Ein Lösegeld im Austausch gegen viele
AM 31. März 1970 wurde in Japan unweit des Fudschijamas ein Flugzeug entführt. Neun Angehörige einer Gruppe, die sich „Japanische Rote-Armee-Fraktion“ nannte, nahmen mehr als 120 Passagiere und Besatzungsmitglieder als Geiseln und verlangten, nach Nordkorea ausgeflogen zu werden.
Nachdem das Flugzeug in Seoul (Republik Korea) gelandet war, riskierte Shinjiro Yamamura, der stellvertretende Verkehrsminister Japans, sein Leben im Austausch für die Geiseln. Die Entführer waren bereit, ihn als Garantie für ihre eigene Sicherheit zu akzeptieren, und ließen im Gegenzug alle Geiseln mit Ausnahme der Besatzung frei. Darauf flogen sie nach Pjöngjang, wo sie sich den nordkoreanischen Behörden ergaben. Herr Yamamura und der Pilot kehrten später unversehrt nach Japan zurück.
Ein Mensch diente in diesem Fall als Austausch für das Leben von mehr als 120 Geiseln. Das hilft uns vielleicht, nachzuvollziehen, inwiefern ein Mann sein Leben als Lösegeld im Austausch für viele geben konnte. Wenn wir allerdings die biblische Lehre vom Lösegeld verstehen wollen, müssen wir uns gründlicher mit diesem Thema beschäftigen.
Zunächst müssen wir ermitteln, wie die Sünde ihren Anfang nahm. Die Bibel erklärt, daß „durch e i n e n Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und durch die Sünde der Tod und sich so der Tod zu allen Menschen verbreitet hat, weil sie alle gesündigt hatten“ (Römer 5:12). Wie konnte das geschehen? Die Rede ist hier von Adam, dem ersten Menschen. Den historischen Bericht darüber, wie er erschaffen wurde und wie es dazu kam, daß er von Gottes Maßstab abwich, kann man in den ersten drei Kapiteln des Bibelbuchs Genesis (1. Mose) nachlesen.
Jener Bericht enthüllt, daß hinter den Kulissen ein Anstifter am Werk war, als Adam sündigte. Um seinen Hunger nach Macht zu stillen, heckte dieser Anstifter einen Plan aus, wie er Adam und alle seine möglichen Nachkommen beherrschen könnte. Der Anstifter war Satan, der Teufel. Er wird auch „die Urschlange“ genannt, weil er sich einer Schlange bediente, um Adam zur Sünde zu verleiten (Offenbarung 12:9). Der liebevolle Schöpfer des Menschen hatte Adam aufgefordert, sein Recht, zu entscheiden, was gut und was böse sei, zu respektieren. Doch die Schlange verleitete Eva, Adams Frau, dazu, Gott ungehorsam zu sein. Darauf veranlaßte sie ihren Mann zum Ungehorsam. Durch diese Handlung erklärte sich Adam von Gott unabhängig, wurde willentlich zum Sünder und konnte folglich seinen Nachkommen nur mit Sünde behaftetes Leben weitergeben.
Wir leiden immer noch unter den Folgen. Inwiefern? Nun, der Schöpfer hatte zu Recht angeordnet, daß der Tod die Folge sei, wenn Adam und Eva willentlich sündigten. Indem Adam sündigte, verkaufte er daher die gesamte Menschheit in die Sklaverei der Sünde und des Todes (1. Mose 2:17; 3:1-7).
Wie könnten die Menschen aus jenem sündigen Zustand erlöst werden? Jesus Christus kam auf die Erde, um „seine Seele als ein Lösegeld im Austausch gegen viele zu geben“; dadurch wurde der Weg frei, die Menschheit loszukaufen (Matthäus 20:28).
