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PriesterEinsichten über die Heilige Schrift, Band 2
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Unter dem Gesetzesbund. Als die Israeliten noch in der Sklaverei Ägyptens waren, heiligte Jehova sich jeden Erstgeborenen Israels zu der Zeit, als er Ägyptens Erstgeborene durch die zehnte Plage vernichtete (2Mo 12:29; 4Mo 3:13). Folglich gehörten diese Erstgeborenen Jehova und sollten ihm ausschließlich für einen besonderen Dienst zur Verfügung stehen. Gott hätte alle diese männlichen Erstgeborenen Israels zu Priestern und Betreuern des Heiligtums einsetzen können. Seinem Vorsatz entsprechend nahm er aber nur männliche Angehörige des Stammes Levi für diesen Dienst. Er gestattete deshalb der Nation, die Erstgeborenen der übrigen zwölf Stämme (die Nachkommen der Söhne Josephs, Ephraim und Manasse, galten als zwei Stämme) durch die Leviten zu ersetzen. Eine Zählung ergab, dass es 273 nichtlevitische Erstgeborene im Alter von einem Monat und darüber mehr gab als Leviten, weshalb Gott einen Loskaufspreis von fünf Schekel (11 $) für jeden der 273 nichtlevitischen Erstgeborenen verlangte, der Aaron und seinen Söhnen ausgehändigt werden musste (4Mo 3:11-16, 40-51). Jehova hatte die männlichen Mitglieder der Familie Aarons aus dem Stamm Levi schon zuvor für das Priestertum Israels bestimmt (4Mo 1:1; 3:6-10).
Über eine lange Zeit hinweg hatten nur die Israeliten Gelegenheit, die Mitglieder eines ‘Königreiches von Priestern und einer heiligen Nation’ zu stellen (2Mo 19:6). Weil sie aber als Nation den Sohn Gottes verwarfen, blieben sie nicht die Einzigen, die diese Gelegenheit erhielten. (Vgl. Mat 21:43; 1Pe 2:7-10.)
Anfänglich war Jehova der König Israels. Später ordnete Jehova an, dass die Nachkommen Davids das Königtum übernehmen sollten. Jehova war zwar immer noch Israels unsichtbarer König, aber im Bereich der weltlichen Herrschaft gebrauchte er Davids Nachkommen als seine Vertreter. Als solche saßen diese irdischen Könige, wie man sagte, auf dem „Thron Jehovas“ (1Ch 29:23). Das Priestertum blieb jedoch den Nachkommen Aarons vorbehalten. Somit gehörte jener Nation sowohl das Königtum als auch die Priesterschaft Jehovas mit ihrem „heiligen Dienst“ (Rö 9:3, 4).
Einsetzung der Priesterschaft. Die Ernennung eines Priesters muss von Gott kommen; niemand übernimmt dieses Amt von sich aus (Heb 5:4). Jehova selbst übertrug Aaron und seinem Haus das Priestertum „auf unabsehbare Zeit“; er sonderte sie von der Familie der Kehathiter ab, einem der drei Hauptzweige des Stammes Levi (2Mo 6:16; 28:43). Aber zunächst wurden Aaron und seine Söhne durch den Leviten Moses, den Mittler des Gesetzesbundes und Vertreter Gottes, geheiligt, und ihre Hand wurde für den Priesterdienst mit Macht gefüllt – ein Vorgang, der in 2. Mose, Kapitel 29 und 3. Mose, Kapitel 8 beschrieben wird. Ihre Einsetzung dauerte offensichtlich vom 1. bis zum 7. Nisan 1512 v. u. Z., also sieben Tage. (Siehe EINSETZUNG.) Am Tag danach, am 8. Nisan, nahm die neu eingesetzte Priesterschaft ihren Dienst für Israel auf.
