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  • Das Beste, was ich mit meinem Leben anfangen konnte
  • Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 1995
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Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 1995
w95 1. 3. S. 25-28

Das Beste, was ich mit meinem Leben anfangen konnte

VON BOB ANDERSON ERZÄHLT

Vor etwa zehn Jahren fragten mich einige Freunde: „Bob, warum bist du immer noch Pionier?“ „Tja“, sagte ich schmunzelnd, „könnt ihr euch etwas Besseres als den Pionierdienst vorstellen?“

ALS ich 1931 mit dem Pionierdienst begann, war ich 23 Jahre alt. Jetzt stehe ich in meinem 87. Lebensjahr und bin immer noch Pionier. Und ich bin davon überzeugt, daß ich nichts Besseres mit meinem Leben hätte anfangen können. Warum? Ich will es erklären.

Im Jahre 1914 ließ jemand bei uns zu Haus ein Traktat zurück. Es stammte von den Internationalen Bibelforschern, wie Jehovas Zeugen damals genannt wurden. Als der Zeuge zurückkehrte, erkundigte sich meine Mutter genauestens nach der Lehre vom Höllenfeuer. Sie war zu einer strengen wesleyanischen Methodistin erzogen worden, konnte jedoch niemals die Lehre von der ewigen Qual mit einem Gott der Liebe in Einklang bringen. Nachdem sie den wahren Sachverhalt kennengelernt hatte, sagte sie: „Ich war noch nie in meinem Leben so glücklich!“

Sofort hörte meine Mutter auf, an der methodistischen Sonntagsschule Unterricht zu erteilen, und schloß sich der kleinen Gruppe von Bibelforschern an. Sie begann in unserer Heimatstadt Birkenhead zu predigen, die gegenüber vom Liverpooler Hafen auf der anderen Seite des Mersey liegt, und schon bald fuhr sie regelmäßig mit dem Rad in benachbarte Ortschaften. In diesem ausgedehnten Gebiet gab sie ihr ganzes Leben lang Zeugnis und wurde sehr bekannt; für uns Kinder war sie ein ausgezeichnetes Beispiel. 1971 starb meine Mutter im Alter von 97 Jahren — bis zum Schluß eine eifrige Zeugin für Jehova.

Meine Schwester Kathleen und ich gingen nicht mehr zur Sonntagsschule der Methodisten, sondern begleiteten unsere Mutter zu den Zusammenkünften der Bibelforscher. Als mein Vater später auch mitkam, sorgten meine Eltern dafür, daß ein regelmäßiges Familienbibelstudium an Hand des Buches Die Harfe Gottes durchgeführt wurde. Ein derartiges Studium war in jenen Tagen etwas Neues, doch die solide Grundlage, die dadurch in frühen Jahren gelegt wurde, hat sich außerordentlich bezahlt gemacht: Wir beide — Kathleen und ich — nahmen zur gegebenen Zeit den Pionierdienst auf.

Meine Mutter war überzeugt, daß das „Photo-Drama der Schöpfung“, das 1920 in Liverpool gezeigt wurde, für uns Kinder in geistiger Hinsicht einen Wendepunkt darstellen würde. Und sie hatte recht. Diese Vorführung hinterließ in meinem jungen Sinn einen bleibenden Eindruck. An die Darstellung über das Leben Jesu kann ich mich noch lebhaft erinnern, besonders daran, wie Jesus auf dem Weg zur Hinrichtungsstätte gezeigt wurde. Die Vorführung als Ganzes half mir, mich auf die wichtigste Tätigkeit im Leben zu konzentrieren: das Predigen!

Anfang der 20er Jahre begann ich damit, sonntags nachmittags zusammen mit meiner Mutter Traktate zu verteilen. Zuerst wurde uns gesagt, die Traktate einfach unter die Wohnungstüren zu schieben; später wurden wir angewiesen, sie den Wohnungsinhabern zu überreichen und bei denen wieder vorzusprechen, die Interesse gezeigt hatten. Diese Verfahrensweise habe ich immer als Vorläufer unserer Rückbesuchs- und Bibelstudientätigkeit angesehen, die ja so erfolgreich ist.