Zudecken und befreien
Wie die Bibel zeigt, waren für den Vorgang der Erlösung zwei Schritte notwendig: 1. ein Zurückkaufen und 2. ein Befreien. Über das mit „Lösegeld“ übersetzte griechische Wort (lýtron) schrieb der Bibelgelehrte Albert Barnes: „Das Wort Lösegeld bezeichnet buchstäblich einen Preis, der für den Freikauf von Gefangenen bezahlt wurde. Nimmt in einem Krieg der Feind Gefangene, so nennt man das für ihren Freikauf verlangte Geld ein Lösegeld; das heißt, es ist das Mittel, durch das sie befreit werden. Alles, was irgend jemanden aus einem Zustand der Bestrafung, des Leidens oder der Sünde befreit, wird daher ein Lösegeld genannt.“
Ja, „alles, was irgend jemanden ... befreit“, kann als lýtron bezeichnet werden. Jenes griechische Wort betont also die Tat oder den Vorgang des Befreiens.a
Der Apostel Paulus gebrauchte das damit verwandte Wort antílytron, um den Wert des als Lösegeld bezahlten Preises hervorzuheben. In 1. Timotheus 2:6 schrieb er, daß Jesus „sich selbst als ein entsprechendes Lösegeld für alle hingegeben hat“. In einem Kommentar dazu heißt es in dem Greek and English Lexicon to the New Testament von Parkhurst: „Es bezeichnet richtigerweise einen Preis, der gezahlt wird, um Gefangene aus der Hand des Feindes zu erlösen, und die Art von Austausch, durch den das Leben eines Menschen durch das Leben eines anderen erlöst wird.“ Was hier betont wird, ist die Äquivalenz oder die Wirksamkeit des Loskaufspreises, mit dem die Waagschalen der Gerechtigkeit ausgeglichen wurden. Inwiefern konnte Jesu Loskaufsopfer als „ein entsprechendes Lösegeld“ betrachtet werden?
Ein entsprechendes Lösegeld
Adam verkaufte die gesamte Menschheit, uns eingeschlossen, in die Sklaverei der Sünde und des Todes. Der Preis, das heißt die Strafe, die er dafür bezahlte, war sein vollkommenes menschliches Leben einschließlich der Aussicht, ewig zu leben. Um dies zuzudecken, mußte ein anderes vollkommenes menschliches Leben gezahlt werden — ein entsprechendes Lösegeld. Indes konnte niemand, dessen Eltern unvollkommen waren, das benötigte vollkommene menschliche Leben beschaffen (Hiob 14:4; Psalm 51:5). Gott sorgte aber in seiner Weisheit für einen Ausweg aus dieser Notlage. Er übertrug das vollkommene Leben seines einziggezeugten Sohnes aus dem Himmel in den Leib einer Jungfrau, worauf dieser als vollkommener Mensch geboren wurde (Lukas 1:30-38; Johannes 3:16-18). Bei der Lehre von der Geburt Jesu durch eine Jungfrau handelt es sich nicht um eine kunstvoll ersonnene Geschichte, die den Religionsgründer glorifizieren soll. Sie erklärt vielmehr einen logischen Schritt in der Vorgehensweise Gottes zur Beschaffung des Lösegeldes.
Jesus mußte, um die Erlösung zu bewirken, während der ganzen Zeit, als er auf der Erde war, sündenlos bleiben. Das tat er auch. Schließlich starb er einen Opfertod. Auf diese Weise zahlte Jesus den Preis seines vollkommenen menschlichen Lebens als Lösegeld für die Befreiung der Menschheit (1. Petrus 1:19). Wir können also mit Recht sagen, „daß e i n Mensch für alle gestorben ist“ (2. Korinther 5:14). Ja, „so, wie in Adam alle sterben, so werden auch in dem Christus alle lebendig gemacht werden“ (1. Korinther 15:22).
E i n Mensch im Austausch gegen viele
Bei der anfangs erwähnten Flugzeugentführung konnten sich die Geiseln nicht selbst befreien, auch wenn sie reich waren. Es bedurfte der Hilfe von außen, und der Mann, der als Austausch diente, mußte gewisse Bedingungen erfüllen. Das gleiche trifft auf viel bedeutungsvollere Weise hinsichtlich des Lösegeldes zu, das zur Erlösung der Menschheit benötigt wurde. Der Psalmist schrieb: „Die sich fortwährend der Fülle ihres Reichtums rühmen: Nicht einer von ihnen kann irgendwie selbst einen Bruder erlösen noch Gott ein Lösegeld für ihn geben (und der Erlösungspreis ihrer Seele ist so kostbar, daß er aufgehört hat auf unabsehbare Zeit)“ (Psalm 49:6-8). Die Menschheit benötigte tatsächlich Hilfe von außen. Das Leben e i n e s Menschen würde genügen, die ganze Menschheit zu erlösen, vorausgesetzt, er würde die Bedingungen erfüllen, die erforderlich waren, um die Waagschalen der Gerechtigkeit Gottes auszugleichen. Jesus Christus konnte als einziger vollkommener Mensch die Bedingungen erfüllen.
