Wir beobachten die Welt
Mangelnde Moral offenbar geworden
◆ Nach dem letzten Stromausfall in der Stadt New York waren Plünderungen großen Ausmaßes zu verzeichnen. Es entstand der Eindruck, die Arbeitslosen und Minderbemittelten hätten die Chance genutzt und sich so bereichert. Nun haben Untersuchungen diese Ansicht widerlegt. Unter der Überschrift „New Yorks Plünderer keine Armen“ berichtet die Süddeutsche Zeitung über die Ergebnisse einer Untersuchung, die der Distrikt-Staatsanwalt von Brooklyn angestellt hat. Danach waren nur 8,5 Prozent der festgenommenen Plünderer Sozialhilfeempfänger. Das durchschnittliche Einkommen der Beschäftigten, die zu Plünderern wurden, betrug 135.50 Dollar in der Woche. Sogar ein Metzgermeister war von der Polizei beim Plündern gefaßt worden. Er verdiente 372 Dollar in der Woche. Die Ansicht Präsident Carters und des UNO-Botschafters Young, die Massenplünderungen seien dem Hunger zuzuschreiben, hat sich nach Meinung des Distrikt-Staatsanwaltes als eine Spekulation erwiesen. Die Tatsachen sprechen eine andere Sprache.
Fernsehen als Sprachschule
◆ „Die Mattscheibe prägt den Kindermund“, so lautet die Überschrift eines Artikels im Schwarzwälder Boten, der sich mit dem Einfluß des Fernsehens auf den Wortschatz der Kinder befaßt. Wie es in dem Bericht heißt, hat sich eine Forschergruppe der Pädagogischen Hochschule in Münster mit diesem Problem beschäftigt und dabei festgestellt, daß Kinder ihren Wortschatz offenbar vornehmlich in ausdauernden Sitzungen vor dem Fernsehgerät erlernen. „Schulanfänger aus Arbeiter- oder Akademikerfamilien überraschten die Interviewer der Forschungsgruppe gleichermaßen mit einem Fernsehwortschwall vor allem aus Werbe- und Krimisendungen. Die systematischen Befragungen der Schüler einer münsterischen Grundschule ergaben einen erheblich größeren Wortschatz bereits der Sechsjährigen, als bisher von den Lehrern angenommen wurde. Dabei dominierte eindeutig die Fernsehsprache gegenüber der ehemals prägenden ,Muttersprache‘ aus dem Elternhaus.“
Mönche stahlen Antiquitäten
◆ In der Prämonstratenserabtei in Heverlee bei Brüssel sind, gemäß einer Meldung im Wiesbadener Kurier, zwei Angehörige des Ordens festgenommen worden. Sie haben nach Überzeugung der Justizbehörden jahrelang wertvolle Kunstgegenstände und seltene Bücher aus der Abtei entwendet und verkauft. Man vermutet, daß außer den beiden noch andere Ordensbrüder ihre Hände beim Verschleudern von Klostergut im Spiel hatten. Abnehmer waren in- und ausländische Antiquitätenhändler.
Steigende Tendenz bei Ehescheidungen
◆ Wie die Neue Kronen Zeitung (Wien) berichtet, hat es im Jahre 1976 in Österreich die meisten Ehescheidungen seit den fünfziger Jahren gegeben. Von tausend Ehen wurden sechs geschieden. Insgesamt trennten sich 11 168 Ehepaare. Von den Scheidungen wurden 12 500 Kinder, 10 000 davon unter 14 Jahren, betroffen. Es sei in allen Bundesländern eine steigende Tendenz festzustellen gewesen, die auch in diesem Jahr anhalte.