Voraussetzungen. Jehova legte die Voraussetzungen für die an seinem Altar dienenden Nachkommen Aarons fest. Es durfte nur der Priester sein, der körperlich gesund und nicht missgestaltet war. Ein mit einem Gebrechen Behafteter hätte sich dem Altar nicht nähern dürfen, um Opfergaben darzubringen, und er hätte auch nicht in die Nähe des Vorhangs zwischen dem Heiligen und dem Allerheiligsten in der Stiftshütte kommen dürfen. Er war jedoch berechtigt, einen Teil des Zehnten als Unterstützung zu empfangen und von den „heiligen Dingen“ zu essen, von denen sich die Priesterschaft ernährte (3Mo 21:16-23).
Ein bestimmtes Alter für den Eintritt in den Priesterdienst wird nicht angegeben, wenngleich die am Berg Sinai vorgenommene Zählung der Kehathiter die Dreißig- bis Fünfzigjährigen umfasste (4Mo 4:3). Die Leviten begannen mit 25 Jahren, im Heiligtum zu dienen (zur Zeit König Davids wurde dieses Alter auf 20 Jahre herabgesetzt) (4Mo 8:24; 1Ch 23:24). Leviten, die keine Priester waren, zogen sich mit 50 Jahren vom obligatorischen Dienst im Heiligtum zurück, aber für Priester war ein Ausscheiden aus dem Amt nicht vorgesehen (4Mo 8:25, 26; siehe RUHESTAND).
Unterhalt. Der Stamm Levi erhielt kein zusammenhängendes Stück Land als Erbteil; stattdessen wurde er ‘in Israel zerstreut’ und erhielt 48 Städte, in denen die Leviten mit ihren Familien und ihrem Vieh lebten. Dreizehn dieser Städte fielen den Priestern zu (1Mo 49:5, 7; Jos 21:1-11). Hebron, das zu den Zufluchtsstädten gehörte, war eine Priesterstadt (Jos 21:13). Warum die Leviten kein Landerbteil erhielten, erklärte Jehova mit den Worten: „Ich bin dein Anteil und dein Erbe inmitten der Söhne Israels“ (4Mo 18:20). Die Leviten erfüllten die ihnen übertragenen Dienstaufgaben, hielten ihre Häuser instand und kümmerten sich um den Weidegrund außerhalb der ihnen zugeteilten Städte. Sie bestellten ferner das Land, das die Israeliten dem Heiligtum zur Verfügung stellten (3Mo 27:21, 28). Jehova sorgte für die Leviten, indem er anordnete, dass sie von den übrigen 12 Stämmen den Zehnten von allen Erzeugnissen des Landes bekommen sollten (4Mo 18:21-24). Von diesem Zehnten mussten die Leviten einen Zehnten vom Allerbesten, was sie erhielten, den Priestern abgeben (4Mo 18:25-29; Ne 10:38, 39). Auf diese Weise erhielten die Priester ein Prozent der Erzeugnisse des Landes, und das ermöglichte es ihnen, ihre ganze Zeit den ihnen übertragenen Aufgaben in Verbindung mit dem Gottesdienst zu widmen.
Die Versorgung der Priesterschaft war zwar reichlich, stand aber dennoch im Gegensatz zu dem Luxus und der finanziellen Macht, die sich die Priester heidnischer Nationen erwarben. In Ägypten zum Beispiel gehörten den Priestern Teile des Landes (1Mo 47:22, 26), und durch schlaue Taktik wurden sie schließlich die reichsten und mächtigsten Männer Ägyptens. In seinem Werk A History of the Ancient Egyptians (1908, S. 355, 356, 431, 432) berichtet James H. Breasted, dass der Pharao während der sogenannten 20. Dynastie lediglich eine Marionette war. Die Priesterschaft besaß das nubische Goldland sowie die große Provinz des oberen Nil. Der Hohe Priester war nach dem Oberschatzmeister der wichtigste Finanzbeamte des Staates. Er hatte das Kommando über alle Heere, und die Staatskasse war in seinen Händen. In den historischen Zeugnissen steht er mehr im Vordergrund als der Pharao.
