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  • „Vielleicht ändert er sich ja diesmal“
    Erwachet! 2001 | 8. November
    • „Vielleicht ändert er sich ja diesmal“

      ROXANAa ist eine lebhafte, attraktive Frau, Mutter von vier Kindern und mit einem angesehenen südamerikanischen Chirurgen verheiratet. „Mein Mann ist charmant zu den Frauen und beliebt bei den Männern“, sagt sie. Doch nicht einmal ihre engsten Freunde kennen die Schattenseiten ihres Mannes. „Zu Hause ist er eine Bestie. Er ist extrem eifersüchtig.“

      Die Angst steht Roxana ins Gesicht geschrieben, während sie fortfährt: „Wir waren erst wenige Wochen verheiratet, als die Schwierigkeiten begannen. Meine Mutter kam mit meinen Brüdern zu Besuch; wir redeten und lachten — es war richtig schön. Doch kaum waren sie aus dem Haus, schleuderte mein Mann mich brutal auf das Sofa, er kochte vor Wut. Ich wußte nicht, wie mir geschah.“

      Das war leider erst der Anfang von Roxanas Leidensweg, denn im Lauf der Jahre wurde sie immer wieder geschlagen. Die Übergriffe scheinen einem vorhersehbaren Muster zu folgen. Erst schlägt ihr Mann sie, doch dann entschuldigt er sich eindringlich und verspricht, es nie wieder zu tun. Vorübergehend bessert sich sein Verhalten tatsächlich. Aber später beginnt der Alptraum von vorn. „Ständig sage ich mir: ‚Vielleicht ändert er sich ja diesmal‘ “, berichtet Roxana. „Sogar wenn ich davonlaufe, kehre ich doch immer wieder zu ihm zurück.“

      Roxana fürchtet, eines Tages werde die Gewalttätigkeit ihres Mannes eskalieren. „Er hat mir damit gedroht, zuerst mich und die Kinder und dann sich selbst umzubringen“, sagt sie. „Einmal hat er mir eine Schere an die Kehle gesetzt. Ein andermal bedrohte er mich mit einer Pistole, hielt sie mir an den Kopf und drückte ab! Zum Glück war sie nicht geladen, aber die Angst hat mich fast umgebracht!“

      Eine Tradition des Schweigens

      Wie Roxana leiden weltweit Millionen von Frauen unter gewalttätigen Männern.b Viele sagen niemandem etwas von ihrem Leid. Sie halten es für aussichtslos, die Angelegenheit zu melden. Außerdem weisen viele Männer den Vorwurf der Mißhandlung einfach zurück, indem sie etwa sagen: „Meine Frau regt sich schnell auf“ oder: „Sie neigt zur Übertreibung.“

      Es stimmt traurig, daß viele Frauen ausgerechnet an dem Ort in ständiger Angst vor Angriffen leben, der ihnen Geborgenheit bieten sollte — ihr Zuhause. Leider wird nur allzuoft dem Täter mehr Mitgefühl entgegengebracht als dem Opfer. Viele können es einfach nicht glauben, daß ein scheinbar anständiger Bürger seine Frau schlägt. So erging es Anita, der Frau eines sehr angesehenen Mannes, als sie erklärte, er mißhandele sie. „Einer unserer Bekannten sagte mir: ‚Wie kannst du diesen netten Mann nur derart beschuldigen?‘ Ein anderer meinte, ich müsse ihn ja wohl irgendwie provoziert haben! Sogar nachdem er überführt worden war, gingen mir einige meiner Freunde aus dem Weg. Sie meinten, ich hätte versuchen sollen, mit der Situation zurechtzukommen, weil ‚Männer nun mal so sind‘.“

      Wie Anitas Fall zeigt, fällt es vielen schwer, die furchtbare Realität häuslicher Gewalt überhaupt zu begreifen. Was bringt Männer dazu, die Frau, die sie angeblich lieben, derart grausam zu behandeln? Wie kann den Opfern der Gewalt geholfen werden?

