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Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 1999
w99 1. 11. S. 24-28

Jehova hat sich mir gegenüber als ein Gott liebender Güte erwiesen

VON JOHN ANDRONIKOS ERZÄHLT

Man schrieb das Jahr 1956. Nur 9 Tage nach unserer Hochzeit stand ich vor einem Berufungsgericht in Komotini (Nordgriechenland). Ich war zu einer einjährigen Gefängnisstrafe verurteilt worden, weil ich über Gottes Königreich gesprochen hatte. Nun hoffte ich auf die Annullierung des Urteils. Doch die Entscheidung des Berufungsgerichts — 6 Monate Gefängnis — machte diese Hoffnung zunichte. Das sollte erst der Anfang zahlreicher Prüfungen sein. Doch bei alldem hat sich Jehova mir gegenüber als ein Gott liebender Güte erwiesen.

ALS ich am 1. Oktober 1931 geboren wurde, lebten meine Angehörigen in der Stadt Kavala (das Neapolis in Mazedonien, das der Apostel Paulus auf seiner zweiten Missionsreise besuchte). Meine Mutter wurde eine Zeugin Jehovas, als ich 5 Jahre alt war. Obwohl sie kaum lesen und schreiben konnte, tat sie doch ihr Bestes, mir sowohl die Liebe zu Gott als auch die Gottesfurcht einzuprägen. Mein Vater war ein überaus konservativer Mensch, der hartnäckig an der griechisch-orthodoxen Tradition festhielt. Er interessierte sich nicht für die biblische Wahrheit und leistete meiner Mutter Widerstand, was oft mit Gewaltanwendung einherging.

Ich wuchs also in einem religiös geteilten Haus auf — mein Vater schlug und beschimpfte meine Mutter und verließ uns schließlich. Meine Mutter nahm mich und meine Schwester von klein auf mit zu den christlichen Zusammenkünften. Doch im Alter von 15 Jahren ließ ich mich durch die typischen Wünsche eines Jugendlichen und durch den Geist der Unabhängigkeit ablenken und wandte mich von Jehovas Zeugen ab. Meine gottesfürchtige Mutter bemühte sich jedoch mit aller Kraft — oft unter Tränen —, mir zu helfen.

Wegen meines liederlichen Lebens und weil wir arm waren, wurde ich ernstlich krank und mußte über 3 Monate im Bett verbringen. Zu jener Zeit fand ein sehr demütiger Bruder heraus, daß ich Gott aufrichtig liebte. Es war übrigens derselbe Bruder, der meiner Mutter geholfen hatte, die Wahrheit kennenzulernen. Er meinte, mir könne geholfen werden, in geistiger Hinsicht wiederhergestellt zu werden. Andere sagten jedoch zu ihm: „Bei John ist Hopfen und Malz verloren; der schafft es nie, sich aufzuraffen.“ Doch die Geduld und Ausdauer des Bruders wurden von Erfolg gekrönt. Am 15. August 1952, im Alter von 21 Jahren, symbolisierte ich meine Hingabe an Jehova durch die Wassertaufe.

Kurz nach der Hochzeit ins Gefängnis

Drei Jahre später lernte ich Martha kennen, eine geistiggesinnte Glaubensschwester mit hervorragenden Eigenschaften. Unsere Verlobung ließ nicht lange auf sich warten. Eines Tages verkündete Martha: „Heute gehe ich von Haus zu Haus predigen. Kommst du mit?“ Ich war völlig überrascht, denn bis dahin hatte ich mich an diesem Dienstzweig noch nicht beteiligt. Meistens gab ich informell Zeugnis. Damals war das Predigtwerk in Griechenland verboten, und wir predigten im Untergrund. Daher kam es zu zahllosen Verhaftungen, Gerichtsverhandlungen und hohen Gefängnisstrafen. Dennoch — wie konnte ich meiner Verlobten eine Absage erteilen!