Jehova Gott hat dadurch für die Befreiung der Menschheit gesorgt, daß Jesus Christus das Lösegeld bezahlte. Gott hat aber noch mehr getan. Er hat Satan, den Teufel, der die Menschen zur Sünde verleitete, zum Tode verurteilt (Offenbarung 12:7-9). Bald wird Jehova jenen Schuldigen gefangensetzen und schließlich das Urteil vollstrecken, indem er ihn ‘in den Feuer- und Schwefelsee schleudert’ — ein Symbol für ewige Vernichtung (Offenbarung 20:1-3, 7-10, 14). Die Menschheit wird nicht nur aus den Klauen der Sünde und des Todes, sondern auch vom Einfluß Satans befreit sein, wenn dieses böse Geistgeschöpf beseitigt und das Lösegeld angewandt wird. So befreit, werden gehorsame Menschen zur Vollkommenheit voranschreiten, wenn der Wert des Loskaufsopfers Christi voll und ganz auf sie angewandt wird.
Wie berührt dich die Lösegeldvorkehrung?
Viele Orientalen haben — als sie von dem Loskaufsopfer Jesu Christi erfuhren — tiefe Wertschätzung für das entwickelt, was Gott für sie getan hat. Ein Beispiel dafür ist Kazuo. Sich durch das Inhalieren von Lösungsmitteldämpfen zu berauschen war sein ganzer Lebensinhalt. Mehrere seiner Autos fuhr er in diesem Zustand zu Schrott. Drei seiner Freunde begingen Selbstmord, nachdem sie ihre Gesundheit zugrunde gerichtet hatten. Auch Kazuo versuchte, sich umzubringen. Irgendwann begann er ein Bibelstudium. Die Wahrheit, die er kennenlernte, berührte sein Herz, so daß er sich entschloß, sein Leben in Ordnung zu bringen. Er kämpfte gegen die Gewohnheit, durch Lösungsmitteldämpfe seinen Körper zu mißbrauchen, und erlebte dabei viele Rückschläge. Er war zwischen seiner fleischlichen Begierde und dem tiefen Wunsch, das Rechte zu tun, hin und her gerissen. Wie froh war er, daß er Gott aufgrund des Wertes des Loskaufsopfers Jesu Christi um Vergebung bitten konnte! Durch das Gebet und mit Hilfe christlicher Freunde überwand Kazuo seine schlechte Gewohnheit und dient Jehova jetzt freudig mit einem guten Gewissen.
Erinnerst du dich noch an Chisako, von der am Anfang des vorigen Artikels die Rede war? Ein Bibelstudium half auch ihr, die liebevolle Vorkehrung des Lösegeldes zu verstehen. Es berührte sie tief, als sie erfuhr, daß Gott seinen Sohn gab, um die Menschheit von der Sünde zu befreien. Chisako gab sich Jehova hin. Selbst mit 77 Jahren verbringt sie noch jeden Monat etwa 90 Stunden damit, anderen von der großen Liebe Jehovas und von seiner unverdienten Güte zu erzählen.
Das Lösegeld sollte dir ebenfalls sehr wichtig sein. Es ist Gottes Mittel, der Menschheit den Weg in die wahre Freiheit zu bahnen — die Freiheit von Sünde und Tod. Allen, die das Loskaufsopfer Jesu Christi annehmen, steht eine großartige Zukunft in Aussicht: ewiges Leben auf einer paradiesischen Erde. Setze dich bitte mit Jehovas Zeugen in Verbindung, und überzeuge dich selbst davon, wie du durch die liebevolle Lösegeldvorkehrung von Sünde und Tod frei werden kannst.
[Fußnote]
a In den Hebräischen Schriften wird padháh sowie verwandte Wörter mit „erlösen“ oder „Erlösungspreis“ wiedergegeben, wodurch die damit verbundene Befreiung betont wird (5. Mose 9:26).
[Bildnachweis auf Seite 5]
Mit frdl. Gen.: Mainichi Shimbun