  • Warum mißhandeln Männer Frauen?
    Erwachet! 2001 | 8. November
    • Warum mißhandeln Männer Frauen?

      GEMÄSS manchen Experten ist für eine Frau das Risiko, von ihrem Partner ermordet zu werden, größer als alle anderen Mordrisiken zusammengenommen. In dem Bemühen, die Wogen der Gewalt gegen Ehepartner einzudämmen, hat man zahlreiche Untersuchungen durchgeführt. Was sind das für Männer, die ihre Frau mißhandeln? Welche Kindheit hatten sie? War der Mann schon vor der Heirat gewalttätig? Läßt sich eine Verhaltensänderung bewirken?

      Wie sich herausgestellt hat, sind nicht alle Männer, die ihre Frau mißhandeln, gleich. An dem einen Ende der Skala steht der Mann, der nur selten gewalttätig wird. Er benutzt keine Waffen und mißhandelt seine Ehefrau nicht regelmäßig. In seinem Fall ist der Gewaltausbruch eher eine Ausnahme, wobei anscheinend äußere Faktoren mitwirken. An dem anderen Ende der Skala steht der Mann, dessen Gewaltausbrüche mittlerweile einem festgefahrenen Muster folgen. Er mißhandelt seine Frau ständig und zeigt, wenn überhaupt, wenig Reue.

      Offensichtlich gibt es unterschiedliche Typen gewalttätiger Ehemänner, doch das heißt nicht, daß einige Formen der Gewalt gegen Frauen weniger schwerwiegend sind als andere. Es muß betont werden, daß jegliche körperliche Gewaltanwendung zu Verletzungen und sogar zum Tod führen kann. Der Umstand, daß ein Mann weniger oft oder weniger heftig Gewalt anwendet als ein anderer, entschuldigt sein Verhalten nicht. So etwas wie „akzeptable Prügel“ gibt es einfach nicht. Aber was könnte einen Mann veranlassen, die Frau zu schlagen, die er zu ehren versprach, solange er lebt?

      Der Einfluß der Familie

      Es überrascht nicht, daß eine ganze Anzahl der Männer, die ihre Frau schlagen, selbst mit häuslicher Gewalt groß geworden sind. „Die meisten gewalttätigen Ehemänner haben ihr Zuhause schon früh als ‚Schlachtfeld‘ kennengelernt“, stellt Michael Groetsch fest, der seit mehr als 20 Jahren die Mißhandlung von Ehepartnern erforscht. „Als Babys und Kleinkinder wuchsen sie in einem feindseligen Umfeld auf, in dem emotionale und körperliche Gewalt als ‚normal‘ galten.“ Gemäß einer Expertin kann ein Mann, der in solch einem Umfeld groß wird, „die väterliche Verachtung von Frauen schon sehr früh [absorbieren]. Der Junge lernt, daß ein Mann immer die Kontrolle über Frauen haben muß und daß er, um diese Macht zu erlangen, die Frauen einschüchtern, verletzen und herabsetzen muß. Zugleich lernt er, daß er nur die Anerkennung seines Vaters erringt, wenn er sich wie er verhält.“

      Die Bibel zeigt deutlich, wie sehr das Verhalten der Eltern die Kinder prägen kann, sei es zum Guten oder zum Schlechten (Sprüche 22:6; Kolosser 3:21). Das familiäre Umfeld entschuldigt es natürlich keinesfalls, wenn ein Mann gewalttätig wird, doch eine Untersuchung seines Umfeldes kann dabei helfen, herauszufinden, wo die Saat der Gewaltbereitschaft gesät wurde.

      Der Einfluß der Kultur

      In einigen Ländern gilt es als akzeptabel, ja sogar als normal, eine Frau zu schlagen. „In vielen Gesellschaften ist die Überzeugung fest verwurzelt, ein Mann habe das Recht, seine Frau zu schlagen oder durch körperliche Gewalt einzuschüchtern“, so ein Bericht der Vereinten Nationen.

