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Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 1994
w94 1. 2. S. 20-25

Wir suchten zuerst das Königreich

VON OLIVE SPRINGATE ERZÄHLT

Mutter hatte gerade die Kerze ausgeblasen und war, nachdem sie unseren Gebeten zugehört hatte, aus dem Zimmer gegangen. Gleich darauf fragte mich mein jüngerer Bruder: „Olive, wie kann Gott uns denn durch Backsteinmauern hindurch hören oder gar sehen?“

„MUTTI sagt, daß er durch alles hindurchsehen kann“, antwortete ich, „er kann sogar direkt in unser Herz sehen.“ Unsere Mutter war eine gottesfürchtige Frau. Sie las leidenschaftlich gern in der Bibel und flößte uns Kindern einen tiefen Respekt vor Gott und den biblischen Grundsätzen ein.

Unsere Eltern waren Mitglieder der anglikanischen Kirche in Chatham, einer kleinen Gemeinde in der Grafschaft Kent (England). Obwohl Mutter regelmäßig zur Kirche ging, glaubte sie, daß man als Christ mehr tun sollte, als nur einmal die Woche Zeit in der Kirche abzusitzen und sich eine Predigt anzuhören. Auch war sie davon überzeugt, daß Gott nur eine wahre Kirche hat.

Wertschätzung für biblische Wahrheiten

Im Jahr 1918 — damals war ich ungefähr fünf Jahre alt — erwarb unsere Mutter die Bände der Schriftstudien, die von Charles T. Russell, dem ersten Präsidenten der Watch Tower Bible and Tract Society, verfaßt worden waren. Einige Jahre später, als wir in dem kleinen Ort Wigmore wohnten, wurde Mutter von einem Bibelforscher, wie Jehovas Zeugen damals genannt wurden, besucht. Sie nahm das Bibelstudienhilfsmittel Die Harfe Gottes entgegen und fand darin die Antworten auf viele ihrer biblischen Fragen. Jede Woche kam mit der Post eine rosa Karte, die Fragen zu den Kapiteln enthielt. Aus der Karte war auch ersichtlich, wo die Antworten im Buch zu finden waren.

Von 1926 an gingen unsere Eltern, meine Schwester Beryl und ich nicht mehr in die anglikanische Kirche, da wir über viele unsinnige Lehren und die Einmischung der Kirche in die Politik entsetzt waren. Eine der Hauptlehren bestand darin, daß Gott Menschen für alle Ewigkeit im Höllenfeuer quälen würde. Unsere Mutter, die ernsthaft nach der biblischen Wahrheit suchte, war davon überzeugt, daß die anglikanische Kirche nicht die wahre Kirche sein konnte.

Kurze Zeit später wurden die aufrichtigen Gebete unserer Mutter erhört, als uns Frau Jackson, eine Bibelforscherin, besuchte. Sie unterhielt sich fast zwei Stunden mit Mutter und mir und beantwortete unsere Fragen anhand der Bibel. Wir erfuhren, daß wir unsere Gebete an Jehova Gott, den Vater Jesu Christi, richten sollten und nicht an eine geheimnisvolle Dreieinigkeit; darüber freuten wir uns (Psalm 83:18; Johannes 20:17). Eine Frage unserer Mutter, die mir nie mehr aus dem Sinn gegangen ist, lautete: „Was bedeutet es, zuerst das Königreich zu suchen?“ (Matthäus 6:33).

Die biblische Antwort auf diese Frage beeinflußte unser Leben nachhaltig. Noch in derselben Woche besuchten wir die Zusammenkünfte der Bibelforscher, und wir erzählten anderen, was wir gelernt hatten. Wir waren davon überzeugt, daß wir die Wahrheit gefunden hatten. Einige Monate später — im Jahr 1927 — ließ sich Mutter als Symbol ihrer Hingabe an Jehova taufen, und 1930 wurde auch ich getauft.