„Klageweiber“ arbeitslos
◆ Ein Wandel der Bräuche in Verbindung mit Beerdigungen hat in Italien auch dazu geführt, daß die „Klageweiber“ arbeitslos wurden. Früher waren sie bei Beerdigungen unentbehrlich, denn sie beweinten, priesen und beklagten gegen Entlohnung den Toten und verkündeten, wer um ihn klagen ließ. Heute, bei der fortschreitenden Industrialisierung und Modernisierung, ist dieser Brauch fast ganz verschwunden. Die jüngere Generation hält die „Klageweiber“ für überflüssig. Nach einem Bericht im Wiesbadener Kurier erhielten die „Klageweiber“ für ihre Tätigkeit etwa einen Betrag von 20 Mark. Der eigentliche, fast wie ein Wiegenlied klingende liturgische Gesang der Frauen begann stets mit einem schrillen Schrei, dem sich die Gebete anschlossen.
Überschwemmungen in Indien
◆ Die Hauptstadt Delhi ist von Überschwemmungen heimgesucht worden, und in zahlreichen Außenbezirken der Stadt können die Einwohner nur aus der Luft versorgt werden. In der Nähe von Madurai 1 800 Kilometer südlich von Delhi, sind 35 Pilger beim Beten in einem Tempel von den Fluten des Kallanai mitgerissen worden und ertrunken. Wie der Wiesbadener Kurier berichtete, waren heftige Monsunregen vorausgegangen.
Auch bei niedrigen Geschwindigkeiten Sicherheitsgurte anlegen
◆ Nach einem Bericht in den VDI nachrichten hat die Informationsstelle für Verkehrssicherheit auf die wichtige Rolle des Sicherheitsgurtes bei der Verhinderung von Querschnittlähmungen hingewiesen. Nach den Erfahrungen des leitenden Arztes der Abteilung für Querschnittlähmungen am Berufsgenossenschaftlichen Unfallkrankenhaus in Ludwigshafen träten diese bei einem Autounfall nur dann auf, wenn auf die Benutzung des Sicherheitsgurtes verzichtet werde. Es heißt in dem Bericht: „Der Arzt wandte sich gegen das verbreitete Vorurteil, daß Querschnittlähmungen nur bei Unfällen mit hohen Geschwindigkeiten zu befürchten seien. Auch bei minimalen Geschwindigkeiten reiche es schon, wenn bei einem seitlichen Aufprall Autoinsassen durch aufspringende Türen auf die Fahrbahn stürzten. Dabei knicke nicht selten die Wirbelsäule ab, was eine Querschnittlähmung zur Folge haben könne.“
Sensationspresse angeprangert
◆ In einem Kommentar im tagblatt (Luxemburg) wird die Auswirkung von Sensationsmeldungen, die die Emotionen der Leser ansprechen, besprochen und gesagt: „Wer sich diese Lektüre laufend zu Gemüte führt, gewinnt den Eindruck, die Welt bestünde nur aus Tragödien und Katastrophen, aus Mördern, Dieben und Entführern, aus streitsüchtigen Mitbürgern und unheilbringenden Politikern. So gewinnt er allmählich eine vollkommen falsche Auffassung vom Leben und dessen tatsächlichen Problemen. Mit der Befriedigung der Sensationslust, was meistens mit der maßlosen Übertreibung des Negativen und der ständigen Schwelgerei in Superlativen identisch ist, leistet die Boulevardpresse dem Menschen und der Welt ganz gewiß einen schlechten Dienst. Man kann aber auch gute Nachrichten so verfassen, daß sie das Interesse des Lesers wecken, ohne die niederen menschlichen Instinkte anzusprechen. Die seriöse Berichterstattung führt dazu, daß der Leser sich in der Sphäre der gesunden Urteilskraft bewegen muß.“
Vatikan erhielt Beobachterstatus bei ECOSOC
◆ Unter dieser Überschrift bringt das Luxemburger Wort die Mitteilung, daß der Vatikan nun den offiziellen Beobachterstatus für alle fünf Regionalkommissionen des Wirtschafts- und Sozialrats der Vereinten Nationen (ECOSOC) erhalten hat. Dies bedeutet, daß nun eine Beraterdelegation an den Sitzungen der Regionalkommissionen dieser Organisation teilnehmen wird. Der ständige Beobachter stellte in seiner Dankadresse an die ECOSOC-Mitglieder die Beweggründe und Leitlinien der Tätigkeit des Heiligen Stuhls in internationalen Organisationen heraus. Er betonte, dem Vatikan gehe es „vor allem um die Förderung der internationalen Solidarität und Zusammenarbeit der Völker, die Achtung der Grundrechte der menschlichen Person, eine ganzheitliche wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung des einzelnen und der gesamten Menschheit sowie den Einsatz für Eintracht und Frieden“.
