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  • 2. Teil — Lehrten die apostolischen Väter die Dreieinigkeit?
  • Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 1992
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Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 1992
w92 1. 2. S. 19-23

Lehrte die Urkirche, daß Gott eine Dreieinigkeit ist?

2. Teil — Lehrten die apostolischen Väter die Dreieinigkeit?

In der Wachtturm-Ausgabe vom 1. November 1991 wurde im ersten Teil dieser Serie die Frage behandelt, ob Jesus und seine Jünger die Dreieinigkeit lehrten — die Vorstellung, der Vater, der Sohn und der heilige Geist seien drei gleiche Personen, aber nur e i n Gott. Aus dem Zeugnis sowohl der Bibel als auch von Historikern und sogar von Theologen geht deutlich hervor, daß sie das nicht lehrten. Wie steht es mit führenden Kirchenmännern, die kurz nach ihnen lebten? Lehrten sie eine Dreieinigkeit?

„APOSTOLISCHE VÄTER“ — so nennt man die Kirchenmänner, die Ende des ersten, Anfang des zweiten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung lebten und Schriften über das Christentum verfaßten. Zu ihnen gehörten Klemens von Rom, Ignatius, Polykarp, Hermas und Papias.

Sie sollen Zeitgenossen einiger Apostel gewesen sein, und demnach hätten sie mit den Lehren der Apostel vertraut sein müssen. In der New Encyclopædia Britannica heißt es über ihre Schriften:

„Neben dem Neuen Testament sind die Schriften der apostolischen Väter zusammengenommen von größerem historischen Wert als die gesamte sonstige christliche Literatur.“1

Wenn die Apostel die Dreieinigkeit lehrten, dann müßten die apostolischen Väter sie auch gelehrt haben. Sie hätte in ihrem Lehren eine Vorrangstellung einnehmen müssen, denn nichts ist wichtiger, als den Menschen zu sagen, wer Gott ist. Lehrten sie also die Dreieinigkeit?

Eine frühe Glaubenserklärung

Eine der frühesten außerbiblischen Erklärungen des christlichen Glaubens ist in einem Buch mit 16 kurzen Kapiteln zu finden, das als Didache oder Die Lehre der zwölf Apostel bekannt wurde. Es wird von einigen Historikern um das Jahr 100 u. Z. oder früher datiert. Der Autor ist nicht bekannt.2

Die Didache behandelt Dinge, die jemand kennen mußte, wenn er ein Christ werden wollte. In ihrem siebten Kapitel wird die Taufe im „Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ mit den gleichen Worten beschrieben, die Jesus gemäß Matthäus 28:19 gebrauchte.3 Doch wird nicht gesagt, die drei seien gleich an Ewigkeit, Macht, Rang und Weisheit. Das folgende Glaubensbekenntnis in Form eines Gebets steht im zehnten Kapitel der Didache:

„Wir danken Dir, heiliger Vater, für Deinen heiligen Namen, dessen Wohnung Du in unseren Herzen bereitet hast, und für die Erkenntnis und den Glauben und die Unsterblichkeit, die Du uns zu erkennen gabst durch Jesus, Deinen Knecht; Dir sei die Ehre in Ewigkeit. Du, allmächtiger Herrscher, hast alles erschaffen um Deines Namens willen ...; uns aber hast Du geschenkt eine geistige Speise, einen geistigen Trank und ein ewiges Leben durch Deinen Knecht.“4

Darin ist keine Dreieinigkeit enthalten. Edwin Hatch zitiert in seinem Buch Griechentum und Christentum die obige Passage und sagt dann:

„Auf dem Gebiete des Urchristentums zeigt sich keine Spur davon, daß man über diese schlichte Vorstellung hinausgegangen ist. Man legte nur auf die Lehre Gewicht, daß Gott existiere, daß er einer sei, daß er allmächtig und ewig sei, die Welt geschaffen habe und daß sein Erbarmen über alles gehe. Für metaphysische Erörterungen hatte man keinen Sinn.“5

