Jesu Kommen oder Jesu Gegenwart — Was ist korrekt?
„Was wird das Zeichen deiner Gegenwart und des Abschlusses des Systems der Dinge sein?“ (MATTHÄUS 24:3).
1. Welche Rolle spielten Fragen bei Jesu Predigttätigkeit?
JESUS machte geschickt Gebrauch von Fragen, wodurch er seine Zuhörer nicht nur zum Nachdenken brachte, sondern auch dazu, Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu sehen (Markus 12:35-37; Lukas 6:9; 9:20; 20:3, 4). Er beantwortete allerdings auch Fragen, und dafür können wir wirklich dankbar sein. Seine Antworten warfen nämlich Licht auf Wahrheiten, die uns sonst womöglich unbekannt oder unverständlich geblieben wären (Markus 7:17-23; 9:11-13; 10:10-12; 12:18-27).
2. Mit welcher Frage wollen wir uns nun beschäftigen?
2 In Matthäus 24:3 finden wir eine der wichtigsten Fragen, die Jesus jemals beantwortete. Das nahe Ende seines irdischen Lebens vor Augen, hatte Jesus gerade warnend die Zerstörung des Tempels in Jerusalem vorausgesagt, die das Ende des jüdischen Systems kennzeichnen würde. Im Bericht des Matthäus heißt es dann: „Als er auf dem Ölberg saß, traten die Jünger allein zu ihm und sprachen: ‚Sag uns: Wann werden diese Dinge geschehen, und was wird das Zeichen deiner Gegenwart [„für dein Kommen“, Lutherbibel] und des Abschlusses des Systems der Dinge sein?‘ “ (Matthäus 24:3).
3, 4. Welchen bemerkenswerten Unterschied weisen Bibeln in Matthäus 24:3 bei der Wiedergabe eines Schlüsselwortes auf?
3 Millionen von Bibellesern haben sich gefragt: „Warum stellten die Jünger diese Frage, und wie sollte Jesu Antwort mich berühren?“ Jesus führte in seiner Antwort das Sprießen von Blättern als Zeichen dafür an, daß der Sommer „nahe ist“ (Matthäus 24:32, 33). Auf Grund dessen lehren viele Kirchen, die Apostel hätten nach einem Zeichen für Jesu „Kommen“ gefragt, nach einem Zeichen als Beweis für seine unmittelbar bevorstehende Rückkehr. Ihrer Auffassung nach steht sein „Kommen“ für den Zeitpunkt, zu dem er Christen in den Himmel nimmt, um anschließend das Ende der Welt herbeizuführen. Ist diese Ansicht korrekt?
4 Einige Bibelübersetzungen, die Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift eingeschlossen, gebrauchen an dieser Stelle statt „Kommen“ das Wort „Gegenwart“. Könnte es sein, daß sich das, wonach die Jünger fragten, und das, was Jesus als Antwort gab, von dem unterscheidet, was in den Kirchen gelehrt wird? Wonach wurde wirklich gefragt? Und was antwortete Jesus?
Wonach fragten sie?
5, 6. Was hatten die Apostel anscheinend im Sinn, als sie die in Matthäus 24:3 aufgezeichnete Frage stellten?
5 Angesichts dessen, was Jesus über den Tempel gesagt hatte, dachten die Jünger wahrscheinlich an die jüdische Ordnung, als sie nach ‘einem Zeichen seiner Gegenwart [oder: für sein „Kommen“] und des Abschlusses des Systems der Dinge [wörtlich: des „Zeitalters“]’ fragten. (Vergleiche „Welt“ in 1. Korinther 10:11 und in Galater 1:4, Lu.)
6 Zum damaligen Zeitpunkt hatten die Apostel nur ein begrenztes Verständnis der Lehren Jesu. Bei einer früheren Gelegenheit waren sie der Meinung, „das Königreich Gottes werde sich augenblicklich zeigen“ (Lukas 19:11; Matthäus 16:21-23; Markus 10:35-40). Und selbst nach dem Gespräch auf dem Ölberg, allerdings noch vor ihrer Salbung mit heiligem Geist, fragten sie Jesus, ob er in jener Zeit das Königreich für Israel wiederherstellen würde (Apostelgeschichte 1:6).