      Selbst in Ländern, in denen derartige Mißhandlungen nicht allgemein akzeptiert werden, eignen sich viele Männer ein gewalttätiges Verhalten an. Es ist schockierend, wie abwegig die Vorstellungen mancher Männer diesbezüglich sind. Wie die südafrikanische Zeitung Weekly Mail and Guardian berichtet, ergab eine Studie in der Kapregion, daß die meisten der Männer, die zuvor angegeben hatten, ihre Frau nicht zu mißhandeln, dennoch der Meinung waren, eine Frau dürfe geschlagen werden, dabei handle es sich nicht um Gewaltanwendung.

      Offensichtlich entstehen derartig verdrehte Ansichten oft schon in der Kindheit. So sind gemäß einer britischen Untersuchung 75 Prozent der 11- bis 12jährigen Jungen der Ansicht, ein Mann dürfe eine Frau schlagen, wenn er gereizt wird.

      Keine Entschuldigung für Gewalt

      Die obenerwähnten Aspekte mögen erklären, warum jemand seinen Ehepartner mißhandelt. Doch keinesfalls entschuldigen sie ein solches Verhalten. Um es direkt zu sagen: Wer seinen Ehepartner schlägt, begeht in Gottes Augen eine schwerwiegende Sünde. In Gottes Wort, der Bibel, lesen wir: „Männer [sind] verpflichtet, ihre Frauen zu lieben wie ihre eigenen Leiber. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst, denn kein Mensch hat je sein eigenes Fleisch gehaßt, sondern er nährt und pflegt es wie auch der Christus die Versammlung“ (Epheser 5:28, 29).

      Schon vor langer Zeit wurde in der Bibel vorhergesagt, daß „in den letzten Tagen“ des gegenwärtigen Systems der Dinge viele Menschen „lieblos, . . . rücksichtslos, roh“ sein werden (2. Timotheus 3:1-3, Einheitsübersetzung). Die überhandnehmenden Mißhandlungen in der Ehe sind ein weiterer Hinweis darauf, daß wir in genau der Zeit leben, die in dieser Prophezeiung beschrieben wird. Doch wie kann den Opfern körperlicher Mißhandlungen geholfen werden? Läßt irgend etwas darauf hoffen, daß gewalttätige Männer ihr Verhalten ändern können?

      [Herausgestellter Text auf Seite 5]

      „Ein gewalttätiger Ehemann ist nicht weniger kriminell als jemand, der einen Fremden schlägt“ (When Men Batter Women)

      [Kasten auf Seite 6]

      Machismo — Ein weltweites Problem

      Der Ausdruck „Machismo“ ist lateinamerikanischen Ursprungs. Er bezeichnet eine durch starke Überlegenheitsgefühle und Herrschaftsansprüche gegenüber der Frau gekennzeichnete Einstellung des Mannes und weist indirekt auf Rücksichtslosigkeit gegenüber Frauen hin. Wie die folgenden Berichte zeigen, ist Machismo jedoch keineswegs nur ein lateinamerikanisches Phänomen.

      Ägypten: Bei einer dreimonatigen Studie in Alexandria stellte sich heraus, daß häusliche Gewalt Verletzungsursache Nummer eins unter Frauen ist. In 27,9 Prozent aller Fälle, in denen Frauen Verletzungen medizinisch versorgen ließen, war Gewalt im Spiel (Resümee 5 der 4. Weltfrauenkonferenz).

      Thailand: In der größten Vorstadt Bangkoks werden 50 Prozent der verheirateten Frauen regelmäßig geschlagen (Pacific Institute for Women’s Health).

      Hongkong: „Die Zahl der Frauen, die angeben, von ihrem Partner geschlagen worden zu sein, hat allein im vergangenen Jahr um mehr als 40 Prozent zugenommen“ (South China Morning Post, 21. Juli 2000).