Erst als die Israeliten die Anbetung Gottes vernachlässigten und versäumten, ihre Zehnten zu zahlen, litten die Priester und die nichtpriesterlichen Leviten Not und mussten sich andere Arbeit suchen, um für sich und ihre Familie den Lebensunterhalt zu bestreiten. Und diese schlechte Einstellung gegenüber dem Heiligtum und dessen Unterhalt wirkte sich für die ganze Nation verhängnisvoll aus, da sie zur Vernachlässigung geistiger Interessen und zu einem Mangel an Erkenntnis Jehovas führte (Ne 13:10-13; siehe auch Mal 3:8-10).
Den Priestern wurde also Folgendes zuteil: 1. Der reguläre Zehnte. 2. Der Loskaufspreis für ein erstgeborenes männliches Kind oder die männliche Erstgeburt eines Tieres. Im Fall eines erstgeborenen Stieres, eines männlichen Lammes oder einer männlichen Ziege erhielten sie das Fleisch zum eigenen Verzehr (4Mo 18:14-19). 3. Der Loskaufspreis für Menschen und Dinge, die geheiligt worden waren, sowie für die Dinge, die Jehova geweiht worden waren (3Mo 27). 4. Bestimmte Teile der verschiedenen Opfer, die das Volk darbrachte, sowie das Schaubrot (3Mo 6:25, 26, 29; 7:6-10; 4Mo 18:8-14). 5. Ein Anteil vom Besten der ersten reifen Früchte (Getreide, Wein und Öl), die geopfert wurden (2Mo 23:19; 3Mo 2:14-16; 22:10 [mit „Fremder“ im letzten Text ist jemand gemeint, der kein Priester war]; 5Mo 14:22-27; 26:1-10). Abgesehen von bestimmten Teilen, die nur für die Priester bestimmt waren (3Mo 6:29), durften nach dem Gesetz Söhne und Töchter und in manchen Fällen die ganze Hausgemeinschaft des Priesters – sogar die Sklaven – mitessen (3Mo 10:14; 22:10-13). 6. Zweifellos auch etwas von dem Zehnten, der jedes dritte Jahr für die Leviten und die Armen bestimmt war (5Mo 14:28, 29; 26:12). 7. Beute, die auf einem Kriegszug gemacht wurde (4Mo 31:26-30).
Kleidung. Die Priester gingen ihrer Amtstätigkeit barfuß nach, da sie sich im Heiligtum auf heiligem Boden befanden. (Vgl. 2Mo 3:5.) In den Anweisungen zur Herstellung der Priesterkleidung wurden keine Sandalen erwähnt (2Mo 28:1-43). Die Priester trugen kurze leinene Hosen, die aus Schicklichkeitsgründen von den Hüften bis zu den Schenkeln reichten, „um das nackte Fleisch zu bedecken ..., damit sie sich nicht einer Vergehung schuldig machen und bestimmt sterben“ (2Mo 28:42, 43). Darüber trugen sie ein langes Gewand aus feinem Leinen, das sie mit einer leinenen Schärpe festbanden. Die Kopfbedeckung wurde ihnen ‘umgewunden’ (3Mo 8:13; 2Mo 28:40; 39:27-29). Dieser Kopfschmuck scheint etwas anders gewesen zu sein als der Turban des Hohen Priesters, der eine Art zusammengenähte Binde gewesen sein könnte, die ihm auf den Kopf gesetzt wurde (3Mo 8:9). Anscheinend trugen später auch die Unterpriester gelegentlich ein leinenes Ephod, das aber nicht reich bestickt war wie das des Hohen Priesters. (Vgl. 1Sa 2:18.)