7. Was mag die Apostel veranlaßt haben, Jesus nach seiner künftigen Rolle zu fragen?
7 Die Apostel wußten eigentlich, daß Jesus weggehen würde, denn er hatte nicht lange vorher zu ihnen gesagt: „Noch eine kleine Weile wird das Licht unter euch sein. Wandelt, solange ihr das Licht habt“ (Johannes 12:35; Lukas 19:12-27). Sie könnten sich verständlicherweise gefragt haben: „Wenn Jesus uns verläßt, woran werden wir dann seine Rückkehr erkennen?“ Bei seinem Kommen als Messias hatten ihn die meisten nicht erkannt. Und noch über ein Jahr später hielten sich hartnäckig Zweifel, ob er all das erfüllen würde, was der Messias tun sollte (Matthäus 11:2, 3). Die Apostel hatten daher wirklich Grund, sich nach der Zukunft zu erkundigen. Aber fragten sie nun nach einem Zeichen dafür, daß er bald kommen würde, oder fragten sie nach etwas anderem?
8. In welcher Sprache unterhielten sich die Apostel wahrscheinlich mit Jesus?
8 Stellen wir uns vor, wir wären ein Vogel gewesen und hätten das Gespräch auf dem Ölberg mit angehört. (Vergleiche Prediger 10:20.) Wahrscheinlich hätten wir gehört, wie sich Jesus und die Apostel auf hebräisch unterhielten (Markus 14:70; Johannes 5:2; 19:17, 20; Apostelgeschichte 21:40). Doch sie beherrschten wohl auch Griechisch.
Was Matthäus in Griechisch schrieb
9. Was dient bei den meisten Übersetzungen des Bibelbuches Matthäus als Grundlage?
9 Aufzeichnungen, die bis in das 2. Jahrhundert u. Z. zurückreichen, lassen erkennen, daß Matthäus sein Evangelium zunächst in Hebräisch verfaßte. Erst später schrieb er es offenbar in Griechisch. Viele griechische Handschriften sind bis heute erhalten geblieben und dienen als Grundlage für die Übersetzung seines Evangeliums in die heutigen Sprachen. Wie gab Matthäus das Gespräch auf dem Ölberg in Griechisch wieder? Was schrieb er über das „Kommen“ oder die „Gegenwart“, wonach die Jünger gefragt hatten und worüber sich Jesus geäußert hatte?
10. (a) Welches griechische Wort für „kommen“ gebrauchte Matthäus häufig, und was kann es noch bedeuten? (b) Welches andere griechische Wort ist von Interesse?
10 In den ersten 23 Kapiteln des Matthäusevangeliums finden wir über 80mal ein häufig verwendetes griechisches Wort für „kommen“, das érchomai lautet. Es vermittelt oft den Gedanken des Näherkommens oder Herannahens, wie zum Beispiel in Johannes 1:47: „Jesus sah Nathanael auf sich zukommen.“ Abhängig von der Verwendung, kann érchomai „eintreffen“, „hingehen“, „kommen“, „erreichen“ oder „sich begeben“ bedeuten (Matthäus 2:8, 11; 8:28; Johannes 4:25, 27, 45; 20:4, 8; Apostelgeschichte 8:40; 13:51). In Matthäus 24:3, 27, 37, 39 gebrauchte Matthäus jedoch ein anderes Wort, ein Substantiv, das sonst nirgendwo in den Evangelien zu finden ist: parousía. Warum veranlaßte Gott, der die Niederschrift der Bibel inspirierte, Matthäus, in jenen Versen dieses griechische Wort zu wählen, als er sein Evangelium in Griechisch aufzeichnete? Was bedeutet das Wort, und warum sollten wir uns dafür interessieren?
11. (a) Was bedeutet parousía? (b) Wie wird unser Verständnis durch Beispiele aus den Schriften des Josephus gestützt? (Siehe Fußnote.)