Den Pionierdienst aufgenommen

Unsere Familie besuchte die Versammlung Gillingham, zu der ungefähr 25 Personen gehörten. Mehrere von ihnen waren Pioniere (Vollzeitdiener), und alle hatten die himmlische Hoffnung (Philipper 3:14, 20). Ihr missionarischer Eifer war ansteckend. Anfang der 30er Jahre — ich war noch im Teenageralter — diente ich für kurze Zeit als Pionier in Belgien. Dieses Erlebnis erweckte in mir den brennenden Wunsch, mich noch mehr für das Königreich einzusetzen. Damals beteiligten wir uns an der Verbreitung der Broschüre Das Königreich — die Hoffnung der Welt, und jeder Geistliche erhielt ein Exemplar.

Mit der Zeit entwickelte unser Vater eine gegnerische Einstellung zu unserer christlichen Tätigkeit, und das war einer der Gründe, weswegen ich 1932 nach London aufs College ging. Später unterrichtete ich vier Jahre lang an einer Schule, und währenddessen war ich mit der Versammlung Blackheath verbunden — eine von den nur vier Versammlungen, die es damals in London gab. In dieser Zeit kamen uns Berichte über die Inhaftierung und die Leiden unserer christlichen Brüder und Schwestern in Hitlerdeutschland zu Ohren, die sich geweigert hatten, Hitlers Kriegsanstrengungen zu unterstützen.

Noch in demselben Monat im Jahr 1938, in dem ich die letzte Rechnung für Bücher beglich, die ich erworben hatte, kündigte ich meine Arbeit, um mir meinen Wunsch zu erfüllen, Pionier zu werden. Meine Schwester Beryl fing zur gleichen Zeit in London mit dem Pionierdienst an, aber sie wohnte in einem anderen Pionierheim. Meine erste Pionierpartnerin war Mildred Willett; später heiratete sie John Barr, der jetzt ein Mitglied der leitenden Körperschaft der Zeugen Jehovas ist. Unsere Pioniergruppe fuhr immer mit dem Fahrrad ins Gebiet und blieb den ganzen Tag dort, auch wenn es regnete.

Über Europa lag schon der Schatten des Krieges. In England wurden für die Stadtbewohner Luftschutzübungen durchgeführt, und man traf Vorbereitungen dafür, im Kriegsfall die Kinder in Dörfer oder kleinere Orte zu evakuieren. Ich selbst hatte gerade noch so viel Erspartes, um mir ein Paar Schuhe kaufen zu können; von meinen Eltern konnte ich keine finanzielle Unterstützung erwarten. Aber hatte Jesus nicht gesagt: ‘Wenn ihr zuerst das Königreich sucht, werden euch alle anderen Dinge hinzugefügt werden.’ (Matthäus 6:33)? Ich hatte das feste Vertrauen, daß Jehova für alle meine Bedürfnisse sorgen würde, und das hat er auch all die Jahre hindurch großzügig getan. Während der Kriegszeit ergänzte ich manchmal meine Essenrationen durch Gemüse, das von vollbeladenen Wagen heruntergefallen war und das ich dann von der Straße aufgelesen hatte. Oftmals kam ich auch dadurch zu einer Mahlzeit, daß ich biblische Literatur gegen Obst oder Gemüse eintauschte.

Meine Schwester Sonia wurde 1928 geboren. Als sie sich Jehova hingab, war sie erst sieben Jahre alt. Sonia sagt, daß sie schon in so jungen Jahren das Ziel hatte, Pionier zu werden. Im Jahr 1941, kurz nachdem sie ihre Hingabe an Jehova durch die Wassertaufe symbolisiert hatte, erreichte sie ihr Ziel: Sie und Mutti wurden als Pioniere nach Caerphilly (Südwales) gesandt.

Unser Dienst während der Kriegsjahre

Im September 1939 brach der Zweite Weltkrieg aus, und unsere christlichen Brüder und Schwestern in Großbritannien wurden aus dem gleichen Grund eingesperrt wie ihre Glaubensbrüder im nationalsozialistischen Deutschland — weil sie sich wegen ihrer Neutralität nicht am Krieg beteiligten. Im Sommer des Jahres 1940 fingen die Luftangriffe auf England an: Nacht für Nacht der ohrenbetäubende Lärm des Blitzkriegs. Doch mit Jehovas Hilfe konnten wir etwas Schlaf finden, so daß wir für das Predigen am nächsten Tag wieder frisch waren.