Klemens von Rom

Ein anderer Verfasser frühchristlicher Schriften ist Klemens von Rom, von dem behauptet wird, er sei ein „Bischof“ in jener Stadt gewesen. Man nimmt an, daß er um das Jahr 100 u. Z. starb. In den Abhandlungen, die man ihm zuschreibt, wird weder direkt noch indirekt eine Dreieinigkeit erwähnt. Im Ersten Brief des Klemens an die Korinther heißt es:

„Gnade sei euch und Friede in reicher Fülle von dem allmächtigen Gott durch Jesus Christus.“

„Die Apostel haben uns das Evangelium verkündet, das sie vom Herrn Jesus Christus bekommen haben, Jesus Christus aber ist gesandt von Gott. Christus ist also von Gott und die Apostel von Christus gesandt.“

„Wolle der allsehende Gott, der Gebieter der Geister und Herr alles Fleisches, der den Herrn Jesus Christus und durch ihn uns erwählt hat zu einem bevorzugten Volke, jeder Seele, die seinen erhabenen und heiligen Namen anruft, verleihen Glaube, Furcht, Friede, Geduld und Langmut.“6

Klemens sagt nicht, Jesus oder der heilige Geist sei Gott gleich. Er spricht vom allmächtigen Gott (nicht lediglich vom „Vater“) im Unterschied zum Sohn. Gott wird als höher dargestellt, weil Christus von Gott „gesandt“ wurde und Gott Christus „erwählt hat“. Klemens zeigt, daß Gott und Christus zwei getrennte Personen mit unterschiedlichem Rang sind, indem er sagt:

„[Wir werden] unter inständigem Bitten und Flehen darum beten, der Schöpfer des Alls möge die abgezählte Zahl seiner Auserwählten auf der ganzen Welt unversehrt erhalten durch seinen geliebten Knecht [„Sohn“7a] Jesus Christus. ... auf daß wir dich [Gott] erkennen, den alleinigen Höchsten unter Höchsten ..., den einzigen Wohltäter der Geister und Gott alles Fleisches.“

„Alle Völker sollen dich erkennen, daß du bist der alleinige Gott und Jesus Christus dein Knecht [„Sohn“7a].“7

Klemens nennt Gott (nicht lediglich den „Vater“) „den Höchsten“ und bezeichnet Jesus als Gottes „Knecht“ bzw. „Sohn“. Über Jesus schreibt er auch: „... der als Abglanz seiner [Gottes] Herrlichkeit umso erhabener ist denn die Engel, als er einen vorzüglicheren Namen geerbt hat.“8 Geradeso, wie der Mond das Sonnenlicht widerspiegelt, sein Licht jedoch der Lichtquelle, der Sonne, nicht ebenbürtig ist, so ist Jesus ein Abglanz der Herrlichkeit Gottes, ohne daß seine Herrlichkeit derjenigen Gottes ebenbürtig ist.

Wäre Gottes Sohn Gott, dem himmlischen Vater, gleich, dann hätte es sich für Klemens erübrigt, zu erwähnen, daß Jesus erhabener ist als die Engel — das wäre schließlich offensichtlich gewesen. Wie überdies aus seiner Wortwahl hervorgeht, erkennt er an, daß der Sohn zwar über die Engel erhaben, dem allmächtigen Gott aber untergeordnet ist.

Es ist offenkundig, welchen Standpunkt Klemens einnimmt: Der Sohn ist dem Vater untergeordnet und ihm gegenüber zweitrangig. Klemens vertritt nirgendwo die Ansicht, Jesus bilde mit dem Vater eine Gottheit. Er zeigt, daß der Sohn vom Vater, das heißt von Gott, abhängig ist, und sagt eindeutig, daß der Vater „alleinig“ Gott ist, also seine Stellung mit niemandem teilt. Außerdem sagt Klemens nirgendwo, der heilige Geist sei Gott gleich. Die Vorstellung einer Dreieinigkeit ist den Schriften des Klemens somit völlig fremd.