Bestimmungen und Aufgaben. Die Priester mussten auf körperliche Reinheit achten und sich an einen hohen Sittenmaßstab halten. Bevor sie in das Zelt der Zusammenkunft hineingingen und bevor sie ein Opfer auf dem Altar darbrachten, mussten sie sich in dem Becken im Vorhof Hände und Füße waschen, ‘damit sie nicht starben’ (2Mo 30:17-21; 40:30-32). Mit ähnlichen Worten wurden sie davor gewarnt, Wein oder berauschendes Getränk zu trinken, wenn sie im Heiligtum dienten (3Mo 10:8-11). Sie durften sich weder durch die Berührung einer Leiche noch durch die Trauer um einen Verstorbenen verunreinigen, denn dadurch wären sie eine Zeit lang für den Dienst unrein gewesen. Für einen seiner Blutsverwandten durfte sich ein Unterpriester (nicht aber der Hohe Priester) allerdings verunreinigen: für seine Mutter, seinen Vater, seinen Sohn, seine Tochter, seinen Bruder und seine jungfräuliche Schwester, die noch bei ihm oder in seiner Nähe wohnen mochte; wahrscheinlich gehörte auch seine Frau zu den Blutsverwandten (3Mo 21:1-4). Ein Priester, der durch Aussatz oder einen Ausfluss, durch die Berührung einer Leiche oder durch sonst etwas unrein geworden war, durfte weder von den heiligen Dingen essen noch Dienst im Heiligtum verrichten, bis er rein war, sonst musste er sterben (3Mo 22:1-9).
Die Priester durften weder ihr Haupt kahl scheren noch das äußerste Ende ihres Bartes abscheren, noch sich Einschnitte ins Fleisch machen, was bei heidnischen Priestern Sitte war (3Mo 21:5, 6; 19:28; 1Kö 18:28). Während der Hohe Priester nur eine Jungfrau heiraten durfte, war es den Unterpriestern erlaubt, eine Witwe zu heiraten, aber keine Geschiedene oder Prostituierte (3Mo 21:7, 8; vgl. 3Mo 21:10, 13, 14). Alle Familienangehörigen des Hohen Priesters waren verpflichtet, die Würde des Priesteramtes zu wahren und den damit verbundenen hohen Sittenmaßstab einzuhalten. Daher musste die Tochter eines Priesters, die eine Prostituierte wurde, getötet werden und danach als etwas für Gott Abscheuliches verbrannt werden (3Mo 21:9).
Wenn in der Wildnis das Lager aufbrach, war es die Aufgabe Aarons und seiner Söhne, die heilige Einrichtung und die heiligen Geräte im Zelt der Zusammenkunft zu bedecken (erst dann durften die übrigen Kehathiter hereinkommen und als Träger amtieren, damit sie nicht starben). Desgleichen nahmen sie die Bedeckungen ab und stellten die Gegenstände am neuen Lagerplatz im Zelt wieder auf (4Mo 4:5-15). Unterwegs wurde die Bundeslade von den Priestern getragen (Jos 3:3, 13, 15, 17; 1Kö 8:3-6).
Die Priester mussten die heiligen Trompeten blasen und dienten so als Anführer des Volkes, wenn es galt, das Signal zum Aufschlagen oder Abbrechen des Lagers zu geben, das Volk zu versammeln oder zum Krieg aufzurufen oder ein Fest Jehovas anzukündigen (4Mo 10:1-10). Die Priester und die Leviten wurden nicht zum Kriegsdienst einberufen, zogen aber als Trompeter und Sänger vor dem Heer her (4Mo 1:47-49; 2:33; Jos 6:4; 2Ch 13:12).
