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Macht, MachttatenEinsichten über die Heilige Schrift, Band 2
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„Naturgottheiten“ im Gegensatz zu dem wahren Gott. Alte Dokumente aus Babylon und von anderen Orten, wohin die Menschen auf ihrer Wanderung gelangten, lassen erkennen, dass zu jener frühen Zeit die Anbetung von „Naturgottheiten“ (z. B. der babylonische Sonnengott Schamasch und der kanaanitische Fruchtbarkeitsgott Baal) üblich wurde. In der menschlichen Vorstellung waren die „Naturgottheiten“ mit regelmäßig wiederkehrenden oder zyklischen Machtkundgebungen verbunden: mit dem täglichen Aufleuchten der Sonnenstrahlen, den Auswirkungen der Sonnenwenden und Tagundnachtgleichen auf die Jahreszeiten (Entstehung von Sommer und Winter, Frühling und Herbst), den Winden und Stürmen, dem Regen und seinen Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit der Erde zur Zeit der Aussaat und zur Erntezeit sowie ähnlichen Machterscheinungen. Diese Gewalten sind unpersönlich, und so fühlten Menschen sich veranlasst, das Fehlende zu ergänzen, indem sie ihren Göttern in ihrer Fantasie eine Persönlichkeit zuordneten. Die Persönlichkeiten, die sie sich für ihre Götter ausdachten, waren gewöhnlich launisch; sie hatten kein bestimmtes Ziel oder Vorhaben, waren moralisch entartet und waren nicht würdig, dass man sie anbetete und ihnen diente.
Doch der materielle Himmel und die Erde bezeugen unverkennbar die Existenz eines erhabenen Quells der Macht, der alle diese Kräfte ins Dasein gerufen, sie zueinander in Beziehung gesetzt und sie koordiniert hat. Aus der Ordnung der Kräfte spricht unleugbar intelligente Planung. An diesen Quell der Macht ergeht der jubelnde Zuruf: „Du bist würdig, Jehova, ja du, unser Gott, die Herrlichkeit und die Ehre und die Macht zu empfangen, weil du alle Dinge erschaffen hast, und deines Willens wegen existierten sie und wurden sie erschaffen“ (Off 4:11). Jehova ist kein Gott, der vom Lauf der Gestirne oder von Kreisläufen auf der Erde beherrscht wird oder auf sie beschränkt ist. Auch sind die Äußerungen seiner Macht nicht launenhaft, unberechenbar oder inkonsequent. Sie offenbaren jeweils etwas über seine Persönlichkeit, seine Maßstäbe, seinen Vorsatz. So heißt es in dem Theologischen Wörterbuch zum Neuen Testament, herausgegeben von G. Kittel, über die in den Hebräischen Schriften vermittelte Vorstellung von Gott, dass „nicht die Kraft und Macht das Wichtige und Beherrschende ist, sondern der Wille, dem die Kraft zur Durchsetzung dienen muss. Diese Linie lässt sich als die beherrschende überall herausarbeiten“ (Bd. II, 1935, S. 292).
Dadurch, dass die Israeliten „Naturgottheiten“ anbeteten, wurden sie abtrünnig; sie unterdrückten die Wahrheit zugunsten einer Lüge und beteten unvernünftigerweise die Schöpfung an statt denjenigen, der sie hervorgebracht hat. Diesen Gedanken bringt der Apostel in Römer 1:18-25 zum Ausdruck. Obwohl Jehova Gott unsichtbar ist, hat er den Menschen seine Eigenschaften offenbar gemacht, denn diese werden, so sagt Paulus, „seit Erschaffung der Welt deutlich gesehen, da sie durch die gemachten Dinge wahrgenommen werden, ja seine ewigwährende Macht und Göttlichkeit, sodass sie unentschuldbar sind“.
Gott gebraucht die Naturgewalten auf besondere Weise. Von Jehova als wahrem Gott würde man erwarten, dass er Macht über die Naturgewalten hat und diese auf eine Art ausübt, die eng mit seinem Namen verbunden ist (Ps 135:5, 6). Die Himmelskörper ziehen zwar ihre geordneten Bahnen, die erdatmosphärischen Verhältnisse (die Wind, Regen und andere Reaktionen verursachen) gehorchen den Gesetzen, denen sie unterworfen sind, und Heuschreckenschwärme sowie Vögel wandern; doch diese und viele andere normale Abläufe würden nicht genügen, um Gottes Namen vor den Augen von Gegnern und Anbetern falscher Götter zu heiligen.