Manchmal gingen wir in unser Predigtgebiet, nur um festzustellen, daß die Häuser in Schutt und Asche lagen. Im November explodierte wenige Meter von dem Haus entfernt, in dem einige von uns wohnten, eine Bombe, die die Fensterscheiben in tausend Stücke zerspringen ließ. Die schwere Eingangstür stürzte krachend ein, und der Schornstein fiel in sich zusammen. Nachdem wir den Rest der Nacht im Luftschutzbunker zugebracht hatten, mußten wir uns trennen, um in den Wohnungen verschiedener Zeugen Unterschlupf zu finden.

Kurz danach wurde mir das Gebiet Croydon im Großraum London zugeteilt. Meine Pionierpartnerin war Ann Parkin, deren Bruder, Ron Parkin, später der Koordinator des Zweigkomitees von Puerto Rico wurde. Dann zog ich um nach Bridgend (Südwales); ich setzte meinen Pionierdienst fort und wohnte sechs Monate lang in einem Pferdewagen. Von Bridgend aus fuhren wir immer 6 Kilometer mit dem Fahrrad zur nächsten größeren Versammlung in Port Talbot.

Mittlerweile hatte die Öffentlichkeit uns gegenüber eine recht feindliche Haltung eingenommen; man nannte uns „Drückeberger“, weil wir aus Gewissensgründen den Kriegsdienst verweigerten. Deshalb war es schwer, eine Unterkunft zu finden, aber Jehova sorgte für uns, so wie er es verheißen hatte.

Später erhielten acht von uns die Aufgabe, als Sonderpioniere in Swansea, einer Hafenstadt in Südwales, zu dienen. Je mehr der Krieg an Heftigkeit zunahm, um so größer wurden die Vorurteile gegen uns. Man malte die Wörter „Schweine“ und „Feiglinge“ auf die Wand unseres Pionierheims. Die Feindschaft gegen uns wurde vor allem durch Berichte geschürt, die in den Tageszeitungen erschienen und uns wegen unserer neutralen Haltung verurteilten. Schließlich kam einer nach dem anderen — insgesamt sieben von uns — ins Gefängnis. 1942 verbrachte ich einen Monat im Gefängnis in Cardiff, und später kam auch meine Schwester Beryl dorthin. Obwohl wir in materieller Hinsicht wenig hatten und Spott und Vorwürfe ertragen mußten, waren wir doch in geistiger Hinsicht reich.

In der Zwischenzeit standen Mutter und Sonia in Caerphilly im Pionierdienst und erlebten Ähnliches. Das allererste Bibelstudium, das Sonia durchführte, hatte sie bei einer Dame für einen Freitagabend verabredet. Sonia war davon überzeugt, daß Mutti sie begleiten würde, aber sie erklärte ihr: „Ich habe eine andere Verabredung. Du hast die Vereinbarung selbst getroffen, und jetzt mußt du auch allein hingehen.“ Obwohl Sonia erst 13 Jahre alt war, ging sie doch allein hin; die Dame machte gute Fortschritte auf geistigem Gebiet und wurde später eine Zeugin Jehovas.

Nachkriegstätigkeit — dann Gileadschule

Als der Zweite Weltkrieg 1945 zu Ende ging, arbeitete ich gerade in einem abgelegenen Gebiet in Whaley Bridge (Derbyshire). An dem Morgen, an dem der Waffenstillstand bekanntgegeben wurde, besuchten wir Leute, die vom Krieg und dessen Begleiterscheinungen — verstümmelte Körper, Waisenkinder und Witwen — genug hatten und trösteten sie.

Einige Monate später erging von der Gesellschaft ein Aufruf an Freiwillige, die bereit wären, in Irland, der Grünen Insel, zu predigen. Damals gab es nur ungefähr 140 Zeugen Jehovas auf der Insel, so daß es als Missionargebiet betrachtet wurde. Innerhalb weniger Monate erhielten 40 Sonderpioniere Irland als Zuteilung, und ich war mit von der Partie.

Nachdem ich eine Zeitlang im Norden in Coleraine und Cookstown tätig gewesen war, wurde ich zusammen mit drei anderen nach Drogheda an die Ostküste geschickt. Obwohl die Iren von Natur aus sehr herzlich und gastfreundlich sind, hatten sie religiöse Vorurteile. So konnten wir während eines ganzen Jahres nur einige wenige Bibelstudienhilfsmittel verbreiten (eigentlich nur ein Buch und einige Broschüren).

