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Same, SamenEinsichten über die Heilige Schrift, Band 2
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E i n e Person vorhergesagt. Wenn von der Nachkommenschaft Abrahams oder der Nachkommenschaft anderer die Rede ist, werden der hebräische und der griechische Ausdruck im Singular gebraucht, also gewöhnlich als Sammelbegriff. Anscheinend gibt es einen triftigen Grund dafür, dass für die Nachkommenschaft Abrahams nicht baním – eine Pluralform, die „Söhne“ bedeutet (die Singularform ist ben) –, sondern oft das Kollektivum séraʽ verwendet wurde. Der Apostel Paulus weist auf diese Tatsache hin, wenn er erklärt, dass Gott, als dieser von den Segnungen sprach, die durch den Samen Abrahams kommen sollten, in erster Linie auf eine Person Bezug nahm, nämlich auf Christus. Paulus sagt: „Nun wurden die Verheißungen Abraham und seinem Samen zugesagt. Es heißt [oder er sagt] nicht: ‚Und den Samen [gr. spérmasin]‘ wie im Fall vieler solcher, sondern wie im Fall eines einzigen: ‚Und deinem Samen [gr. spérmati]‘, welcher Christus ist“ (Gal 3:16, Fn.).
Einige Gelehrte haben gegen das, was Paulus über den Gebrauch der Singular- und der Pluralform von „Samen“ sagt, Einspruch erhoben. Sie weisen darauf hin, dass sich im Hebräischen bei dem Wort für „Samen“ (séraʽ) niemals die Form ändert, wenn es sich auf Nachkommenschaft bezieht; es verhält sich genauso wie bei dem deutschen Wort „Samen“. Außerdem lassen die dazugehörenden Verben und Adjektive nicht direkt erkennen, ob das Wort für „Samen“ im Singular oder im Plural steht. Es gibt aber einen anderen Faktor, der erkennen lässt, dass die Erklärung des Paulus sowohl grammatisch als auch der Lehre nach korrekt ist. In der Cyclopædia von M’Clintock und Strong (1894, Bd. IX, S. 506) wird Folgendes gesagt: „In Verbindung mit Pronomen ist die Konstruktion völlig anders als in Verbindung mit den Zuvorerwähnten [d. h. den Verben und Adjektiven, die zusammen mit dem Wort „Samen“ gebraucht werden]. Ein Pronomen im Singular [das mit séraʽ verwendet wird] bezeichnet eine Einzelperson oder eine Person von vielen; ein Pronomen im Plural stellt hingegen alle Nachkommen dar. In der Sept[uaginta] wird diese Regel ausnahmslos angewandt. ... Petrus wusste, was diese Konstruktion bedeutete, denn als er vor der Bekehrung des Paulus in Jerusalem zu einheimischen Juden redete, gebrauchte er die Singularform, als er von dem in 1. Mose xxii, 17, 18 erwähnten Samen sprach (Apg. iii, 26), und er folgte somit dem Beispiel Davids, das dieser 1000 Jahre zuvor gegeben hatte (Psa. lxxii, 17).“
In dem Nachschlagewerk heißt es weiter: „Paulus machte keinen Unterschied zwischen dem einen Samen und einem anderen, sondern zwischen dem einen und vielen Samen; und wenn man in Betracht zieht, dass er denselben [oben erwähnten] Bibeltext zitierte wie Petrus, dann ruht sein Argument durch das Pronomen ‚seine [nicht ihre] Feinde‘ auf einer wirklich guten Grundlage. Samen mit einem Pronomen, das im Singular steht, ist die genaue Entsprechung von Sohn.“
Der „Same“ Abrahams, durch den sich gemäß der dem Abraham gegebenen Verheißung alle Familien der Erde segnen würden, konnte nicht alle Nachkommen Abrahams einschließen, denn durch die Nachkommenschaft seines Sohnes Ismael sowie die der Söhne, die er mit Ketura hatte, sollte die Menschheit nicht gesegnet werden. Der Same, der sich als Segen erweisen würde, sollte durch Isaak kommen. Jehova sagte: „Durch Isaak wird sein, was dein Same genannt werden wird“ (1Mo 21:12; Heb 11:18). Der Kreis, auf den sich die Verheißung bezog, wurde noch enger gezogen, als von den beiden Söhnen Isaaks, Jakob und Esau, Jakob besonders gesegnet wurde (1Mo 25:23, 31-34; 27:18-29, 37; 28:14). Jakob zog die Grenzen noch enger, indem er zeigte, dass das Volk zu Schilo („Derjenige, dessen es ist“, „Derjenige, dem es gehört“) hin versammelt werden würde, der aus dem Stamm Juda kommen sollte (1Mo 49:10). Vom gesamten Stamm Juda wurde nur die Linie Davids ausgewählt, aus der der Same kommen sollte (2Sa 7:12-16). Die Juden des 1. Jahrhunderts u. Z. waren sich dieser fortschreitenden Eingrenzung bewusst, denn sie hielten nur nach einer Person Ausschau, die als Messias oder Christus, als Befreier, erscheinen sollte (Joh 1:25; 7:41, 42), obwohl sie dachten, dass auch sie als Abrahams Nachkommen oder Same das begünstigte Volk und demnach Gottes Kinder seien (Joh 8:39-41).
