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GerechtigkeitEinsichten über die Heilige Schrift, Band 1
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Gott bestimmt den Maßstab. Der Gräzist Kenneth S. Wuest erklärt: „Gott ist der objektive Maßstab, der den Bedeutungsinhalt von dikaios [gerecht] bestimmt und diesen Bedeutungsinhalt zugleich unveränderlich bewahrt, da Er der Unveränderliche ist.“ Danach zitiert er den Gräzisten Cremer: „Gerechtigkeit im biblischen Sinn ist ein Zustand der Rechtmäßigkeit, dessen Maßstab Gott ist und der nach dem göttlichen Maßstab beurteilt wird, der sich in einem Verhalten äußert, das mit Gott übereinstimmt, und vor allem mit seiner Beziehung zu Gott und mit dem Wandeln vor Ihm zu tun hat. Er ist und heißt dikaiosune theou (Gerechtigkeit Gottes) (Rö 3:21; 1:17), eine Gerechtigkeit, wie sie Gott zu eigen und vor Ihm von Wert ist, eine gottähnliche Gerechtigkeit, siehe Eph. 4:24; mit dieser so definierten Gerechtigkeit kommt das Evangelium (Rö 1:17) in die Welt der Nationen, die gewohnt war, einen anderen Maßstab anzulegen“ (Studies in the Vocabulary of the Greek New Testament, 1946, S. 37).
Lukas zeigt, was es bedeutet, gerecht zu sein, wenn er von dem Priester Sacharja und seiner Frau Elisabeth (den Eltern Johannes’ des Täufers) sagt: „Sie waren beide vor Gott gerecht, weil sie allen Geboten und rechtlichen Erfordernissen Jehovas gemäß untadelig wandelten“ (Luk 1:6). Gerechtigkeit wird daran gemessen, inwieweit jemand dem Willen und den Geboten Gottes entspricht. Spezielle Gebote Gottes mögen sich von Zeit zu Zeit oder von Person zu Person ändern. Das Gebot, eine Arche zu bauen, das an Noah erging, wurde nie wiederholt, und das Beschneidungsgebot gilt nicht für Christen. Doch Gottes persönliche Maßstäbe, seine Persönlichkeit, das, was er ist – Merkmale, die durch seine Worte und Taten zum Ausdruck kommen –, bleiben stets unverändert und bilden daher einen vollkommenen Maßstab, fest und unerschütterlich wie ein „Fels“, an dem das Verhalten all seiner Geschöpfe gemessen werden kann (5Mo 32:4; Hi 34:10; Ps 92:15; Hes 18:25-31; 33:17-20).
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GerechtigkeitEinsichten über die Heilige Schrift, Band 1
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Jehova, der Gerechte. Die hebräischen Wörter zé·dheq und zedhaqáh und das griechische Wort dikaiosýnē beziehen sich häufig auf die Richtigkeit der Handlungsweise Gottes: als Souverän (Hi 37:23; Ps 71:19; 89:14), beim Rechtsprechen und bei der Urteilsvollstreckung (Ps 9:8; 85:11; Jes 26:9; 2Ko 3:9), bei der Bestrafung derer, die vorgeben, sein Volk zu sein (Jes 10:22), bei der Rechtfertigung seiner selbst im Gericht (Ps 51:4; Rö 3:4, 5) und bei der Rechtfertigung seines Volkes (Mi 7:9).
Jehova selbst wird als der „Aufenthaltsort der Gerechtigkeit“ bezeichnet (Jer 50:7). Er ist daher der Gerechte, und die Gerechtigkeit seiner Geschöpfe entspringt immer ihrem Verhältnis zu ihm. Jehova hält sich ohne Ausnahme an seinen eigenen Maßstab für Gerechtigkeit. Darum können seine Geschöpfe völlig auf ihn vertrauen. Über ihn heißt es: „Gerechtigkeit und Gericht sind die feste Stätte deines Thrones“ (Ps 89:14).
Gerecht und doch barmherzig. Jehova kann in seiner Gerechtigkeit, Heiligkeit und Reinheit Sünde nicht entschuldigen (Ps 5:4; Jes 6:3, 5; Hab 1:13; 1Pe 1:15). Folglich könnte er die Sünden der Menschen nicht vergeben, ohne der Gerechtigkeit Genüge zu tun, d. h., ohne dafür eine rechtliche Grundlage zu haben. Aber in seiner unverdienten Güte hat er einen gerechten Ausweg geschaffen, indem er seinen Sohn opferte; durch dieses Opfer können Sünden gesühnt oder zugedeckt werden. Auf diese Weise kann Gott sowohl an seiner Gerechtigkeit festhalten als auch Sündern, die seine Vorkehrung annehmen, Barmherzigkeit erweisen. Paulus drückte dies wie folgt aus: „Nun aber ist Gottes Gerechtigkeit ohne Gesetz offenbar gemacht worden ..., ja, Gottes Gerechtigkeit durch den Glauben an Jesus Christus ... Denn alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes, und als freie Gabe werden sie durch seine unverdiente Güte gerechtgesprochen aufgrund der Befreiung durch das von Christus Jesus bezahlte Lösegeld. ... damit er [Gott] gerecht sei, auch wenn er den [von Geburt aus sündigen] Menschen gerechtspricht, der an Jesus glaubt“ (Rö 3:21-26; siehe GERECHTSPRECHEN).