      Japan: Die Zahl der schutzsuchenden Frauen ist von 4 843 im Jahr 1995 auf 6 340 im Jahr 1998 angestiegen. „Ein Drittel von ihnen gab an, vor der Gewalttätigkeit des Ehemannes geflohen zu sein“ (The Japan Times, 10. September 2000).

      Großbritannien: „Alle 6 Sekunden wird in irgendeinem britischen Haushalt jemand vergewaltigt, verprügelt oder mit einem Messer angegriffen.“ Gemäß Scotland Yard „erhält die Polizei täglich 1 300 Anrufe auf Grund häuslicher Gewalt — mehr als 570 000 im Jahr. 81 Prozent sind weibliche Opfer, die von Männern angegriffen wurden“ (The Times, 25. Oktober 2000).

      Peru: Bei 70 Prozent aller angezeigten Straftaten geht es um Frauen, die von ihrem Mann geschlagen werden (Pacific Institute for Women’s Health).

      Rußland: „Innerhalb eines Jahres wurden 14 500 Russinnen von ihrem Mann getötet, und weitere 56 400 trugen durch häusliche Gewalt Behinderungen oder schwere Verletzungen davon“ (The Guardian).

      China: „Es ist ein neues Problem, das vor allem in städtischen Regionen schnell wächst“, sagt Professor Chen Yiyun, Direktor des Jinglun-Familienzentrums. „Die Sorge, was die Nachbarn denken, ist nicht länger ein Hemmnis für häusliche Gewalt“ (The Guardian).

      Nicaragua: „In Nicaragua nimmt die Gewalt gegen Frauen rasch zu. Gemäß einer Studie wurden in diesem Land allein im vergangenen Jahr 52 Prozent aller Frauen in irgendeiner Form von ihrem Mann mißhandelt“ (BBC News).

      [Kasten auf Seite 7]

      Risikofaktoren

      Gestützt auf eine Studie, die von Richard J. Gelles von der University of Rhode Island (USA) durchgeführt wurde, lassen sich folgende Risikofaktoren für körperliche und emotionale Mißhandlung in der Familie nennen:

      1. Der Mann ist bereits früher gegen Familienmitglieder gewalttätig geworden.

      2. Er ist arbeitslos.

      3. Mindestens einmal im Jahr nimmt er Drogen.

      4. Er hat miterlebt, wie sein Vater seine Mutter geschlagen hat.

      5. Das Paar lebt zusammen, ohne verheiratet zu sein.

      6. Falls er eine Arbeit hat, wird sie schlecht bezahlt.

      7. Er hat keinen Schulabschluß.

      8. Er ist zwischen 18 und 30 Jahre alt.

      9. Einer oder beide Partner schlagen die Kinder.

      10. Das Einkommen liegt unter der Armutsgrenze.

      11. Der Mann und die Frau kommen aus unterschiedlichen Kulturen.

      [Bild auf Seite 7]

      Häusliche Gewalt kann schwerwiegende Auswirkungen auf die Kinder haben

  • Hilfe für mißhandelte Frauen
    Erwachet! 2001 | 8. November
    • Hilfe für mißhandelte Frauen

      WIE kann man Frauen helfen, die Opfer von Gewalt geworden sind? Zunächst muß man verstehen, was sie durchmachen. Oft haben sie nicht nur körperliche Verletzungen erlitten. In der Regel wird das Opfer außerdem verbal angegriffen und eingeschüchtert; es fühlt sich wertlos und hilflos.

