Wir beobachten die Welt
„Heidnischer Kult“ zur Adventszeit
● „Kaum jemand, der heutzutage fröhlich das erste Licht auf dem Kranz entzündet, denkt daran, daß er eigentlich dem nordischen Feuerkult huldigt“, schreibt das Hamburger Abendblatt in einer Beilage. Der Begründer der Inneren Mission, J. H. Wichern, habe im Jahre 1838 in Hamburg den ersten Adventskranz aufgehängt. Nach dem Ersten Weltkrieg machte die Jugendbewegung den Adventskranz fast überall in Deutschland populär. Auch im Ausland gibt es heute hier und da Adventskränze. In dem Artikel, der die Überschrift „Heidnischer Kult und christliche Tradition“ trägt, heißt es weiter: „Die Tatsache, daß der Kranz, ähnlich wie sein großer Bruder, der Weihnachtsbaum, kein rein christliches Symbol ist, verschafft ihm besonderen Zuspruch.“
Gefährliche Reste
● Nicht selten bleiben in der Advents-, Weihnachts- und Faschingszeit Alkoholreste stehen, die für Kinder erreichbar sind. Eltern bedenken oft nicht, welche Fähigkeiten selbst zweijährige Kinder entwickeln, um ihre Neugierde zu befriedigen. „Neugierige Kinder vergreifen sich in unbeobachteten Momenten nicht nur an alkoholischen Getränken, sondern häufig an Toilettenwasser, Rasierwasser, Melissengeist und ähnlichem ‚Hochprozentigem‘“, mahnt der Weser-Kurier. Alle zwei Stunden würde sich in der Bundesrepublik Deutschland ein Kind mit Alkohol vergiften, und das sehr oft lebensgefährlich. Bei Kleinkindern würde schon eine Weinbrandbohne genügen, um Vergiftungserscheinungen hervorzurufen. Die Zahl der Alkoholvergiftungen schätzen Experten auf ein bis zehn Prozent der rund 90 000 Vergiftungsunfälle bei Kindern. Da es kein Universalmittel gegen Vergiftungen gibt, sollte in jedem Fall sofort der Hausarzt oder der nächste Giftnotruf verständigt werden, um Erste Hilfe einleiten zu können.
Orthodoxe Juden gegen Darwin
● Orthodoxe Juden in Jerusalem sind entschlossen, durchzusetzen, daß „die Lehre Darwins aus dem Biologieunterricht verbannt und an ihre Stelle der Schöpfungsbericht der Bibel gesetzt wird“. Die engagierte Gruppe ist sogar bereit, an den Obersten Gerichtshof zu appellieren, sollte der Erziehungsminister ihren Vorschlag ablehnen. „Ein ähnlicher Prozeß wurde in den USA von christlichen Eiferern angestrengt; das Urteil fiel gegen sie aus“, bemerkt die Süddeutsche Zeitung. Kürzlich fand ein Kongreß zahlreicher orthodox-gläubiger Wissenschaftler statt, auf dem der Theorie Darwins die Stirn geboten wurde. Ein Kongreßteilnehmer, der Physiker Professor Barnower von der Universität Negev, erklärte: „Es gibt überhaupt keine wissenschaftlichen Beweise dafür, daß die Welt nicht erst 5 743 Jahre besteht, wie es die Bibel sagt.“ Werden Ansichten, wie sie die Kreationisten vertreten, jedoch wirklich von der Bibel gestützt? In den Ausgaben vom 22. September und 22. Oktober 1983 hat Erwachet! dargelegt, warum dies nicht der Fall sein kann.
„Bildungsurlaub“ der Protestanten?
● „Auf Unverständnis“ stieß das Programm des Jugendamtes der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau bei den hessischen Unternehmerverbänden. „Selbst der gutwilligste Unternehmer könne nicht begreifen, was die angebotenen Seminare wie ‚Rock ’n’ Roll und Neue Deutsche Welle‘ oder ‚Was du schon immer über Sex wissen wolltest‘ mit beruflicher Weiterbildung oder politischer Bildung zu tun hätten“, meinte Geschäftsführer Rosenbusch gemäß einer Meldung in mtv, einer Beilage zur Medical Tribune (19/83). „Die Unternehmer forderten die evangelische Kirchenleitung auf, das Programm des Jugendamtes kritisch durchzusehen und zu überprüfen.“ Von einer Kirche, die behauptet, christlich zu sein, hätte man außerdem eine andere Art von „Bildungsurlaub“ erwarten können.
