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  • Nabonid
    Einsichten über die Heilige Schrift, Band 2
    • Aus der Nabonid-Chronik geht hervor, dass sich Nabonid in dem Jahr, in dem die Meder und Perser angriffen, wieder in Babylon befand; man feierte das Neujahrsfest, und mehrere babylonische Götter wurden in die Stadt gebracht. Die Chronik sagt über den Vormarsch des Cyrus, dass er nach einem Sieg bei Opis das etwa 60 km n. von Babylon gelegene Sippar einnahm und dass „Nabonid flüchtete“. Dann folgt der Bericht über die Eroberung Babylons durch die Meder und Perser, und es wird gesagt, dass Nabonid, als er dorthin zurückkehrte, gefangen genommen wurde (Textbuch zur Geschichte Israels, S. 82).

  • Nabonid
    Einsichten über die Heilige Schrift, Band 2
    • Was ist eigentlich der Inhalt der Nabonid-Chronik?

      Sie wird auch „Nabonid-Cyrus-Chronik“ genannt und ist ein Tontafelfragment, das heute im Britischen Museum zu finden ist. In erster Linie enthält sie die wichtigsten Ereignisse der Herrschaft Nabonids, des letzten Oberherrschers Babylons, einschließlich eines kurzen Berichts über den Sturz Babylons, der durch die Truppen des Cyrus herbeigeführt wurde. Obwohl sie zweifellos ursprünglich aus Babylon stammte und in babylonischer Keilschrift geschrieben wurde, sagen Gelehrte, die die Schriftart untersuchten, sie könne in die seleukidische Zeit (312–365 v. u. Z.) – das wäre mindestens 200 Jahre nach den Tagen Nabonids – datiert werden. Man ist sich fast sicher, dass die Nabonid-Chronik eine Kopie eines älteren Dokuments ist. Cyrus wird darin verherrlicht, während Nabonid herabgesetzt wird; deshalb ist man der Ansicht, dass sie das Werk eines persischen Schreibers ist, und tatsächlich wurde sie als „persische Propaganda“ bezeichnet. Das kann zwar der Fall sein, doch Historiker meinen, dass die genauen Einzelheiten, die sie enthält, dennoch zuverlässig sind.

      Trotz der Kürze der Nabonid-Chronik – das Tontäfelchen misst an der breitesten Stelle etwa 14 cm und ist ungefähr ebenso lang – ist sie der vollständigste vorhandene Keilschrifttext über den Sturz Babylons. In der dritten ihrer vier Spalten, beginnend mit der 5. Zeile, heißt es auszugsweise: „[17. Jahr] ... Im Monat Tischri hat Kyros, nachdem er bei Opis (Upija) am Tigris den Truppen von Akkad Schlacht geliefert hatte, ... Beute gemacht und Leute getötet. Am 14. fiel Sippar ohne Kampf. (15) Nabonid flüchtete. Am 16. zogen Ugbaru, der Statthalter von Gutium, und die Truppen des Kyros ohne Kampf in Babel ein. Später wurde Nabonid, nachdem er zurückgekehrt war, in Babel gefangen genommen. ... Am 3. Marcheschwan hielt Kyros in Babel Einzug. ... wurden vor ihm ausgebreitet (?). Die Stadt bekam Frieden, Kyros verkündete (?) ganz Babel Frieden“ (Textbuch zur Geschichte Israels, S. 81, 82).

      Es sei noch erwähnt, dass die Angabe „17. Jahr“ auf dem Tontäfelchen nicht erscheint, weil dieser Teil des Textes beschädigt ist. Die Übersetzer haben diesen Teil eingefügt, weil sie glauben, dass Nabonids 17. Regierungsjahr sein letztes war. Sie nehmen also an, dass sich der Sturz Babylons in jenem Jahr seiner Regierung ereignete und dass diese Worte an der nun beschädigten Stelle erscheinen würden, wenn das Tontäfelchen unbeschädigt wäre. Selbst wenn die Herrschaft Nabonids länger gedauert hätte, als allgemein angenommen wird, würde sich dadurch nicht das für den Sturz Babylons anerkannte Jahr 539 v. u. Z. ändern, denn es gibt andere Quellen, die auf dieses Jahr hinweisen. Durch die Beschädigung verliert die Nabonid-Chronik jedoch etwas an Wert.

