Wir beobachten die Welt
Blutlose Chirurgie im Kommen
● „Obgleich die [blutlose] Chirurgie aufgrund der Forderungen einiger religiöser Gruppen entstanden ist, hat die Methode in der breiten Öffentlichkeit an Ansehen gewonnen, da sich die Leute der Gefahr von transfusionsbedingten Infektionen bewußt werden“, erklärte Dr. Gerald Lemole, der für die blutlose Chirurgie am Graduate-Krankenhaus in Philadelphia (USA) verantwortlich ist. Die blutlose Chirurgie, bei der Salzlösungen und ein Skalpell, das Blutgefäße durch Kauterisation verschließt, Verwendung finden, wird, wie die Zeitschrift Modern Healthcare berichtet, bei Herzpatienten und bei solchen angewandt, die darum bitten. Aus dem Artikel geht auch hervor, daß ein Chirurg in Irving (Texas) „mehr als 5 000 Operationen ohne Blut bei Zeugen [Jehovas] und bei Patienten, die keine Zeugen sind“, durchgeführt hat; er wandte dabei ähnliche Methoden an.
Das am häufigsten übersetzte Buch
● Die gesamte Bibel ist bis Ende des vergangenen Jahres in 283 Sprachen übersetzt worden. Zählt man Bibelteile hinzu, dann ist sie jetzt in insgesamt 1 785 der rund 3 000 Sprachen der Erde erhältlich. Dies teilte der Weltbund der Bibelgesellschaften in Stuttgart mit. Praktisch ist Gottes Wort, die Bibel, allen Bewohnern der Erde zugänglich.
Irrtum
● Vor zwei Jahren erregte der Schädelfund des spanischen „Orce-Menschen“ in Fachkreisen großes Aufsehen. Das Alter des Knochens war damals auf 900 000 bis 1,6 Millionen Jahre geschätzt worden. Im Tagesspiegel vom 13. Mai 1984 hieß es jedoch: „Untersuchungen des Schädels haben nun ergeben, daß der Knochen von einem zwei bis vier Monate alten Esel und nicht von einem 17jährigen, etwa 1,50 Meter großen Menschen stammt, meldete gestern die Madrider Zeitung ‚El Pais‘.“ Ein in Granada vorgesehener Kongreß, auf dem der Schädel der Fachwelt präsentiert werden sollte, wurde kurzfristig abgesagt.
Ausgrabungen in Israel
● Seit dem Jahre 1979 sind im Staat Israel über 9 000 bisher unbekannte archäologische Stätten entdeckt worden. Darauf weist die Frankfurter Allgemeine Zeitung hin. Zu den Ausgrabungen gehört auch „die Freilegung des Stadttores von König Salomon“.
Leben behauptet sich
● Vor vier Jahren explodierte buchstäblich der Gipfel des St. Helens — 396 Meter des Berges verschwanden. Der Vulkanausbruch am 18. Mai 1980 verwüstete eine ungefähr 400 Quadratkilometer große Waldfläche. Bis 27 Kilometer weit wurden Bäume wegradiert, und Tonnen von Vulkanasche wurden in die Luft geschleudert. Es kamen schätzungsweise zwei Millionen Vögel, Fische und andere Tiere in einem Umkreis von 32 Kilometern um. Heute sind die Wissenschaftler erstaunt, wie schnell das Leben in dieses Gebiet zurückgekehrt ist. Üppiger Pflanzenwuchs hat sich eingestellt, ebenso Tiere wie der Elch und Rotwild. Wasserläufe und Seen haben sich von selbst gereinigt. Der Vulkanausbruch habe sogar bewirkt, daß die Bäume jetzt besser wachsen würden, meinte Jerry Franklin, ein Ökologe der amerikanischen Waldbehörde. „Wir nahmen an, das Wachstum der Bäume würde vier oder fünf Jahre zurückbleiben“, erklärte er gemäß der New York Times. „Aber sie haben sich in einem Jahr hervorragend entwickelt.“
Krise in der UNESCO?
● Mit Ablauf dieses Jahres wird die amerikanische Kündigung der Mitgliedschaft in der Unterorganisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) wirksam. Dies droht zum Verlust eines Viertels des UNESCO-Budgets zu führen. In der Präambel der UNESCO-Konstitution heißt es, daß die Organisation der „intellektuellen und moralischen Solidarität der Menschheit“ verpflichtet sei und daß ihre Arbeit dem Frieden und der Wohlfahrt der Menschheit diene. Die USA werfen ihr jedoch eine schlechte Verwaltung vor. Außerdem würde die Organisation jede Sachfrage äußerst politisieren und sei ein Forum für kommunistische Thesen geworden. Wie der Zeitung Die Welt zu entnehmen war, ist nach Ansicht der Sowjetunion die Unzufriedenheit der USA mit der Medienpolitik der UNESCO der Anlaß für den Austritt. Die USA wehrten sich gegen die Entscheidung der UNESCO, den „Einfluß des Westens in den Massenmedien der Welt“ einzudämmen.
