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Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 1994
w94 1. 8. S. 21-26

Mein Dienst mit der fortschrittlichsten Organisation

VON ROBERT HATZFELD ERZÄHLT

Heutzutage schalten unzählige Menschen mit einer Fernbedienung ihren Farbfernseher ein, um sich die Abendnachrichten anzusehen, und finden gar nichts Besonderes dabei. Doch mir scheint, als sei es erst gestern gewesen, daß ich als 12jähriger Bub mit großen Augen auf einer Kinoleinwand das überlebensgroße Bild eines Mannes betrachtete — und dieser Mann redete!

„WAS soll daran denn so außergewöhnlich sein?“ denkst du vielleicht. Doch mir kam es damals, im Jahr 1915, als selbst der Schwarzweißstummfilm noch in den Kinderschuhen steckte, wie ein Wunder vor. Ein stattlicher Mann mit Bart erschien auf der Leinwand und sagte auf englisch: „Das Photo-Drama der Schöpfung wird präsentiert von der I.B.S.A., der International Bible Students Association.“ In den beiden folgenden Stunden breitete sich vor unseren Augen die Geschichte der Bibel aus. Die biblische Botschaft war deutlich und erquickend. Was mich allerdings vor allem fesselte, waren die Filme und die farbigen Lichtbilder sowie die Synchronisation von Bild und Ton.

Damals konnte ich noch nicht wissen, daß meine jugendliche Begeisterung für diese epochemachende Technologie der Auftakt sein würde zu einer lebenslangen Laufbahn in der fortschrittlichsten Organisation, die es auf der Erde gibt.

Die Anfänge

Im Jahr 1891 kam mein Vater von Dillenburg in Hessen nach Allegheny (Pennsylvanien, USA). Später lernte er in einer deutschen Familie ein Mädel kennen, und bald heirateten die beiden. Ich wurde am 7. Juli 1903 geboren und wuchs mit zwei Sprachen auf — Deutsch und Englisch. Kurz bevor 1914 der Erste Weltkrieg begann, wurden mein Vater und meine Mutter durch eine Tuberkuloseepidemie hinweggerafft, und ich war plötzlich Vollwaise. Ungefähr zur gleichen Zeit starb mein Großvater an einem Schlaganfall.

Minna Bömer, die jüngere Schwester meines Vaters, nahm mich liebevollerweise in ihre Familie auf. „Ich habe schon fünf Kinder“, sagte sie, „da kommt es auf ein Kind mehr auch nicht an.“ Ich vermißte meine Eltern, doch Tante Minna gab mir ein gutes Zuhause.

Meine Tante gehörte schon längere Zeit zur Versammlung der Bibelforscher (wie Jehovas Zeugen damals genannt wurden) in Allegheny. Bis 1909 hatte auch Bruder C. T. Russell, der damalige Präsident der Watch Tower Society, zu dieser Versammlung gehört. Tante Minna nahm mich mit in die Zusammenkünfte. Zwar machte unsere Familie in jenen Tagen keine vereinten Anstrengungen, zu studieren und zu predigen, doch unterhielten wir uns bei jeder Gelegenheit mit Leuten, die wir kannten, über all das, was wir in den Zusammenkünften hörten.

Um diese Zeit war ich so beeindruckt vom „Photo-Drama“. Da ich technisch veranlagt war, faszinierten mich die neuen Techniken der Fotografie und die Synchronisation von Bild und Ton genauso wie Zeitrafferaufnahmen. Beobachten zu können, wie sich eine Blüte öffnete, war sensationell!

