‘Jehova ist mein Gott, auf den ich vertrauen will’
VON WILLI DIEHL ERZÄHLT
„Warum willst du ins Bethel?“ Diese Frage stellte mir mein Vater, als ich ihm im Frühjahr 1931 von meinem Wunsch, den Betheldienst aufzunehmen, erzählte. Meine Eltern, die im Saarland lebten, waren seit etwa 10 Jahren in der Wahrheit und gaben uns drei Jungen ein gutes Beispiel. Sie hatten die Wahrheit zu ihrem Lebensinhalt gemacht, und dazu wollte auch ich sie machen.
WIE hatten aber meine Eltern Jehova und seinen heiligen Willen kennengelernt? Sie waren mit den alteingesessenen Kirchen nicht zufrieden und hatten seit langem nach der Wahrheit gesucht. Auf ihrer Suche kamen sie mit den verschiedensten Kirchen und Sekten in Kontakt und stellten jeweils fest, daß es nicht das Richtige war.
Eines Tages lag ein Handzettel unter der Haustür, auf dem ein Vortrag mit Lichtbildern und Filmen über das Vorhaben Gottes, „Das Photo-Drama der Schöpfung“ genannt, angekündigt wurde. Mein Vater mußte arbeiten, als das „Photo-Drama“ gezeigt werden sollte, aber er ermunterte meine Mutter hinzugehen. „Vielleicht“, sagte er, „ist das etwas.“ Meine Mutter war von dem, was sie an diesem Abend sah, begeistert. „Jetzt habe ich es gefunden!“ rief sie aus. „Morgen abend mußt du unbedingt mitkommen. Du wirst sehen: Das ist die Wahrheit, die wir suchen!“ Das war im Jahre 1921.
Meine Eltern waren geistgesalbte Christen und sind bis zu ihrem Tod treu geblieben. Mein Vater starb 1944, nachdem er etliche Male von den Nationalsozialisten eingesperrt worden war; meine Mutter starb 1970. Während des Dritten Reiches mußte auch sie eine längere Zeit im Gefängnis verbringen.
Beispielhafter Eifer meiner Eltern
Meine Eltern waren bis zu ihrem Tod im Predigtdienst sehr aktiv. Meine Mutter beteiligte sich besonders eifrig an der Verbreitung von Resolutionen, die auf den Kongressen von 1922 bis 1928 freigegeben wurden. Das Traktat Offene Anklage gegen die Geistlichkeit umfaßte eine Resolution, die 1924 angenommen wurde und scharfe Kritik an der Geistlichkeit enthielt. Man brauchte Mut, es zu verbreiten. Die Verkündiger waren von 4 Uhr morgens an auf den Beinen, um die Traktate unter die Haustüren zu schieben. Obwohl ich erst 12 Jahre alt war, erlaubten mir meine Eltern, mich daran zu beteiligen. Da wir drei bis vier Stunden mit dem Fahrrad unterwegs sein mußten, um in abgelegene Gebiete zu gelangen, fuhren wir oft um 5 Uhr morgens los. Wir versteckten die Fahrräder im Gebüsch, und ich bewachte sie, während die anderen das Dorf bearbeiteten. Nachmittags radelten wir heim, und abends hatten wir dann über eine Stunde Fußweg zur Zusammenkunft.
Später ging ich mit den Verkündigern mit, und ein noch jüngerer als ich wurde für die Fahrradwache zurückgelassen. Niemand dachte daran, mich zu schulen. Man sagte mir nur, welche Straße zu bearbeiten sei. Mit starkem Herzklopfen schlich ich zum ersten Haus und hoffte, daß niemand zu Hause sei. Aber ein Mann öffnete die Tür. Ich bekam kein Wort heraus. Etwas ungeschickt zeigte ich auf das Buch in meiner Tasche. „Ist es von Richter Rutherford?“ fragte er. Stammelnd bejahte ich. „Ist es neu, eins, das ich noch nicht habe?“ „Ja, es ist neu“, bestätigte ich ihm. „Dann muß ich es haben. Was kostet es?“ Das ermutigte mich weiterzumachen.