Im Jahre 1956 wurde Martha meine Frau. Damals, nur 9 Tage nach unserer Hochzeit, wurde ich von dem Berufungsgericht in Komotini zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt. Dieser Umstand erinnerte mich an die Frage, die ich einige Zeit zuvor einer Freundin meiner Mutter, einer Glaubensschwester, gestellt hatte: „Wie kann ich eigentlich beweisen, daß ich ein echter Zeuge Jehovas bin? Ich habe noch keine Gelegenheit gehabt, meinen Glauben unter Beweis zu stellen.“ Als diese Schwester mich im Gefängnis besuchte, erinnerte sie mich an die Frage und sagte: „Jetzt hast du die Gelegenheit, zu beweisen, daß du Jehova wirklich liebst. Das ist deine Chance!“

Als ich erfuhr, daß mein Anwalt versuchte, Geld für eine Kaution zusammenzubringen, sagte ich ihm, ich zöge es vor, meine Strafe abzusitzen. Wie froh war ich, zu erleben, daß sich am Ende meines sechsmonatigen Gefängnisaufenthalts zwei meiner Mitgefangenen für die Wahrheit entschieden hatten! In den nachfolgenden Jahren war ich wegen der guten Botschaft in unzählige Gerichtsfälle verwickelt.

Entscheidungen, die wir nie bereut haben

Einige Jahre nach meiner Freilassung, 1959, wurde ich eingeladen, die Königreichsdienstschule (ein Kurs für Versammlungsälteste) zu besuchen. Damals diente ich als Versammlungsdiener oder vorsitzführender Aufseher. Zur gleichen Zeit bot man mir eine feste Anstellung in einem staatlichen Krankenhaus an. Diese Beschäftigung hätte für mich und meine Familie finanzielle Sicherheit auf Lebenszeit bedeutet. Wie sollte ich mich entscheiden? Ich hatte bereits vorübergehend 3 Monate in dem Krankenhaus gearbeitet, und der Leiter war mit meiner Arbeit sehr zufrieden. Doch als ich die Einladung für die Schule erhielt, war er nicht einmal bereit, mir unbezahlten Urlaub zu geben. Nachdem ich inbrünstig gebetet hatte, lehnte ich die Stellung zugunsten der Königreichsinteressen ab (Matthäus 6:33).

Etwa um diese Zeit besuchten der Bezirksaufseher und der Kreisaufseher unsere Versammlung. Wegen des hartnäckigen Widerstands von seiten der griechisch-orthodoxen Geistlichkeit und der Behörden mußten wir unsere Zusammenkünfte heimlich in Privatwohnungen abhalten. Nach einer Zusammenkunft fragte mich der Bezirksaufseher, ob ich schon einmal daran gedacht hätte, den Vollzeitdienst aufzunehmen. Seine Frage brachte in mir eine Saite zum Klingen, denn seit meiner Taufe hatte ich mir gewünscht, diesen Dienst zu verrichten. Ich sagte ihm, daß ich nichts lieber tun würde, wies aber auf die Verpflichtung gegenüber meiner Tochter hin. Der Bruder riet mir: „Vertraue auf Jehova, er wird dir beistehen, deine Pläne zu verwirklichen.“ Ohne die Familienpflichten zu vernachlässigen, gelang es meiner Frau und mir, uns auf die neue Situation einzustellen, und im Dezember 1960 begann ich im östlichen Makedonien mit dem Sonderpionierdienst — ich war einer von 5 Sonderpionieren im ganzen Land.

Nachdem ich ein Jahr als Sonderpionier tätig gewesen war, baten mich die Brüder im Athener Zweigbüro, den Reisedienst aufzunehmen. Als ich einen Monat später von der Schulung für diesen Dienst nach Hause zurückkehrte, besuchte mich — während ich Martha noch davon erzählte — der Direktor einer großen Mangangrube und bot mir die Leitung der Wäscherei an. Ich sollte einen großzügigen Fünfjahresvertrag, ein schönes Haus und ein Auto erhalten. Er gab mir 2 Tage Bedenkzeit. Auch diesmal zögerte ich keinen Augenblick und sagte zu Jehova: „Hier bin ich! Sende mich“ (Jesaja 6:8). Meine Frau war ganz meiner Meinung. Im Vertrauen auf Gott nahm ich den Reisedienst auf, und Jehovas liebende Güte hat uns nie enttäuscht.