      So ergeht es Roxana, von der bereits im ersten Artikel die Rede war. Manchmal gebraucht ihr Mann verletzende Ausdrücke wie eine Waffe. „Er wirft mir erniedrigende Schimpfwörter an den Kopf“, gesteht Roxana. „Er sagt: ‚Du hast ja noch nicht einmal einen Schulabschluß. Wie willst du dich ohne mich um die Kinder kümmern? Du bist faul, unfähig und eine schlechte Mutter. Glaubst du im Ernst, man würde dir die Kinder zusprechen, wenn du von mir wegläufst?‘ “

      Penibel überwacht Roxanas Mann die Finanzen und sichert sich dadurch seine Macht. Er verbietet seiner Frau, das Auto zu benutzen, und tagsüber ruft er an, um zu kontrollieren, was sie gerade macht. Wenn sie es wagt, ihre Ansicht zu äußern, bekommt er einen Wutanfall. Auf diese Weise hat Roxana gelernt, besser den Mund zu halten und niemals ihre Meinung zu sagen.

      Wie man sieht, ist das Thema der Gewalt gegen Ehepartner eine komplexe Angelegenheit. Wer Hilfe bieten möchte, sollte beim Zuhören Mitgefühl zeigen und daran denken, daß es einer mißhandelten Frau in den meisten Fällen sehr schwer fällt, über ihre Erlebnisse zu sprechen. Es kommt darauf an, der Betreffenden vor allem Mut zu machen und sie nicht zu einem bestimmten Vorgehen zu drängen.

      In einigen Fällen müssen sich mißhandelte Frauen wahrscheinlich an die Behörden wenden. In Einzelfällen kann eine kritische Situation — wenn beispielsweise die Polizei gerufen werden muß — einem gewalttätigen Ehemann die Augen dafür öffnen, daß es sich nicht um eine Lappalie handelt. Leider verschwindet oft jegliche Motivation, sich zu ändern, sobald die kritische Situation überstanden ist.

      Sollte eine mißhandelte Frau ihren Mann verlassen? In der Bibel wird das Thema Trennung nicht leichtgenommen. Allerdings verpflichtet sie eine mißhandelte Frau auch nicht, bei einem Mann zu bleiben, wenn ihre Gesundheit und vielleicht sogar ihr Leben bedroht ist. Der christliche Apostel Paulus schrieb: „Wenn sie wirklich wegginge, so bleibe sie unverheiratet, oder sonst söhne sie sich mit ihrem Mann wieder aus“ (1. Korinther 7:10-16). Da die Bibel eine Trennung wegen außergewöhnlicher Umstände nicht verbietet, bleibt es die persönliche Entscheidung der Frau, wie sie sich in dieser Angelegenheit verhält (Galater 6:5). Niemand sollte eine Frau überreden, ihren Mann zu verlassen, doch andererseits sollte auch niemand eine mißhandelte Frau dazu drängen, bei ihrem Mann zu bleiben, wenn ihre Gesundheit, ihr Leben und ihr geistiges Wohl bedroht sind.

      Gewalttätige Ehemänner — unverbesserlich?

      Jede Mißhandlung des Ehepartners ist eine gravierende Verletzung biblischer Grundsätze. In Epheser 4:29, 31 ist zu lesen: „Kein faules Wort gehe aus eurem Mund hervor . . . Möge alle boshafte Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und lästerliches Reden samt aller Schlechtigkeit von euch entfernt werden.“

      Kein Ehemann, der beansprucht, ein Nachfolger Christi zu sein, kann mit Recht behaupten, seine Frau zu lieben, wenn er sie mißhandelt. Von welchem Wert wären seine guten Werke, wenn er seine Frau mißhandeln würde? Ein „Schläger“ kommt für Dienstvorrechte in der Christenversammlung nicht in Frage (1. Timotheus 3:3; 1. Korinther 13:1-3). Jemand, der vorgibt, ein Christ zu sein, und sich wiederholt zu Wutausbrüchen hinreißen läßt, ohne zu bereuen, kann sogar aus der Christenversammlung ausgeschlossen werden (Galater 5:19-21; 2. Johannes 9, 10).

