Jehova zu dienen hat mir viel Freude gebracht
VON GEORGE BRUMLEY ERZÄHLT
Gerade hatte ich den Unterricht für Funktechnik in einer Klasse junger Polizeischüler von Kaiser Haile Selassie beendet, als einer der jungen Männer zu mir kam und mir unter vier Augen sagte, er wisse, daß ich ein Missionar der Zeugen Jehovas sei. „Würden Sie mit mir die Bibel studieren?“ fragte er gespannt.
UNSER Werk war damals in Äthiopien verboten, weshalb ich — wie andere Zeugen zuvor — des Landes verwiesen worden wäre, wenn die Behörden davon erfahren hätten. Ich fragte mich, ob der Schüler aufrichtig sei oder ein Spitzel der Regierung mit dem Auftrag, mich zu entlarven. Als Familienvater, der für drei kleine Kinder sorgen mußte, erschreckte mich der Gedanke, meine Arbeitsstelle zu verlieren und das Land und die liebgewonnenen Freunde verlassen zu müssen.
Aber man fragt sich vielleicht: „Wieso zieht es ein Amerikaner, der eine Familie versorgen muß, vor, weit entfernt von seinem Zuhause und seinen Verwandten in Ostafrika zu leben?“ Ich möchte es gern erklären.
In den Vereinigten Staaten aufgewachsen
Ich ging noch zur Grundschule, als mein Vater in den 20er Jahren die Zeitschrift Der Wachtturm abonnierte und einen Satz der Schriftstudien erwarb. Vater las gern und verschlang die Bücher förmlich. Er war immer zu Streichen aufgelegt, was sich darin zeigte, wie er Besucher, die er sonntags eingeladen hatte, zum Narren hielt. Er besaß ein wunderschönes, in Leder gebundenes Buch, auf dessen Vorderseite und Buchrücken mit goldenen Buchstaben der Titel „Heilige Schrift“ stand. Vater begann die Unterhaltung meist mit den Worten: „Nun, heute ist Sonntag, würden Sie uns ein paar Verse vorlesen?“
Die Besucher stimmten jeweils zu, aber als sie das Buch aufschlugen, fanden sie nur leere Blätter vor! Natürlich waren sie dann überrascht. Darauf sagte Vater gewöhnlich, die Prediger wüßten gar nichts über die Bibel, holte eine richtige Bibel und las 1. Mose 2:7 vor. Dort wird die Erschaffung des ersten Menschen beschrieben mit den Worten: „Der Mensch wurde eine lebende Seele“ (1. Mose 2:7).
Vater erklärte, daß der Mensch keine Seele hat, sondern eine Seele ist, daß der Lohn für die Sünde der Tod ist und daß der Mensch, wenn er stirbt, wirklich tot ist und sich nicht des geringsten bewußt ist (Prediger 9:5, 10; Hesekiel 18:4; Römer 6:23). Ich konnte noch nicht richtig lesen, da kannte ich schon 1. Mose 2:7 auswendig. Das sind meine frühesten Erinnerungen daran, welch eine Freude damit verbunden ist, die Wahrheit der Bibel zu kennen und sie mit anderen zu teilen.
Wir erhielten den Wachtturm damals ins Haus geschickt, so daß die ganze Familie in den Genuß der geistigen Ernährung kam. Meine Großmutter mütterlicherseits lebte bei uns, und sie wurde der erste Verkündiger der guten Botschaft in unserer Familie. In Carbondale (Illinois), wo wir lebten, gab es keine Versammlung, aber es wurden informelle Zusammenkünfte abgehalten. Meine Mutter nahm uns fünf Kinder immer mit an das andere Ende der Stadt, wo einige ältere Damen ein Wachtturm-Studium abhielten. Auch fingen wir an, uns am Predigtdienst zu beteiligen.
Vom Radiotechniker zum Gefängnisinsassen
Ich war erst 17, als ich 1937 heiratete. Meinen Lebensunterhalt verdiente ich, indem ich Radios reparierte und andere darin unterrichtete. Meine Ehe zerbrach, nachdem wir zwei Kinder, Peggy und Hank, bekommen hatten. An der Scheidung war ich selbst schuld; ich lebte nicht nach christlichen Grundsätzen. Mein ganzes Leben habe ich darunter gelitten, daß ich meine beiden ältesten Kinder nicht großziehen durfte.