Dekadentes Spiel
● Als „das beliebteste Spiel auf dem Campus“ gilt derzeit an amerikanischen Universitäten das „Mörder-Spiel“. Rund 250 Studenten der Columbia-Universität in New York zum Beispiel tragen ihre leuchtendblauen oder -roten Plastikpistolen immer schußbereit und bewegen sich vorsichtig. Wie die Zeitschrift betrifft:erziehung berichtet, werden den Spielern per Post zusammen mit den Spielregeln Name, Adresse und Telefonnummer der Opfer geschickt, die der „Mörder“ im allgemeinen nicht kennt. Innerhalb von vier Tagen muß die „Hinrichtung“ vollzogen sein und der beglaubigte „Totenschein“ beim Spielamt vorliegen, damit der nächste „Mord“ bestellt werden kann. Als Sieger zählt, wer als letzter übrigbleibt, auf möglichst elegante Weise tötet oder die meisten Opfer zur Strecke bringt. Dieses makabre Spiel wird zur Zeit in ganz Amerika gespielt. Lehrer und Studenten betrachten es als ein „harmloses Vergnügen“.
Bohrmuscheln in Symbiose
● Bisher war es unklar, wie es bestimmte Muscheln schaffen, sich in Treibholz oder Schiffsplanken zu bohren, und wovon sie sich ernähren. Mit der Entdeckung einer neuen Bakterienart in einer Drüse im Bereich der Speiseröhre von insgesamt sechs Bohrmuschelarten scheint dieses Problem nun gelöst zu sein. Wie aus der Zeitschrift Nature (Nr. 5938) hervorgeht, stellt der bislang noch namenlose Mikroorganismus der Muschel das Enzym Zellulase zur Verfügung. Damit ist die Muschel in der Lage, die zellulosehaltigen Zellstrukturen des Holzes aufzubrechen und sich in das Material hineinzubohren. Die Bakterie sammelt den beim Abbau anfallenden Stickstoff, den die Muschel dann zur Ernährung verwendet. Das Besondere an der jetzt entdeckten Bakterienart: Sie vereinigt den Abbau von Zellwänden mit dem Sammeln von Stickstoff.
Todesurteil für viele Vögel
● Die Vernichtung natürlicher Lebensräume bedeutet für viele Vogelarten das Todesurteil. Von den 238 Vogelarten, die gemäß Untersuchungen der Vogelwarte Radolfzell auf bundesdeutschem Gebiet brüten oder gebrütet haben, stehen zur Zeit 133 oder 56 Prozent auf der neuesten Roten Liste. (Davon sind 20 Arten ausgestorben, 30 vom Aussterben bedroht, 25 stark bedroht, 23 bedroht und 35 potentiell gefährdet.) Einige Vogelarten hätten sich zwar erholt, insgesamt aber herrsche ein „ungebrochen negativer Trend“ vor, meldet die Schwäbische Zeitung.
Feuer ist kein Spielzeug
● „Jede Stunde wird in der Bundesrepublik ein Kind zum Brandstifter“, erklärte der Chef der Münchner Feuerwehr, Karl Seegerer. Die Gefahren durch zündelnde Kinder werden in der Öffentlichkeit oft unterschätzt. Der Feuerwehrchef rät allen Eltern, bei der Feuerwehr einmal einen Informationsbesuch zu machen. Den Kindern sollte auch durch Beispiele demonstriert werden, wie gefährlich Feuer sein kann. Besonders wichtig ist es, Kindern einzuschärfen, bei einem Brand sofort Hilfe von Erwachsenen zu holen. Viele Brände, die sich später zu einer Katastrophe entwickelten, sind von Kindern aus Angst vor Strafe nicht gemeldet worden. Eine Versicherungsgruppe teilte gemäß der Augsburger Allgemeinen mit, daß im Jahre 1982 in der Bundesrepublik Deutschland Gebäude im Wert von 3,3 Milliarden Mark in Flammen aufgingen. Vielfach waren Menschenleben bei den Bränden zu beklagen.
Gurt als Lebensretter
● Eine finnische Studie über den Nutzen von Sicherheitsgurten belegt, daß durch das konsequente Anlegen des Gurtes die Zahl der Verkehrstoten in diesem Land um die Hälfte zurückgegangen ist. Das Todesrisiko unangeschnallter Kraftfahrer ist rund viermal so groß wie das der Gurtbenutzer. „Bis 60 Stundenkilometer schützt der Gurt praktisch völlig vor schweren Verletzungen“, berichtet die Zeitung Die Welt. In Stuttgart hat die Polizei diesbezüglich innerstädtische Unfälle des ersten Halbjahres 1983 untersucht. Bei Unfällen, die für Gurtuntersuchungen in Betracht kamen, trugen 70,4 Prozent der Beteiligten den Gurt. Keiner wurde tödlich verletzt. Auf den Gurt hatten 30 Prozent der Autofahrer verzichtet. Die Folge: Drei von ihnen starben. „Keiner, der den Gurt für die Stadtfahrt verschmäht hatte, blieb ohne Verletzungen“, heißt es. „Besonders häufig waren Kopf- oder Augenschäden“ (FAZ). Die schwersten Verletzungen entstanden bei Unfällen mit geringem Sachschaden, wenn der Sicherheitsgurt nicht getragen worden war.
