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    Einsichten über die Heilige Schrift, Band 1
    • Aus Aberglauben verschwiegen. Irgendwann kam unter den Juden die abergläubische Vorstellung auf, es sei schon verkehrt, den Gottesnamen (dargestellt durch das Tetragrammaton) auszusprechen. Was der eigentliche Grund war, den Namen nicht mehr zu gebrauchen, ist nicht genau bekannt. Nach Ansicht einiger kam die Meinung auf, der Name sei zu heilig, als dass er von unvollkommenen Lippen ausgesprochen werden dürfte. In den Hebräischen Schriften findet sich allerdings kein Hinweis darauf, dass ein wahrer Diener Gottes jemals irgendwelche Bedenken gehabt hätte, den Namen auszusprechen. Nichtbiblische hebräische Schriftstücke, wie zum Beispiel die sogenannten Lachisch-Briefe, bezeugen, dass der Gottesname in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts v. u. Z. in Palästina in ganz gewöhnlicher Korrespondenz verwendet wurde.

      Andere sind der Ansicht, man habe verhindern wollen, dass Nichtjuden den Namen kannten und ihn möglicherweise missbräuchlich verwendeten. Doch Jehova selbst sagte, er werde ‘seinen Namen auf der ganzen Erde verkünden’ lassen (2Mo 9:16; vgl. 1Ch 16:23, 24; Ps 113:3; Mal 1:11, 14), damit ihn sogar seine Gegner kennen würden (Jes 64:2). Tatsache ist, dass heidnische Nationen sowohl vor unserer Zeitrechnung als auch in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung den Namen kannten und gebrauchten (The Jewish Encyclopedia, 1976, Bd. XII, S. 119). Manche sind auch der Ansicht, man habe verhindern wollen, dass der Name bei magischen Riten verwendet wurde. Wenn dem so ist, dann handelte es sich um recht unlogische Überlegungen, denn je geheimnisvoller der Name durch die Nichtverwendung wird, desto besser eignet er sich für die Zwecke von Magiern.

      Wann fasste der Aberglaube Fuß? Genauso wie darüber Ungewissheit besteht, weshalb man damit aufhörte, den Gottesnamen zu verwenden, besteht auch große Ungewissheit darüber, wann dieser Aberglaube wirklich Fuß fasste. Einige führen ihn bis in die Zeit nach dem Babylonischen Exil (607–537 v. u. Z.) zurück. Diese Theorie beruht jedoch auf der Annahme, dass die späteren Schreiber der Hebräischen Schriften den Namen weniger oft gebraucht hätten – eine Ansicht, die einer näheren Prüfung nicht standhält. Maleachi zum Beispiel wurde offensichtlich als eines der letzten Bücher der Hebräischen Schriften geschrieben (in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts v. u. Z.), aber der Gottesname spielt darin eine wichtige Rolle.

      In vielen Nachschlagewerken wird die Vermutung geäußert, dass der Name um 300 v. u. Z. keine Verwendung mehr fand. Einen Anhaltspunkt für diese Zeitangabe sah man in dem vermeintlichen Fehlen des Tetragrammatons (oder einer Transliteration) in der Septuaginta, einer griechischen Übersetzung der Hebräischen Schriften, mit der um das Jahr 280 v. u. Z. begonnen wurde. Es stimmt zwar, dass die vollständigsten handgeschriebenen Abschriften der Septuaginta, die man heute kennt, durchweg dem Brauch folgen, das Tetragrammaton durch die griechischen Wörter Kýrios (Herr) oder Theós (Gott) zu ersetzen. Diese umfangreichen Handschriften reichen allerdings nur bis ins 4. und 5. Jahrhundert u. Z. zurück. Man hat jedoch ältere Abschriften gefunden, wenn auch nur in Form von Fragmenten, die zeigen, dass die frühesten Abschriften der Septuaginta den göttlichen Namen enthielten.