Der Zweite Weltkrieg brach aus, und das veranlaßte mich, über vieles nachzudenken. Man bot mir an, Leutnant beim Militär zu werden und Wehrpflichtigen die Funktechnik beizubringen, aber weil ich mir Gedanken darüber machte, wie Jehova über Krieg denkt, begann ich, jeden Tag zu beten. Mein Abonnement des Wachtturms war abgelaufen, und Lucille Haworth erhielt die Benachrichtigung darüber und suchte mich auf. Perry Haworth, Lucilles Vater, war wie die meisten anderen in ihrer großen Familie schon seit den 30er Jahren ein Zeuge Jehovas. Lucille und ich verliebten uns, und im Dezember 1943 heirateten wir.
Im Jahr 1944 wurde ich getauft, worauf ich mich meiner Frau als Pionier im Vollzeitdienst anschloß. Bald darauf erhielt ich einen Einberufungsbefehl, den ich jedoch verweigerte. Als Folge davon wurde ich zu drei Jahren Gefängnis in der Bundesstrafanstalt in El Reno (Oklahoma) verurteilt. Ich freute mich, für Jehova leiden zu dürfen. Jeden Morgen, wenn ich aufwachte und mir bewußt wurde, wo ich war und weshalb, überkam mich ein Gefühl der Befriedigung, und ich dankte Jehova. Nach dem Krieg wurden diejenigen, die über 25 Jahre alt waren, nach und nach auf Bewährung entlassen. Bei mir war es im Februar 1946 soweit.
Der Vollzeitdienst
Als ich zu Lucille zurückkehrte, diente sie in der kleinen Stadt Wagoner (Oklahoma) als Pionier. Wir hatten kein Auto und gingen deshalb überallhin zu Fuß. So bearbeiteten wir die ganze Stadt. Später zogen wir nach Wewoka (Oklahoma). Bald fand ich eine Arbeit bei einer Rundfunkstation in der Nähe. Es war nicht einfach, sechs Stunden am Tag zu arbeiten und das Stundenziel als Pionier zu erreichen, aber wir schätzten unser Vorrecht sehr, Jehova dienen zu dürfen. Gerade rechtzeitig zum Kongreß in Los Angeles 1947 konnten wir ein altes Auto kaufen. Dort fingen wir an, darüber nachzudenken, ob wir uns für die Schulung zum Missionardienst an der Wachtturm-Bibelschule Gilead bewerben sollten.
Wir waren uns dessen bewußt, daß dies ein wichtiger Schritt sein würde, und wir wollten die Entscheidung, die Vereinigten Staaten zu verlassen, nicht voreilig treffen. Daß ich meine Kinder verloren hatte, schmerzte mich immer noch sehr, und so bemühten wir uns nochmals, das Sorgerecht für sie zu erhalten. Wegen meines früheren Lebenswandels und der Gefängnisstrafe hatten wir aber keinen Erfolg. Darum beschlossen wir, den Missionardienst anzustreben. Wir wurden zur 12. Klasse der Gileadschule eingeladen.
Unsere Abschlußfeier fand 1949 statt, worauf wir zunächst beauftragt wurden, Versammlungen in Tennessee zu besuchen. Nach drei Jahren im Reisedienst in den Vereinigten Staaten erhielten wir einen Brief vom Büro des Präsidenten der Watch Tower Society, in dem wir gefragt wurden, ob wir bereit wären, in Äthiopien neben dem Predigtwerk als Lehrer tätig zu sein. Die dortige Regierung verlangte von Missionaren unter anderem, daß sie als Lehrer arbeiteten. Wir waren einverstanden und reisten im Sommer 1952 nach Äthiopien.
Nach unserer Ankunft dort unterrichteten wir vormittags Grundschulklassen, und nachmittags führten wir kostenlose Bibelstunden durch. Bald kamen so viele, die ein Bibelstudium wünschten, daß wir oft drei oder vier Stunden am Tag Bibelunterricht gaben. Einige der Schüler waren Polizisten, andere waren Lehrer oder Diakone an Missionarschulen oder an Schulen der äthiopischen orthodoxen Kirche. Manchmal waren 20 oder mehr Personen in einer Bibelstudienklasse! Viele Schüler verließen die falsche Religion und begannen, Jehova zu dienen. Wir waren begeistert! Wieder dankte ich Jehova jeden Morgen nach dem Aufwachen.
