Wachtturm ONLINE-BIBLIOTHEK
Wachtturm
ONLINE-BIBLIOTHEK
Deutsch
  • BIBEL
  • PUBLIKATIONEN
  • ZUSAMMENKÜNFTE
  • w92 15. 4. S. 23-25
  • ‘Aufgrund der Liebe ermahnen’

Kein Video für diese Auswahl verfügbar.

Beim Laden des Videos ist ein Fehler aufgetreten.

  • ‘Aufgrund der Liebe ermahnen’
  • Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 1992
  • Zwischentitel
  • Ähnliches Material
  • Ein Entflohener kehrt zurück
  • Angelegenheiten in Liebe regeln
  • Lektionen für Christen von heute
  • 57. Bibelbuch — Philemon
    „Die ganze Schrift ist von Gott inspiriert und nützlich“
  • Brüderliche Liebe ist aktiv
    Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 1991
  • Philemon — ein Beweis tätigen Christentums
    Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 1983
  • Philemon: Christliche Bruderliebe — kein „soziales Evangelium“
    Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1976
Hier mehr
Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 1992
w92 15. 4. S. 23-25

‘Aufgrund der Liebe ermahnen’

UM 60/61 u. Z. verließ ein entlaufener Sklave Rom und machte sich auf den Weg in seine 1 400 km entfernte Heimatstadt Kolossä im Südwesten Kleinasiens. Er hatte eine handgeschriebene Botschaft für seinen Besitzer bei sich, die von niemand anders als von dem Apostel Paulus selbst verfaßt worden war. Heute bildet dieser Brief einen Teil der Bibel und trägt den Namen des Empfängers, Philemon.

Der Brief an Philemon kann als ein Meisterstück taktvoller, überzeugender Beweisführung bezeichnet werden. Von größerer Bedeutung sind allerdings die praktischen Lektionen, die er für Christen von heute enthält. Eine davon unterstreicht den Wert, einander aufgrund der Liebe zu ermahnen. Schauen wir uns diesen kurzen, doch kraftvollen Brief etwas näher an.

Ein Entflohener kehrt zurück

Philemon war ein Christ, der zur Versammlung Kolossä gehörte und dort sehr geschätzt wurde (Philemon 4, 5). Sein Haus diente der Versammlung als Zusammenkunftsstätte (Vers 2). Außerdem war Philemon mit Paulus befreundet; vielleicht hatte der Apostel sogar selbst dazu beigetragen, daß Philemon ein Christ geworden war. Es stimmt, Paulus deutete an, nicht persönlich in Kolossä gepredigt zu haben (Kolosser 2:1). Er war jedoch zwei Jahre in Ephesus gewesen, wo er in einem Ausmaß gepredigt hatte, daß „alle, die in dem Bezirk Asien [der Kolossä einschloß] wohnten, ... das Wort des Herrn hörten“ (Apostelgeschichte 19:10). Wahrscheinlich war Philemon unter den empfänglichen Zuhörern.

Jedenfalls war Philemon wie viele wohlhabende Männer der damaligen Zeit ein Sklavenbesitzer. Nicht immer haftete der Sklaverei in alter Zeit etwas Entwürdigendes an. Sich selbst oder Familienangehörige in die Sklaverei zu verkaufen betrachteten die Juden als ein annehmbares Mittel zur Tilgung von Schulden (3. Mose 25:39, 40). The International Standard Bible Encyclopedia schreibt über die römische Epoche folgendes: „Viele Menschen verkauften sich aus den verschiedensten Gründen in die Sklaverei; hauptsächlich wollte man ein Leben beginnen, das leichter und sicherer war als das Dasein eines freien, doch armen Menschen. Man erhoffte sich eine besondere Stellung und gesellschaftlichen Aufstieg. ... Unzählige Nichtrömer verkauften sich an römische Bürger mit der berechtigten Aussicht, bei ihrer Freilassung selbst einmal das römische Bürgerrecht zu erlangen, was durch das römische Recht genau geregelt war.“

Als Onesimus, ein Sklave Philemons, seinen Herrn verließ und nach Rom floh, entstand allerdings ein Problem. Möglicherweise hatte er Philemon sogar Geld gestohlen, um seine Flucht zu finanzieren (Vers 18). In Rom traf Onesimus auf den Apostel Paulus, der dort als Gefangener lebte.

Der Sklave, der „früher nicht nützlich“ war und aus der Sklaverei geflohen war, wurde nun ein Christ. Er stellte sich Paulus zur Verfügung und leistete dem inhaftierten Apostel nützliche Dienste. Kein Wunder, daß Paulus gegenüber Onesimus „Gefühle inniger Zuneigung“ verspürte und ihn als einen „geliebten Bruder“ betrachtete (Vers 11, 12, 16).