Ignatius

Ignatius, ein Bischof von Antiochia, lebte von der Mitte des ersten Jahrhunderts u. Z. bis zum Anfang des zweiten Jahrhunderts. In keiner der ihm zugeschriebenen Schriften — ihre Echtheit einmal vorausgesetzt — werden Vater, Sohn und heiliger Geist auf die gleiche Stufe gestellt.

Selbst wenn Ignatius erklärt hätte, der Sohn und der Vater seien gleich an Ewigkeit, Macht, Rang und Weisheit, wäre das immer noch keine Dreieinigkeit, denn nirgendwo sagt er, der heilige Geist sei Gott auf diesen Gebieten gleich. Aber Ignatius sagt auch nirgendwo, der Sohn sei Gott, dem Vater, auf diesen oder anderen Gebieten ebenbürtig. Statt dessen zeigt er, daß der Sohn dem Höheren, dem allmächtigen Gott, untergeordnet ist.

Ignatius bezeichnet den allmächtigen Gott als den „allein wahren Gott, den ungezeugten und unzugänglichen, den Herrn aller, den Vater und Erzeuger des einziggezeugten Sohnes“ und läßt so erkennen, daß ein Unterschied besteht zwischen Gott und seinem Sohn.9 Er spricht von „Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus“.10 Und er erklärt, „daß es e i n e n Gott gibt, der sich offenbart hat durch seinen Sohn Jesus Christus“.11

Ignatius zeigt, daß der Sohn keine ewige Person ist, sondern erschaffen wurde, denn er zitiert den Sohn mit den Worten: „Der Herr [Gott, der Allmächtige] erschuf mich, den Anfang seiner Wege.“12 Desgleichen sagt Ignatius: „Da ist der eine Gott des Universums, der Vater Christi, ‚aus dem alle Dinge sind‘; und ein Herr Jesus Christus, unser Herr, ‚durch den alle Dinge sind‘“.13 Auch schreibt er:

„Der heilige Geist redet nicht die eigenen Dinge, sondern die des Christus, ... geradeso, wie auch der Herr uns die Dinge bekanntgegeben hat, die er vom Vater erhalten hat. Denn er [der Sohn] sagt: ‚Das Wort, das ihr hört, ist nicht mein, sondern gehört dem Vater, der mich gesandt hat.‘“14

„... daß es e i n e n Gott gibt, der sich geoffenbart hat durch seinen Sohn Jesus Christus, der sein aus dem Schweigen hervorgegangenes Wort ist und in allem dem wohlgefiel, der ihn sandte. ... Seid ... untertan, wie Jesus Christus dem Vater.“15

Ignatius nennt den Sohn zwar „Gott, das Wort“. Aber der Gebrauch des Wortes „Gott“ für den Sohn bedeutet nicht zwangsläufig, daß er dem allmächtigen Gott gleich ist. In Jesaja 9:6 nennt auch die Bibel den Sohn einen „Gott“. In Johannes 1:18 wird der Sohn als „der einziggezeugte Gott“ bezeichnet. Da der Sohn von Jehova Gott, dem Vater, mit Macht und Gewalt ausgestattet wurde, kann er passenderweise als ein „Mächtiger“ bezeichnet werden, was die eigentliche Bedeutung des Ausdrucks „Gott“ ist (Matthäus 28:18; 1. Korinther 8:6; Hebräer 1:2).