Elternschaft und Predigen unter Verbot
Als wir 1954 feststellten, daß meine Frau ein Kind erwartete, mußten wir uns entscheiden, ob wir in die Vereinigten Staaten zurückkehren oder in Äthiopien bleiben sollten. Das hing natürlich davon ab, ob ich eine Arbeitsstelle erhalten würde. Ich bekam eine Arbeit als Rundfunktechniker und betrieb eine Rundfunkstation für Kaiser Haile Selassie. Also blieben wir.
Am 8. September 1954 wurde unsere Tochter Judith geboren. Ich dachte, mein Arbeitsplatz wäre mir sicher, da ich für den Kaiser arbeitete, aber nach zwei Jahren verlor ich die Stelle. Weniger als einen Monat später wurde ich jedoch von der Polizei eingestellt — sogar zu einem höheren Gehalt —, um eine Klasse junger Männer darin zu unterrichten, wie man Funksprechgeräte repariert. Im Lauf der folgenden drei Jahre wurden unsere Söhne Philip und Leslie geboren.
In der Zwischenzeit gab es Veränderungen, was unsere Freiheit zu predigen anbetraf. Die äthiopische orthodoxe Kirche hatte die Regierung dazu überredet, alle Missionare der Zeugen Jehovas des Landes zu verweisen. Auf Anraten der Gesellschaft ließ ich mein Visum von Missionardienst auf berufliche Tätigkeit umschreiben. Unsere Missionartätigkeit wurde verboten, und wir mußten vorsichtig und unauffällig vorgehen. Die Zusammenkünfte der Versammlung wurden nach wie vor abgehalten, doch trafen wir uns in kleinen Studiengruppen.
Die Polizei durchsuchte mehrere Wohnungen von Personen, die im Verdacht standen, Zeugen Jehovas zu sein. Sie wußte allerdings nicht, daß ein Polizeileutnant, der ein Anbeter Jehovas war, uns jeweils unterrichtete, wenn eine Durchsuchung geplant war. Folglich wurde in jenen Jahren nie Literatur konfisziert. Unser sonntägliches Wachtturm-Studium hielten wir in Restaurants am Stadtrand ab, die Tische zur Verfügung stellten, damit man im Freien essen konnte.
Es geschah während jener Zeit, als ich die Polizeischüler in Funktechnik unterrichtete, daß mich der eingangs erwähnte Schüler um ein Bibelstudium bat. Ich hatte das Gefühl, er war aufrichtig, und so begannen wir ein Studium. Nachdem es nur zweimal stattgefunden hatte, kam ein zweiter Schüler dazu und dann ein dritter. Ich warnte sie davor, jemals irgend jemand etwas davon zu erzählen, daß sie mit mir studierten, und sie hielten sich auch daran.
Im Jahr 1958 fand im Yankee-Stadion und in den Polo Grounds in New York der internationale Kongreß „Göttlicher Wille“ statt. Mittlerweile waren Peggy und Hank — wie auch viele andere aus meiner großen Familie — aktive Zeugen Jehovas geworden. Ich war überglücklich, den Kongreß besuchen zu können. Ich freute mich nicht nur darüber, daß ich wieder mit meinen beiden ältesten Kindern und anderen Familienangehörigen zusammensein konnte, sondern ich war auch begeistert, am letzten Kongreßtag die riesige Menge von mehr als einer viertel Million Menschen zu sehen.
Im darauffolgenden Jahr besuchte uns der Präsident der Gesellschaft, Nathan H. Knorr, in Äthiopien. Er gab uns sehr gute Empfehlungen, wie wir das Werk unter Verbot weiter durchführen könnten, und interessierte sich auch für unsere Familie und unsere geistige Gesundheit. Ich erklärte ihm, daß wir unsere Kinder beten lehrten, und fragte ihn, ob er gerne hören würde, wie Judith betete. Er bejahte und sagte anschließend zu ihr: „Das hast du aber gut gemacht, Judith.“ Beim Essen bat ich dann Bruder Knorr, das Gebet zu sprechen, und nachdem er fertig war, sagte Judith: „Das hast du aber gut gemacht, Bruder Knorr!“
Unsere Kinder in den Vereinigten Staaten großziehen
Mein Vertrag mit der Polizei endete 1959. Wir wären gern geblieben, aber die Regierung lehnte jeden weiteren Vertrag mit mir ab. Wohin sollten wir gehen? Ich versuchte, Einreisegenehmigungen für andere Länder zu erhalten, in denen Brüder gebraucht wurden, aber es gelang mir nicht. Ein wenig traurig kehrten wir daher in die Vereinigten Staaten zurück. Nach unserer Ankunft fand eine freudige Familienzusammenführung statt; alle fünf Kinder lernten einander kennen und gewannen sich sofort gegenseitig lieb. Von da an hatten sie immer ein enges Verhältnis zueinander.