Suche Gottes Gerechtigkeit. Jesus forderte seine Zuhörer auf: „So fahrt denn fort, zuerst das Königreich und SEINE [Gottes] Gerechtigkeit zu suchen, und alle diese anderen Dinge werden euch hinzugefügt werden“ (Mat 6:33). Man muss das Königreich fortgesetzt suchen; man muss diese Regierung herbeisehnen und loyal zu ihr stehen. Doch darf man nicht vergessen, dass es um Gottes Königreich geht; man muss sich nach Gottes Willen, seinem Maßstab für richtiges und verkehrtes Verhalten, ausrichten und muss ständig ‘seinen Sinn neugestalten’, damit jeder Bereich des Lebens mit der Gerechtigkeit Gottes übereinstimmt (Rö 12:2). Man muss „die neue Persönlichkeit anziehen ..., die nach Gottes Willen in wahrer Gerechtigkeit und Loyalität geschaffen worden ist“ (Eph 4:23, 24).
Die Juden wiegten sich in Sicherheit und meinten, sie würden Gottes Königreich dadurch empfangen, dass sie ihre eigene Gerechtigkeit aufzurichten suchten; sie unterwarfen sich nicht der Gerechtigkeit Gottes (Rö 10:1-3). Deshalb sagte Jesus zu seinen Jüngern: „Ich sage euch, dass ihr, wenn eure Gerechtigkeit die der Schriftgelehrten und Pharisäer nicht weit übertrifft, keinesfalls in das Königreich der Himmel eingehen werdet.“ Diese Männer bekundeten eine äußerliche Gerechtigkeit, indem sie gewissen Erfordernissen des Gesetzes und den von ihnen hinzugefügten Überlieferungen gehorchten. Aber in Wirklichkeit hatten sie das Wort Gottes durch ihre Überlieferungen ungültig gemacht, und sie verwarfen Christus, den von Gott geschaffenen Weg, auf dem sie wahre Gerechtigkeit hätten erlangen können (Mat 5:17-20; 15:3-9; Rö 10:4).
Gerechtigkeit nicht aufgrund eigener Werke. Es ist daher klar, dass unvollkommene Menschen weder durch Werke nach dem mosaischen Gesetz noch durch eigene, selbstgerechte Werke wirklich gerecht werden, d. h. der Gerechtigkeit Gottes entsprechen können (Rö 3:10; 9:30-32; Gal 2:21; 3:21; Tit 3:5). Die Menschen, die Gott als „gerecht“ bezeichnete, waren Menschen, die Glauben an Gott ausübten und die nicht auf ihre eigenen Werke vertrauten, sondern ihren Glauben durch Werke bewiesen, die mit seinem gerechten Maßstab übereinstimmten (1Mo 15:6; Rö 4:3-9; Jak 2:18-24).
Das Gesetz war gerecht. Trotzdem kann gesagt werden, dass das durch Moses gegebene Gesetz Gottes Maßstab der Gerechtigkeit enthielt. Der Apostel Paulus schrieb: „Somit ist das GESETZ an sich heilig, und das Gebot ist heilig und gerecht und gut“ (Rö 7:12; 5Mo 4:8). Es diente dem Vorsatz Gottes, indem es Übertretungen offenbar machte, als Erzieher ehrlich gesinnte Juden zu Christus führte und einen Schatten der künftigen guten Dinge hatte (Gal 3:19, 24; Heb 10:1). Dennoch trug es denen, die ihm unterstanden, keine wirkliche, vollständige Gerechtigkeit ein. Sie alle waren Sünder, sie konnten das Gesetz nicht vollkommen halten, und die Opfer und Dienste ihres Hohen Priesters vermochten sie nicht von ihren Sünden zu befreien. Daher konnten sie Gerechtigkeit nur durch die Annahme des Sohnes Gottes erlangen (Rö 8:3, 4; Heb 7:18-28). Diejenigen, die Christus annahmen, wurden für gerecht erklärt. Dies war jedoch nicht ihr eigenes Verdienst, sondern eine Gabe, und Christus wurde ihnen „zur Weisheit von Gott ... sowie zur Gerechtigkeit und Heiligung und Befreiung durch Lösegeld“. Folglich ist wahre Gerechtigkeit nur durch Christus möglich. Diese Tatsache gereicht Jehova zur Ehre, denn sie weist auf ihn – nicht auf den Menschen oder eigene Werke – als den Quell aller Gerechtigkeit hin, „damit es so sei, wie geschrieben steht: ‚Wer sich rühmt, rühme sich in Jehova‘“ (1Ko 1:30, 31; Rö 5:17).
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