Im Jahre 1924 sprachen die Erwachsenen sehr viel über 1925. Einmal besuchten wir eine Familie, die auch zu den Bibelforschern gehörte, und ich hörte, daß ein Bruder fragte: „Wenn uns der Herr wegnimmt, was wird dann aus unseren Kindern werden?“ Positiv, wie meine Mutter immer war, erwiderte sie: „Der Herr wird schon für sie sorgen.“ Das Thema fesselte mich. Was hatte das alles zu bedeuten? Das Jahr 1925 kam und ging, und nichts geschah. Der Eifer meiner Eltern ließ indes nicht nach.
Vaters weise Ermahnung
Schließlich erzählte ich 1931 meinem Vater, was ich mit meinem Leben anfangen wollte. „Warum willst du ins Bethel?“ fragte er in Erwiderung. „Weil ich Jehova dienen möchte“, antwortete ich. „Angenommen, du wirst ins Bethel eingeladen“, fuhr er fort. „Bist du dir bewußt, daß die Brüder dort keine Engel sind? Sie sind unvollkommen und machen Fehler. Ich befürchte, das könnte bewirken, daß du wegläufst und sogar den Glauben aufgibst. Überleg es dir deshalb gut.“
Ich war schockiert, so etwas zu hören, aber nachdem ich ein paar Tage gründlich über die Sache nachgedacht hatte, wiederholte ich meinen Wunsch, mich um den Betheldienst zu bewerben. „Sag mir nochmals, warum du ins Bethel willst“, erwiderte er. „Weil ich Jehova dienen möchte“, wiederholte ich. „Bub, vergiß das nie. Wenn du angenommen wirst, denke daran, warum du dort bist. Solltest du Dinge sehen, die nicht richtig sind, so kümmere dich nicht darum. Lauf nicht weg, auch wenn du Ungerechtigkeiten erfahren müßtest. Vergiß nie, warum du im Bethel bist: Weil du Jehova dienen willst. Tu deine Arbeit, und vertraue allezeit auf ihn.“
So kam es, daß ich am 17. November 1931 am frühen Nachmittag in Bern (Schweiz) im Bethel eintraf. Ich wohnte mit drei anderen Brüdern in einem Zimmer und arbeitete in der Druckerei, wo ich lernte, wie man eine kleine Druckpresse bediente, bei der die Bogen von Hand eingelegt werden mußten. Zu den ersten Dingen, die ich drucken durfte, gehörte Der Wachtturm in rumänischer Sprache.
Eine Botschaft vom Himmel!
Im Jahre 1933 veröffentlichte die Gesellschaft die Broschüre Die Krise. Sie enthielt drei über Rundfunk ausgestrahlte Vorträge, die Bruder Rutherford in den Vereinigten Staaten gehalten hatte. Eines Morgens sagte der Zweigdiener, Bruder Harbeck, beim Frühstück der Bethelfamilie, daß diese Broschüre auf eine besondere Weise verbreitet werden würde. Flugblätter, die die Broschüre ankündigten, sollten aus einem kleinen gemieteten Flugzeug über Bern abgeworfen werden, während die Verkündiger auf den Straßen stehen und den Menschen die Broschüre anbieten sollten. „Wer von euch jungen Brüdern ist bereit, in das Flugzeug zu steigen?“ fragte er. „Gebt sofort einen Zettel mit eurem Namen ab.“ Ich meldete mich, und später gab Bruder Harbeck bekannt, daß die Wahl auf mich gefallen sei.
An diesem wichtigen Tag fuhren wir mit Kartons voller Flugblätter zum Flughafen. Ich setzte mich hinter den Piloten und stapelte die Flugblätter auf den Sitz neben mir. Die präzisen Anweisungen für mich waren, jeweils hundert Handzettel zusammenzurollen und mit ganzer Kraft senkrecht aus dem Fenster zu werfen. Unvorsichtigkeit konnte bewirken, daß sich die Zettel im hinteren Gestänge des Flugzeugs verfingen und Schwierigkeiten verursachten. Aber alles ging gut. Die Brüder erzählten mir hinterher, wie begeisternd es war, diese Botschaft vom Himmel fallen zu sehen. Es hatte die gewünschte Wirkung, und viele Broschüren konnten abgegeben werden, wenn auch einige Leute anriefen und sich darüber beklagten, daß ihre Gartenbeete mit Flugblättern übersät waren.
Für jedes Dienstvorrecht dankbar
Täglich dankte ich Jehova für die Freude und Befriedigung im Betheldienst. In der Versammlung hatte man mich beauftragt, den Königreichssaal aufzuschließen, die Stühle richtig hinzustellen und für ein Glas frisches Wasser auf dem Rednerpult zu sorgen. Ich betrachtete das als eine große Ehre.