Patient braucht Trost und Zuspruch
● Für mehr Menschlichkeit in den Krankenhäusern hat sich gemäß den Heidelberger Nachrichten Bundespräsident Karl Carstens ausgesprochen. Zur Eröffnung des 12. Deutschen Krankenhaustages bat der Bundespräsident in Düsseldorf Ärzte, Pflegepersonal und Verwaltungen, darüber nachzudenken, wie man in den Kliniken zu größerer Flexibilität „und damit zu mehr Humanität“ gelangen könne. Er sprach sich dafür aus, daß der Mensch im Krankenhaus als „Einheit von Körper und Seele“ gesehen werde. Es genüge nicht, sich lediglich eines Teils des leidenden Menschen anzunehmen, und die Aufgabe des Arztes sei nicht mit der Verschreibung des Medikaments oder der Ausführung der Operation erfüllt. Wörtlich sagte er: „Es bleibt der Mensch, der Erklärungen verlangt, der Mensch, der Verständnis nötig hat, der Mensch schließlich, der Trost und Zuspruch braucht.“
Größere Rettungschance
● Lawinenopfer, die in einem Zeitraum von 15 bis 20 Minuten gefunden werden, haben noch eine Überlebenschance von 80 Prozent; schon nach 2 Stunden reduziert sich diese Chance auf höchstens 20 Prozent. Noch später ist sie praktisch gleich Null. Aufsehen erregte daher ein neues elektronisches System, mit dem Lawinenopfer noch in einer Schneetiefe von zehn Metern — auch vom Hubschrauber aus — innerhalb von fünf Minuten zuverlässig geortet werden können.
Die Augsburger Allgemeine Zeitung berichtet über das in Schweden entwickelte Verschütteten-Suchgerät (VS), das Anfang des Jahres der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, folgendes: Skifahrer brauchen von dem System nur zwei Aufkleber, die zwischen Innen- und Außenschuh der Skistiefel befestigt werden. (Man kann die Aufkleber auch an Hosen oder Gamaschen nähen.) Die in diesem Reflektor eingebaute Diode und Miniantenne benötigen keine Energie und sind damit von unbegrenzter Lebensdauer. Erheblich kompakter und komplizierter ist die 12 kg schwere, ebenfalls aus Sender und Empfänger bestehende Suchausrüstung. Sie kann mit einem Rückentraggestell befördert oder vom Hubschrauber aus eingesetzt werden. Die erwiesenermaßen wirksamste Suchhöhe von 15 Metern ermöglicht risikolose Einsätze an bisher für die Suche kaum zugängigen hochalpinen Gefahrenstellen.
Keine endgültige Datierung
● Wie unzuverlässig und fragwürdig archäologische Untersuchungsergebnisse sein können, zeigen die Diskussionen um die Frage, wann die ersten Menschen in Amerika eingewandert sind. Die Verfechter einer frühen Einwanderung führen unter anderem die 1929 bzw. 1972 gefundenen Skelettreste von Del Mar und Sunnyvale (Kalifornien) an, die nach einer Datierung mit dem Aminosäureverfahren 48 000 und 70 000 Jahre alt sein sollen. Vor drei Jahren aber kamen Forscher des Geologischen Bundesamtes der USA „nur auf ein Alter von 11 000 und 9 000 Jahren“. Jetzt hat eine Radiokohlenstoffdatierung ergeben, daß der Mensch von Sunnyvale erst vor 3 500 bis 5 000 Jahren gelebt habe. „Es ist sogar damit zu rechnen, daß der Mensch von Sunnyvale noch ein wenig jünger ist“, räumt die Frankfurter Allgemeine Zeitung (6. Juli 1983, S. 29) ein und fügt hinzu: „Das Sunnyvale-Skelett unterscheidet sich nämlich in 32 Standardmaßen im Knochenbau nicht von anderen in Amerika ausgegrabenen weiblichen Skeletten, die nach der Radiokohlenstoffdatierung und der Einordnung in das kulturelle Umfeld der Fundorte nur 400 bis 1 600 Jahre alt sind.“
Zufriedenes Opfer
● Meist finden Leute, die ihr gestohlenes Auto zurückerhalten, einen beschädigten oder ausgeraubten Wagen vor. Nicht so ein New Yorker Rechtsanwalt, dem ein BMW, Baujahr 1976, gestohlen worden war. Als er sein Auto 12 Tage später wieder in Empfang nahm, fand er es außergewöhnlich verbessert vor. Die Diebe hatten offensichtlich die Absicht gehabt, den Wagen für sich zu verwenden. Innen war alles neu gepolstert, Sportsitze, eine Stereoanlage, ein abgefedertes Steuerrad mit dazu passendem Schaltknüppel, Nebelleuchten und Drahtfelgen waren eingebaut worden — alles zusammen im Wert zwischen 2 000 und 3 000 Dollar. „Wer weiß“, meinte der Rechtsanwalt, „eine Woche später — und die Rücksitze wären mit einem Fernsehgerät ausgestattet gewesen.“
Verlust der ehelichen Bindung