11 Die genaue Bedeutung von parousía ist „Gegenwart“. In einem Wörterbuch wird erklärt: „PAROUSIA, ... wörtl[ich]: eine Gegenwart, para ([da]bei, [da]neben) und ousia (Sein; abgeleitet von eimi, ‚sein‘), bezeichnet sowohl die Ankunft als auch die darauf folgende Gegenwart. Zum Beispiel spricht eine vornehme Frau in einem Papyrusbrief von der Notwendigkeit ihrer parousia an einem Ort, um Angelegenheiten in Verbindung mit ihrem dortigen Vermögen zu erledigen“ (Vine’s Expository Dictionary of Old and New Testament Words). Wie andere Wörterbücher zeigen, bezeichnet parousía auch den „Besuch eines Herrschers“. Es handelt sich somit nicht nur um den Augenblick der Ankunft, sondern um eine Gegenwart, die sich an die Ankunft anschließt. Interessanterweise gebrauchte auch der jüdische Geschichtsschreiber Josephus, ein Zeitgenosse der Apostel, das Wort parousía in diesem Sinn.a
12. Wie wird die Bedeutung von parousía durch die Bibel selbst gezeigt?
12 Die Bedeutung „Gegenwart“ wird durch die Literatur des Altertums also klar bestätigt, allerdings interessieren sich Christen natürlich vor allem dafür, wie parousía in Gottes Wort verwendet wird. Es hat darin dieselbe Bedeutung — Gegenwart. Das läßt sich an Hand einiger Beispiele aus den Briefen des Paulus zeigen. So schrieb er an die Philipper: „Fahrt fort, in der Weise, wie ihr allezeit gehorcht habt, nicht nur während meiner Gegenwart, sondern jetzt noch viel bereitwilliger während meiner Abwesenheit, ... eure eigene Rettung zu bewirken.“ Er sprach auch davon, bei ihnen zu bleiben, damit „durch ... [seine] erneute Gegenwart [parousía]“ bei ihnen ihre Freude überströme (Philipper 1:25, 26; 2:12). Andere Bibelübersetzungen sagen: „wenn ich wieder bei euch bin“ (Sigge); „wegen meiner erneuten Anwesenheit bei euch“ (Schlachter); „wenn ich noch einmal bei euch anwesend sein werde“ (Menge). Paulus stellte gemäß 2. Korinther 10:10, 11 „seine persönliche Gegenwart“ dem gegenüber, „abwesend“ zu sein. In diesen Fällen sprach er eindeutig nicht von seinem Kommen oder seiner Ankunft; er gebrauchte parousía im Sinn von anwesend sein.b (Vergleiche 1. Korinther 16:17.) Wie verhält es sich jedoch bei Bezugnahmen auf Jesu parousía? Geht es dabei um sein „Kommen“, oder wird auf eine längere Gegenwart hingedeutet?
13, 14. (a) Warum kommen wir zu dem Schluß, daß sich eine parousía über eine gewisse Zeit erstreckt? (b) Was ist über die Länge von Jesu parousía zu sagen?
13 In den Tagen des Paulus waren geistgesalbte Christen an Jesu parousía interessiert. Paulus warnte sie allerdings davor, ‘sich von ihrem vernünftigen Denken abbringen zu lassen’. Zunächst mußte der „Mensch der Gesetzlosigkeit“ in Erscheinung treten — wie es sich erwiesen hat, handelt es sich dabei um die Geistlichkeit der Christenheit. Gemäß den Worten des Paulus „ist die Gegenwart des Gesetzlosen gemäß der Wirksamkeit des Satans mit jeder Machttat und mit lügenhaften Zeichen und Wundern“ (2. Thessalonicher 2:2, 3, 9). Mit der parousía oder Gegenwart des ‘Menschen der Gesetzlosigkeit’ konnte offensichtlich nicht nur der Moment der Ankunft gemeint sein; sie mußte sich über eine gewisse Zeit erstrecken, in der lügenhafte Zeichen auftreten würden. Warum ist das von Bedeutung?
14 Betrachten wir den unmittelbar vorausgehenden Vers: „Der Gesetzlose [wird] geoffenbart werden, den der Herr Jesus beseitigen wird durch den Geist seines Mundes und zunichte machen wird durch das Offenbarwerden seiner Gegenwart.“ Genauso, wie sich die Gegenwart des ‘Menschen der Gesetzlosigkeit’ über einen gewissen Zeitraum erstrecken sollte, so würde auch die Gegenwart Jesu eine gewisse Zeit dauern und in der Vernichtung des gesetzlosen ‘Sohnes der Vernichtung’ gipfeln (2. Thessalonicher 2:8).
Gesichtspunkte des Hebräischen
15, 16. (a) Welches Wort wird in vielen Übersetzungen des Matthäusevangeliums in das Hebräische verwendet? (b) Wie wird bōʼ in der Bibel gebraucht?