      Können sich gewalttätige Männer bessern? Bei einigen war das der Fall. In der Regel wird sich jemand, der seine Frau schlägt, allerdings nur dann ändern können, wenn er 1. sein Verhalten als falsch erkennt, 2. sich wirklich ändern will und 3. um Hilfe bittet. Jehovas Zeugen wissen aus Erfahrung, daß die Bibel jemanden sehr stark motivieren kann, Änderungen vorzunehmen. Viele Personen, die an Gottes Wort interessiert sind und mit denen die Bibel studiert wird, haben den starken Wunsch entwickelt, Gott zu gefallen. Sie haben erfahren, daß Jehova Gott ‘jeden, der Gewalttat liebt, gewiß haßt’ (Psalm 11:5). Will sich ein gewalttätiger Mann wirklich ändern, genügt es natürlich nicht, lediglich keine Gewalt mehr anzuwenden. Er muß auch eine völlig neue Einstellung zu seiner Frau entwickeln.

      Ein Mann, der die Erkenntnis Gottes erlangt, lernt, seine Frau nicht als Dienerin, sondern als „Gehilfin“ zu sehen, als Person, die nicht minderwertig ist, sondern der „Ehre zuteil werden“ sollte (1. Mose 2:18; 1. Petrus 3:7). Außerdem lernt er Mitgefühl und daß es wichtig ist, sich die Meinung seiner Frau anzuhören (1. Mose 21:12; Prediger 4:1). Durch ein systematisches Bibelstudium mit Jehovas Zeugen konnte schon vielen Paaren geholfen werden. Despotisches, tyrannisches oder brutales Verhalten ist in einer christlichen Familie fehl am Platz (Epheser 5:25, 28, 29).

      „Das Wort Gottes ist lebendig und übt Macht aus“ (Hebräer 4:12). Daher kann der weise Rat der Bibel Paaren helfen, ihre Probleme zu analysieren und sie mutig anzupacken. Darüber hinaus vermittelt uns die Bibel die zuverlässige und tröstliche Hoffnung, einmal eine Welt ohne Gewalt zu erleben, wenn Jehovas himmlischer König über eine gehorsame Menschheit regieren wird. In Gottes Wort heißt es: „Er wird den Armen befreien, der um Hilfe ruft, auch den Niedergedrückten und jeden, der keinen Helfer hat. Von Bedrückung und von Gewalttat wird er ihre Seele erlösen“ (Psalm 72:12, 14).

      [Herausgestellter Text auf Seite 12]

      Despotisches, tyrannisches oder brutales Verhalten ist in einer christlichen Familie fehl am Platz

      [Kasten auf Seite 8]

      Irrige Ansichten Richtigstellen

      • Es liegt an der Frau, wenn ihr Mann sie schlägt.

      Viele Männer, die ihre Frau schlagen, weisen die Schuld von sich und behaupten, ihre Frau habe sie provoziert. Sogar manche Freunde der Familie deuten vielleicht an, daß man mit der Frau nur schwer zurechtkomme und man verstehen könne, wenn der Mann ab und zu die Beherrschung verliert. Das läuft jedoch darauf hinaus, das Opfer anzuklagen und den Aggressor zu rechtfertigen. In Wirklichkeit bemühen sich mißhandelte Frauen oft sehr darum, beruhigend auf ihren Mann einzuwirken. Abgesehen davon gibt es einfach keinerlei berechtigten Grund, den Ehepartner zu schlagen. In dem Buch The Batterer—A Psychological Profile wird dazu folgendes festgestellt: „Männer, denen per Gerichtsbeschluß eine Therapie verordnet wird, weil sie ihre Frau mißhandeln, sind gewaltabhängig. Für sie ist Gewalt ein Ventil für ihren Zorn und ihre Depressionen, ein Mittel, andere zu beherrschen und Konflikte zu lösen, Spannungen abzubauen. . . . Häufig können sie weder die Schwere des Problems noch die Rolle, die sie selbst dabei spielen, erkennen.“

      • Der Alkohol ist schuld, wenn ein Mann seine Frau schlägt.

