STUDIENARTIKEL 35
LIED 121 Wir brauchen Selbstbeherrschung
Wie man den Kampf gegen falsche Wünsche gewinnen kann
„Lasst die Sünde nicht weiter als König in eurem sterblichen Körper regieren und euch dazu bringen, seinen Wünschen zu gehorchen“ (RÖM. 6:12)
FOKUS
Wie man 1. Entmutigung bekämpfen und 2. bei Versuchungen stark bleiben kann.
1. Was trifft auf uns alle zu?
WARST du schon einmal versucht, etwas zu tun, das Jehova missfällt? Wenn ja, dann denk daran, dass viele vor diesem Problem stehen. Die Bibel sagt: „Ihr seid keiner Versuchung ausgesetzt, der nicht auch andere Menschen ausgesetzt sind“ (1. Kor. 10:13). Ganz gleich mit welchen verkehrten Wünschen du zu kämpfen hast, anderen geht es ähnlich. Du bist also nicht allein, und mit Jehovas Hilfe kannst du den Kampf gewinnen.
2. Mit welchen falschen Wünschen haben manche von uns oder unseren Bibelschülern zu kämpfen? (Siehe auch die Bilder.)
2 Die Bibel sagt auch: „Jeder wird auf die Probe gestellt, wenn er sich von seinem eigenen Verlangen fortziehen und ködern lässt“ (Jak. 1:14). „Köder“ können ganz unterschiedlich aussehen. Zum Beispiel könnte ein Christ versucht sein, sich auf Unmoral einzulassen – mit einer Person vom anderen oder auch vom gleichen Geschlecht. Jemand, der sich früher mit Pornografie beschäftigt hat, spürt womöglich das starke Verlangen, zu dieser Gewohnheit zurückzukehren. Viele, die von Drogen oder Alkohol losgekommen sind, stehen in der Gefahr, rückfällig zu werden. Das sind nur einige verkehrte Wünsche, mit denen manche von uns oder unseren Bibelschülern kämpfen. Und wahrscheinlich haben wir alle schon einmal so empfunden wie der Apostel Paulus: „Wenn ich das Richtige tun möchte, ist das Schlechte bei mir vorhanden“ (Röm. 7:21).
Versuchungen können ganz unerwartet auftreten – jederzeit und überall (Siehe Absatz 2)c
3. Wie können sich anhaltende verkehrte Wünsche auswirken?
3 Hartnäckige verkehrte Wünsche lösen oft ein Gefühl der Machtlosigkeit aus, weil man das Empfinden hat, der Versuchung nicht widerstehen zu können. Möglicherweise stellt sich auch Hoffnungslosigkeit ein, weil man denkt, Jehova würde einen schon allein für das falsche Verlangen verurteilen. Weder die eine noch die andere Annahme trifft zu! Um das zu belegen, geht der Artikel auf zwei Fragen ein: 1. Woher kommt das Gefühl der Machtlosigkeit und der Hoffnungslosigkeit? 2. Wie kann man den Kampf gegen verkehrte Wünsche gewinnen?
WAS UNS DER TEUFEL EINREDEN MÖCHTE
4. (a) Warum will der Teufel, dass wir uns machtlos fühlen? (b) Warum sind wir Versuchungen nicht machtlos ausgeliefert?
4 Satan möchte, dass wir uns bei Versuchungen machtlos fühlen. Dazu passt, was Jesus im Mustergebet sagte: „Bring uns nicht in Versuchung, sondern befreie uns von dem Bösen“ (Mat. 6:13). Der Teufel behauptet, Menschen würden Jehovas Maßstäbe aufgeben, sobald sie vor einer Versuchung stehen (Hiob 2:4, 5). Dabei ist er derjenige, der seinem Verlangen nachgegeben hat und Jehova nicht treu bleiben wollte. Offensichtlich denkt er, dass wir genauso schnell bereit sind, uns bei Versuchungen von Jehova loszusagen. Das dachte er sogar von dem vollkommenen Sohn Gottes! (Mat. 4:8, 9). Sind wir verkehrten Wünschen aber wirklich machtlos ausgeliefert? Nein. Wir stimmen den Worten von Paulus zu: „Für alles bin ich stark durch den, der mir Kraft gibt“ (Phil. 4:13).