Der Apostel Paulus hätte Onesimus gern bei sich behalten, doch Philemon hatte als Besitzer des Onesimus rechtliche Ansprüche. Onesimus war also verpflichtet, den Dienst bei seinem rechtmäßigen Herrn wiederaufzunehmen. Wie würde Philemon ihn wohl empfangen? Würde er ärgerlich auf seinem Recht bestehen und den Zurückgekehrten schwer bestrafen? Würde er die Aufrichtigkeit des Onesimus in Frage stellen, der sich nun als ein Mitchrist bekannte?

Angelegenheiten in Liebe regeln

Paulus fühlte sich gedrängt, Philemon einen Brief wegen Onesimus zu schreiben, und zwar eigenhändig, ohne, wie es sonst bei ihm üblich war, einen Sekretär zu bemühen (Vers 19). Nimm dir ein paar Minuten Zeit, den kurzen Brief an Philemon ganz zu lesen. Folgendes wird dir auffallen: Nachdem sich Paulus eingeführt und Philemon sowie seiner Hausgemeinschaft „unverdiente Güte und Frieden“ gewünscht hatte, sprach er lobend über ‘die Liebe und den Glauben, den Philemon gegenüber dem Herrn Jesus und gegenüber allen Heiligen’ gezeigt hatte (Vers 1-7).

Paulus hätte sich ohne weiteres auf seine Autorität als Apostel berufen und Philemon ‘Weisung geben’ können, „das Rechte zu tun“, aber statt dessen ‘ermahnte er ihn aufgrund der Liebe’. Er betonte, daß Onesimus wirklich ein Christ, ja ein Bruder, geworden war, der sich für ihn als nützlich erwiesen hatte. Der Apostel bekannte: „Ich möchte ... [Onesimus] für mich zurückbehalten, damit er mir, der ich in Fesseln bin, die ich um der guten Botschaft willen trage, an deiner Stelle weiterhin diene.“ „Doch“, so fuhr Paulus fort, „ohne deine Zustimmung will ich nichts tun, damit deine gute Tat nicht wie aus Zwang, sondern aus deinem eigenen freien Willen erfolge“ (Vers 8-14).

Der Apostel forderte Philemon also auf, seinen früheren Sklaven als einen Bruder aufzunehmen. „Nimm ihn freundlich auf, so wie du mich aufnehmen würdest“, schrieb Paulus. Das hieß nicht, daß Onesimus notwendigerweise vom Sklavendienst befreit werden sollte. Paulus trat nicht für eine Änderung der damaligen Gesellschaftsordnung ein. (Vergleiche Epheser 6:9; Kolosser 4:1; 1. Timotheus 6:2.) Dennoch wurde zweifellos das Verhältnis zwischen Sklave und Herr durch das christliche Band der Liebe, das nun zwischen Onesimus und Philemon bestand, annehmbarer. Philemon sollte Onesimus „als mehr denn einen Sklaven, als einen geliebten Bruder“, betrachten (Vers 15-17).

Wie verhielt es sich mit den möglichen Schulden des Onesimus im Falle eines Diebstahls? Wieder appellierte Paulus an seine Freundschaft mit Philemon: „Wenn er dir ... irgendein Unrecht angetan hat oder dir etwas schuldig ist, so setz dies auf mein Konto.“ Paulus vertraute darauf, daß Philemon bereitwillig vergeben und sogar mehr tun würde, als er erhoffte. Da Paulus mit einer baldigen Befreiung rechnete, bat er darum, eine Unterkunft zu bereiten, um sich dann der Gastfreundschaft Philemons erfreuen zu können. Nachdem Paulus weitere Grüße ausgerichtet und Philemon gewünscht hatte, daß „die unverdiente Güte des Herrn Jesus Christus“ mit ihm sei, beendete er seinen Brief (Vers 18-25).

Lektionen für Christen von heute

Das Buch Philemon enthält zahlreiche praktische Lektionen für Christen von heute. So werden wir an die Notwendigkeit erinnert zu vergeben, selbst wenn ein Mitgläubiger uns ein schweres Unrecht angetan hat. „Wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt“, sagte Jesus Christus, „wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben“ (Matthäus 6:14).