● Die Zahl der Männer und Frauen, die unverheiratet zusammenleben, nimmt in einigen europäischen Ländern mehr und mehr zu. Darauf hat der Präsident des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg, Max Wingen, kürzlich hingewiesen. Beispielsweise hätten 31 Prozent aller Französinnen, die in den Jahren 1976/77 geheiratet hätten, vor der Ehe mit ihrem Mann zusammengelebt. (In den Jahren 1966/67 traf dies nur auf 13 Prozent zu.) M. Wingen wies darauf hin, daß in Schweden und in Dänemark der Anteil von 20- bis 24jährigen Frauen, die in Zweierbeziehungen leben, bereits Mitte der 70er Jahre auf 30 Prozent gestiegen ist. (Der Anteil der Frauen in den Altersgruppen zwischen 25 und 29 sowie zwischen 30 und 44 Jahren ist dagegen in diesen Ländern rapide zurückgegangen.) Die Öffentlichkeit toleriere nichtlegalisierte Paarverbindungen, erklärte er gemäß dem Wiesbadener Kurier. „Allein in der Bundesrepublik wird die Gesamtzahl der Personen in freien Beziehungen auf nahezu eine Million geschätzt.“
Buddhistische Nonnen rühren sich
● Gleiche religiöse Rechte für Frauen sowie ihre Ordination scheinen nicht nur Themen in der westlichen Welt zu sein. Viele der 20 000 buddhistischen Nonnen in Thailand sind mit ihrer Stellung in der buddhistischen Hierarchie unzufrieden. Aufgrund der Tradition besteht ihre Arbeit darin, den Mönchen zu dienen — ihnen das Essen zuzubereiten, ihre Wohnräume sauberzuhalten und sogar für sie zu betteln. Eine Studie, die gemäß der Zeitung The Bangkok Post kürzlich durchgeführt wurde, ergab, daß „80 von 100 Nonnen der Ansicht sind, sie könnten mehr für die menschliche Gesellschaft tun, wenn sie sich nicht nur auf die niedrige Arbeit in den Tempeln beschränken müßten“. Sie wollen „das Amt von Priesterinnen wiederbeleben, so daß Nonnen einen rechtmäßigen Platz als Glieder des Klerus in der geistlichen Hierarchie einnehmen. ‚Neue Nonnen‘ sollen hervorgebracht werden, die sich mehr an sozialen Projekten beteiligen und die dafür nötige Ausbildung in Krankenpflege, Hauswirtschaft und auf anderen Fachgebieten erhalten.“
Mitgiftmörder
● In Indien wird eine Verschärfung der gesetzlichen Bestimmungen gegen die Mitgiftpraxis gefordert. Ein Parlamentsausschuß ist nach zweijährigen Untersuchungen zu erschütternden Ergebnissen gelangt. Der Brauch, nach dem die Eltern der Braut die Familie des Ehemannes finanziell „entschädigen“ müssen, führt immer mehr zu Morden an neuvermählten jungen Frauen. Fast täglich würden die Medien des Landes über Fälle von „Mitgiftmorden“ berichten, heißt es in den Ruhr-Nachrichten. Das Gesetz von 1961, das die Mitgift verbietet, wird nicht mit der nötigen Härte durchgesetzt. Der Ausschuß schlägt daher vor, festzulegen, daß die Hochzeitsgeschenke von der Familie der Ehefrau nicht teurer als 20 Prozent des Jahreseinkommens sein dürfen. Wenn eine Jungvermählte unter mysteriösen Umständen stirbt, müßten alle Geschenke an ihre Familie zurückgegeben werden. Jeder, der eine Mitgift verlangt, sollte mit Gefängnis zwischen 6 Monaten und 2 Jahren bestraft werden.
Profitabler „Untergrund“ in Moskau
● Wo rollt der Welt rentabelste U-Bahn? In Moskau. Obwohl man mit der Moskauer Metro für nur rund 20 Pfennig beliebig weit fahren kann, vermag die Metro alle ihre Kosten durch die Einnahmen aus Fahrpreisen zu decken und erwirtschaftet sogar noch einen Gewinn von 2,9 Prozent. Die Hamburger U-Bahn erreicht eine Rentabilität von rund 75 Prozent, die Pariser Metro von nur 37 Prozent; die Untergrundbahn von Tokio wird nur zu 43 Prozent durch die Fahrpreise finanziert. In Turin und in Mexico City beträgt der Subventionsanteil dagegen sogar 86 Prozent. Diese Angaben wurden jetzt von dem angesehenen Londoner Jahrbuchverlag Jane’s veröffentlicht.
Vögel bei der Luftwaffe
● Vor vier Jahren stürzte eine Mirage der französischen Luftwaffe ab, weil eine Möwe in das Triebwerk geraten war. Damit Düsenflugzeuge vor gefährlichem Vogelschlag bewahrt werden, hat sich die französische Luftwaffe nun sozusagen mit der Natur „verbündet“. Von Falknern abgerichtete Greifvögel — wie Habichte, Wanderfalken und später auch kanadische Geierfalken — vertreiben auf einem Militärflugplatz bei Straßburg alle Möwen, Tauben und Krähen, die beim Start oder bei der Landung eines Flugzeugs in das Triebwerk geraten könnten. Wie einer AP-Meldung zu entnehmen ist, konzentrieren sich die Greifvögel ausschließlich auf die ihnen „zugewiesenen Feinde“.