      Die Fragmente einer dieser Abschriften gehören zu einer Papyrusrolle, die einen Teil des 5. Buches Mose enthält. Sie werden als Papyrus Fouad 266 gelistet (BILD, Bd. 1, S. 326). Er enthält das Tetragrammaton in hebräischer Quadratschrift an allen Stellen, an denen es in der hebräischen Textvorlage erscheint. Gelehrte datieren den Papyrus Fouad 266 in das 1. Jahrhundert v. u. Z.; er ist also vier oder fünf Jahrhunderte früher geschrieben worden als die zuvor erwähnten Handschriften. (Siehe NW, Anhang, S. 1625–1627.)

      Wann hörten die Juden im Allgemeinen damit auf, den Gottesnamen auszusprechen?

      Es gibt somit keine vernünftigen Argumente dafür, dass der Gottesname – zumindest in geschriebener Form – schon vor dem 1. Jahrhundert u. Z. nicht mehr bekannt gewesen oder nicht mehr gebraucht worden wäre. Die ersten Anzeichen, den Gottesnamen aus Aberglauben nicht mehr zu verwenden, treten im 1. Jahrhundert u. Z. auf. Der jüdische Geschichtsschreiber Josephus, der aus einer Priesterfamilie stammte, schrieb über die Begebenheit, als sich Gott Moses am brennenden Dornbusch offenbarte: „Da verkündete ihm Gott seinen Namen, der früher noch keinem Menschen war kundgethan worden. Diesen Namen aber darf ich nicht aussprechen“ (Jüdische Altertümer, übersetzt von H. Clementz, 2. Buch, Kap. 12, Abs. 4, S. 121). Abgesehen davon, dass die Aussage, der Gottesname sei in der Zeit vor Moses nicht bekannt gewesen, falsch ist, geht Josephus allerdings nicht näher darauf ein, wie die Allgemeinheit im 1. Jahrhundert über das Aussprechen oder den Gebrauch des Gottesnamens dachte.

      [Bild auf Seite 1280]

      Auszüge aus den Psalmen (Schriftrolle vom Toten Meer). Das Tetragrammaton erscheint wiederholt in besonderen althebräischen Schriftzeichen

      Die jüdische Mischna, eine Sammlung rabbinischer Lehren und Überlieferungen, ist dagegen etwas deutlicher. Ihre Zusammenstellung wird dem Fürsten Rabbi Jehuda, zugeschrieben, der im 2. und 3. Jahrhundert u. Z. lebte. Ein Teil der Mischna bezieht sich eindeutig auf die Verhältnisse vor der Zerstörung Jerusalems und seines Tempels im Jahr 70 u. Z. Über die Mischna schreibt ein Gelehrter jedoch: „Es ist äußerst schwierig zu entscheiden, welchen geschichtlichen Wert man irgendeiner in der Mischna aufgezeichneten Überlieferung beimessen sollte. Der Lauf der Zeit, der möglicherweise Erinnerungen an Zeiten, die so anders waren, verdunkelte oder verzerrte; die politischen Aufstände, Veränderungen und chaotischen Zustände, die durch zwei Rebellionen und zwei römische Siege herbeigeführt wurden; die Maßstäbe, die die Pharisäer hochhielten (und deren Auffassungen in der Mischna enthalten sind) und die denen der Sadduzäer entgegengesetzt waren ... – das sind Faktoren, die man abwägen muss, will man die Stellung der Mischna einschätzen. Darüber hinaus eignet sich ein Großteil des Inhalts der Mischna eher für akademische Diskussionen und als dafür (so scheint es), geschichtliche Tatsachen zu vermitteln“ (The Mishna, ins Englische übersetzt von H. Danby, London 1954, S. xiv, xv). Im Folgenden sind einige Überlieferungen der Mischna zur Aussprache des Gottesnamens aufgeführt:

      In Verbindung mit dem jährlichen Sühnetag heißt es in Joma 6:2: „Sobald aber Priester und Volk im Vorhof den Hohenpriester deutlich den Namen Jahwe gebrauchen hörten, verbeugten sie sich, warfen sich nieder und riefen, das Gesicht auf dem Boden: ‚Gebenedeiet [gesegnet oder gepriesen] sei der herrliche Name seines Reiches immer und ewig‘“ (Die Mischna, Joma, übersetzt von J. Meinhold, 1913, S. 61). Über den täglichen Priestersegen kann man in Sota 7:6 lesen: „Im Heiligtum [Tempel] spricht man den Namen aus, wie er geschrieben wird, aber auf dem Lande nach der Umschreibung“ (Die Mischna, Soṭa, übersetzt von H. Bietenhard, 1956, S. 117). Gemäß Sanhedrin 7:5 war ein Gotteslästerer erst dann schuldig, wenn er den Namen deutlich aussprach. Weiter heißt es, dass im Verlauf einer Verhandlung, bei der jemand der Lästerung angeklagt war, so lange eine Umschreibung oder ein Ersatzname gebraucht wurde, bis man alle Zeugen verhört hatte; dann wurde der Hauptzeuge beiseitegenommen und gebeten, deutlich zu sagen, was er gehört habe, wobei er vermutlich den Gottesnamen verwendete. In Sanhedrin 10:1 werden diejenigen aufgeführt, „die keinen Anteil haben an der zukünftigen Welt“, und dann wird erklärt: „ʼAbba Saul sagt: Auch wer den Gottesnamen mit seinen Buchstaben ausspricht“ (Die Mischna, Sanhedrin, Makkōt, übersetzt von S. Krauß, 1933, S. 267, 271). Doch trotz dieser Einschränkungen findet man im ersten Teil der Mischna auch die ausdrückliche Aufforderung: „Jeder entbiete seinem Nächsten den Gruß mit dem ,Namen‘ [Gottes]“; dann wird das Beispiel von Boas (Ru 2:4) angeführt (Die Mischna, Berakot, übersetzt von O. Holtzmann, 1912, 9:5, S. 97).

      Wenn man diesen Überlieferungen glauben will, machen sie deutlich, dass einige Zeit vor der Zerstörung des Tempels in Jerusalem im Jahr 70 u. Z. die Neigung bestand, den Gottesnamen aus Aberglauben nicht zu gebrauchen. Doch diese Überlieferungen beziehen sich in erster Linie auf die Priester, die ausdrücklich angewiesen wurden, anstelle des Gottesnamens eine Umschreibung oder einen Ersatznamen zu gebrauchen, und das auch nur auf dem Land. Außerdem ist der historische Wert der in der Mischna festgehaltenen Überlieferungen, wie bereits erklärt, zweifelhaft.

      Es gibt demnach keinen wirklichen Grund anzunehmen, die abergläubische Vorstellung, man dürfe den Gottesnamen nicht gebrauchen, sei bereits vor dem 1. oder 2. Jahrhundert u. Z. aufgekommen. Mit der Zeit gebrauchten die Juden jedoch beim Vorlesen der Hebräischen Schriften in der Ursprache nicht mehr den Gottesnamen, der durch das Tetragrammaton dargestellt wurde, sondern ersetzten ihn entweder durch ʼAdhonáj (Souveräner Herr) oder ʼElohím (Gott). Das kann man daraus ersehen, dass die jüdischen Abschreiber, als in der zweiten Hälfte des 1. Jahrtausends u. Z. die Vokalisation eingeführt wurde, das Tetragrammaton mit den Vokalzeichen für ʼAdhonáj oder für ʼElohím versahen; offensichtlich als Hinweis für den Leser, diese Wörter anstelle des Gottesnamens zu gebrauchen.

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    • In der zweiten Hälfte des 1. Jahrtausends u. Z. führten jüdische Gelehrte die Vokalisation ein – ein Punktesystem, das die fehlenden Vokale im hebräischen Konsonantentext darstellt. Beim Namen Gottes fügten sie nicht die richtigen Vokalzeichen hinzu, sondern andere, die den Leser daran erinnern sollten, ʼAdhonáj (Souveräner Herr) oder ʼElohím (Gott) zu sagen.

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