      Das Jahr fehlt zwar, aber der Monat und der Tag des Sturzes Babylons sind in dem noch erhaltenen Text zu finden. Aufgrund dieser Angaben berechneten Chronologen, dass der 16. Tischri gemäß dem julianischen Kalender auf den 11. Oktober des Jahres 539 v. u. Z. fiel und gemäß dem gregorianischen Kalender auf den 5. Oktober. Da dieses Datum anerkannt ist und es keine anderen Hinweise gibt, ist das Jahr 539 v. u. Z. ein Schlüsseldatum, mit dessen Hilfe man weltliche und biblische Geschichte in Einklang bringen kann. (Siehe CHRONOLOGIE.)

      Interessanterweise heißt es in der Chronik hinsichtlich der Nacht des Sturzes Babylons: „Die Truppen des Kyros [zogen] ohne Kampf in Babel ein“ (Textbuch zur Geschichte Israels, S. 82). Das bedeutet wahrscheinlich „ohne einen allgemeinen Zusammenstoß“ und stimmt mit der Prophezeiung Jeremias überein, die besagt: „Die starken Männer Babylons haben aufgehört zu kämpfen“ (Jer 51:30).

      Von Interesse sind auch die offensichtlichen Bezugnahmen auf Belsazar in der Chronik. Er wird zwar nicht ausdrücklich mit Namen genannt, aber im Licht späterer Teile der Chronik (Sp. 2, Z. 5, 10, 19, 23) deutet Sidney Smith in seinem Werk Babylonian Historical Texts: Relating to the Capture and Downfall of Babylon (London 1924, S. 100) Spalte 1, Zeile 8 so, dass Nabonid das Königtum Belsazar übertrug und ihn zum Mitregenten machte. Wiederholt heißt es in der Chronik: „Der Sohn des Königs ... [war] im Lande Akkad [Babylonien]“, während sich Nabonid in Tema (in Arabien) aufhielt (Die Bibel im Lichte der Keilschriftforschung, S. 528). Doch die Tatsache, dass Belsazar in der Nabonid-Chronik weder namentlich erwähnt wird noch von seinem Tod die Rede ist, stellt keineswegs die Genauigkeit des inspirierten Buches Daniel infrage, wo der Name Belsazar achtmal vorkommt und wo sein Tod den Schluss des anschaulichen Berichts über Babylons Sturz im Kapitel 5 bildet. Ganz im Gegenteil, Keilschriftfachleute räumen ein, dass die Nabonid-Chronik äußerst kurz ist. Des Weiteren vertreten sie, wie oben gezeigt, die Meinung, dass sie verfasst wurde, um Nabonid zu verleumden und nicht, um einen detaillierten Geschichtsbericht festzuhalten. Tatsächlich schreibt R. P. Dougherty in seinem Werk Nabonidus and Belshazzar (S. 200): „Der Bibelbericht kann als hervorragend gewertet werden, weil er den Namen Belsazar enthält“ (Kursivschrift von uns).

      Obgleich die Spalte 4 der Chronik schwer beschädigt ist, haben Gelehrte aufgrund des übrigen Textes geschlussfolgert, dass der Text von einer späteren Belagerung Babylons handelt, das von irgendeinem Usurpator übernommen worden war. Die erste derartige Belagerung Babylons nach Cyrus soll stattgefunden haben, als Nebukadnezar III. (oder Nidintu-Bel), der behauptete, ein Sohn Nabonids zu sein, einen Aufstand anzettelte. Er wurde im Jahr der Machtübernahme Darius’ I. besiegt, und zwar im Spätjahr 522 v. u. Z.

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