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BelsazarEinsichten über die Heilige Schrift, Band 1
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Im Jahr 1924 wurde die Entzifferung eines Keilschrifttextes („Strophengedicht von den Freveltaten Nabonids“) veröffentlicht, der wertvolle Angaben enthält. Er bestätigt deutlich, dass Belsazar König in Babylon war, und zeigt auch, wie er Nabonids Mitregent wurde. Über Nabonids Eroberung Temas (Taima) im 3. Jahr seiner Regierung heißt es darin auszugsweise: „Er [übergab] das Feldlager dem Erbsohne, seinem Erstgeborenen [Belsazar], die Truppen der Länder unterstellte er dessen Befehl. Er machte seine Hände frei, übergab ihm das Königtum, er selbst [Nabonid] machte sich auf den weiten Weg, die Streitkräfte von Akkad stehen an seiner Seite, nach der Stadt Tema, mitten im Amoriterland, beabsichtigt er zu ziehen“ (Josef Linder, „Der König Belsassar nach dem Buche Daniel und den babylonischen keilinschriftlichen Berichten“, in: Zeitschrift für katholische Theologie, 53. Jahrg., 1929, S. 187). Es besteht also kein Zweifel darüber, dass Belsazar vom 3. Jahr Nabonids an königliche Gewalt ausübte. Dieses Jahr entspricht wahrscheinlich dem von Daniel erwähnten „ersten Jahr Belsazars, des Königs von Babylon“ (Da 7:1).
Babylonischer Tempelzylinder, auf dem König Nabonid und sein Sohn Belsazar genannt werden
In einer anderen Urkunde, der Nabonid-Chronik, erscheint über das 7., 9., 10. und 11. Regierungsjahr Nabonids jeweils die Angabe: „Der König war in Temâ. Der Sohn des Königs, die Großen und seine Truppen waren im Lande Akkad [Babylonien]“ (B. Bonkamp, Die Bibel im Lichte der Keilschriftforschung, 1939, S. 528). Allem Anschein nach verbrachte Nabonid den größten Teil seiner Regierungszeit nicht in Babylon, weshalb er die Amtsgewalt für die Zeit seiner Abwesenheit seinem Sohn Belsazar übertrug, ohne aber auf seine Stellung als höchster Herrscher zu verzichten. Das wird durch mehrere in alten Archiven gefundene Texte bestätigt, aus denen hervorgeht, dass Belsazar königliche Vollmacht hatte und Verordnungen sowie Befehle erließ. Gemäß gewissen Urkunden erledigte Belsazar Angelegenheiten und Geschäfte, die normalerweise von Nabonid als dem höchsten Herrscher erledigt worden wären, wenn er zugegen gewesen wäre.
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