15 Wie erwähnt, schrieb Matthäus sein Evangelium offenbar zuerst in Hebräisch. Welches hebräische Wort gebrauchte er also in Matthäus 24:3, 27, 37, 39? In Übersetzungen des Matthäusevangeliums in das heutige Hebräisch findet man eine Form des Verbs bōʼ, und zwar sowohl in der Frage der Apostel als auch in Jesu Antwort. Die Wiedergabe lautet dann in etwa: „Was wird das Zeichen deiner ... [bōʼ] und des Abschlusses des Systems der Dinge sein?“ und: „Geradeso wie die Tage Noahs waren, so wird die ... [bōʼ] des Menschensohnes sein.“ Welche Bedeutung hat bōʼ?
16 Das hebräische Wort bōʼ hat zwar eine große Bedeutungsbreite, aber im wesentlichen bedeutet es „kommen“. Im Theologischen Wörterbuch zum Alten Testament heißt es: „Mit seinen 2532 Belegen ... gehört ... [bōʼ] innerhalb des AT zu den am häufigsten verwendeten Verben ... und steht an der Spitze der Verben, die eine Bewegung ausdrücken“ (1. Mose 7:1, 13; 2. Mose 12:25; 28:35; 2. Samuel 19:30; 2. Könige 10:21; Psalm 65:2; Jesaja 1:23; Hesekiel 11:16; Daniel 9:13; Amos 8:11). Hätten Jesus und die Apostel ein Wort mit einer solchen Bedeutungsvielfalt gebraucht, könnte man sich tatsächlich über den Sinn streiten. War das jedoch der Fall?
17. (a) Warum geben heutige hebräische Übersetzungen des Matthäusevangeliums nicht unbedingt das wieder, was Jesus und die Apostel tatsächlich gesagt haben? (b) Wo finden wir einen Hinweis darauf, welches Wort Jesus und die Apostel gebraucht haben könnten, und aus welchem weiteren Grund ist diese Quelle für uns von Interesse? (Siehe Fußnote.)
17 Behalten wir im Sinn, daß es sich bei den heutigen hebräischen Wiedergaben um Übersetzungen handelt, die nicht unbedingt genau die Wörter verwenden müssen, die Matthäus in Hebräisch gebrauchte. Tatsache ist, daß Jesus durchaus auch ein anderes Wort als bōʼ verwendet haben kann, eines, das der Bedeutung von parousía entspricht. Das ist aus einem 1995 erschienenen Buch von Professor George Howard zu ersehen (Hebrew Gospel of Matthew). Im Mittelpunkt des Buches steht eine polemische Abhandlung gegen das Christentum aus dem 14. Jahrhundert, verfaßt von dem jüdischen Arzt Schemtow ben Isaak ibn Schaprut. Das Werk enthält den Text des Matthäusevangeliums in Hebräisch. Manches läßt darauf schließen, daß dieser Matthäustext sehr alt ist und ursprünglich in Hebräisch verfaßt worden ist und nicht erst zu Schemtows Zeiten aus dem Lateinischen oder Griechischen übersetzt wurde.c Daher kann er uns möglicherweise näheren Aufschluß darüber geben, was auf dem Ölberg gesagt wurde.
18. Welches interessante hebräische Wort gebrauchte Schemtow, und was bedeutet es?
18 In Schemtows Matthäusevangelium steht in Kapitel 24, Vers 3, 27, 39 nicht das Verb bōʼ. Statt dessen wird darin das verwandte Substantiv biʼáh gebraucht. Dieses Substantiv kommt in den Hebräischen Schriften nur in Hesekiel 8:5 vor, wo es „Eingangsweg“ bedeutet. Dort wird nicht der Vorgang des Kommens beschrieben, sondern biʼáh bezieht sich in diesem Fall auf den Zugang zu einem Gebäude; wenn man im Eingang oder auf der Schwelle steht, ist man in dem Gebäude. In nichtbiblischen religiösen Dokumenten unter den Schriftrollen vom Toten Meer wird biʼáh auch oft in Verbindung mit der Einführung oder dem Beginn priesterlicher Ämter verwendet. (Siehe 1. Chronika 24:3-19; Lukas 1:5, 8, 23.) In einer 1986 erschienenen hebräischen Übersetzung der aus dem Altertum stammenden syrischen (oder aramäischen) Peschitta wird in Matthäus 24:3, 27, 37, 39 ebenfalls biʼáh gebraucht. Somit gibt es Hinweise darauf, daß in alter Zeit die Bedeutung des Substantivs biʼáh möglicherweise etwas von der des in der Bibel verwendeten Verbs bōʼ abwich. Warum ist das von Interesse?