Zu den Aufgaben, die die Priester im Heiligtum zu erfüllen hatten, gehörte es, die Opfertiere zu schlachten, die das Volk brachte, das Blut auf den Altar zu sprengen, die Opfertiere zu zerlegen, das Altarfeuer zu unterhalten, das Fleisch zu kochen und alle übrigen Opfergaben entgegenzunehmen, z. B. die Getreideopfer. Ferner mussten sie sich um Personen kümmern, die sich irgendwie verunreinigt hatten oder die ein bestimmtes Gelübde abgelegt hatten usw. (3Mo, Kap. 1 bis 7; 12:6; Kap. 13 bis 15; 4Mo 6:1-21; Luk 2:22-24). Sie kümmerten sich um das Morgen- und das Abendbrandopfer sowie um alle übrigen Opfer, die im Heiligtum regelmäßig dargebracht wurden (außer denen, die der Hohe Priester darbringen musste), und verbrannten Räucherwerk auf dem goldenen Altar (2Mo 29:38-42; 4Mo 28:1-10; 2Ch 13:10, 11). Sie brachten die Lampen in Ordnung und füllten ständig Öl nach (2Mo 27:20, 21), und sie besorgten das heilige Öl und das Räucherwerk (4Mo 4:16). Bei feierlichen Versammlungen segneten sie das Volk gemäß den Anweisungen in 4. Mose 6:22-27. Wenn aber der Hohe Priester in das Allerheiligste hineinging, um Sühne zu leisten, durfte sich kein anderer Priester im Heiligtum aufhalten (3Mo 16:17).
Die Priester hatten vor allem das Vorrecht, Gottes Gesetz zu erklären, und spielten eine wichtige Rolle in Israels Rechtspflege. Sie standen nicht nur den Richtern ihrer eigenen Stadt zur Verfügung, sondern auch anderen, die außergewöhnlich schwierige Fälle zu behandeln hatten, die von den Ortsgerichten nicht entschieden werden konnten (5Mo 17:8, 9). Im Fall eines unaufgeklärten Mordes mussten sie sich zusammen mit den älteren Männern der Stadt zum Tatort begeben, um dafür zu sorgen, dass die Stadt durch vorschriftsgemäßes Vorgehen von Blutschuld befreit wurde (5Mo 21:1, 2, 5). Wenn ein eifersüchtiger Ehemann seine Frau beschuldigte, heimlich Ehebruch begangen zu haben, musste sie zum Heiligtum gebracht werden, wo der Priester eine vorgeschriebene Zeremonie durchführte, in deren Verlauf Jehova – der wusste, ob die Frau unschuldig oder schuldig war – angerufen und gebeten wurde, Recht zu sprechen (4Mo 5:11-31). In allen Fällen musste das von den Priestern oder den eingesetzten Richtern gefällte Urteil respektiert werden; wer ihren Entscheid willentlich missachtete oder nicht befolgte, wurde mit dem Tod bestraft (4Mo 15:30; 5Mo 17:10-13).
Die Priester belehrten das Volk über das Gesetz, indem sie es denen, die zur Anbetung ins Heiligtum kamen, vorlasen und erklärten. Auch außerhalb ihrer Dienstzeit boten sich ihnen hierzu sowohl im Tempelgebiet als auch in anderen Teilen des Landes unzählige Gelegenheiten (5Mo 33:10; 2Ch 15:3; 17:7-9; Mal 2:7). Als die Israeliten aus Babylon nach Jerusalem zurückgekehrt waren, versammelte sie Esra, der Priester (unterstützt von anderen Priestern und den Leviten), und verwendete mehrere Stunden darauf, ihnen das Gesetz vorzulesen und zu erklären (Ne 8:1-15).
Die Einrichtung der Priesterschaft diente als Schutz für die Nation, was die kultische Reinheit und die Gesundheit betraf. Der Priester musste bei Verdacht auf Aussatz entscheiden, ob ein Mensch, ein Kleidungsstück oder ein Haus rein oder unrein war. Er achtete darauf, dass die gesetzlichen Quarantänevorschriften eingehalten wurden. Er nahm auch bei Personen, die durch das Berühren einer Leiche, durch einen krankhaften Ausfluss oder auf andere Weise unrein geworden waren, die Reinigungszeremonie vor (3Mo 13 bis 15).