Im Bethel arbeitete ich schließlich an der größeren Flachbett-Druckmaschine, auf der das Goldene Zeitalter (jetzt Erwachet!) in Polnisch gedruckt wurde. 1934 begannen wir, Grammophone zu verwenden, und ich half bei der Herstellung. Es bereitete mir große Freude, mit den aufgenommenen biblischen Vorträgen von Haus zu Haus zu gehen. Viele Leute waren neugierig, wie dieser kleine Apparat funktionierte, und nicht selten versammelte sich die ganze Familie, um zuzuhören. Aber nach und nach verschwand einer nach dem anderen. Wenn von der ganzen Familie niemand mehr da war, ging ich einfach weiter.
Während der Kriegszeit tätig geblieben
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Saarland, wo ich geboren bin, von Deutschland abgetrennt und von einer vom Völkerbund ernannten Regierung verwaltet. Somit stellte das Saarland eigene Papiere aus. 1935 fand eine Volksabstimmung statt, ob die Saarländer wieder mit Deutschland vereint werden wollten. Ich nutzte die Gelegenheit, meine Angehörigen zu besuchen, da ich wußte, daß dies nicht mehr möglich wäre, wenn das Saarland unter die Herrschaft der Nationalsozialisten käme. Und richtig, ich habe danach viele Jahre nichts mehr von meinen Eltern und meinen Brüdern gehört.
Obwohl die Schweiz nicht direkt in den Zweiten Weltkrieg verwickelt war, wurde sie, als Deutschland ein Nachbarland nach dem anderen einnahm, völlig isoliert. Wir hatten Literatur für ganz Europa gedruckt (Deutschland ausgenommen), doch nun konnten keine Bestellungen mehr versandt werden. Bruder Zürcher, der damalige Zweigdiener, sagte, daß praktisch kein Geld mehr da sei, und er bat uns, uns außerhalb des Bethels nach einer Arbeit umzusehen, bis sich die Dinge normalisiert hätten. Ich durfte bleiben, denn es war für die etwa tausend Verkündiger des Landes noch etwas zu drucken.
Wer damals zur Bethelfamilie gehörte, wird den 5. Juli 1940 nie vergessen. Gleich nach dem Mittagessen fuhr ein Militärlastwagen vor. Soldaten sprangen heraus und drangen ins Bethel ein. Sie befahlen uns, uns nicht von der Stelle zu rühren, und jeder einzelne wurde von einem bewaffneten Soldaten bewacht. Sie drängten uns in den Speisesaal, während das übrige Gebäude durchsucht wurde. Die Behörden verdächtigten uns, andere zur Verweigerung des Militärdienstes aufzufordern, aber der Versuch, dafür irgendwelche Beweise zu finden, schlug fehl.
In den Kriegsjahren war ich Versammlungsdiener in Thun und in Frutigen. Das bedeutete, daß mein Zeitplan für das Wochenende sehr ausgefüllt war. Jeden Samstag fuhr ich sofort nach dem Mittagessen mit dem Fahrrad rund 50 km bis nach Frutigen, wo ich am Abend das Wachtturm-Studium leitete. Am Sonntagmorgen begleitete ich die Verkündiger in den Predigtdienst. Am frühen Nachmittag ging es dann nach Interlaken, wo ich ein Versammlungsbuchstudium leitete, und am späteren Nachmittag führte ich ein Heimbibelstudium mit einer Familie in Spiez durch. Der Tag endete damit, daß ich in Thun das Wachtturm-Studium leitete.
Nachdem ich spätabends all meine Tätigkeiten beendet hatte, kehrte ich singend und pfeifend und mit tiefer Zufriedenheit erfüllt nach Bern zurück. Autos fuhren selten. Die hügelige Landschaft lag wegen der kriegsbedingten Verdunkelung still und unberührt da, gelegentlich schimmerte sie im Mondlicht. Wie diese Wochenenden doch mein Leben bereicherten und meine Kraft erneuerten!