19. Worauf könnte man schließen, falls Jesus und die Apostel biʼáh verwendet haben?
19 Es könnte sein, daß die Apostel in ihrer Frage und Jesus in seiner Antwort das Substantiv biʼáh verwendeten. Selbst wenn die Apostel lediglich Jesu künftige Ankunft im Sinn gehabt hätten, könnte Christus biʼáh gebraucht haben, um über das, woran sie dachten, hinauszugehen. Jesus hätte auf seine Ankunft als Beginn eines neuen Amtes hinweisen können; diese Ankunft sollte den Beginn seiner neuen Rolle anzeigen. Das würde den Sinn von parousía treffen, wie es Matthäus später verwendete. Der Gebrauch von biʼáh in diesem Sinne dürfte das stützen, was Jehovas Zeugen seit langem lehren, nämlich, daß das von Jesus gegebene kombinierte „Zeichen“ seine Gegenwart anzeigen sollte.
Den Höhepunkt seiner Gegenwart erwarten
20, 21. Was läßt Jesu Äußerung über die Tage Noahs erkennen?
20 Die Beschäftigung mit der Gegenwart Jesu sollte unmittelbaren Einfluß auf unser Leben und unsere Erwartungen haben. Jesus forderte seine Nachfolger auf, wach zu bleiben. Damit man seine Gegenwart erkennen könnte, beschrieb er ein Zeichen, von dem jedoch die meisten keine Notiz nehmen würden: „Geradeso wie die Tage Noahs waren, so wird die Gegenwart des Menschensohnes sein. Denn so, wie sie in jenen Tagen vor der Sintflut waren: sie aßen und tranken, Männer heirateten und Frauen wurden verheiratet bis zu dem Tag, an dem Noah in die Arche hineinging, und sie nahmen keine Kenntnis davon, bis die Sintflut kam und sie alle wegraffte: so wird die Gegenwart des Menschensohnes sein“ (Matthäus 24:37-39).
21 In den Tagen Noahs gingen die meisten Menschen jener Generation einfach ihren alltäglichen Geschäften nach. Wie Jesus voraussagte, sollte es bei der „Gegenwart des Menschensohnes“ genauso sein. Zu Noahs Zeiten werden die Menschen wohl gedacht haben, daß nichts geschehen wird. Wir wissen es besser. Jene Tage, die einen längeren Zeitraum umfaßten, erreichten ihren Höhepunkt, als „die Sintflut kam und sie alle wegraffte“. Lukas überlieferte einen ähnlichen Bericht, in dem Jesus die ‘Tage Noahs’ mit den „Tagen des Menschensohnes“ verglich. Jesus äußerte die mahnenden Worte: „Ebenso wird es an dem Tag sein, an dem der Menschensohn geoffenbart wird“ (Lukas 17:26-30).
22. Warum sollten wir an der in Matthäus, Kapitel 24 aufgezeichneten Prophezeiung Jesu außerordentlich interessiert sein?
22 All das nimmt für uns eine besondere Bedeutung an, weil zu unseren Lebzeiten die Ereignisse zu sehen sind, die Jesus vorausgesagt hat — Kriege, Erdbeben, Seuchen, Lebensmittelknappheit und die Verfolgung seiner Jünger (Matthäus 24:7-9; Lukas 21:10-12). Der Beginn ihres Eintretens deckt sich mit einem epochalen Ereignis, das bezeichnenderweise der Erste Weltkrieg genannt wird, wenngleich die Geschehnisse von den meisten Menschen für normale Bestandteile der Geschichte gehalten werden. Wahre Christen sind sich dagegen der Bedeutung dieser folgenschweren Ereignisse bewußt; sie gleichen aufmerksamen Menschen, die daran, daß ein Feigenbaum Blätter treibt, das Nahen des Sommers erkennen können. Jesus gab den Hinweis: „Ebenso auch ihr, wenn ihr diese Dinge geschehen seht, erkennt, daß das Königreich Gottes nahe ist“ (Lukas 21:31).