Als wir in Drogheda wohnten und ich einmal von einer Farm zur anderen radelte, sprang plötzlich ein junger Landarbeiter durch eine Hecke auf den Fahrweg. Er schaute nach rechts und nach links und fragte dann leise: „Sind Sie eine Zeugin Jehovas?“ Ich bejahte, und er fuhr fort: „Gestern abend hatte ich mit meiner Verlobten einen heftigen Streit wegen euch, und wir haben uns entlobt. Sie bestand darauf, daß ihr Kommunisten seid, so wie es die katholischen Priester und die Zeitungen behaupten, aber ich sagte, daß es wohl nicht stimmen kann, da ihr ja öffentlich von Haus zu Haus geht.“

Ich gab ihm eine Broschüre, die er in seiner Hosentasche versteckte, und wir verabredeten, unsere Unterhaltung nach Einbruch der Dunkelheit fortzusetzen, denn er sagte: „Wenn man mich mit euch sieht, bin ich meine Arbeit los.“ Noch am gleichen Abend trafen sich zwei von uns mit ihm und beantworteten seine vielen Fragen. Er schien davon überzeugt zu sein, daß dies die Wahrheit war, und versprach, an einem anderen Abend zu unserer Wohnung zu kommen, um mehr zu erfahren. Er kam aber nie, und so nahmen wir an, daß er gleich am ersten Abend von einigen vorbeikommenden Fahrradfahrern erkannt worden war und wahrscheinlich seine Stelle verloren hatte. Oft fragten wir uns, ob er jemals ein Zeuge geworden ist.

Nachdem wir 1949 den Bezirkskongreß in Brighton an der Südküste Englands besucht hatten, erhielten mehrere von uns eine Einladung für die Wachtturm-Bibelschule Gilead im Staat New York. Insgesamt 26 Studenten aus Großbritannien besuchten die 15. Klasse, die am 30. Juli 1950 während des internationalen Kongresses im Yankee-Stadion ihre Abschlußfeier hatte.

Unser Dienst in Brasilien

Das Jahr darauf wurde ich nach São Paulo (Brasilien) gesandt — eine der am schnellsten wachsenden Städte der Welt. Zu jener Zeit gab es dort nur fünf Versammlungen der Zeugen Jehovas, jetzt sind es fast 600! Das Predigen war ganz anders als in Irland. Viele der Häuser in unserem Gebiet in São Paulo waren Villen, umgeben von hohen Zäunen mit kunstvollen, schmiedeeisernen Toren. Wenn wir den Eigentümer oder das Dienstmädchen herbeirufen wollten, mußten wir in die Hände klatschen.

Im Laufe der Jahre gab es neue Aufgaben. Ich hatte das Vorrecht, bei der Gründung neuer Versammlungen an verschiedenen Orten im Innern des Bundesstaates São Paulo einen Anteil zu haben, wie zum Beispiel in Jundiaí 1955 und in Piracicaba 1958. Später, im Jahr 1960, wurde meine Schwester Sonia meine Missionarpartnerin, und unsere Zuteilung war Pôrto Alegre, die Hauptstadt des Bundesstaates Rio Grande do Sul. Doch wie kam sie überhaupt nach Brasilien?

Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte Sonia zusammen mit unserer Mutter den Pionierdienst in England fort. Aber Anfang der 50er Jahre mußte Mutter wegen Krebs operiert werden, und danach war sie zu schwach, um von Haus zu Haus zu gehen, sie konnte jedoch noch Bibelstudien durchführen und Briefe schreiben. Sonia blieb weiterhin im Pionierdienst und sorgte gleichzeitig für Mutter. 1959 hatte Sonia das Vorrecht, die 33. Klasse der Gileadschule zu besuchen, und sie wurde nach Brasilien gesandt. Danach kümmerte sich Beryl um Mutter, bis sie 1962 verstarb. Beryl hatte unterdessen geheiratet, und sie und ihre Familie dienen Jehova bis heute treu.