Wie wurde festgelegt, welche Zuteilungen für den Tempeldienst die Priester in Israel erhielten?
Von den 24 Priesterabteilungen, die König David organisierte, waren 16 aus dem Haus Eleasars und 8 aus dem Haus Ithamars (1Ch 24:1-19). Anfänglich kehrten jedoch nur Priester von 4 Abteilungen aus dem Babylonischen Exil zurück (Esr 2:36-39). Man vermutet, dass die 4 zurückgekehrten Familien nach dem Muster der früheren Einrichtung aufgeteilt wurden, sodass wieder 24 Abteilungen vorhanden waren. Wie Alfred Edersheim in seinem Buch The Temple (1874, S. 63) ausführt, zogen die betreffenden Familien je fünf Lose für diejenigen, die nicht zurückgekehrt waren, und bildeten so aus ihren Gruppen 20 weitere Abteilungen, denen sie die ursprünglichen Namen gaben. (Siehe auch Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche, 3. Auflage, herausgegeben von D. Albert Hauck, Bd. 16, 1971, S. 39.) Sacharja, der Vater Johannes’ des Täufers, war aus der achten Abteilung, der Abteilung Abijas. Wenn die obige Ansicht den Tatsachen entspricht, ist er jedoch möglicherweise kein Nachkomme Abijas gewesen, sondern hat lediglich zu der Abteilung gehört, die dessen Namen trug (1Ch 24:10; Luk 1:5). Da vollständige Angaben hierüber fehlen, können keine eindeutigen Schlussfolgerungen gezogen werden.
Der Tempeldienst der Priester wurde von verschiedenen Beamten organisiert. Bestimmte Dienste wurden durch das Los zugeteilt. Jede der 24 Abteilungen verrichtete ihren Dienst zweimal im Jahr je eine Woche lang. Während der Festzeiten, wenn das Volk Tausende von Schlachtopfern darbrachte, wie bei der Einweihung des Tempels, war offenbar die ganze Priesterschaft im Dienst (1Ch 24:1-18, 31; 2Ch 5:11; vgl. 2Ch 29:31-35; 30:23-25; 35:10-19). Ein Priester konnte auch zu anderen Zeiten dienen, sofern er die diensttuenden Priester nicht an der Erfüllung ihrer Aufgaben hinderte. Gemäß rabbinischen Überlieferungen waren die Priester während des Lebens Jesu auf der Erde so zahlreich, dass der Wochendienst unter den Familien der jeweiligen Abteilung weiter aufgeteilt wurde; jede Familie diente ihrer Größe entsprechend einen oder mehrere Tage.
Das Verbrennen des Räucherwerks auf dem goldenen Altar galt vermutlich als der ehrenvollste der täglichen Dienste. Diese Handlung wurde nach dem Darbringen des Opfers vollzogen. Während das Räucherwerk verbrannt wurde, stand das versammelte Volk außerhalb des Heiligtums und betete. Die rabbinische Überlieferung berichtet, dass dieser Dienst verlost wurde, dass aber jemand, der bereits einmal an der Reihe war, von der Verlosung ausgeschlossen wurde, es sei denn, alle Anwesenden hatten den Dienst schon einmal verrichtet (The Temple, S. 135, 137, 138). Demnach wäre einem Priester diese Ehre gewöhnlich nur einmal im Leben zuteilgeworden. Diesen Dienst verrichtete Sacharja, als ihm der Engel Gabriel erschien, um ihm mitzuteilen, dass er und seine Frau Elisabeth einen Sohn erhalten würden. Als Sacharja aus dem Heiligtum herauskam, konnte die versammelte Menge an seinem Aussehen und an seiner Unfähigkeit zu reden erkennen, dass sich ihm im Heiligtum ein übernatürlicher Anblick geboten hatte, und so wurde dieses Ereignis allgemein bekannt (Luk 1:8-23).