In den Pionierdienst

Kathleen und ich ließen uns 1927 taufen. Ich arbeitete als Apotheker in Liverpool, als ich 1931 die Resolution hörte, bei der es um die Annahme des Namens Jehovas Zeugen ging. In den Geschäften sah ich häufig die von der Gesellschaft eingesetzten Kolporteure (heute Pioniere) predigen, und ihr Beispiel beeindruckte mich sehr. Wie sehnte ich mich doch danach, frei von weltlichem Umgang zu sein und mein Leben im Dienst Jehovas zu verbringen!

Im Sommer desselben Jahres erzählte mir mein Freund Gerry Garrard, er habe von Joseph F. Rutherford, dem zweiten Präsidenten der Watch Tower Society, einen Predigtauftrag für Indien angenommen. Kurz vor seiner Abreise besuchte er mich und sprach über das Vorrecht des Vollzeitdienstes. Als er sich verabschiedete, ermunterte er mich nochmals und sagte: „Bob, du wirst bestimmt bald Pionier sein!“ Und so war es auch. Im Oktober 1931 begann ich mit dem Pionierdienst. Welch eine Freude, welch ein Gefühl der Freiheit, auf Feldwegen durch die Landschaft zu radeln und in abgelegenen Gegenden zu predigen! Mir war damals bewußt, daß ich das wichtigste Werk überhaupt in Angriff genommen hatte.

Meine erste Pionierzuteilung war Süd-Wales, wo ich mich Cyril Stentiford anschloß. Cyril heiratete später Kathleen, und gemeinsam waren sie einige Jahre im Pionierdienst tätig. Ihre Tochter Ruth nahm später ebenfalls den Pionierdienst auf. 1937 wurde ich dann in Fleetwood (Lancashire) Eric Cookes Partner. Bis dahin waren Pioniere nur in Landgebieten Großbritanniens tätig gewesen, außerhalb der Versammlungsgebiete. Doch Albert D. Schroeder, der damals im Londoner Zweigbüro der Gesellschaft die Leitung des Werkes innehatte, entschied, daß wir beide nach Bradford (Yorkshire) ziehen sollten. Das war das erste Mal, daß Pioniere in Großbritannien einer bestimmten Versammlung zur Unterstützung zugeteilt wurden.

Eric besuchte 1946 die Wachtturm-Bibelschule Gilead und wurde nach Südrhodesien (heute Simbabwe) gesandt. Er und seine Frau dienen immer noch treu als Missionare in Durban (Südafrika).

Im Jahre 1938 erhielt ich eine neue Aufgabe — diesmal wurde ich als Zonendiener (heute Kreisaufseher) in Nordwest-Lancashire und dem wunderschönen Lake District eingesetzt. Dort lernte ich Olive Duckett kennen, und nachdem wir geheiratet hatten, begleitete sie mich sogleich im Kreisdienst.

In Irland während des Krieges

Kurz nachdem Großbritannien im September 1939 Deutschland den Krieg erklärt hatte, wurde ich nach Irland versetzt. Die Einberufung zum Militärdienst hatte in Großbritannien bereits begonnen, nicht jedoch in der südlich gelegenen Republik Irland, die während der Kriegszeit neutral blieb. Die Republik Irland sowie Nordirland sollten einen Kreis bilden, doch auf Grund von Einschränkungen mußte eine Reisegenehmigung beantragt werden, wenn man von Großbritannien aus in irgendeinen Teil Irlands reisen wollte. Die Beamten ließen mich wissen, daß ich gehen könne, aber ich mußte versprechen, sofort nach England zurückzukehren, sobald meine Altersgruppe einberufen würde. Ich gab meine mündliche Zustimmung, doch zu meiner Überraschung stellte ich fest, daß an die ausgestellte Reiseerlaubnis keinerlei Bedingungen geknüpft waren.

Damals gab es in ganz Irland kaum mehr als 100 Zeugen Jehovas. Als wir im November 1939 in Dublin eintrafen, begrüßte uns Jack Corr, ein langjähriger Pionier. Von ihm erfuhren wir, daß sich in einem nahe gelegenen Ort zwei weitere Pioniere befanden und in Dublin einige Interessierte wohnten; insgesamt waren es 20 Personen. Jack mietete in Dublin einen Raum für die Zusammenkünfte, und alle waren einverstanden, sich sonntags dort regelmäßig zu versammeln. Diese Regelung blieb bestehen, bis 1940 eine Versammlung gegründet wurde.

