten und tropften die Kerzen, und die wächsernen Exvotos hingen um den Altar“ (Die Weltgeschichte). Die Anbetung der Isis war in Ägypten äußerst populär. Sie breitete sich im gesamten Mittelmeerraum aus, vor allem in Griechenland und Rom, und sie gelangte sogar nach West- und Nordeuropa.

Im Mittelpunkt des Muttergöttinnenkults in Phönizien und Kanaan stand Aschtoret oder Astarte, die man als Gemahlin Baals betrachtete. Wie Ischtar, ihr babylonisches Gegenstück, war sie sowohl Fruchtbarkeits- als auch Kriegsgöttin. Man hat in Ägypten alte Inschriften gefunden, in denen Astarte als Gebieterin des Himmels und als Himmelskönigin bezeichnet wird. Die Israeliten mußten einen ständigen Kampf gegen den verderblichen Einfluß führen, der vom Kult dieser Fruchtbarkeitsgöttin ausging.

Ischtars anatolisches Gegenstück hieß Kybele, die als die Große Göttermutter bekannt war. Man nannte sie auch die Allgebärende, die Allernährerin, die Allmutter. Von Anatolien gelangte der Kult der Kybele zuerst nach Griechenland und dann nach Rom, wo er bis in die ersten Jahrhunderte unserer Zeitrechnung überdauerte. Wilde Tänze gehörten zur Anbetung dieser Fruchtbarkeitsgöttin, deren Priester sich selbst blutige Wunden zufügten; Anwärter auf die Priesterschaft entmannten sich selbst, und man veranstaltete Prozessionen, in denen die Statue der Göttin mit großem Pomp umhergetragen wurde.b

In der Frühzeit beteten die Griechen eine Erdmuttergöttin namens Gäa an. Aber in den Pantheon dieses Volkes fanden auch Göttinnen Eingang, die Ischtar ähnelten, beispielsweise Aphrodite, die Göttin der Fruchtbarkeit und der Liebe, Athene, die Göttin des Krieges, und Demeter, die Göttin des Ackerbaus.

Venus war die römische Göttin der Liebe, und sie entsprach der griechischen Aphrodite sowie der babylonischen Ischtar. Die Römer beteten allerdings auch die Göttinnen Isis, Kybele und Minerva (griechisch: Athene) an, die jeweils auf die eine oder andere Weise ein Abbild des babylonischen Vorbilds Ischtar waren.

Jahrtausendelang war der Kult der großen Muttergöttin also offenkundig ein machtvoller Rivale der reinen Anbetung des großen Schöpfers, Jehova. Ist dieser Kult Vergangenheit? Oder hat er bis zum heutigen Tag überdauert? Lesen wir mehr darüber im nächsten Artikel.

[Fußnoten]

a Hugo Greßmann, Altorientalische Texte zum Alten Testament, Seite 257, 258.

b Eine weitere Fruchtbarkeitsgöttin, die in Kleinasien verehrt wurde, war die ephesische Artemis, mit der wir uns im folgenden Artikel beschäftigen werden.

[Bild auf Seite 3]

Die babylonische ISCHTAR als Stern verkörpert

[Bildnachweis]

Mit freundlicher Genehmigung des Britischen Museums

[Bild auf Seite 4]

Die ägyptische ISIS mit dem kindlichen Gott Horus

[Bildnachweis]

Louvre, Paris

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