5. Woher wissen wir, dass Jehova uns zutraut, den Kampf gegen falsche Wünsche zu gewinnen?
5 Im Gegensatz zu Satan traut Jehova uns zu, dass wir verkehrten Wünschen widerstehen können. Woher wissen wir das? Weil er angekündigt hat, dass eine große Volksmenge von treuen Menschen die große Drangsal überleben wird. Überleg einmal: Jehova, der nicht lügen kann, hat gesagt, dass nicht nur einige wenige, sondern viele rein vor ihm dastehen und in die neue Welt kommen werden. Über sie heißt es: „Sie haben ihre langen Gewänder gewaschen und weiß gemacht im Blut des Lammes“ (Offb. 7:9, 13, 14). Ganz offensichtlich betrachtet Jehova uns nicht als machtlos im Kampf gegen falsche Wünsche.
6, 7. Warum möchte Satan uns glauben machen, der Kampf gegen Versuchungen sei hoffnungslos?
6 Der Teufel möchte uns nicht nur das Gefühl der Machtlosigkeit, sondern auch der Hoffnungslosigkeit einreden – wir sollen denken, Jehova würde uns schon allein für verkehrte Wünsche verurteilen. Dabei ist Satan derjenige, der keine Hoffnung hat; schließlich wurde er von Jehova zum ewigen Tod verurteilt (1. Mo. 3:15; Offb. 20:10). Der Teufel möchte zweifellos, dass auch wir in Hoffnungslosigkeit verfallen – denn uns steht etwas in Aussicht, das für ihn unerreichbar ist. Doch unsere Lage ist ganz und gar nicht hoffnungslos. Die Bibel sichert uns zu, dass Jehova uns nicht verurteilen, sondern helfen will. Er will nicht, „dass irgendjemand vernichtet wird, sondern dass alle zur Reue finden“ (2. Pet. 3:9).
7 Wenn wir uns im Kampf gegen verkehrte Wünsche machtlos oder ohne Hoffnung fühlen, denken wir genau so, wie der Teufel es möchte. Uns das bewusst zu machen, kann uns in dem Entschluss bestärken, ihm zu widerstehen (1. Pet. 5:8, 9).
WIE DIE SÜNDHAFTIGKEIT UNSERE GEFÜHLE BEEINFLUSST
8. Was kann mit dem Begriff „Sünde“ außer falschen Handlungen noch gemeint sein? (Psalm 51:5). (Siehe auch „Kurz erklärt“.)
8 Das Gefühl, seinen falschen Wünschen machtlos ausgeliefert zu sein und keine Hoffnung zu sehen, ist nicht nur auf den Einfluss des Teufels zurückzuführen. Ein weiterer Faktor ist unsere Sündhaftigkeit, die wir von unseren Ureltern geerbt haben (Hiob 14:4; lies Psalm 51:5).a
9, 10. (a) Welche Auswirkung hatte die Sünde auf Adam und Eva? (Siehe auch das Bild.) (b) Wie spüren wir die Folgen unserer Sündhaftigkeit?
9 Wie wirkte sich die Sünde auf Adam und Eva aus? Nachdem sie Jehovas Gebot übertreten hatten, versteckten sie sich und versuchten, ihre Nacktheit zu bedecken. Dazu heißt es in Einsichten über die Heilige Schrift: „Die Sünde erweckte in ihnen Schuldgefühle, Angst, Unsicherheit und Scham.“ Es war so, als wären Adam und Eva in einem Haus gefangen, das nur aus diesen vier Zimmern bestand. Zwar konnten sie von einem Raum in den anderen gehen, aber das Haus nicht verlassen. Sie kamen aus ihrer Sündhaftigkeit nicht heraus.
10 Wir sind natürlich nicht in genau derselben Situation wie Adam und Eva. Im Unterschied zu ihnen kann uns das Lösegeld von Sünde reinigen und ermöglicht uns ein gutes Gewissen (1. Kor. 6:11). Trotzdem haben wir die Sünde von ihnen geerbt. Deshalb überrascht es nicht, dass auch wir unter Schuldgefühlen, Angst, Unsicherheit und Scham leiden. Wie aus der Bibel hervorgeht, hat die Sünde die Menschheit fest im Griff. Das trifft auch auf die zu, „die nicht so gesündigt hatten, wie Adam es durch seine Übertretung tat“ (Röm. 5:14). Dieser Gedanke kann ernüchternd sein. Aber wir brauchen uns nicht machtlos oder ohne Hoffnung zu fühlen. Wir können uns gegen diese negativen Gefühle wehren. Wie?
