Fragen von Lesern
Können wir sagen, daß heute Diener Gottes mit irdischer Hoffnung genausoviel von Gottes Geist haben wie geistgesalbte Christen?
Diese Frage ist nicht neu. Das gleiche Thema wurde unter „Fragen von Lesern“ bereits im Wachtturm vom 1. November 1952 behandelt. Da viele erst danach Zeugen Jehovas geworden sind, möchten wir die Frage ein weiteres Mal erörtern und dabei wiederholen, was damals gesagt wurde.
Die grundlegende Antwort lautet: Ja. Treue Brüder und Schwestern, die zur Klasse der anderen Schafe gehören, können den gleichen Anteil des Geistes Gottes empfangen wie Gesalbte (Johannes 10:16).
Das bedeutet natürlich nicht, daß der Geist bei allen Personen in gleicher Weise wirksam ist. Denken wir an die treuen Diener in vorchristlicher Zeit, die bestimmt Gottes Geist hatten. Durch die Macht dieses Geistes konnten einige von ihnen wilde Tiere töten, Kranke heilen oder sogar Tote auferwecken. Und sie benötigten den Geist, um die inspirierten Bücher der Bibel niederzuschreiben (Richter 13:24, 25; 14:5, 6; 1. Könige 17:17-24; 2. Könige 4:17-37; 5:1-14). Im Wachtturm wurde erklärt: „Obwohl nicht zur Klasse der Gesalbten gehörend, waren sie doch mit heiligem Geist erfüllt.“
Betrachten wir andererseits Männer und Frauen des ersten Jahrhunderts, die mit heiligem Geist gesalbt und geistige Söhne Gottes mit der himmlischen Hoffnung geworden waren. Alle waren gesalbt, aber das bedeutete nicht, daß der Geist demzufolge bei ihnen allen auf die gleiche Weise wirkte. Das geht deutlich aus 1. Korinther, Kapitel 12 hervor. Wir lesen in den Versen 8, 9 und 11: „Dem einen [wird] durch den Geist Weisheitsrede gegeben, einem anderen Erkenntnisrede gemäß demselben Geist, einem anderen Glauben durch denselben Geist, einem anderen Gaben der Heilungen durch diesen einen Geist ... Alle diese Wirkungen aber ruft ein und derselbe Geist hervor, indem er eine Austeilung jedem entsprechend vornimmt, so wie er will.“
Bedeutsamerweise verfügten damals nicht alle Gesalbten über Wundergaben des Geistes. Paulus erwähnte in 1. Korinther, Kapitel 14 eine Zusammenkunft der Versammlung, in der jemand die Gabe des Zungenredens hatte, aber keiner unter den Anwesenden die Gabe des Übersetzens besaß. Doch jeder von ihnen hatte zu einem früheren Zeitpunkt die Salbung mit heiligem Geist empfangen. Wäre es vernünftig, zu sagen, der Bruder, der die Gabe des Zungenredens hatte, habe über mehr Geist als die übrigen Anwesenden verfügt? Nein. Es gab keine Benachteiligung der anderen Gesalbten; es war keineswegs so, daß sie die Bibel nicht so gut verstehen konnten wie der Betreffende oder Prüfungen nicht so gut bestehen konnten. Der Geist wirkte lediglich in besonderer Weise bei dem Bruder, der in Zungen reden konnte. Doch der Bruder mußte, genau wie die anderen, fest zu Jehova halten und „fortwährend mit Geist erfüllt [werden]“, wie Paulus schrieb (Epheser 5:18).
Was die Glieder des heutigen Überrests betrifft, so haben sie gewiß Gottes Geist empfangen. Bei einer Gelegenheit wirkte er in besonderer Weise bei ihnen — als sie gesalbt und als geistige Söhne angenommen wurden. Von da an sind sie „fortwährend mit Geist erfüllt“ worden, und sie erhalten Hilfe durch diesen Geist, wenn sie sich bemühen, die Bibel noch genauer zu verstehen, wenn sie die Führung im Predigtwerk übernehmen oder mit Prüfungen fertig werden müssen, die über sie persönlich oder über die Organisation kommen.
Die Glieder der „anderen Schafe“ haben zwar nicht die Erfahrung der Salbung gemacht, aber sie erhalten in anderer Hinsicht heiligen Geist. Im Wachtturm vom 1. November 1952 wurde erklärt:
„Die ‚anderen Schafe‘ tun heute dasselbe Predigtwerk wie der Überrest unter denselben prüfungsvollen Verhältnissen und offenbaren dieselbe Treue und Lauterkeit. Sie speisen am selben geistigen Tisch, essen dieselbe Speise, nehmen dieselben Wahrheiten in sich auf. Da sie zur irdischen Klasse gehören und irdische Hoffnungen und ein lebhaftes Interesse an irdischen Dingen haben, mögen sie sich mehr für Schrifttexte interessieren, die sich auf irdische Verhältnisse in der neuen Welt beziehen, während der gesalbte Überrest, der himmlische Hoffnungen und ein starkes persönliches Interesse an den Dingen des Geistes hat, jene Dinge in Gottes Wort fleißiger studieren mag. ... doch bleibt die Tatsache bestehen, daß dieselben Wahrheiten und dasselbe Verständnis beiden Klassen zugänglich sind, und das tiefere Verständnis hängt sehr davon ab, wie sich die einzelnen dem Studium der himmlischen und irdischen Dinge widmen. Des Herrn Geist ist beiden Klassen in gleichem Maße zugänglich, und Erkenntnis und Verständnis werden beiden in gleicher Weise angeboten, und sie haben die gleichen Gelegenheiten, die Botschaft in sich aufzunehmen.“