Als 1916 Bruder Russell starb, waren wir sehr traurig. Wir wohnten in Allegheny und gingen daher zu der Trauerfeier in der Carnegie Hall. In dieser Halle hatte 1903 die Debatte zwischen Bruder Russell und E. L. Eaton stattgefunden. Man hatte mir von diesem Geistlichen der Bischöflichen Methodistenkirche erzählt, der Bruder Russell zu einer sechstägigen Debatte herausgefordert hatte in der Hoffnung, Bruder Russells biblische Gelehrsamkeit in Mißkredit zu bringen. Statt dessen, so sagte man, hatte Russell den „Wasserstrahl“ auf die Hölle gerichtet. Sara Kaelin, eine bekannte Kolporteurin in Pittsburgh, war persönlich mit den Russells bekannt. Bei der Beerdigung von Bruder Russell beobachtete sie, wie Maria Russell auf den Sarg einen Blumenstrauß legte, an dem ein Band mit der Aufschrift „Meinem geliebten Mann“ befestigt war. Auch wenn Maria sich Jahre zuvor von ihm getrennt hatte, erkannte sie ihn immer noch als ihren Ehemann an.

Die Jahre vergingen, und ich hatte viele Gelegenheiten, technische Fertigkeiten zu erwerben, die mir in meiner späteren Laufbahn zugute kommen sollten. Mein Vormund, der ältere Bruder meiner Mutter, war Bauunternehmer. Wenn ich Ferien hatte, ließ er mich bei seinen Elektrikern mitarbeiten, die in alten Villen die Gasversorgung auf Strom umstellten. 1918 bauten die Schüler unserer Schule eine Funktelegrafieausrüstung. An den Abenden trafen wir uns zum Lernen und führten Feldversuche mit Elektrizität und Magnetismus durch. 1926 beschlossen ein Freund und ich, einen Jugendtraum zu verwirklichen — wir wollten zur See fahren und etwas von der Welt sehen. Wir schrieben uns an der Schule der Radio Corporation of America ein, um eine Ausbildung zum Rundfunktelegrafisten zu absolvieren.

Ein neues Leben im Bethel

Die Rundfunkschule, die wir besuchten, war in New York City, so daß ich immer auf die andere Flußseite nach Brooklyn fuhr, um die Zusammenkünfte der Bibelforscher zu besuchen, die in einem gemieteten Saal des alten Freimaurertempels stattfanden. Damals gab es nur eine Versammlung für das ganze Stadtgebiet von New York. Als die Brüder aus dem Bethel (dem Heim der Familie im Hauptbüro der Bibelforscher) erfuhren, daß ich eine Ausbildung absolvierte, um eine Lizenz für den Betrieb einer Rundfunkstation zu erhalten, sagten sie: „Warum willst du denn zur See fahren? Wir haben hier selbst eine Rundfunkstation und brauchen jemand, der sie bedient.“ Sie luden mich zu einem Gespräch ins Büro ein. Ich wußte über das Bethel weiter nichts, als daß es das Hauptbüro der Bibelforscher war.

Die Brüder unterhielten sich mit mir und empfahlen mir, meine Ausbildung abzuschließen, die Lizenz zu erwerben und dann ins Bethel zu kommen. Statt also nach meiner Ausbildung ein Schiff zu besteigen und zur See zu fahren, packte ich meine Siebensachen, stieg in die U-Bahn und fuhr ins Bethel. Ich hatte mich zwar Jehova hingegeben und beteiligte mich auch schon seit Jahren am Predigtwerk, doch getauft wurde ich erst im Dezember 1926, zwei Wochen nachdem ich ins Bethel gekommen war. Das war zur damaligen Zeit gar nichts Außergewöhnliches.

Das Bethel war in jenen Tagen mit 150 Mitarbeitern völlig überfüllt. In jedem Zimmer wohnten vier Brüder. Schnell hatte ich die meisten Mitarbeiter kennengelernt, denn wir aßen, arbeiteten und schliefen in ein und demselben Gebäudekomplex, und natürlich besuchten alle die einzige Versammlung in New York. Das neue Bethelheim in der 124 Columbia Heights wurde 1927 fertiggestellt, und jetzt konnten sich zwei Brüder ein Zimmer teilen.

Auch die neue Druckerei in der 117 Adams Street wurde 1927 eröffnet. Ich half mit, die Ausrüstung von der alten Druckerei in der 55 Concord Street dorthin zu transportieren. Neben der Rundfunkausrüstung gab es in dem neuen Gebäude auch Aufzüge, Druckmaschinen, Wäschereianlagen, Ölheizkessel — alles, was Kabel hatte, gehörte zu meinem Arbeitsbereich.