Vorsicht, Tollwut!
◆ Wie das Schwabacher Tagblatt berichtet, wurden im vorigen Jahr auf bundesdeutschem Gebiet 8 634 Tollwutfälle registriert. Das sind 51 Prozent mehr als 1975 und fast viermal soviel wie vor fünf Jahren. Daher wird es als notwendig erachtet, erneut vor dieser gefährlichen Seuche zu warnen. Es wird besonders darauf hingewiesen, daß es auch eine „stille“, nicht gleich erkennbare Tollwut gibt. Man sollte unbedingt daran denken, daß Wildtiere, die ihre natürliche Scheu vor dem Menschen verlieren und sich anfassen und streicheln lassen, verdächtig sind. Es heißt in dem Bericht weiter: „Das Deutsche Grüne Kreuz weist darauf hin, daß die Kinder einer ganzen Schulklasse geimpft werden mußten, weil sie sich während eines Spaziergangs mit einem ,stillwütigen‘ Reh eingelassen hatten. Spaziergänger müssen daher immer wieder dringend davor gewarnt werden, Wildtiere anzufassen, die sich unnatürlich verhalten, oder gar verendetes Wild zu berühren bzw. die Trophäen mitzunehmen.“
Über 700 Millionen Katholiken
◆ Nach dem Statistischen Jahrbuch des Vatikans gehörten Ende 1975 in der ganzen Welt 709,5 Millionen Menschen der römisch-katholischen Kirche an. An der Spitze aller Staaten steht Brasilien mit 96 Millionen Katholiken. In Italien gab es 54 Millionen und in den USA, so berichtete die Schwäbische Zeitung, 47 Millionen Katholiken.
Krebserregende Substanzen objektiv sehen
◆ Meldungen in der Presse, daß Bestandteile in bestimmten Kopfschmerztabletten und anderen Medikamenten Krebs auslösen können, könnten viele zu der Annahme verleiten, daß ein Meiden solcher Medikamente Sicherheit biete. Wie die Münsterländische Volkszeitung berichtet, hat der Umwelttoxikologe Prof. Rudolf Preußmann vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg dieser Ansicht widersprochen. Nach seiner Meinung bekomme allein wegen dieser Medikamente niemand Krebs. Da es jedoch Medikamente ohne den Wirkstoff „Aminophenazon“ gibt, sollte man selbst dieses Risiko ausschließen, zumal das wenig Schwierigkeiten bereitet. Damit ist die Gefahr aber nicht völlig gebannt. Nicht nur durch diese Medikamente, sondern durch viele andere Stoffe, die in unserer Nahrung enthalten sind, können Nitrosamine entstehen, die zu den stärksten krebserregenden Substanzen in unserer Umwelt gerechnet werden. Die Nitrosamine sind sogar in der Lage, sich aus ganz harmlosen Substanzen im Magen zu bilden. Zur Veranschaulichung heißt es: „Vor allem gepökelte Fleischwaren enthalten Nitrosamine, sogar in viel größeren Mengen als die jetzt umstrittenen Medikamente. Schon mit einer Portion Salami oder rohem Schinken ißt man nach Heidelberger Messungen mindestens so viel Nitrosamin wie mit zehn ,Pyramidon‘-Tabletten.“ Das ist noch nicht alles. Nach Prof. Preußmann ist „im Rauch einer einzigen Zigarette ... zehn- bis hundertmal mehr als in einer ganzen Salami-Mahlzeit“. Man möchte nun die Nitrosamine Schritt für Schritt aus unserem Alltagsleben verdrängen, um die Gefährdung der Gesundheit von dieser Seite her zu bannen.