Gemeinsam durch dick und dünn

Trotz wirtschaftlicher Probleme machten wir weiter und erlebten, wie Jehova für das Lebensnotwendige sorgte. Anfangs besuchte ich die Versammlungen mit Hilfe eines leichten Motorrads. Ich legte Entfernungen von bis zu 500 Kilometern zurück. Oft gab es Schwierigkeiten, und es kam zu Unfällen. Eines Tages im Winter, als ich auf dem Rückweg von der Versammlung einen Hochwasser führenden Bach überquerte, ging der Motor plötzlich aus, und ich stand bis zu den Knien im Wasser. Am gleichen Abend hatte ich noch eine Reifenpanne. Zum Glück kam jemand vorbei, der eine Luftpumpe hatte und mir half. So konnte ich wenigstens den nächsten Ort erreichen und dort den Reifen reparieren. Um 3 Uhr morgens kam ich schließlich, schlotternd vor Kälte und erschöpft, zu Hause an.

Einmal, als ich von einer Versammlung zur anderen unterwegs war, kam ich mit dem Motorrad ins Rutschen; ich stürzte, und das Motorrad landete auf meinem Knie. Meine Hose war zerrissen und mit Blut beschmiert. Ich hatte aber keine andere Hose dabei. Damit ich an jenem Abend den Vortrag halten konnte, lieh mir ein Bruder eine Hose, die allerdings zu groß für mich war. Es gab jedoch nichts, was meinen Wunsch, Jehova und meinen lieben Brüdern zu dienen, abschwächen konnte.

Bei einem anderen Unfall verletzte ich mich schwer. Ich brach mir den Arm und schlug mir die Schneidezähne aus. Damals kam gerade meine Schwester, die keine Zeugin ist, aus den Vereinigten Staaten zu Besuch. Wie froh war ich, daß ich mit ihrer Hilfe ein Auto kaufen konnte! Die Brüder im Zweigbüro in Athen erfuhren von meinem Unfall und schrieben mir einen ermunternden Brief, in dem sie unter anderem Römer 8:28 teilweise zitierten: „Gott [läßt] alle seine Werke zum Guten derer mitwirken ..., die Gott lieben.“ Diese Zusicherung hat sich in meinem Leben immer wieder als wahr erwiesen.

Eine angenehme Überraschung

Es war im Jahr 1963. Ich war mit einem Sonderpionier in einem Dorf unterwegs, in dem die Leute negativ auf die Botschaft reagierten. Wir beschlossen, uns zu trennen — jeder bearbeitete eine Straßenseite. Ich hatte an einer Tür kaum geklopft, als eine Frau mich eilig ins Haus zog und die Tür hinter mir verschloß. Völlig verwirrt, fragte ich mich, was das zu bedeuten habe. Kurz darauf rief sie auch den Sonderpionier hastig ins Haus. Dann sagte sie: „Still, nur nicht bewegen!“ Etwas später waren draußen erregte Stimmen zu hören. Man suchte nach uns. Als es wieder ruhiger geworden war, sagte die Frau: „Ich habe das zu eurem Schutz getan, denn ich respektiere euch und bin davon überzeugt, daß ihr wahre Christen seid.“ Wir dankten ihr von Herzen und verabschiedeten uns, nicht ohne eine Menge biblische Literatur zurückzulassen.

Vierzehn Jahre später kam anläßlich eines Bezirkskongresses in Griechenland eine Frau auf mich zu und sagte: „Bruder, kannst du dich noch an mich erinnern? Ich bin die Frau, die euch damals vor den Gegnern beschützt hat, als ihr in unserem Dorf gepredigt habt.“ Sie war nach Deutschland übergesiedelt, hatte dort die Bibel studiert und sich mit Jehovas Zeugen verbunden. Inzwischen waren alle ihre Familienangehörigen in der Wahrheit.