Das Bethel war aber mehr als lediglich eine Druckerei. Hinter der Herstellung jedes Buchs, jedes Traktats, jeder Zeitschrift standen eine Menge demütiger, hart arbeitender Brüder. Ihnen ging es nicht darum, sich selbst einen Namen zu machen. Sie waren einfach darauf bedacht, das Werk des Herrn zu tun — und Arbeit gab es genug.

Gemeinschaft mit Bruder Rutherford

Ich habe sehr davon profitiert, daß ich mit Joseph F. Rutherford, dem zweiten Präsidenten der Gesellschaft, zusammenarbeiten durfte. Er war ein stattlicher Mann, über 1,80 Meter groß, nicht dick, aber stämmig gebaut. Viele jüngere Brüder im Bethel waren ihm gegenüber ein wenig schüchtern, bis sie ihn richtig kennenlernten. Ständig studierte er und bereitete irgendwelche Schriften vor.

Bruder Rutherford hatte viel Humor. In der Bethelfamilie gab es zwei ältere Schwestern, die schon zu Bruder Russells Zeit dagewesen waren. Sie verzogen in der Regel keine Miene und waren überzeugt, es sei nicht angebracht, laut zu lachen, auch wenn etwas noch so lustig war. Manchmal erzählte Bruder Rutherford beim Mittagessen eine Geschichte, die alle zum Lachen brachte, und dann waren die beiden immer richtig ungehalten. Doch häufig führte Bruder Rutherford beim Essen auch ernsthafte biblische Gespräche.

Bruder Rutherford konnte gut kochen und stellte sich gern für Freunde an den Herd. Einmal zersplitterten die Bethelköche beim Zerteilen der Hühner die Knochen. Bruder Rutherford marschierte schnurstracks in die Küche und zeigte ihnen, wie man ein Huhn zerlegt. Er konnte schließlich keine Splitter in seinem Essen gebrauchen.

Oft war ich in zwangloser Atmosphäre mit Bruder Rutherford zusammen, beispielsweise in unserer Rundfunkstation (WBBR) oder in seinem Studierzimmer auf Staten Island. Er war ein ausgesprochen freundlicher Mensch, und er praktizierte, was er anderen predigte. Nie erwartete er etwas von anderen, wozu er selbst nicht bereit gewesen wäre. Im Gegensatz zu so manchen Verantwortlichen in anderen Religionsgemeinschaften war Bruder Rutherford ein Mensch mit höchster sittlicher und geistiger Charakterstärke. Ohne jeden Zweifel lebte er für das Königreich Jehovas.

Wirtschaftlich schwierige Zeiten

Einige Jahre nachdem ich ins Bethel gekommen war, stürzte die Welt in die Weltwirtschaftskrise. Die Finanzmärkte brachen zusammen, die Preise für Waren stiegen ins unermeßliche. Arbeitsplätze waren rar und die Mittel begrenzt. Das Bethel wurde durch freiwillige Spenden unterhalten, und Jehova sorgte ausnahmslos dafür, daß genug da war, um das Werk fortzusetzen. Uns ging nie die Nahrung aus, auch wenn das Essen nicht immer nach jedermanns Geschmack war. Wir lebten so genügsam wie möglich, und Brüder außerhalb des Bethels halfen uns, so gut sie konnten.

Im Jahr 1932 starb Bruder Robert Martin, unser treuer Druckereiaufseher. An seiner Stelle wurde der 27jährige Nathan Knorr eingesetzt. Er war ein sehr befähigter junger Mann. Ich kann mich nicht erinnern, daß es irgend jemand schwergefallen wäre, ihn als Druckereiaufseher zu akzeptieren. Andere treue Brüder wie John Kurzen, George Kelly, Doug Galbraith, Ralph Leffler und Ed Becker — alles liebe Mitarbeiter von mir — setzten bereitwillig ihre handwerklichen Fähigkeiten und ihre Geschicklichkeit im Dienst für das Königreich ein. (Vergleiche 2. Mose 35:34, 35.)