Wir ließen uns in Wichita (Kansas) nieder, wo ich eine Stelle als Rundfunktechniker und Diskjockey fand. Lucille nahm sich der Haushaltspflichten an, und die Kinder besuchten in der Nähe die Schule. Jeden Montagabend leitete ich das Familien-Wachtturm-Studium und bemühte mich, es immer lebendig und interessant zu gestalten. Wir erkundigten uns jeden Tag, ob es Probleme in der Schule gab.
Nach und nach ließen sich die Kinder in die Theokratische Predigtdienstschule einschreiben, und was sie dort lernten, half ihnen auch in der Schule weiter. Von frühester Kindheit an schulten wir sie im Predigtdienst. Sie lernten, wie man biblische Literatur an den Türen anbietet, und begleiteten uns zu Heimbibelstudien.
Außerdem bemühten wir uns, unseren Kindern grundlegende Lebensweisheiten beizubringen, und erklärten ihnen, daß nicht jeder immer das gleiche haben kann wie die anderen. Zum Beispiel gab es nicht jedesmal für alle das gleiche Geschenk. „Ist es richtig“, so versuchten wir sie zum Nachdenken zu bringen, „daß du dich beschwerst, wenn dein Bruder oder deine Schwester ein Spielzeug bekommt, du aber nicht?“ Ein andermal erhielt natürlich der andere jeweils etwas, so daß keiner vernachlässigt wurde. Wir liebten sie immer alle und bevorzugten nie einen vor den beiden anderen.
Manchmal durften andere Kinder etwas, was wir unseren Kindern nicht erlaubten. Oft bekam ich zu hören: „Der und der darf das aber. Wieso darf ich das nicht?“ Ich versuchte es zu erklären, aber mitunter war die Antwort einfach: „Du gehörst nicht zu seiner Familie, sondern zu uns. Wir haben andere Regeln.“
Dienst in Peru
Seit wir aus Äthiopien zurückgekehrt waren, sehnten Lucille und ich uns danach, wieder den Missionardienst aufzunehmen. Schließlich ergab sich 1972 die Gelegenheit, nach Peru in Südamerika zu gehen. Wir hätten uns keinen besseren Platz aussuchen können, um unsere Kinder im Teenageralter zu erziehen. Die Gemeinschaft mit Missionaren, Sonderpionieren und anderen, die nach Peru gekommen waren, um dort zu helfen, ließ die Kinder am eigenen Leib verspüren, wie glücklich alle sind, die die Interessen des Königreiches wirklich an die erste Stelle setzen. Philip nannte diese Gemeinschaft „positiven Gruppenzwang“.
Nach einiger Zeit erfuhren ein paar alte Freunde aus Kansas, wieviel Erfolg wir im Königreichsdienst hatten, und kamen ebenfalls nach Peru. Ich organisierte unser Haus wie ein Missionarheim. Jeder mußte bestimmte Aufgaben erledigen, damit alle Zeit hatten, den Predigtdienst durchzuführen. Morgens besprachen wir beim Frühstück immer einen Bibeltext. Das war eine sehr glückliche Zeit für uns alle. Wieder dankte ich Jehova jeden Morgen im stillen von Herzen, wenn ich aufwachte und mir bewußt wurde, wo ich war und weshalb.
Judith heiratete nach einiger Zeit und kehrte in die Vereinigten Staaten zurück, wo sie den Vollzeitdienst fortsetzte. Nachdem Philip drei Jahre Sonderpionier gewesen war, bewarb er sich um den Betheldienst in Brooklyn (New York), und seine Bewerbung wurde angenommen. Schließlich kehrte auch Leslie in die Vereinigten Staaten zurück. Sie alle gingen mit einem lachenden und einem weinenden Auge; oft sagten sie uns, mit ihnen nach Peru zu gehen sei das Beste gewesen, was wir je für sie getan hätten.
Die Wirtschaftslage in Peru verschlechterte sich immer mehr, und wir erkannten, auch wir würden das Land verlassen müssen. Bei unserer Rückkehr nach Wichita im Jahr 1978 fanden wir dort eine Gruppe spanischsprechender Zeugen vor. Sie baten uns, bei ihnen zu bleiben und ihnen zu helfen, was wir gern taten. Eine Versammlung wurde gegründet, die uns bald genauso ans Herz wuchs, wie die Versammlungen, in denen wir vorher gedient hatten.
