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BibelhandschriftenEinsichten über die Heilige Schrift, Band 1
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Die erste gedruckte Ausgabe der Christlichen Griechischen Schriften erschien in der Complutensischen Polyglotte (in Griechisch und Lateinisch) von 1514 bis 1517. Dann veröffentlichte der niederländische Gelehrte Desiderius Erasmus 1516 seine erste Textausgabe der Christlichen Griechischen Schriften. Sie enthielt viele Fehler, aber eine verbesserte Ausgabe dieses Textes erschien in vier aufeinanderfolgenden Auflagen von 1519 bis 1535. Luther benutzte in erster Linie die 1519 in 2. Auflage erschienene Erasmus-Ausgabe. Später gab der Pariser Drucker und Verleger Robert Estienne oder Stephanus mehrere Ausgaben des griechischen „Neuen Testaments“ heraus, die hauptsächlich auf dem Text von Erasmus beruhten, aber Korrekturen gemäß der Complutensischen Polyglotte und 15 späteren Handschriften enthielten. Die 3. Auflage des griechischen Textes von Stephanus (1550 veröffentlicht) wurde schließlich als „Angenommener Text“ bezeichnet (in Lateinisch Textus receptus), den man für viele frühe englische Übersetzungen, einschließlich der King James Version von 1611, verwendete.
Recht bemerkenswert ist die in neuerer Zeit erarbeitete griechische Textausgabe von J. J. Griesbach, die sich sowohl die von anderen zusammengetragenen Materialien zunutze machte als auch biblische Zitate von frühen Schreibern wie beispielsweise Origenes berücksichtigte. Des Weiteren studierte Griesbach die Lesarten verschiedener Wiedergaben, wie die der armenischen, der gotischen und der philoxenischen. Seiner Ansicht nach bestanden die vorhandenen Handschriften aus drei Familien oder Rezensionen: der byzantinischen, der westlichen und der alexandrinischen; die Lesarten der letztgenannten zog er vor. Seine griechischen Textausgaben erschienen zwischen 1774 und 1806, wobei die Hauptausgabe des gesamten griechischen Textes in den Jahren 1796 bis 1806 herausgegeben wurde. Griesbachs Text wurde für die englische Übersetzung von Sharpe aus dem Jahr 1840 verwendet und bildet den 1864 gedruckten griechischen Text in The Emphatic Diaglott von Benjamin Wilson.
Eine Textausgabe der Christlichen Griechischen Schriften, die in weiten Kreisen Anerkennung fand, ist der im Jahr 1881 veröffentlichte Text von den Gelehrten B. F. Westcott und F. J. A. Hort von der Universität Cambridge. Er war das Ergebnis 28-jähriger unabhängiger Arbeit, wenngleich sie sich regelmäßig berieten. Wie Griesbach teilten sie die Handschriften in Familien ein und stützten sich in erster Linie auf das, was sie den „neutralen Text“ nannten, zu dem die bekannte Sinaitische Handschrift und die Vatikanische Handschrift 1209 gehörten, beide aus dem 4. Jahrhundert u. Z. Westcott und Hort betrachteten eine Sache zwar als ziemlich maßgebend, wenn diese Handschriften übereinstimmten und besonders wenn sie durch andere alte Majuskelhandschriften gestützt wurden, aber sie hielten nicht unbedingt daran fest. Sie zogen jeden nur erdenklichen Faktor in Betracht in dem Bemühen, Probleme zu lösen, die sich aus sich widersprechenden Texten ergaben; und wenn zwei Lesarten gleichwertig waren, wiesen sie in ihrer Textausgabe ebenfalls darauf hin. Bei der Übersetzung der Christlichen Griechischen Schriften ins Englische in der New World Translation fand hauptsächlich der Text von Westcott und Hort Verwendung. Das Übersetzungskomitee der New World Translation zog allerdings auch andere hervorragende griechische Texte zurate, darunter den griechischen Text von Nestle (1948).
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BibelhandschriftenEinsichten über die Heilige Schrift, Band 1
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Seitdem Westcott und Hort einen verbesserten griechischen Text hergestellt haben, sind eine Reihe kritischer Ausgaben der Christlichen Griechischen Schriften herausgegeben worden. Erwähnenswert ist u. a. das Greek New Testament, das nun von den United Bible Societies bereits als dritte Auflage veröffentlicht wurde. Die 26. Auflage des sogenannten Nestle-Aland-Textes, 1979 in Stuttgart erschienen, hat denselben Wortlaut. (Siehe CHRISTLICHE GRIECHISCHE SCHRIFTEN.)
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