Arbeit in der Rundfunkstation

Unsere Organisation war durch und durch der Verbreitung der guten Botschaft mit Hilfe aller nur irgendwie verfügbaren Mittel gewidmet. Die ganze Welt mußte vom Königreich erfahren, und wir waren doch nur ein paar Tausend. Die Rundfunktechnik steckte nach dem Ersten Weltkrieg noch in den Kinderschuhen. Brüder mit Weitblick erkannten jedoch, daß dies das Kommunikationsmittel war, das Jehova in jener Zeit bereitgestellt hatte. So gingen sie 1923 daran, die Rundfunkstation WBBR auf Staten Island (einer der fünf Stadtbezirke von New York) aufzubauen.

Mitunter bediente ich als einziger unseren Sender. Ich wohnte dort auf Staten Island, fuhr aber immer die drei Stunden mit der Fähre und der Bahn zur Druckerei nach Brooklyn, wenn Elektro- oder andere technische Arbeiten zu erledigen waren. Damit unsere Rundfunkstation im wesentlichen autark war, installierten wir einen dieselbetriebenen Generator. Auf Staten Island hatten wir auch unsere eigenen Trinkwasserbrunnen und einen Garten, der Nahrungsmittel für die kleine Mannschaft dort und für die Bethelfamilie in Brooklyn lieferte.

Bis später zusätzliche Helfer eingesetzt wurden, konnte ich wegen meiner Aufgaben in Verbindung mit dem Sendebetrieb nur sehr begrenzt die Zusammenkünfte besuchen und mich am Predigtdienst beteiligen. Zeit für geselliges Beisammensein oder für Wochenendausflüge hatte ich außer in unseren jährlichen Ferien überhaupt nicht. Einmal fragte mich jemand: „Hast du denn bei einem so anstrengenden Arbeitspensum jemals daran gedacht, das Bethel zu verlassen?“ Ich konnte nur verneinen. Für mich war es stets ein Vorrecht und eine Freude, mit so vielen ergebenen Brüdern und Schwestern zusammen zu leben und zu arbeiten. Und es gab immer eine Arbeit zu erledigen, stets irgendeine neue Aufgabe.

Wir produzierten und sendeten spannende Hörspiele. Aufnahmen von Spezialeffekten gab es natürlich noch nicht, und so mußten wir erfinderisch sein. Wir bauten ein Gerät, mit dem man das Geräusch einer sanften Brise genauso erzeugen konnte wie das Geräusch eines wütenden Sturms. Das Geräusch, das entsteht, wenn man halbe Kokosnußschalen auf Bretter schlägt, wurde zum Hufschlag von Pferden auf Kopfsteinpflasterstraßen. Jedes Hörspiel war eine Sensation für sich. Und die Leute hörten zu. In jenen Tagen, als es nur wenig Ablenkung gab, setzten sich viele vor das Radio und hörten aufmerksam zu.

In den 20er Jahren und Anfang der 30er Jahre machte die Gesellschaft Geschichte, was den Rundfunk betrifft, als mehrmals die bis dahin jeweils größte Zahl von Stationen für ein Programm miteinander verbunden wurden. So wurden weltweit Millionen mit der Königreichsbotschaft erreicht.

Das Grammophon

Mitte der 30er und Anfang der 40er Jahre konstruierten und bauten wir Plattenspieler, Grammophone und Lautsprecheranlagen. Mit einer speziellen Drehmaschine schnitten wir die Originalaufnahmen auf spiegelblanke Bienenwachsplatten. Dann untersuchten wir jede Originalaufnahme genau unter dem Mikroskop, um sicherzugehen, daß sie fehlerlos war. Bei einem Defekt mußte die ganze Aufnahme noch einmal wiederholt und ein neuer Mitschnitt angefertigt werden. Anschließend ging die Wachsmatrize an eine Plattenfirma, die dann die Schallplatten herstellte.