Ecuador ruft
Nach einem Schlaganfall blieb ich teilweise gelähmt, hoffte aber dennoch sehnsüchtig, Lucille und ich könnten noch einmal in einem anderen Land dienen. 1984 erzählte uns ein reisender Aufseher von dem Wachstum in Ecuador und dem dortigen Bedarf an christlichen Ältesten. Ich wies darauf hin, daß ich wegen meiner Lähmung nur wenig im Predigtdienst tun könne, aber er versicherte mir, sogar ein 65 Jahre alter, teilweise gelähmter Ältester sei noch eine große Hilfe.
Nachdem er gegangen war, konnten wir die ganze Nacht nicht schlafen und redeten über die Möglichkeit, nach Ecuador zu gehen. Lucille hatte den gleichen brennenden Wunsch wie ich, dorthin zu gehen. Also boten wir in einem Inserat unseren kleinen Betrieb für Schädlingsbekämpfung an, und innerhalb von zwei Wochen hatten wir ihn verkauft. Unser Haus verkauften wir in nur zehn Tagen. So kam es, daß wir in unseren „besten“ Jahren wieder zu dem zurückkehrten, was uns am meisten Freude machte — der Missionardienst im Ausland.
Wir ließen uns in Quito nieder, und der Predigtdienst war einfach wunderbar; kein Tag verging ohne ein neues Erlebnis oder Abenteuer. Doch dann, 1987, diagnostizierte man bei mir Dickdarmkrebs; ich mußte schnellstens operiert werden. Für die Operation kehrten wir nach Wichita zurück, und sie verlief erfolgreich. Wir waren erst zwei Jahre wieder in Quito, da stellte man erneut Krebs bei mir fest, worauf wir ganz in die Vereinigten Staaten zurückkehren mußten. Wir ließen uns in Nordkarolina nieder, wo wir auch jetzt noch wohnen.
Ein erfülltes, lohnenswertes Leben
Wie sich mein Gesundheitszustand in Zukunft entwickeln wird, ist nicht abzusehen. 1989 mußte ich mich einer Kolostomie unterziehen. Trotzdem kann ich noch als Ältester dienen und mehrere Bibelstudien mit Personen durchführen, die zu mir nach Hause kommen. Im Lauf der Jahre haben wir buchstäblich Hunderten helfen können, indem wir den Samen der Wahrheit ausgestreut und die Pflänzchen begossen oder gepflegt haben. Die damit verbundene Freude verblaßt nie, ganz gleich, wie oft sich der Vorgang wiederholt.
Außerdem habe ich die große Freude, zu sehen, wie alle meine Kinder Jehova dienen. Peggy hat ihren Ehemann, Paul Moske, 30 Jahre lang im Reisedienst in den Vereinigten Staaten begleitet. Philip und seine Frau Elisabeth führen gemeinsam mit Judith den besonderen Dienst im Bethel in Brooklyn (New York) durch. Hank und Leslie und ihre Ehepartner sind aktive Zeugen Jehovas, und meine vier Brüder und Schwestern und ihre Familien, das heißt mehr als 80 meiner Blutsverwandten, dienen alle Jehova. Lucille schließlich ist während unserer nahezu 50 Ehejahre immer eine vorbildliche christliche Ehefrau gewesen. In den letzten Jahren hat sie, ohne sich zu beklagen, viele unangenehme Arbeiten verrichtet, um mir zu helfen, meinen verfallenden Körper zu pflegen.
Mein Leben war wirklich von Freude erfüllt. Ich bin glücklicher, als ich es mit Worten ausdrücken kann. Jehova zu dienen macht mir so viel Freude, daß ich mir von Herzen wünsche, ihn für immer auf dieser Erde anzubeten. Ich denke stets an Psalm 59:16, wo es heißt: „Was aber mich betrifft, ich werde von deiner Stärke singen, und am Morgen werde ich deine liebende Güte freudig kundtun. Denn du hast dich als eine sichere Höhe für mich erwiesen und als ein Ort, an den ich fliehen kann am Tag meiner Bedrängnis.“
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George Brumley mit dem äthiopischen Kaiser Haile Selassie
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George Brumley und seine Frau Lucille