Ein Besuch mit unerwarteten Ergebnissen
Im Herbst 1945 besuchte uns Bruder Knorr. Eines Tages kam er in die Druckerei, als ich oben auf der Rotationsdruckpresse stand. „Komm doch mal runter!“ rief er. „Würde es dich freuen, die Gileadschule zu besuchen?“ Ich fiel aus allen Wolken. „Tja, wenn ich als würdig erfunden werde, dann sage ich gerne zu“, erwiderte ich. Die Einladungen für Bruder Fred Borys, Schwester Alice Berner und für mich trafen im Frühjahr 1946 ein. Da ich im Saarland geboren war, war ich staatenlos und mußte in Washington (USA) ein besonderes Visum beantragen.
Während die anderen rechtzeitig abreisten, mußte ich auf eine Beantwortung meines Antrags warten. Als am 4. September die Schule begann, sank meine Hoffnung, denn ich war noch immer in der Schweiz. Später teilte mir das amerikanische Konsulat telefonisch mit, daß mein Visum eingetroffen sei. Sofort versuchte ich, Reisevorbereitungen zu treffen, und schließlich bekam ich einen Schiffsplatz auf einem Truppentransporter, der von Marseille nach New York fuhr. Es war ein Abenteuer! Die Athos II war total überfüllt. Mir wurde eine Liege in einem offenen Raum zugewiesen. Am zweiten Tag ereignete sich auf offener See eine Explosion im Maschinenraum, die das Schiff zum Stillstand brachte. Die Passagiere und die Mannschaft waren beunruhigt, weil sie befürchteten, das Schiff könne sinken. Das verhalf mir zu einer ausgezeichneten Gelegenheit, Zeugnis über die Auferstehungshoffnung zu geben.
Es dauerte zwei Tage, bis das Schiff wieder flott war und wir mit verminderter Geschwindigkeit die Fahrt fortsetzen konnten. 18 Tage später erreichten wir New York. Wegen eines Hafenarbeiterstreiks konnten wir jedoch nicht von Bord gehen. Verhandlungen führten dazu, daß wir schließlich das Schiff verlassen durften. Ich teilte der Gesellschaft telegrafisch meine Lage mit, und als ich die Zoll- und Einwanderungsbehörde verließ, fragte mich ein Mann: „Are you Mr. Diehl?“ (Sind Sie Herr Diehl?) Es war einer der Mitarbeiter von Bruder Knorr. Er brachte mich zum Nachtzug, der nach Ithaca fuhr. In der Nähe befand sich die Gileadschule, wo ich dann am nächsten Morgen kurz nach acht Uhr ankam. Wie begeistert ich war, doch noch die erste internationale Klasse der Gileadschule besuchen zu können!
Trotz Schwierigkeiten durchhalten
Die Abschlußfeier der 8. Klasse der Gileadschule fand am 9. Februar 1947 statt und wurde mit großer Spannung erwartet. Wohin würden wir geschickt werden? Für mich fielen die „Meßschnüre“ auf Deutschland, die neueröffnete Druckerei der Gesellschaft in Wiesbaden (Psalm 16:6). Ich kehrte zuerst nach Bern zurück, um von dort aus die erforderlichen Papiere zu beantragen. Aber die amerikanischen Besatzungsbehörden in Deutschland erlaubten nur denen die Einreise, die schon vor dem Krieg dort gelebt hatten. Da dies auf mich nicht zutraf, benötigte ich eine neue Zuteilung von der Weltzentrale in Brooklyn. Wie es sich herausstellte, war es der Kreisdienst in der Schweiz, den ich dann in vollem Vertrauen auf Jehova aufnahm. Während ich auf die Zuteilung wartete, wurde ich eines Tages gebeten, drei Schwestern, die zu Besuch kamen, die Räumlichkeiten des Bethels zu zeigen. Eine von ihnen war eine Pionierin namens Marthe Mehl.
Im Mai 1949 informierte ich das Büro der Gesellschaft in Bern, daß ich Marthe heiraten wollte und daß es unser Wunsch sei, im Vollzeitdienst zu bleiben. Wie war die Reaktion? Keinerlei Vorrechte außer dem allgemeinen Pionierdienst. Wir fingen damit nach unserer Hochzeit im Juni 1949 an, und zwar in Biel. Ich durfte weder Vorträge halten, noch durften wir bei der Suche nach Unterkünften für Besucher eines bevorstehenden Kreiskongresses mithelfen, wenngleich wir von unserem Kreisaufseher für dieses Vorrecht empfohlen worden waren. Viele grüßten uns nicht mehr; sie behandelten uns wie Ausgeschlossene, obwohl wir im Pionierdienst standen.