An ein herausragendes Ereignis kann ich mich besonders gut erinnern: Bruder Rutherfords Vortrag im Jahr 1933 mit dem Thema „Wirkung des Heiligen Jahres auf Frieden und Wohlfahrt“. Der Papst hatte jenes Jahr zum „Heiligen Jahr“ erklärt; durch Rundfunksendungen und mit dem Grammophon stellten wir das bloß und zeigten, daß es zu nichts Heiligem führen werde. Tatsächlich kam Adolf Hitler in diesem Jahr mit Hilfe der katholischen Kirche an die Macht, und jegliche Hoffnung auf Frieden schwand.

In den Vereinigten Staaten gründete man die Katholische Aktion, um den Willen der Kirche durchzusetzen. Männer der Kirche wurden in die Chefredaktionen von großen Tageszeitungen, Zeitschriften und Verlagen eingeschleust. Sie versuchten, sich in die Politik einzumischen, und drohten jedem Sender, der unsere biblischen Vorträge ausstrahlte, mit Boykott. Viele Zeugen Jehovas wurden von Pöbelgruppen der Katholischen Aktion verfolgt, besonders im nahe gelegenen New Jersey. Das waren aufregende Zeiten!

Freudiger Einsatz im Predigtwerk

Mitte der 50er Jahre waren die Reihen der Königreichsverkündiger stark angewachsen, so daß immer mehr Menschen durch Besuche von Haus zu Haus direkt angesprochen wurden. Dadurch konnte — viel wirkungsvoller als durch den Rundfunk — jedem einzelnen geholfen werden, die Bibel zu verstehen. 1957 fiel daher die Entscheidung, WBBR zu verkaufen und die Mittel statt dessen für die Ausdehnung der Missionartätigkeit in anderen Ländern zu verwenden.

Im Jahr 1955 wurde ich der Versammlung Bedford (Brooklyn) zugeteilt, und dort leitete ich regelmäßig das Wachtturm-Studium. Die Gesellschaft sandte mich auch als reisenden Vortragsredner in die Staaten New York, Pennsylvanien, Connecticut und New Jersey. Als ich der Versammlung Bedford zugeteilt wurde, dachte ich bei mir: „Ich bin schon über 50. Ich sollte jetzt soviel wie möglich in den Predigtdienst gehen. Später bekomme ich vielleicht öfter einen Hexenschuß und muß mich abplagen.“

Nach all den Jahren, in denen ich an der technischen Arbeit für die Verbreitung des Königreichssamens über Rundfunk beteiligt gewesen war, bereitete es mir besonderes Vergnügen, den Samen der biblischen Wahrheit direkt bei den Menschen zu pflanzen und zu begießen. Es machte mir außerordentlich viel Freude, mit der Versammlung zusammenzuarbeiten. Manche adoptierten mich geradezu, so daß ich mich bei ihnen wie zu Hause fühlte. Die Kinder dieser Familien sind heute längst erwachsen, aber einige nennen mich immer noch „Opa“. 30 Jahre lang erlebten wir viel Schönes zusammen im Predigtdienst, bis schließlich meine Beine und Füße nicht mehr so recht mitmachten und ich das Treppensteigen und U-Bahn-Fahren nicht mehr schaffte. 1985 wechselte ich in die Versammlung Brooklyn Heights, die direkt im Bethel zusammenkommt.