Nach ihrer Sünde litten Adam und Eva unter Schuldgefühlen, Angst, Unsicherheit und Scham (Siehe Absatz 9)
11. Wie sollten wir auf Gefühle der Machtlosigkeit reagieren und warum? (Römer 6:12).
11 Wenn wir uns verkehrten Wünschen machtlos ausgeliefert fühlen, dann stellen wir uns in solchen Momenten doch vor, dass die Sünde zu uns „spricht“ und wir einfach weghören sollten. Wie aus der Bibel hervorgeht, müssen wir „die Sünde nicht weiter als König“ über uns regieren lassen. (Lies Römer 6:12.) Wir können uns also dafür entscheiden, verkehrten Wünschen nicht nachzugeben (Gal. 5:16). Jehova traut uns zu, dass wir Versuchungen widerstehen können – sonst würde er das nicht von uns erwarten (5. Mo. 30:11-14; Röm. 6:6; 1. Thes. 4:3). Ganz klar: Wir sind im Kampf gegen falsche Wünsche nicht machtlos.
12. Wie sollten wir auf Gefühle der Hoffnungslosigkeit reagieren und warum?
12 Ganz ähnlich ist es, wenn wir denken, Jehova würde uns schon allein für unsere falschen Wünsche verurteilen, und deshalb Hoffnungslosigkeit in uns aufkommt. Stellen wir uns auch dann vor, dass die Sünde zu uns „spricht“ und wir einfach weghören sollten. Wie die Bibel erklärt, berücksichtigt Jehova unseren sündigen Zustand (Ps. 103:13, 14). Da er über uns „alles weiß“, weiß er auch, auf welch unterschiedliche Weise unsere Sündhaftigkeit zu unseren verkehrten Neigungen beiträgt (1. Joh. 3:19, 20). Solange wir sündigen Neigungen nicht nachgeben, stehen wir vor Jehova rein da. Warum können wir davon überzeugt sein?
13, 14. Warum führen falsche Wünsche nicht automatisch dazu, dass wir Jehovas Anerkennung verlieren?
13 Die Bibel unterscheidet zwischen verkehrten Handlungen (über die wir Kontrolle haben) und verkehrten Wünschen (die ungewollt in uns aufkommen können). Im 1. Jahrhundert gab es in Korinth zum Beispiel Christen, die früher Homosexualität praktizierten. Paulus schrieb: „Doch waren das einige von euch.“ Ist damit gemeint, dass sie nie wieder ein homosexuelles Verlangen verspürten? Wohl kaum, denn solche Neigungen sind oft sehr tief verwurzelt. Doch Christen, die Selbstbeherrschung übten und ihren Wünschen nicht nachgaben, hatten Jehovas Anerkennung. In seinen Augen waren sie „reingewaschen“ (1. Kor. 6:9-11). Das kannst auch du schaffen.
14 Ganz gleich mit welchen falschen Wünschen du zu kämpfen hast, du kannst ihnen widerstehen. Selbst wenn du sie nicht völlig loswirst, kannst du Selbstbeherrschung üben und dich bewusst gegen das entscheiden, was „die sündige Natur und … [deine] Gedanken“ wollen (Eph. 2:3). Was kannst du konkret tun, um den Kampf gegen falsche Wünsche zu gewinnen?
WIE WIR DEN KAMPF GEWINNEN KÖNNEN
15. Warum müssen wir ehrlich mit uns selbst sein?
15 Wer den Kampf gegen verkehrte Wünsche gewinnen will, muss ehrlich mit sich selbst sein. Betrüg dich nicht durch „falsche Überlegungen“ (Jak. 1:22). Manche spielen ihr Problem herunter. Zum Beispiel sagen sie: „Andere trinken viel mehr als ich.“ Oder sie suchen sich einen Schuldigen: „Wenn mir meine Frau mehr Zuneigung schenken würde, hätte Pornografie nicht so eine Anziehung auf mich.“ Solche Überlegungen machen es noch schwerer, verkehrten Wünschen zu widerstehen. Versuch also nicht, falsches Verhalten zu rechtfertigen – nicht einmal in Gedanken. Schieb die Verantwortung für das, was du tust, nicht auf andere ab (Gal. 6:7).
16. Wie kann man seinen Entschluss stärken, das Richtige zu tun?
16 Außer dass man sich Schwächen ehrlich eingesteht, muss man auch seinen Entschluss stärken, ihnen nicht nachzugeben (1. Kor. 9:26, 27; 1. Thes. 4:4; 1. Pet. 1:15, 16). Finde heraus, was für dich die größte Gefahr darstellt und wann du am anfälligsten bist. Es könnte eine bestimmte Versuchung oder eine bestimmte Tageszeit sein. Wie ist es zum Beispiel spätabends oder wenn du müde bist? Mach dir bewusst, was dich in Versuchung bringen könnte, und überleg dir eine Strategie. Die beste Zeit für solche Überlegungen ist vor einer Versuchung (Spr. 22:3).