Wir wußten jedoch, daß das Heiraten nicht unbiblisch war; also nahmen wir Zuflucht zum Gebet und setzten unser Vertrauen auf Jehova. Eigentlich entsprach diese Behandlung nicht der Auffassung der Gesellschaft. Es war einfach nur eine Folge von falsch angewandten organisatorischen Richtlinien.
Erneuter Besuch von Bruder Knorr
Im Jahre 1951 besuchte Bruder Knorr noch einmal die Schweiz. Nachdem er einen Vortrag gehalten hatte, teilte man mir mit, daß er mich sprechen möchte. Obwohl ich einige Bedenken hatte, freute ich mich, daß er sich dazu bereit fand, mit mir zu reden. Er fragte, ob wir eine Zuteilung in Genf in einem voraussichtlichen Missionarheim annehmen würden. Natürlich waren wir begeistert, wenn wir es auch bedauerten, Biel verlassen zu müssen. Am nächsten Tag erreichte uns eine weitere Anfrage von Bruder Knorr: Ob wir bereit wären, den Kreisdienst wiederaufzunehmen, da in der Schweiz diesem vermehrte Aufmerksamkeit geschenkt werden müsse. Wir stimmten sofort zu. Meine Einstellung war immer: Jede Zuteilung annehmen, die einem angeboten wird.
Unsere Tätigkeit in der Ostschweiz war sehr gesegnet. Wir reisten mit dem Zug von einer Versammlung zur nächsten und hatten alles, was wir besaßen, in zwei Koffern. Oft holten uns die Brüder mit dem Fahrrad vom Bahnhof ab, denn damals hatten nur wenige ein Auto. Jahre später stellte uns ein Bruder ein Auto zur Verfügung, was uns unseren Dienst etwas erleichterte.
Einige neue Überraschungen
Welch eine Begeisterung, als meine Frau und ich 1964 eingeladen wurden, die 40. Klasse der Gileadschule zu besuchen, die letzte Klasse des umfassenden 10monatigen Kurses, der jetzt auf 8 Monate verkürzt worden war. Marthe mußte in kürzester Zeit Englisch lernen, aber es gelang ihr großartig. Häufig wurde darüber spekuliert, wo man uns hinschicken würde. Meine Einstellung war: „Mir ist es gleich, wohin ich zugeteilt werde, solange ich nicht hinter einem Schreibtisch lande!“
Aber genau das passierte! Am 13. September 1965, dem Tag der Abschlußfeier, wurde ich zum Zweigdiener der Schweiz ernannt. Für Marthe sollte das Bethel etwas Neues sein. Für mich bedeutete es, zurück in das „Haus Gottes“ zu gehen, nicht in die Druckerei, wo ich von 1931 bis 1946 gewirkt hatte, sondern in ein Büro. Ich mußte viele neue Dinge lernen, doch mit der Hilfe Jehovas war es mir möglich.
Rückblick
Während der 60 Jahre meines Vollzeitdienstes habe ich völlig auf Jehova vertraut, so wie mein Vater es mir geraten hat. Gleichzeitig hat mich Jehova reichlich gesegnet. In Zeiten der Entmutigung oder wenn ich glaubte, Aufgaben nicht gewachsen zu sein, ist Marthe für mich eine Quelle großer Ermunterung gewesen; wahrhaft eine treue Gefährtin, die uneingeschränktes Vertrauen zu Jehova hat!
Jehova sei Dank für die vielen Dienstvorrechte, deren ich mich erfreuen durfte! Ich darf immer noch in Thun als Koordinator im Zweigkomitee dienen, und ich bin auch schon mehrmals als Zonenaufseher gereist. Was immer ich gebeten wurde zu tun, stets habe ich zu Jehova um Führung aufgeblickt. Trotz meiner vielen Fehler und Unzulänglichkeiten glaube ich doch ganz fest daran, daß Jehova mir durch Christus vergeben hat. Ich möchte weiterhin in der Gunst Jehovas bleiben. Und möge er weiterhin meine Schritte leiten, während ich beständig zu ihm als zu meinem „Gott, auf den ich vertrauen will“, aufblicke (Psalm 91:2).
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Bruder Diehl am Anfang seiner Bethellaufbahn