Werden die 15 Ignatius zugeschriebenen Briefe indes als echt anerkannt? In dem Werk The Anti-Nicene Fathers (Band I) erklären die Herausgeber Alexander Roberts und James Donaldson:

„Kritiker vertreten jetzt einhellig die Ansicht, daß die ersten acht angeblichen Briefe des Ignatius nicht echt sind. Sie tragen in sich die unzweifelhaften Beweise für eine spätere Entstehungsperiode ... und werden heute einmütig als Fälschungen abgetan.“

„Von den sieben von Eusebius bezeugten Briefen ... haben wir zwei griechische Rezensionen, eine kürzere und eine längere. ... Obwohl der kürzere Text ... allgemein dem längeren vorgezogen wurde, herrschte doch unter Gelehrten die Meinung vor, daß sogar er nicht als absolut frei von verfälschenden Einschiebungen oder als unzweifelhaft authentisch angesehen werden kann.“16

Wenn man die kürzere Version seiner Schriften als echt anerkennt, entfallen dadurch einige Passagen (der längeren Version), aus denen hervorgeht, daß Christus Gott untergeordnet ist, doch deutet der verbleibende Teil der kürzeren Version genausowenig auf eine Dreieinigkeit hin. Ganz gleich, welche seiner Schriften authentisch sind, kann man bestenfalls unterstellen, Ignatius habe an eine Zweiheit von Gott und seinem Sohn geglaubt. Dabei handelte es sich keinesfalls um eine Zweiheit unter Gleichen, denn der Sohn wird immer geringer als Gott und ihm untergeordnet dargestellt. Ungeachtet dessen, wie man also die Schriften des Ignatius ansieht, findet sich darin keine Dreieinigkeitslehre.

Polykarp

Polykarp von Smyrna wurde im letzten Drittel des ersten Jahrhunderts geboren und starb Mitte des zweiten Jahrhunderts. Er soll Verbindung zu dem Apostel Johannes gehabt und den Brief des Polykarp an die Philipper geschrieben haben.

Enthalten die Schriften des Polykarp irgendeine Andeutung auf eine Dreieinigkeit? Nein, sie wird mit keinem Wort erwähnt. Was er sagt, stimmt vielmehr mit den Lehren Jesu und seiner Jünger und Apostel überein. So schreibt Polykarp beispielsweise in seinem Brief:

„Der Gott aber und Vater unseres Herrn Jesus Christus, und er selbst, ... der Sohn Gottes Jesus Christus, erbaue euch in Glauben und Wahrheit.“17

Man beachte, daß Polykarp — ähnlich wie Klemens — nicht von einem dreieinigen „Vater-Sohn“-Verhältnis unter Gleichen in einer Gottheit spricht. Statt dessen redet er von dem „Gott und Vater“ Jesu, nicht lediglich von dem „Vater Jesu“. Er unterscheidet also zwischen Gott und Jesus, geradeso, wie es die Bibelschreiber wiederholt tun. Paulus sagt gemäß 2. Korinther 1:3: „Gesegnet sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus.“ Er sagt nicht lediglich: „Gesegnet sei der Vater Jesu“, sondern: „Gesegnet sei der Gott und Vater“ Jesu.

Polykarp schreibt auch: „Friede möge euch vom allmächtigen Gott und von Jesus Christus, unserem Erlöser, ... zuteil werden.“18 Wiederum wird zwischen Jesus und dem allmächtigen Gott unterschieden, Jesus nicht als eine Person einer gleichen dreieinigen Gottheit dargestellt.

Hermas und Papias

Ein weiterer apostolischer Vater war Hermas, der Anfang des zweiten Jahrhunderts schrieb. Erwähnt er in seinem Werk Der Hirte des Hermas irgend etwas, was zu der Annahme berechtigen würde, er habe Gott als eine Dreieinigkeit verstanden? Man beachte einige seiner Aussagen:

„Noch redet er [der heilige Geist] ... wenn ein Mensch will, daß er rede, vielmehr spricht der Heilige Geist nur dann, wenn es Gottes Wille ist, daß er rede. ... Wenn Gott den Weinberg pflanzte, so will das heißen, er hat das Volk erschaffen und hat es seinem Sohne übergeben; und der Sohn setzte die Engel über sie zu ihrem Schutze.“19