Jehova Gott konnte jedoch bewirken, dass die Schöpfung und die Naturgewalten für seine Göttlichkeit Zeugnis ablegten, indem er sie über ihre eigentliche Zweckbestimmung hinaus gebrauchte – oft zu einer genau vorherbestimmten Zeit. Selbst Ereignisse, die an sich nichts Außergewöhnliches waren – z. B. eine Dürre, ein Regensturm oder ähnliche Wetterverhältnisse –, waren etwas Besonderes, wenn sie als Erfüllung der Prophezeiungen Jehovas eintraten. (Vgl. 1Kö 17:1; 18:1, 2, 41-45.) Aber in den meisten Fällen waren die Ereignisse an sich außergewöhnlich, entweder wegen ihres Ausmaßes oder ihrer Intensität (2Mo 9:24) oder weil sie auf eine ungewöhnliche, noch nie da gewesene Art und Weise eintraten bzw. zu einer ungewöhnlichen Zeit (2Mo 34:10; 1Sa 12:16-18).
Die Geburt eines Kindes war etwas Normales. Aber die Geburt eines Kindes, dessen Mutter ihr ganzes Leben lang unfruchtbar gewesen war und das gebärfähige Alter überschritten hatte (wie Sara), war etwas Außergewöhnliches (1Mo 18:10, 11; 21:1, 2), ein Beweis für Gottes Eingreifen. Der Tod war ebenfalls gewöhnlich. Wenn er aber zu einer vorhergesagten Zeit oder auf eine im Voraus angekündigte Weise durch eine sonst unbekannte Ursache eintrat, war er etwas Außergewöhnliches und deutete auf ein göttliches Eingreifen hin (1Sa 2:34; 2Kö 7:1, 2, 20; Jer 28:16, 17). All das bewies, dass Jehova der wahre Gott ist und dass „Naturgottheiten“ „wertlose Götter“ sind (Ps 96:5).
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Macht, MachttatenEinsichten über die Heilige Schrift, Band 2
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Erweist sich als der Gott Israels. Jehova verhieß der Nation Israel in Ägypten: „Ich werde mich wirklich als euer Gott erweisen; und ihr werdet bestimmt erkennen, dass ich Jehova, euer Gott, bin“ (2Mo 6:6, 7). Pharao vertraute darauf, dass die Macht der ägyptischen Götter und Göttinnen dem Tun Jehovas entgegenwirken würde. Gott ließ Pharao absichtlich eine Zeit lang gewähren, als sich dieser trotzig verhielt. Das gab Jehova Gelegenheit, ‘seine Macht zu zeigen’, und führte dazu, dass man ‘seinen Namen auf der ganzen Erde verkündete’ (2Mo 9:13-16; 7:3-5). Es veranlasste Gott, seine „Zeichen“ und „Wunder“ zu mehren (Ps 105:27), nämlich zehn Plagen herbeizuführen, die deutlich machten, dass er als der Schöpfer Gewalt hatte über das Wasser, das Sonnenlicht, die Insekten, die Tiere und den menschlichen Körper (2Mo 7 bis 12).
Insofern unterschied sich Jehova eindeutig von den „Naturgottheiten“. Die Plagen, zu denen Finsternis, Sturm, Hagel, Heuschreckenschwärme und ähnliche Naturereignisse zählten, wurden vorhergesagt und kamen genau in der angekündigten Weise. Sie ereigneten sich nicht rein zufällig. Da vor manchen Plagen im Voraus gewarnt wurde, konnten sich diejenigen, die die Warnung beachteten, in Sicherheit bringen (2Mo 9:18-21; 12:1-13). Gott entschied auch darüber, wo eine Plage eintreten sollte; während einiger Plagen verschonte er ein bestimmtes Gebiet und zeigte dadurch, wer seine Diener waren (2Mo 8:22, 23; 9:3-7, 26). Er ließ die Plagen nach seinem Willen beginnen und aufhören (2Mo 8:8-11; 9:29). Obwohl die Magie treibenden Priester Pharaos die beiden ersten Plagen anscheinend wiederholten (und sie vielleicht sogar ihren ägyptischen Gottheiten zuschrieben), ließen ihre Geheimkünste sie bald im Stich, und sie mussten anerkennen, dass „der Finger Gottes“ die dritte Plage bewirkte (2Mo 7:22; 8:6, 7, 16-19). Sie konnten die Plagen nicht verhindern und waren selbst davon betroffen (2Mo 9:11).
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