In all den Jahren sind wir mit vielen ‘Empfehlungsbriefen’ gesegnet worden (2. Korinther 3:1). Einige, denen wir helfen durften, eine Erkenntnis der biblischen Wahrheit zu erlangen, dienen jetzt als Älteste, Dienstamtgehilfen oder Pioniere. Es ist begeisternd, zu sehen, daß aus der Handvoll Verkündiger, die ich Anfang der 60er Jahre im Kreisdienst betreute, inzwischen mehr als 10 000 Anbeter Jehovas geworden sind! Die Ehre für all das gebührt unserem Gott liebender Güte, der uns auf seine Weise gebraucht.

„Auf einem Krankenlager“

In der ganzen Zeit, die wir im Reisedienst verbrachten, war Martha eine aufopferungsvolle, stets freudige Gehilfin. Doch im Oktober 1976 wurde sie ernstlich krank und mußte sich einer schweren Operation unterziehen. Danach war sie doppelseitig gelähmt und auf einen Rollstuhl angewiesen. Wie würden wir mit der finanziellen und der emotionalen Belastung fertig werden? Auch jetzt vertrauten wir wieder auf Jehova und spürten seine liebevolle, großzügige Hand. Als ich nach Makedonien abreiste, um meinen Dienst fortzusetzen, blieb Martha im Haus eines Glaubensbruders in Athen, wo sie physiotherapeutisch behandelt wurde. Am Telefon ermunterte sie mich mit den Worten: „Mir geht es gut, mach du nur weiter. Wenn ich mich wieder besser bewegen kann, begleite ich dich im Rollstuhl.“ Genauso kam es. Unsere geliebten Brüder im Bethel sandten uns zahlreiche ermunternde Briefe. Immer wieder wurde Martha an die Worte in Psalm 41:3 erinnert: „Jehova selbst wird ihn auf einem Krankenlager stützen; sein ganzes Bett wirst du während seiner Krankheit gewiß umwandeln.“

Angesichts der schwerwiegenden Gesundheitsprobleme meiner Frau hielten die Brüder es 1986 für ratsam, mich in Kavala als Sonderpionier einzusetzen; dort bin ich in der Nähe unserer lieben Tochter und ihrer Familie. Meine liebe Martha starb im März dieses Jahres. Sie war bis an ihr Lebensende eine treue Christin. Wenn sie von Glaubensbrüdern nach ihrem Befinden gefragt wurde, sagte sie gewöhnlich: „Da ich Jehova nahe bin, geht es mir sehr gut.“ Wenn wir uns auf die Zusammenkünfte vorbereiteten oder reizvolle Einladungen erhielten, in Gebieten zu dienen, wo eine reiche Ernte zu erwarten war, sagte Martha wie eh und je: „John, laß uns dort dienen, wo ein größerer Bedarf an Verkündigern besteht.“ Ihren Eifer hatte sie nie verloren.

Vor einigen Jahren bekam auch ich ernste Probleme mit der Gesundheit. Im März 1994 wurde bei mir ein lebensbedrohliches Herzleiden festgestellt, das einen sofortigen Eingriff erforderlich machte. Auch in dieser kritischen Phase erfuhr ich Jehovas liebevolle Unterstützung. Nie werde ich das Gebet vergessen, das ein Kreisaufseher an meinem Bett sprach, als ich die Intensivstation verlassen durfte. Und auch die Feier des Gedächtnismahls, die ich direkt im Krankenzimmer mit vier an der Wahrheit interessierten Patienten beging, wird mir unvergeßlich bleiben.

Jehova ist unser Helfer gewesen

Die Zeit eilt dahin, und unser Körper wird schwächer, aber der Geist erneuert sich durch das Studium und den Dienst (2. Korinther 4:16). Es sind jetzt 39 Jahre her, seit ich sagte: „Hier bin ich! Sende mich.“ Ich habe ein ausgefülltes, glückliches und lohnendes Leben hinter mir. Manchmal fühle ich mich schon etwas „niedergedrückt und arm“, doch dann sage ich voller Zuversicht zu Jehova: „Du bist mein Beistand und der für mein Entrinnen Sorgende“ (Psalm 40:17). Ja, Jehova hat sich mir gegenüber wirklich als ein Gott liebender Güte erwiesen.

[Bild auf Seite 25]

Martha und ich 1956

[Bild auf Seite 26]

Der Hafen von Kavala

[Bild auf Seite 26]

Martha und ich 1997

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