Wer heute in der Christenversammlung eine Autoritätsstellung einnimmt, kann aus dem Buch Philemon besonderen Nutzen ziehen. Es ist bemerkenswert, daß Paulus nicht versuchte, Philemon aufgrund seiner Autorität als Apostel zu zwingen, das Rechte zu tun. Darüber hinaus bestand er nicht darauf, Onesimus als Diener in Rom zu behalten. Paulus respektierte die Eigentumsrechte anderer. Er erkannte auch, daß es für Philemon besser wäre, aus dem Herzen heraus zu handeln, wenngleich er höchstwahrscheinlich einer von Autorität diktierten Anordnung ebenfalls entsprochen hätte. Der Apostel appellierte an die Liebe Philemons, um eine von Herzen kommende Reaktion zu bewirken.

Christliche Älteste sollten daher nie „über die herrschen, die Gottes Erbe sind“, indem sie ihre Macht mißbrauchen oder hart und diktatorisch mit der Herde umgehen (1. Petrus 5:1-3). Jesus sagte: „Ihr wißt, daß die Herrscher der Nationen den Herrn über sie spielen und die Großen Gewalt über sie ausüben. Unter euch ist es nicht so“ (Matthäus 20:25, 26). Aufseher stellen im allgemeinen fest, daß der einzelne in der Herde auf liebevolle Behandlung weit besser anspricht als auf Anordnungen. Wer unter Depressionen leidet, schätzt Aufseher, die sich freundlicherweise die Zeit nehmen, um seinen Problemen Aufmerksamkeit zu schenken und einfühlsam Rat zu erteilen.

Ferner werden Älteste durch den Brief des Paulus daran erinnert, von welcher Bedeutung es ist, Lob zu spenden und taktvoll zu sein. Eingangs erkannte Paulus dankbar an, daß ‘die Gefühle inniger Zuneigung der Heiligen durch Philemon erquickt wurden’ (Vers 7). Dieses aufrichtige Lob versetzte Philemon zweifellos in die richtige Gemütsverfassung. Ähnlich ist es heute; ein Rat oder eine Anregung kann durch ein aufrichtiges, herzliches Lob „gepolstert“ werden. Ein solcher Rat sollte weder grob noch taktlos, sondern reichlich „mit Salz gewürzt“ sein, damit er für den Zuhörer sozusagen wohlschmeckender ist (Kolosser 4:6).

Des weiteren vertraute der Apostel Paulus darauf, daß Philemon das Rechte tun würde; er sagte: „Auf deinen Gehorsam vertrauend, schreibe ich dir, da ich weiß, daß du sogar mehr tun wirst als das, was ich sage“ (Vers 21). Ihr Ältesten, setzt auch ihr volles Vertrauen in eure Mitchristen? Wird nicht gerade dadurch bewirkt, daß sie das tun möchten, was recht ist?

Interessanterweise stellen Eltern oftmals fest, daß es sich gut auswirkt, wenn sie erkennen lassen, daß sie ihren Kindern vertrauen. Wenn Eltern ihre Wertschätzung für willigen Gehorsam — der Wunsch, mehr zu tun, als verlangt wird — zum Ausdruck bringen, wird ihren Kindern eine gewisse Würde verliehen. Eltern sollten ihre Anordnungen oder Forderungen möglichst freundlich und in einem liebevollen Ton äußern. Sie sollten Einfühlungsvermögen bekunden und das Warum einer Sache erklären. Außerdem sollten sie ihre Kinder von Herzen loben, wenn ein Lob angebracht ist, und es vermeiden, sie übermäßig zu kritisieren — besonders in der Öffentlichkeit.

Natürlich sollten auch Ehemänner im Umgang mit ihrer Frau Eigenschaften wie Freundlichkeit und Vernunft offenbaren und sie bereitwillig loben. Dadurch wird die weibliche Unterordnung zu einem Vergnügen und zu einer Quelle der Freude und Erquickung (Sprüche 31:28; Epheser 5:28).

Wie Philemon auf den Brief des Paulus reagierte, wird nicht erwähnt. Doch können wir uns kaum vorstellen, daß das Vertrauen, das Paulus in ihn setzte, fehl am Platz war. Christliche Älteste, Eltern und Ehemänner können heute ebenso erfolgreich sein, wenn sie, statt Zwang auszuüben, Befehle zu erteilen oder Forderungen zu stellen, ‘aufgrund der Liebe ermahnen’.

[Bild auf Seite 23]

Anstatt sich auf seine Autorität als Apostel zu berufen, ermahnte Paulus Philemon aufgrund der christlichen Liebe

    Deutsche Publikationen (1950-2025)
    Abmelden
    Anmelden
    • Deutsch
    • Teilen
    • Einstellungen
    • Copyright © 2025 Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania
    • Nutzungsbedingungen
    • Datenschutzerklärung
    • Datenschutzeinstellungen
    • JW.ORG
    • Anmelden
    Teilen