23. Für wen haben Jesu Worte aus Matthäus, Kapitel 24 besondere Bedeutung, und warum?
23 Jesus richtete einen großen Teil seiner Antwort, die er auf dem Ölberg gab, an seine Nachfolger. Sie waren es, die vor dem Kommen des Endes das lebensrettende Werk der Verkündigung der guten Botschaft auf der ganzen Erde durchführen sollten. Sie würden „das abscheuliche Ding, das Verwüstung verursacht, ... an heiliger Stätte stehen [sehen]“. Sie sollten daraufhin „fliehen“, ehe die große Drangsal beginnen würde. Und besonders das, was mit folgenden Worten geschildert wurde, sollte auf sie zutreffen: „Wenn jene Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Fleisch gerettet werden; aber um der Auserwählten willen werden jene Tage verkürzt werden“ (Matthäus 24:9, 14-22). Doch was bedeuten diese nüchternen Worte, und warum kann gesagt werden, daß sie die Grundlage für größeres Glück, größere Zuversicht und größeren Eifer in der heutigen Zeit legen? Die nachfolgende Abhandlung über Matthäus 24:22 wird auf diese Fragen die Antwort geben.
[Fußnoten]
a Beispiele bei Josephus: Blitze und Donner „verkündeten die Gegenwart [parousía] Gottes“ am Berg Sinai. Die übernatürlichen Erscheinungen in der Stiftshütte dienten „als Wahrzeichen der Anwesenheit [parousía] Gottes“. Dadurch, daß Gott Elisas Diener die ihn umgebenden Kriegswagen zeigte, tat er ihm „seine Macht und Gegenwart [parousía]“ kund. Als Petronius, ein römischer Beamter, die Juden zu beschwichtigen suchte, soll ihm Gott, wie Josephus behauptete, dadurch „seine Gegenwart [parousía] und Macht“ gezeigt haben, daß er Regen sandte. Josephus gebrauchte parousía nicht für ein einfaches Kommen oder für den Augenblick der Ankunft. Es bezeichnete eine fortgesetzte, sogar unsichtbare Gegenwart (2. Mose 20:18-21; 25:22; 3. Mose 16:2; 2. Könige 6:15-17). (Vergleiche Jüdische Altertümer, Buch 3, Kapitel 5, Absatz 2; Kapitel 8, Absatz 5; Buch 9, Kapitel 4, Absatz 3; Buch 18, Kapitel 8, Absatz 6.)
b E. W. Bullinger weist in seinem Werk darauf hin, daß parousía ein jetziges oder künftiges Gegenwärtigsein bedeutet, somit Gegenwart, Ankunft; ein Kommen, das die Vorstellung eines dauernden Aufenthalts ab diesem Kommen einschließt (A Critical Lexicon and Concordance to the English and Greek New Testament).
c Ein Beweis dafür ist, daß der Text 19mal ausgeschrieben oder abgekürzt den hebräischen Ausdruck „Der Name“ enthält. Professor Howard schreibt: „Diese Lesart des Gottesnamens in einem christlichen Dokument, das von einem jüdischen Polemiker zitiert wird, ist bemerkenswert. Wäre es eine hebräische Übersetzung eines griechischen oder lateinischen christlichen Dokuments, würde man in dem Text adonai [Herr] erwarten, nicht ein Symbol für den unaussprechlichen göttlichen Namen JHWH. ... Es ist unvorstellbar, daß er den unaussprechlichen Namen hinzugefügt hat. Alles deutet darauf hin, daß Schemtow bereits bei Erhalt des Matthäustextes den göttlichen Namen darin vorfand und daß er ihn wahrscheinlich beibehielt, um sich nicht der Auslassung schuldig zu machen.“ Die Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift — mit Studienverweisen gebraucht das Matthäusevangelium von Schemtow (J2) als Stütze für die Verwendung des göttlichen Namens in den Christlichen Griechischen Schriften.
Wie würdest du antworten?
◻ Warum ist es so wichtig, sich mit den unterschiedlichen Wiedergaben von Matthäus 24:3 zu befassen?
◻ Was bedeutet parousía, und warum ist das von Interesse?
◻ Welche Parallelen bestehen möglicherweise zwischen dem griechischen und dem hebräischen Text von Matthäus 24:3?
◻ Welches Verständnis in bezug auf die Zeit ist wesentlich, um Matthäus, Kapitel 24 richtig zu verstehen?
[Bild auf Seite 10]
Blick von Jerusalem auf den Ölberg