      Sicherlich sind manche Männer gewalttätiger, wenn sie getrunken haben. Ist es aber vernünftig, dem Alkohol die Schuld zu geben? „Die Trunkenheit erlaubt dem gewalttätigen Ehemann, die Schuld für sein Verhalten abzuschieben“, schreibt K. J. Wilson in ihrem Buch When Violence Begins at Home. Weiter schreibt sie: „Anscheinend wird häusliche Gewalt in unserer Gesellschaft verständlicher, wenn der Täter unter Alkoholeinfluß steht. Eine mißhandelte Frau braucht ihren Partner dann nicht so zu betrachten, wie er wirklich ist: gewalttätig. Statt dessen ist er für sie lediglich ein Trinker oder Alkoholiker.“ Doch damit mache sich eine Frau unter Umständen nur vor, daß „die Mißhandlungen enden würden, wenn er nur endlich aufhören würde zu trinken“, erklärt K. J. Wilson.

      Gegenwärtig halten viele Forscher jedoch Alkoholmißbrauch und häusliche Gewalt deutlich auseinander. Immerhin schlagen die meisten süchtigen Männer ihre Partnerin nicht. Die Autoren des Buches When Men Batter Women bemerken dazu: „Gewalt wird vor allem deshalb immer wieder ausgeübt, weil sie sich als Mittel zur Kontrolle, Einschüchterung und Unterwerfung der mißhandelten Frau bewährt hat. . . . Alkohol- und Drogenmißbrauch gehören einfach zum Lebensstil des gewalttätigen Ehemannes. Es wäre allerdings falsch, anzunehmen, die Drogen seien die eigentliche Ursache der Gewalt.“

      • Männer, die ihre Frau schlagen, sind auch gegen alle anderen aggressiv.

      Ein Mann, der seine Frau schlägt, kann anderen oft ein guter Freund sein. Wie die gespaltene Persönlichkeit des Dr. Jekyll und Mr. Hyde hat er zwei völlig unterschiedliche Gesichter. Das ist wohl der Grund, warum Freunde der Familie Berichte über die Gewalttätigkeit des Ehemannes unglaubwürdig finden. Aber in Wahrheit verhält sich ein gewalttätiger Ehemann deshalb brutal, weil er auf diese Weise seine Frau beherrschen will.

      • Die Frauen nehmen die Mißhandlungen hin.

      Wahrscheinlich entspringt diese Ansicht dem Unvermögen, sich vorzustellen, wie hilflos eine Frau ist, die nicht weiß, wohin sie sich flüchten soll. Die mißhandelte Frau findet vielleicht für ein oder zwei Wochen bei Freunden Unterschlupf. Doch was kommt danach? Die Aussichten, Arbeit zu finden, um die Miete aufzubringen, und sich gleichzeitig um die Kinder zu kümmern, sind düster. Vielleicht verbietet das Gesetz ihr auch, die Kinder mitzunehmen, wenn sie weggeht. Viele haben versucht wegzulaufen, doch sie wurden aufgespürt und entweder gezwungen oder überredet zurückzukehren. Freunde, die davon nichts mitbekommen, denken vielleicht fälschlicherweise, die Frau nehme die Mißhandlungen hin.

  • „Manchmal glaube ich zu träumen!“
    Erwachet! 2001 | 8. November
    • „Manchmal glaube ich zu träumen!“

      Die Finger auf den zitternden Lippen, blickt Lourdes aus dem Fenster ihrer Wohnung hinaus auf die Stadt. Die Südamerikanerin hat 20 Jahre unter den gewalttätigen Übergriffen ihres Mannes Alfredo gelitten. Alfredo hat es geschafft, sich zu ändern. Dennoch fällt es Lourdes immer noch schwer, über die erlittenen körperlichen und emotionalen Schmerzen zu reden.