Offenbar hatten die Priester an jedem Sabbat das Vorrecht, das Schaubrot auszuwechseln. Ebenfalls am Sabbat beendete die eine Priesterabteilung ihren Wochendienst, und die neue trat den Dienst für die folgende Woche an. Diese und andere notwendige Dienstaufgaben wurden von den Priestern erfüllt, ohne dass sie dadurch den Sabbat brachen (Mat 12:2-5; vgl. 1Sa 21:6; 2Kö 11:5-7; 2Ch 23:8).
Loyalität. Als sich unter Rehabeam zehn Stämme von seinem Königreich losrissen und unter Jerobeam das Nordreich gründeten, hielt der Stamm Levi loyal zu dem Zweistämmereich Juda und Benjamin. Jerobeam machte Nichtleviten zu Priestern, die im Dienst der Verehrung goldener Kälber stehen sollten, und vertrieb die Priester Jehovas, die Söhne Aarons (1Kö 12:31, 32; 13:33; 2Ch 11:14; 13:9). In Juda wurden später zwar viele Priester Gott untreu, aber es gab auch Zeiten, in denen das Volk unter dem großen Einfluss der Priester Jehova treu blieb (2Ch 23:1, 16; 24:2, 16; 26:17-20; 34:14, 15; Sach 3:1; 6:11). Obwohl zur Zeit Jesu und der Apostel die Hohen Priester sehr korrupt waren, gab es dennoch viele Priester, die Jehova gegenüber gut gesinnt waren, was sich darin zeigte, dass kurz nach dem Tod Jesu „eine große Menge Priester begann[,] dem Glauben gehorsam zu sein“ (Apg 6:7).
Andere Anwendungen des Wortes „Priester“. In Psalm 99:6 wird Moses als Priester bezeichnet, weil er als Mittler fungierte und dazu bestimmt worden war, im Heiligtum die Handlungen vorzunehmen, durch die Aaron und seine Söhne geheiligt und in das Priesteramt eingeführt wurden. Moses legte für Israel Fürsprache ein, indem er den Namen Jehovas anrief (4Mo 14:13-20). Das Wort „Priester“ wurde gelegentlich auch im Sinn von „Statthalter“ oder „höchster Staatsbeamter“ gebraucht. In dem Verzeichnis der obersten Beamten, die unter König David dienten, heißt es: „Was die Söhne Davids betrifft, sie wurden Priester“ (2Sa 8:18; vgl. 2Sa 20:26; 1Kö 4:5; 1Ch 18:17).
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PriesterEinsichten über die Heilige Schrift, Band 2
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Kein Vorbild für das Priestertum Israels. Dennoch behaupten einige, das Priestertum Israels und die Formulierung vieler seiner Bestimmungen folgten ägyptischen Vorbildern. Sie sagen, Moses, der Mittler des Gesetzesbundes, sei von seinem Leben in Ägypten, seiner Ausbildung am Hof Pharaos und seiner Unterweisung „in aller Weisheit der Ägypter“ stark geprägt worden (Apg 7:22). Bei ihren Überlegungen lassen sie jedoch die Tatsache außer Acht, dass Moses in keiner Hinsicht der Gesetzgeber war, wenngleich er dazu gebraucht wurde, Israel das Gesetz zu übermitteln. Israels Gesetzgeber war Jehova Gott (Jes 33:22), und er gebrauchte Engel, um das Gesetz durch die Hand des Mittlers Moses zu übermitteln (Gal 3:19).