Nordirland, das zum Vereinigten Königreich gehört, befand sich mit Deutschland im Kriegszustand; als wir uns daher in den Norden nach Belfast begaben, mußten wir uns wegen der Nahrungsmittelrationierung mit Lebensmittelmarken begnügen und Verdunkelungen in Kauf nehmen. Obwohl die deutschen Flugzeuge über 1 600 Kilometer zurücklegen mußten, um nach Belfast zu fliegen und wieder zu ihren Stützpunkten in Europa zurückzukehren, richteten sie doch in der Stadt beträchtliche Verwüstungen an. Beim ersten Luftangriff wurde unser Königreichssaal beschädigt und unsere Wohnung zerstört, während wir bei Brüdern in einem anderen Stadtteil zu Besuch waren. Wir waren also auf wunderbare Weise am Leben geblieben. In derselben Nacht lief eine Familie, ebenfalls Zeugen Jehovas, zu einem Luftschutzbunker. Als sie dort ankamen, war nichts mehr frei, so daß sie nach Hause zurückkehren mußten. Auf diesen Bunker ging ein Volltreffer nieder, und alle, die darin waren, kamen ums Leben, doch unsere Brüder waren mit nur einigen Schrammen und blauen Flecken davongekommen. In all den schwierigen Kriegsjahren wurde nicht einer unserer Brüder ernstlich verletzt, wofür wir Jehova von Herzen dankbar waren.

Mit geistiger Speise versorgt

Während sich der Krieg verschärfte, nahmen die Einschränkungen zu, und schließlich führte man die Briefzensur ein. Das bedeutete, daß Der Wachtturm abgefangen wurde und nicht eingeführt werden konnte. Wir fragten uns zwar, was zu tun sei, doch die Hand Jehovas war nicht zu kurz. Eines Morgens erhielt ich einen Brief von einem „Cousin“ in Kanada, der über Familienangelegenheiten berichtete. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, um wen es sich handelte, doch im Postskriptum hieß es, er lege „einen interessanten Bibelartikel“ zum Lesen bei. Es war ein Exemplar des Wachtturms, der vom Zensor nicht beschlagnahmt wurde, weil er eine neutrale Umschlagseite hatte.

Unverzüglich begannen meine Frau und ich sowie einige einheimische Zeugen und Maggie Cooper, die schon beim „Photo-Drama“ mitgeholfen hatte, mit der Vervielfältigung der Artikel. Wir gingen organisiert vor und verschickten 120 Exemplare im ganzen Land, denn Wachtturm-Ausgaben mit neutralen Umschlagseiten wurden uns von vielen neuen Freunden in Kanada, Australien und den Vereinigten Staaten regelmäßig zugeschickt. Dank ihrer Mühe und Aufmerksamkeit fehlte uns in der gesamten Kriegszeit keine einzige Ausgabe.

Es war uns auch möglich, Kongresse abzuhalten. Herausragend war derjenige im Jahre 1941, als die Publikation Kinder freigegeben wurde. Anscheinend hatte der Zensor nichts gegen ein Buch, von dem er glaubte, es handle von Kindern, und so gelang es uns, die Sendung ohne Schwierigkeiten ins Land zu bekommen. Ein andermal ging es um die Broschüre Weltfriede — ist er von Bestand?; sie wurde am Ort gedruckt, denn es war nicht möglich, Exemplare aus London zu importieren. Trotz all der Einschränkungen, die man uns auferlegte, wurden wir in geistiger Hinsicht gut versorgt.

Widerstand überwunden

Ein Geistlicher, der in einem Belfaster Pflegeheim untergebracht war, das von einem Zeugen Jehovas geleitet wurde, sandte ein Exemplar des Buches Reichtum an seine Frau in England. Sie war der Wahrheit gegenüber gegnerisch eingestellt, was in ihrer Reaktion deutlich zum Ausdruck kam. Außerdem behauptete sie, wir seien eine „unpatriotische Organisation“. Die Briefzensur griff den Ausdruck auf und meldete die Angelegenheit der Kriminalpolizei. Daraufhin wurde ich auf das Polizeirevier gerufen und gebeten, eine Erklärung abzugeben und ein Exemplar des Buches Reichtum mitzubringen. Als das Buch schließlich zurückgegeben wurde, bemerkte ich, daß interessanterweise alle unterstrichenen Passagen von der römisch-katholischen Kirche handelten. Ich hielt das für bedeutsam, weil ich wußte, daß die Polizei die Aktivitäten der IRA (Irisch-Republikanische Armee) überwachte.