Ungewöhnliche „Hitze“ in der Antarktis
◆ Während in unseren Breiten die Temperaturen in diesem Sommer nicht sehr „sommerlich“ waren, registrierten australische Wissenschaftler in der Antarktis außergewöhnlich hohe Temperaturen. So wurden im August erstmals Temperaturen über dem Gefrierpunkt gemessen. Wenn man bedenkt, daß die normale Temperatur dort zwischen minus 25 und minus 30 Grad Celsius liegt, dann kann man eine gemessene Temperatur von plus 6 Grad Celsius schon mit Recht eine „Hitzewelle“ nennen, wie in den Nürnberger Nachrichten zu lesen war.
Frauen zum Militär
◆ Der Dienst in den griechischen Streitkräften soll nicht länger nur den Männern vorbehalten sein. Dies geht aus einer Meldung im Wiesbadener Kurier hervor. Alle kinderlosen Griechinnen im Alter von 20 bis 32 Jahren sollen im Falle einer Mobilmachung zu einem 14monatigen Militärdienst verpflichtet werden. Das Parlament hat dazu die gesetzlichen Voraussetzungen geschaffen. Wie es heißt, können Griechinnen aber auch in Friedenszeiten freiwillig Dienst bei den Streitkräften leisten, der sich jedoch nur auf Hilfsdienste und nicht auf einen Dienst mit der Waffe erstreckt.
Interessanter Rat
◆ Offenbar angeregt durch die hohe Zahl der Verkehrsopfer, hat ein Pfarrer im Mitteilungsblatt seiner Gemeinde die Bürger zu überlegtem Autofahren ermahnt. In der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung hieß es dazu: „Das Blatt empfiehlt den Mitfahrern im Auto, auf langen Strecken zur Ermunterung des Fahrers Lieder aus dem Gesangbuch zu singen: bei Tempo 70 Lied Nummer 303: ,In Gottes Namen fahren wir‘, bei Tempo 100 Lied Nummer 656: ,Wir sind nur Gast auf Erden‘, ab Tempo 130 Lied Nummer 659 ,O Welt, ich muß dich lassen‘.“
Zuviel Gepäck
◆ Da ein Reisender mit seinen Gepäckstücken nicht nur die Gänge, sondern auch die Toiletten des „Donau-Kuriers“ zugestellt hatte, rief der Schaffner die Bahnpolizei zu Hilfe. Sie stellte fest, daß 34 Gepäckstücke, unter denen sich auch eine Waschmaschine und Autoteile befanden, einem türkischen Gastarbeiter gehörten, der auf dem Weg von Bottrop nach Istanbul war. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung meldete, holten die Beamten seine Gepäckstücke — mit einem Gesamtgewicht von acht Zentnern — aus dem Zug. Nachdem sie als Reisegepäck deklariert worden waren, konnte der Mann seine Reise mit den übrigen Geschenken fortsetzen.
Auch Müll kann man sammeln
◆ Schrecklicher Gestank hatte die Nachbarn veranlaßt, die Polizei in Rom zu alarmieren, die daraufhin dem Haus einer 73jährigen Frau besondere Aufmerksamkeit schenkte. Sie hatte nicht weniger als 27 Lastwagenladungen Müll gesammelt und in ihrem Haus untergebracht. Das ganze Haus war mit Abfällen, Lumpen, Tierskeletten und Müll vollgestopft. Wie der Wiesbadener Kurier berichtet, bestand die Krönung der exzentrischen Sammlung aus 24 nicht geleerten Nachttöpfen und 300 gefüllten Mülleimern. Nach den Angaben der Frau war die Müllsammlung für die Unterentwickelten in der dritten Welt bestimmt und die Nachttöpfe als Waffe gegen eventuelle Eindringlinge. Eine positive Seite hatte die Sache allerdings: Trotz ihres Lebens inmitten von Müll war die 73jährige nicht krank geworden.