17. Was können wir von Joseph lernen? (1. Mose 39:7-9). (Siehe auch die Bilder.)
17 Als Potiphars Frau versuchte, Joseph zu verführen, reagierte er sofort und entschieden. (Lies 1. Mose 39:7-9.) Was zeigt das? Joseph wusste schon vor ihren Annäherungsversuchen ganz genau, dass Ehebruch für ihn nicht infrage kommt. Auch du kannst schon vor einer brenzligen Situation deinen Entschluss stärken, das Richtige zu tun. Wenn die Versuchung dann kommt, ist es leichter für dich, die Entscheidung umzusetzen, die du bereits getroffen hast.
Sag wie Joseph sofort Nein zu Versuchungen! (Siehe Absatz 17)
UNS IMMER WIEDER SELBST ÜBERPRÜFEN
18. Wie können wir verkehrten Wünschen widerstehen? (2. Korinther 13:5).
18 Damit wir im Kampf gegen verkehrte Wünsche erfolgreich sind, müssen wir uns immer wieder selbst überprüfen. (Lies 2. Korinther 13:5.) Analysiere von Zeit zu Zeit deine Gedanken und dein Verhalten und nimm wenn nötig Änderungen vor. Wie? Du könntest dich zum Beispiel, selbst wenn du einer Versuchung widerstanden hast, fragen: Wie lange hat es gedauert, bis ich reagiert habe? Falls du eine gewisse Zeit gebraucht hast, verurteile dich nicht gleich. Überlege stattdessen, wie du deine Strategie verbessern kannst. Frag dich: Kann ich unangebrachte Gedanken schneller vertreiben? Wie sieht es mit der Wahl meiner Unterhaltung aus? Macht sie es mir schwerer, Versuchungen zu widerstehen? Schaue ich bei unmoralischen Szenen sofort weg? Verstehe ich, warum Jehovas Maßstäbe immer zu meinem Besten sind, auch wenn sie mir Selbstbeherrschung abverlangen? (Ps. 101:3).
19. Wieso erschweren scheinbar kleine schlechte Entscheidungen den Kampf gegen verkehrte Wünsche?
19 Verharmlose das Problem auch nicht. In der Bibel heißt es: „Das Herz ist betrügerischer als sonst irgendetwas und zu allem fähig“ (Jer. 17:9). Wie Jesus sagte, kommen aus dem Herzen „böse Überlegungen“ (Mat. 15:19). Zum Beispiel könnte jemand, der von Pornografie losgekommen ist, nach einer gewissen Zeit denken, es sei nicht schlimm, aufreizende Bilder anzuschauen, solange die Person nicht ganz nackt ist. Oder es sei nichts dabei, unmoralischen Fantasien nachzuhängen, solange man sie nicht in die Tat umsetzt. In diesem Fall würde das betrügerische Herz gewissermaßen „im Voraus für sündige Wünsche“ planen (Röm. 13:14). Wie kannst du so etwas vermeiden? Achte darauf, dass du keine kleinen schlechten Entscheidungen triffst, die zu großen schlechten Entscheidungen beziehungsweise zu schwerem Fehlverhalten führen können.b Verscheuche außerdem Gedanken oder „böse Überlegungen“, die falsches Verhalten entschuldigen.
20. Worauf können wir uns freuen, und welche Unterstützung verspüren wir schon heute?
20 Wie wir gesehen haben, kann uns Jehova die Kraft geben, Versuchungen zu widerstehen. Außerdem ist er barmherzig und schenkt uns die Aussicht auf ewiges Leben in der neuen Welt. Wie befreiend wird es sein, Jehova nur noch mit reinen Gedanken und einem reinen Herzen zu dienen! Doch bis dahin brauchen wir uns im Kampf gegen verkehrte Wünsche weder machtlos noch ohne Hoffnung zu fühlen. Mit der Unterstützung Jehovas können wir gewinnen!
LIED 122 Bleibt standhaft!
a KURZ ERKLÄRT: Nach der Bibel kann sich „Sünde“ auf ein Fehlverhalten wie Diebstahl, Ehebruch oder Mord beziehen (2. Mo. 20:13-15; 1. Kor. 6:18). An manchen Stellen beschreibt das Wort „Sünde“ aber auch den unvollkommenen Zustand, in dem wir uns von Geburt an befinden, obwohl wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht gesündigt haben.
b Der junge Mann aus Sprüche 7:7-23 traf interessanterweise erst kleinere schlechte Entscheidungen, die dann zu einer großen schlechten Entscheidung führten: Er beging Unmoral.
c BILDBESCHREIBUNG: Links: Ein Bruder sitzt in einem Café und beobachtet, wie zwei Männer Zärtlichkeiten austauschen. Rechts: Eine Schwester sieht, wie zwei Leute rauchen.