Man befragte mich eingehend über unsere neutrale Haltung in Kriegszeiten, denn die Polizei hatte Schwierigkeiten, unseren Standpunkt zu verstehen. Doch die Behörden ließen uns völlig unbehelligt. Als ich später einmal um Genehmigung für einen Kongreß bat, bestand die Polizei darauf, uns zwei Beamte zu schicken, die über den Ablauf berichten sollten. Ich sagte, wir würden sie willkommen heißen. Sie kamen zum Nachmittagsprogramm und machten in Kurzschrift Notizen. Nach Schluß der Zusammenkunft fragten sie: „Warum hat man uns eigentlich hierhergeschickt? Alles hat uns gefallen!“ Am nächsten Tag kamen sie wieder und nahmen gern ein kostenfreies Exemplar der Broschüre Weltfriede — ist er von Bestand? entgegen. Ohne einen Zwischenfall ging der Kongreß zu Ende.

Sobald der Krieg vorbei war und die Reisebeschränkungen gelockert wurden, kam Pryce Hughes vom Bethel in London nach Belfast. Harold King, der später als Missionar in China tätig war, begleitete ihn. Nach sechs Jahren Isolation vom Londoner Zweigbüro fühlten wir uns durch die Ansprachen der Brüder alle sehr ermuntert. Kurz danach wurde Harold Duerden, ein anderer ergebener Pionier, zur Unterstützung des Königreichswerkes von England nach Belfast gesandt.

Rückkehr nach England

Wir hatten die irischen Brüder liebgewonnen, und es war nicht leicht, nach England zurückzukehren. Doch meine Frau und ich wurden nach Manchester gesandt, später zogen wir nach Newton-le-Willows, einer anderen Stadt in Lancashire, wo mehr Hilfe benötigt wurde. Unsere Tochter Lois wurde 1953 geboren, und wie herzerfreuend war es, als sie mit 16 Jahren den Pionierdienst aufnahm. Nach ihrer Heirat mit David Parkinson, der ebenfalls Pionier war, setzten sie den Vollzeitdienst gemeinsam in Nordirland fort, wobei sie in mancherlei Hinsicht den Fußstapfen von Olive und mir folgten. Inzwischen sind sie mit ihren Kindern nach England zurückgekehrt, und wir alle dienen in der gleichen Versammlung.

Trotz der wechselnden Lebensumstände habe ich den Pionierdienst nie aufgegeben. Olive war nicht dafür, daß ich ihn aufgab, und auch ich wollte es nicht. Stets hatte ich das Empfinden, daß meine Frau eigentlich einen Anteil an meinem Pionierbericht hatte, denn ohne ihre ständige liebevolle Unterstützung hätte ich niemals im Vollzeitdienst bleiben können. Natürlich werden wir jetzt schneller müde, doch das Zeugnisgeben ist immer noch eine Freude — besonders wenn wir gemeinsam Bibelstudien mit unseren Mitmenschen durchführen können. Im Verlauf der Jahre hatten wir das Vorrecht, etwa hundert Personen zu helfen, sich Jehova hinzugeben und sich als seine Diener taufen zu lassen. Welch eine Freude das doch war! Und ich nehme an, daß diese Zahl inzwischen um ein Vielfaches angewachsen ist, da sich die Familien vergrößern und die dritte und vierte Generation auch Zeugen Jehovas geworden sind.

Olive und ich sprechen häufig über die vielen Vorrechte und Erlebnisse in all den Jahren. Es waren glückliche Jahre, und wie schnell sind sie doch vergangen! Ich weiß, daß es für mich nichts Besseres gegeben hätte, als meinem Gott Jehova die ganze Zeit über als Pionier zu dienen. Ob ich nun voller Dankbarkeit die Vergangenheit Revue passieren lasse oder mich auf die Zukunft freue, stets sind die Worte Jeremias für mich von großer Bedeutung: „Es sind die Taten liebender Güte Jehovas, daß es mit uns nicht zu Ende gegangen ist, denn seine Erbarmungen werden gewiß kein Ende nehmen. Sie sind jeden Morgen neu. ... ‚darum werde ich ihm gegenüber eine wartende Haltung bekunden‘“ (Klagelieder 3:22-24).

[Bild auf Seite 26]

Bob und Olive Anderson

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