      „Wir waren erst zwei Wochen verheiratet, als es anfing“, erzählt sie mit leiser Stimme. „Einmal hat er mir zwei Zähne ausgeschlagen. Ein andermal habe ich mich geduckt, und seine Faust traf mit voller Wucht den Schrank. Aber die Schimpfwörter haben noch weit mehr geschmerzt. Er nannte mich ‚unnützen Dreck‘ und behandelte mich, als hätte ich überhaupt keinen Verstand. Ich wollte weglaufen, aber wie hätte ich das mit drei Kindern anstellen sollen?“

      Alfredo berührt Lourdes sanft an der Schulter. „Ich habe einen sehr angesehenen Beruf“, sagt er. „Als ich zur Verhandlung vorgeladen wurde und eine gerichtliche Verfügung erhielt, fühlte ich mich gedemütigt. Ich versuchte, mich zu ändern, verhielt mich aber bald wieder genauso wie vorher.“

      Wie kam es zu einer Änderung? „Im Laden an der Ecke arbeitet eine Zeugin Jehovas“, erzählt Lourdes, mittlerweile deutlich entspannter. „Sie sagte, sie würde mir gern helfen, die Bibel zu verstehen. Ich erfuhr, daß Jehova Gott Frauen achtet. Obwohl es Alfredo anfangs rasend machte, begann ich, die Zusammenkünfte der Zeugen Jehovas zu besuchen. Es war etwas ganz Neues für mich, mit Freunden im Königreichssaal zusammenzukommen. Wie erstaunt ich war, als ich entdeckte, daß ich meinen eigenen Glauben haben, frei darüber reden und ihn sogar an andere weitervermitteln konnte! Mir wurde klar, daß ich in Gottes Augen wertvoll bin. Das machte mir Mut.

      Den Wendepunkt werde ich wohl nie vergessen. Alfredo ging nach wie vor sonntags zur Messe. Als er gegen das, was ich bei den Zeugen Jehovas machte, protestierte, sah ich ihm fest in die Augen und sagte ruhig, aber bestimmt: ‚Alfredo, ich habe eine andere Meinung als du.‘ Und er hat mich nicht geschlagen! Bald darauf ließ ich mich taufen, und in den fünf Jahren danach hat er mich nie wieder geschlagen.“

      Aber es sollte sich noch mehr verändern. Alfredo berichtet: „Etwa drei Jahre nachdem Lourdes sich hatte taufen lassen, lud mich ein Arbeitskollege, der ein Zeuge Jehovas ist, zu sich nach Hause ein, und er erklärte mir faszinierende Dinge aus der Bibel. Ohne meiner Frau davon zu erzählen, begann ich, mit ihm die Bibel zu studieren. Doch schon bald begleitete ich Lourdes zu den Zusammenkünften. In den Ansprachen, die ich hörte, ging es oft um das Familienleben, und häufig schämte ich mich hinterher.“

      Alfredo war beeindruckt, als er sah, wie alle in der Versammlung, auch die Männer, nach den Zusammenkünften den Boden fegten. Als er die Zeugen Jehovas zu Hause besuchte, sah er, wie Männer ihrer Frau beim Geschirrspülen halfen. Diese Kleinigkeiten zeigten Alfredo, wie sich wahre Liebe äußert.

      Nicht viel später ließ sich auch Alfredo taufen, und er und seine Frau sind heute Vollzeitverkündiger der Zeugen Jehovas. „Er hilft mir oft, den Tisch abzuräumen und die Betten zu machen“, sagt Lourdes. „Er lobt meine Kochkünste und läßt mich beispielsweise selbst wählen, welche Musik ich hören möchte oder was wir für unser Zuhause anschaffen sollten. So etwas wäre früher undenkbar gewesen! Vor kurzem hat er mir zum ersten Mal einen Blumenstrauß gekauft. Manchmal glaube ich zu träumen!“

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