„Der Sohn Gottes ist älter als seine ganze Schöpfung.“20

Hermas erklärt hier, daß der Geist redet, wann immer Gott (nicht lediglich der Vater) es will, was zeigt, daß Gott dem Geist übergeordnet ist. Auch sagt er, daß Gott den Weinberg seinem Sohn gab, was zeigt, daß Gott dem Sohn übergeordnet ist. Des weiteren erklärt er, daß der Sohn älter ist als seine (des Sohnes) Geschöpfe, das heißt die, die er als Gottes Werkmeister erschuf, „denn durch ihn sind alle anderen Dinge in den Himmeln und auf der Erde ... erschaffen worden“ (Kolosser 1:15, 16). Tatsache ist, daß der Sohn nicht ewig ist. Er wurde als hochrangiges Geistgeschöpf erschaffen, bevor durch ihn andere Geistgeschöpfe wie die Engel erschaffen wurden.

J. N. D. Kelly schreibt in dem Buch Early Christian Doctrines bezüglich der Ansicht des Hermas über den Sohn Gottes folgendes:

„In einer Reihe von Textstellen ist von einem Engel die Rede, der den sechs Engeln, die zum Beraterkreis Gottes gehören, übergeordnet ist und der stets als ‚ehrwürdigster‘, ‚heiligster‘ und ‚herrlichster‘ Engel bezeichnet wird. Diesem Engel wird der Name Michael gegeben, und man kommt nicht umhin zu schlußfolgern, daß Hermas in ihm den Sohn Gottes sah und ihn dem Erzengel Michael gleichstellte.“

„Es gibt auch Anzeichen ... für den Versuch, Christus als eine Art oberster Engel darzustellen. ... Natürlich deutet nichts auf eine Dreieinigkeitslehre im strengen Sinn hin.“21

Auch Papias soll den Apostel Johannes gekannt haben. Er schrieb wahrscheinlich Anfang des zweiten Jahrhunderts, aber seine Schriften sind nur bruchstückhaft erhalten. Darin erwähnt er nichts von einer Dreieinigkeitslehre.

Übereinstimmende Lehre

Was die Oberhoheit Gottes und sein Verhältnis zu Jesus angeht, stimmt die Lehre der apostolischen Väter im wesentlichen mit der Lehre Jesu, der Jünger und der Apostel überein, wie sie in der Bibel aufgezeichnet ist. Sie alle sprechen von Gott nicht als von einer Dreieinigkeit, sondern als von einem eigenständigen, ewigen, allmächtigen, allwissenden Wesen. Vom Sohn Gottes ist bei ihnen als von einem eigenständigen, geringeren, untergeordneten Geistgeschöpf die Rede, das von Gott geschaffen wurde, damit es ihm bei der Ausführung seines Willens diene. Und vom heiligen Geist ist nirgendwo als von einem die Rede, der Gott gleich ist.

Somit gibt es in den Ende des ersten, Anfang des zweiten Jahrhunderts entstandenen Schriften der apostolischen Väter keine Stütze für die Dreieinigkeit der Christenheit. Sie sprachen von Gott, Jesus und dem heiligen Geist genauso, wie es die Bibel tut. Betrachten wir zum Beispiel Apostelgeschichte 7:55, 56:

„Er [Stephanus] aber, voll des Heiligen Geistes, blickte zum Himmel auf, sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen und sprach: ‚Seht, ich sehe die Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen‘“ (Jerusalemer Bibel, katholisch).

Stephanus sah in einer Vision Gott im Himmel und neben ihm Jesus. Der Sohn stand neben dem, der nicht lediglich als „Vater“ bezeichnet wird, sondern als „Gott“, und der völlig von Jesus getrennt war, was die Identität betrifft. Auch sah Stephanus keine dritte Person. Der heilige Geist war nicht mit Jesus und dessen Vater im Himmel zu sehen.