Während sich die Organisation Jehovas gewaltig ausdehnte, war es mir persönlich vergönnt, zu beobachten, wie Jehova Gebiete im Ausland segnete, wenn ich große Kongresse der Zeugen Jehovas in fernen Ländern besuchte. So kam ich doch noch in der ganzen Welt herum! Von den 50er Jahren an bekamen einige von uns Bethelmitarbeitern London, Paris, Rom, Nürnberg und Kopenhagen zu sehen. Wir reisten mit umgebauten Bombern, mit dem Schiff und mit dem Zug. Auf unseren Reisen sahen wir natürlich wunderschöne Landschaften, doch der schönste Anblick, das waren immer die Scharen unserer lieben Brüder, die uns herzlich aufnahmen. In späteren Jahren folgten Reisen in den Orient, erneut nach Westeuropa und erst kürzlich nach Osteuropa. Die wunderbaren Kongresse in Polen, Deutschland und der Tschechoslowakei waren einfach überwältigend. Wie sehr ist doch unsere theokratische Familie seit der Zeit, als ich mich ihr anschloß, gewachsen!

Göttliche Führung

Die anfangs scheinbar kleinen Schritte der Organisation erwiesen sich später als Riesenschritte. Wer hätte damals, als wir an neuen Projekten, Hilfsmitteln für das Zeugniswerk, arbeiteten, das gewaltige Wachstum vorausahnen können? Wir sind voller Glauben voranmarschiert und der Führung Jehovas gefolgt.

Diese fortschrittliche Organisation ist nicht davor zurückgeschreckt, die neueste verfügbare Technologie einzusetzen oder eigene Mittel zu entwickeln, um das weltweite Werk zu unterstützen. Zu den Methoden, die benutzt wurden, um die Verkündigung des Königreichs voranzutreiben, gehören die Predigttätigkeit von Haus zu Haus, die Verwendung von Rundfunk-Gemeinschaftssendungen, das Zeugnisgeben mit Hilfe von Grammophonen und ein Programm, mit den Menschen in ihrer Wohnung die Bibel zu studieren. In den Anfangsjahren eine eigene Druckerei aufzubauen war genauso eine beträchtliche Leistung wie heute der Einsatz computergesteuerter Fotosatzsysteme und der Offsetdruck in vielen Sprachen. Die Wachtturm-Bibelschule Gilead, die Theokratische Predigtdienstschule und regelmäßig stattfindende Kongresse haben viel dazu beigetragen, Jehova Gott und seinen Sohn zu verherrlichen. All das durfte ich beobachten und an all dem einen Anteil haben.

Für mich steht außer Frage, daß die vom Geist geleitete irdische Organisation Jehovas Anleitung erhält, was zu tun ist und wie es getan werden sollte. Jehovas gesamte große Organisation, die sichtbare und die unsichtbare, arbeitet zusammen.

Ich habe es nie bereut, daß ich als junger Mann meine Pläne, die Weltmeere zu befahren, aufgab. Schließlich spielen sich die aufregendsten und bedeutsamsten Entwicklungen, die es in der Welt gibt, ja innerhalb der Organisation Jehovas ab. Meine Reise auf dem Weg zur ‘Berufung nach oben’ war von vielen, vielen Freuden und Segnungen geprägt, und ich bedauere nichts (Philipper 3:13, 14).

Jungen Leuten sage ich immer, sie sollten an „1914“ denken — damit meine ich Psalm 19:14, wo es heißt: „Laß die Reden meines Mundes und das Sinnen meines Herzens angenehm werden vor dir, o Jehova, mein FELS und mein ERLÖSER.“ Wir möchten Jehova in allem gefallen und beten wie David: „Deine eigenen Wege, o Jehova, laß mich erkennen; deine eigenen Pfade lehre mich. Laß mich in deiner Wahrheit wandeln, und lehre mich, denn du bist mein Gott der Rettung. Auf dich habe ich den ganzen Tag gehofft“ (Psalm 25:4, 5). In diesen Worten steckt ein tiefer Sinn. Daran zu denken kann uns helfen, auf dem rechten Weg zu bleiben, in die richtige Richtung zu gehen und mit der fortschreitenden Organisation Jehovas Schritt zu halten.

[Bild auf Seite 23]

Bruder Rutherford stellte sich gern für Freunde an den Herd

[Bild auf Seite 25]

Robert Hatzfeld am Mischpult der Rundfunkstation WBBR

[Bild auf Seite 26]

Ein kürzlich aufgenommenes Bild von Bruder Hatzfeld

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