Kluft zwischen Tradition und Rechtsprechung
● Aus den selbstverwalteten Stammesgebieten Südafrikas sind in der letzten Zeit vermehrt Hexenverbrennungen bekanntgeworden. Meist sind es Frauen, die von Weissagern als Hexen „ausgeschnüffelt“ und nach gültigem Stammesrecht bei lebendigem Leibe auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden. (Auf diese Weise wollen die Eingeborenen einen „ruhelosen“ bösen Geist zusammen mit seiner „leiblichen Hülle“ für immer vernichten.) Gemäß einem Bericht im Kölner Stadt-Anzeiger bestätigte ein Sachverständiger, daß zum Beispiel keine einzige Sitzungsperiode des Gebietsgerichts von Nordtransvaal ohne wenigstens einen Fall von Hexenverfolgung vorübergehe und daß die Dunkelziffer noch viel höher liege.
Die staatlichen Behörden versuchen durch Prozesse, dem Stammestreiben ein Ende zu bereiten, doch haben sie es schwer, gegen die Tradition und den tiefwurzelnden Aberglauben anzukommen. Selbst der „weiße“ Mann ist in Südafrika nicht selten in Aberglauben und Wahrsagerei verstrickt und sucht Rat bei Medizinmännern. In Europa gab es auf Betreiben kirchlicher Kreise bis ins 18. Jahrhundert hinein Hexenverbrennungen. Erst die Aufklärung habe „den Hexenverfolgungen großen Stils ein Ende gesetzt. Zwischen 1584 und 1784 seien dort wenigstens 300 000 Hexen hingerichtet worden, behauptete jetzt eine Johannesburger Tageszeitung — nicht ohne Hohn.“
Italien: Strafe für Boxen?
● Eine Gruppe italienischer Politiker will den Boxsport in ihrem Land gesetzlich verbieten lassen. Wie aus einer dpa-Meldung hervorgeht, haben 30 Abgeordnete einen entsprechenden Gesetzentwurf vorgelegt. Wer diesen „Sport“ organisiert oder ausübt, soll mit einer Geldstrafe bis zu 5 Millionen Lire (etwa 8 000 DM) oder mit einer Haftstrafe bis zu drei Monaten belegt werden. Die Abgeordneten vertreten die Auffassung, daß das Boxen im Gegensatz zu anderen Sportarten das Ziel habe, dem Gegner einen physischen Schaden zuzufügen.
„Trauung“ für nichtig erklärt
● Im April dieses Jahres wurden in der Altonaer Friedenskirche zwei lesbische Frauen von einem 41jährigen Hamburger Pastor getraut. Daraufhin standen in der nordelbischen Kirche die Telefone nicht mehr still. „Aufgeregte Gemeindemitglieder riefen ihre Pastoren an und drohten mit dem Kirchenaustritt“, berichtete die Schwäbische Zeitung. Die nordelbische evangelisch-lutherische Kirche hat gemäß einer offiziellen Stellungnahme die „Trauung“ nicht gebilligt. „Die Trauung einer lesbischen Ehe ist kirchlich nicht möglich“, hieß es. Sie wurde für null und nichtig erklärt.
Tiere können nicht zählen
● Tiere können zwar Mengen wahrnehmen und unterscheiden — aber sie können nicht zählen. Das ist das Ergebnis von Versuchen, die gemäß einer dpa-Meldung am deutschen Max-Planck-Institut in Seewiesen mit zwei Tauben durchgeführt wurden. Es „bestätigte voll und ganz die Erwartungen“.
Kleincomputer erobern den Arbeitsplatz
● In der Publikation Infoworld wurden die Ergebnisse einer Untersuchung über den Einsatz von Mikrocomputern in amerikanischen Firmen veröffentlicht. Es zeigte sich, daß etwa 30 Prozent der Unternehmen Kleincomputer routinemäßig im Gebrauch haben. Kleine Firmen benutzen die Mikrocomputer bevorzugt als Daten-Endgeräte für den Zugriff zu externen Datenbanken, mittelgroße für die Büroautomatisierung in Form der Textverarbeitung und große Firmen für das Haushalts- und Rechnungswesen. Der Studie liegen die Daten von rund 5 000 Betrieben zugrunde.