Sonia und ich konnten in Brasilien verschiedenen Personen helfen, sich Jehova hinzugeben und sich taufen zu lassen. Eines der Probleme, das etliche Brasilianer hatten, bestand jedoch darin, daß ihre Ehe nicht legalisiert war. Da es in Brasilien schwierig war, geschieden zu werden, kam es häufig vor, daß Paare einfach ohne Trauschein zusammenlebten. Das war häufig dann der Fall, wenn der eine Partner getrennt von seinem früheren, rechtmäßigen Ehepartner lebte.

Eine Frau namens Eva befand sich in dieser Situation, als ich bei ihr vorsprach. Der Mann, mit dem sie gesetzlich verheiratet war, war spurlos verschwunden, und um ihn ausfindig zu machen, ließen wir über das Radio eine Suchmeldung durchgeben. Nachdem man ihren Ehemann gefunden hatte, begleitete ich sie in eine andere Stadt, wo sie von ihm eine Unterschrift erhielt, die es ihr ermöglichte, den Mann, mit dem sie zusammenlebte, zu heiraten. Bei der Anhörung wollte der Richter von Eva und mir wissen, warum sie ihre Eheangelegenheiten in Ordnung bringen wolle. Als wir ihm die Gründe dafür nannten, war er überrascht, aber auch zufriedengestellt.

Ein andermal ging ich mit einer interessierten Frau zu einem Rechtsanwalt, damit er sich ihrer Sache annahm. Wieder wurde in bezug auf die Ehe und Gottes moralische Wertmaßstäbe ein gutes Zeugnis gegeben. In diesem Fall waren die Kosten für die Scheidung so hoch, daß beide Partner arbeiten gehen mußten, um die Gebühren bezahlen zu können. Aber diesen interessierten Personen war es die Anstrengung wert. Sonia und ich hatten das Vorrecht, die Trauzeugen zu sein, und nach der Trauung hörten wir in ihrer Wohnung — zusammen mit ihren drei heranwachsenden Kindern — einem kurzen biblischen Vortrag zu.

Ein erfülltes Leben

Sowohl Sonia als auch ich hatten vor, uns den Vollzeitdienst zur Lebensaufgabe zu machen, als wir uns Jehova hingaben und mit dem Pionierdienst anfingen. Wir haben uns nie viel Gedanken darüber gemacht, was uns in späteren Jahren erwarten würde oder welche Krankheiten oder finanziellen Schwierigkeiten auf uns zukommen könnten. Doch Jehova hat uns nie allein gelassen, so wie er es seinen Dienern verheißen hat (Hebräer 13:6).

Sicher, manchmal hatten wir das Problem, daß nicht genug Geld da war. Ein ganzes Jahr lang aßen zum Beispiel meine Partnerin und ich zu Mittag mit Petersilie belegte Brote, aber wir mußten nie am Hungertuch nagen, und wir hatten auch nie Mangel am Lebensnotwendigen.

Viele Jahre sind seitdem vergangen, und unsere Kräfte haben dementsprechend nachgelassen. Mitte der 80er Jahre mußten wir uns beide einer schweren Operation unterziehen, was sich als große Prüfung erwies, weil danach unsere Predigttätigkeit sehr eingeschränkt war. Im Januar 1987 wurden wir eingeladen, Mitglieder der Bethelfamilie in der brasilianischen Zentrale der Zeugen Jehovas zu werden.

Unsere große Familie von über tausend Mitarbeitern wohnt 140 Kilometer von São Paulo entfernt in einem wunderschönen Gebäudekomplex, in dem biblische Literatur für Brasilien und andere Länder Südamerikas gedruckt wird. Hier werden wir von Dienern Gottes liebevoll und aufopfernd gepflegt. Als ich 1951 in Brasilien ankam, gab es in diesem Land ungefähr 4 000 Verkündiger, Prediger der Königreichsbotschaft, aber jetzt sind es über 366 000! Unser mitfühlender himmlischer Vater hat uns wirklich ‘alle anderen Dinge’ hinzugefügt, weil wir zuerst sein Königreich gesucht haben (Matthäus 6:33).

[Bild auf Seite 22]

Olive mit Mildred Willett neben einem Informationswagen im Jahr 1939

[Bild auf Seite 25]

Olive und Sonia Springate

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