Alles, was in Israel zur Anbetung gehören sollte, wurde von Gott genau beschrieben. Moses erhielt die Pläne für das Zelt der Zusammenkunft (2Mo 26:30), und es wurde ihm geboten, wie das Schriftwort sagt: „Sieh zu, dass du alle Dinge nach ihrem Muster machst, das dir auf dem Berg gezeigt worden ist“ (Heb 8:5; 2Mo 25:40). Der gesamte Dienst im Heiligtum hatte seinen Ursprung in Jehova und entsprach seinen Anweisungen. Das wird uns wiederholt versichert, wenn es heißt: „Die Söhne Israels ... blieben [dabei], gemäß allem zu tun, was Jehova Moses geboten hatte. Geradeso taten sie.“ „Gemäß allem, was Jehova Moses geboten hatte, so verrichteten die Söhne Israels den ganzen Dienst. Und Moses bekam das ganze Werk zu sehen, und siehe, sie hatten es getan, so wie es Jehova geboten hatte. Geradeso hatten sie es getan.“ „Und Moses ging daran, gemäß allem zu tun, was Jehova ihm geboten hatte. Geradeso tat er“ (2Mo 39:32, 42, 43; 40:16).
Ägyptologen weisen darauf hin, dass die Kleidung der ägyptischen Priester in manchem der Kleidung der Priester Israels ähnlich war, so z. B. in der Verwendung von Leinen; wie die Leviten (nicht aber die Priester Israels; 4Mo 8:7), so rasierten sich auch die ägyptischen Priester den Körper; Waschungen wurden vollzogen. Beweisen aber diese wenigen Ähnlichkeiten, dass die beiden Priesterschaften gleichen Ursprungs waren oder die eine auf die andere zurückging? Kleider, Häuser und andere Gebäude werden weltweit aus ähnlichem Material gefertigt oder errichtet, und alltägliche Pflichten wie das Waschen erledigt man oft auf ähnliche Weise, obwohl es in Bezug auf Stil und Verfahrensweise auch große Unterschiede gibt. Das muss nicht heißen, dass das eine vom anderen herrührt oder dass der Kleidung oder der Handlung die gleiche religiöse oder symbolische Bedeutung zukommt.
Vergleicht man Kleidung und Tätigkeit der israelitischen und der ägyptischen Priester miteinander, so finden sich kaum Ähnlichkeiten. Zum Beispiel dienten die israelitischen Priester barfuß, während die ägyptischen Priester Sandalen trugen. Die Gewänder der ägyptischen Priester waren völlig anders gestaltet, und auf Kleidung und Ausrüstung trugen sie Symbole der Anbetung ihrer falschen Götter. Sie schoren sich das Haupt kahl, die Priester Israels dagegen nicht (3Mo 21:5). Aus Inschriften auf ägyptischen Denkmälern geht hervor, dass die ägyptischen Priester Perücken trugen oder Kopfbedeckungen, die sich von denen der Priester Israels grundlegend unterschieden. Überdies machte Jehova deutlich, dass Israel die Bräuche Ägyptens oder der anderen Nationen nicht übernehmen sollte, weder in der Anbetung noch im Rechtswesen (3Mo 18:1-4; 5Mo 6:14; 7:1-6).
Die bisweilen vertretene Theorie, Israels Priesterschaft habe sich an der ägyptischen orientiert, entbehrt daher jeder Grundlage. Man sollte nicht vergessen, dass die Vorstellung von Opfern und einem Priestertum ursprünglich von Gott stammte und von Anfang an von treuen Männern wie Abel und Noah und später in der patriarchalischen Gesellschaft von Abraham und anderen zum Ausdruck gebracht wurde. Opfer und Priester waren somit allen Nationen von ihren Vorfahren her bekannt; weil sie aber den wahren Gott und die reine Anbetung verließen, kam es zu vielen Entartungen. Heidnische Nationen hatten zwar immer noch ein angeborenes religiöses Bedürfnis, aber ihnen fehlte die Führung Jehovas, und so entwickelten sie viele unrechte, ja entwürdigende Riten, die allesamt im Widerspruch zur wahren Anbetung standen.
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