Das gleiche wird in Offenbarung 1:1 gezeigt, wo es heißt: „Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gegeben hat“ (Neue Jerusalemer Bibel). Wiederum wird der auferstandene Christus im Himmel als eine von Gott getrennte Einzelperson dargestellt, und vom heiligen Geist ist nicht die Rede. Wie könnte Jesus eine Offenbarung „gegeben“ werden, wenn er die zweite Person einer Dreieinigkeit wäre und alles wüßte?

Derartige Bibeltexte zeigen deutlich, daß es keine Dreieinigkeit gibt. Und an keiner einzigen Stelle in der ganzen Bibel ist von Gott als von einer Dreieinigkeit die Rede. Das spiegelt sich in den Schriften der apostolischen Väter. Sie lehrten die Dreieinigkeit der Christenheit ganz bestimmt nicht.

Später im zweiten Jahrhundert folgte die nächste wichtige Sammlung von Schriften über das Christentum. Sie waren das Werk von Kirchenmännern, die man die Apologeten nennt. Lehrten sie eine Dreieinigkeit? Der 3. Teil dieser Serie wird sich in einer künftigen Ausgabe mit ihren Lehren beschäftigen.

Quellenverzeichnis

1 The New Encyclopædia Britannica, 15. Ausgabe, 1985, Band 1, Micropædia, Seite 488.

2 Lexikon für Theologie und Kirche, herausgegeben von Josef Höfer und Karl Rahner, 2. Auflage, 1959, Band 3, Seite 370; The New Encyclopædia Britannica, 15. Ausgabe, 1985, Band 4, Micropædia, Seite 79.

3 Die Apostolischen Väter, übersetzt von Dr. Franz Zeller, Seite 10 (Bibliothek der Kirchenväter, Band 35, 1918).

4 Ebd., Seite 12.

5 Edwin Hatch, Griechentum und Christentum, 1892, Seite 188.

6 Die Apostolischen Väter, übersetzt von Dr. Franz Zeller, Seite 25, 53, 68 (Bibliothek der Kirchenväter, Band 35, 1918).

7 Die Apostolischen Väter, übersetzt von Joseph A. Fischer, 1956, Seite 99, 101.

7a Die Apostolischen Väter, übersetzt von Dr. Franz Zeller, Seite 65, 66 (Bibliothek der Kirchenväter, Band 35, 1918).

8 Die Apostolischen Väter, übersetzt von Joseph A. Fischer, 1956, Seite 71.

9 The Ante-Nicene Fathers, herausgegeben von Alexander Roberts und James Donaldson, amerikanischer Nachdruck der Edinburgh Edition 1885, Band I, Seite 52.

10 Ebd., Seite 58.

11 Die Apostolischen Väter, übersetzt von Joseph A. Fischer, 1956, Seite 167.

12 The Ante-Nicene Fathers, Band I, Seite 108.

13 Ebd., Seite 116.

14 Ebd., Seite 53.

15 Die Apostolischen Väter, übersetzt von Joseph A. Fischer, 1956, Seite 167, 171.

16 The Ante-Nicene Fathers, Band I, Seite 46, 47; Cyclopedia of Biblical, Theological, and Ecclesiastical Literature, herausgegeben von John McClintock und James Strong, Nachdruck Baker Book House Co., 1981, Band IV, Seite 490—493; The Catholic Encyclopedia, 1910, Band VII, Seite 644—647.

17 Die Apostolischen Väter, übersetzt von Joseph A. Fischer, 1956, Seite 263.

18 Ebd., Seite 249.

19 Die Apostolischen Väter, übersetzt von Dr. Franz Zeller, Seite 221, 239 (Bibliothek der Kirchenväter, Band 35, 1918).

20 Ebd., Seite 268.

21 J. N. D. Kelly, Early Christian Doctrines, zweite Auflage 1960, Seite 94, 95.

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