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Same, SamenEinsichten über die Heilige Schrift, Band 2
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Das Kommen des „Samens“. Wie schon nachgewiesen wurde, bildet Jesus den primären Teil des „Samens“. Als er jedoch als Mensch geboren wurde, war er noch nicht der ‘Same der Frau’ (d. h. des „Jerusalem droben“). Durch seine Mutter Maria gehörte er aber zum natürlichen Samen Abrahams; außerdem kam er aus dem Stamm Juda, und er war aus der Linie Davids – auf natürliche Weise durch Maria und gesetzlich durch seinen Adoptivvater Joseph (Mat 1:1, 16; Luk 3:23, 31, 33, 34). Den prophetischen Verheißungen gemäß entsprach Jesus also den Voraussetzungen, der ‘Same der Frau’ zu sein.
Doch erst als Jesus durch Gottes heiligen Geist gezeugt wurde, wurde er der Nachkomme oder ‘Same der Frau’, durch den alle Nationen gesegnet werden sollten. Das geschah im Jahr 29 u. Z., als er von Johannes im Jordan getauft wurde. Damals war Jesus ungefähr 30 Jahre alt. Johannes sah den heiligen Geist in Form einer Taube auf Jesus herabkommen, und zur gleichen Zeit bestätigte Gott, dass Jesus sein Sohn war (Mat 3:13-17; Luk 3:21-23; Joh 3:3).
Als zu Pfingsten des Jahres 33 u. Z. der heilige Geist ausgegossen wurde, wurde die Christenversammlung dem „Samen“ hinzugefügt. Jesus war in den Himmel, in die Gegenwart seines Vaters, aufgefahren und hatte seinen ersten Nachfolgern, zu denen auch die zwölf Apostel gehörten, den heiligen Geist gesandt (Apg 2:1-4, 32, 33). Er hatte sich als Hoher Priester nach der Weise Melchisedeks des sekundären Teils des Samens Abrahams ‘angenommen’ (Heb 2:16).
Die Feindschaft zwischen den beiden Samen. Die große Schlange, Satan, der Teufel, hat „Samen“ hervorgebracht, der, wie der Bibelbericht ausdrücklich bestätigt, bittere Feindschaft gegenüber den Dienern Gottes, die Glauben bekunden wie Abraham, zum Ausdruck gebracht hat. Satan hat versucht, die Entwicklung des ‘Samens der Frau’ zu unterbinden oder zu hemmen. (Vgl. Mat 13:24-30.) Die Feindschaft hat jedoch durch die Verfolgung des geistigen Samens, besonders durch die Verfolgung Jesu Christi, ihren Höhepunkt erreicht (Apg 3:13-15). Paulus benutzte ein prophetisches Drama zur Veranschaulichung und sagte: „So, wie damals der nach der Weise des Fleisches Geborene [Ismael] den nach der Weise des Geistes Geborenen [Isaak] zu verfolgen begann, so auch jetzt“ (Gal 4:29). Und in einem späteren Bericht, eigentlich einer Prophezeiung, wird die Aufrichtung des Königreiches im Himmel beschrieben sowie das Herabschleudern des Teufels vom Himmel auf die Erde, wo ihm nur eine kurze Zeit verbleibt, um weiterhin seine Feindschaft zu bekunden. Abschließend heißt es: „Und der Drache wurde zornig über die Frau und ging hin, um Krieg zu führen mit den Übriggebliebenen ihres Samens, die die Gebote Gottes halten und das Werk des Zeugnisgebens für Jesus innehaben“ (Off 12:7-13, 17). Dieser Krieg, der gegen die Übriggebliebenen des ‘Samens der Frau’ geführt wird, endet, wenn ‘Satan unter den Füßen der Glieder des Samens zermalmt worden ist’ (Rö 16:20).
Für alle Familien der Erde ein Segen. Jesus Christus, der Same, hat durch seine Lehren und durch die Leitung, die er seiner Versammlung seit Pfingsten hat zuteilwerden lassen, aufrichtig gesinnte Personen schon sehr gesegnet. Wenn aber seine tausendjährige Herrschaft beginnt, werden seine auferweckten geistigen „Brüder“, die sich an der Königreichsherrschaft beteiligen, auch Unterpriester sein (Off 20:4-6). In der Zeit, in der „die Toten, die Großen und die Kleinen“, vor dem Thron stehen, um gerichtet zu werden, werden diejenigen, die Glauben ausüben und gehorsam sind, „sich ... segnen“, indem sie durch den Samen Abrahams Leben erhalten (Off 20:11-13; 1Mo 22:18). Das wird für sie ewiges Leben und Glück bedeuten (Joh 17:3; vgl. Off 21:1-4).
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