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Die Seereise des Paulus nach RomErwachet! 1971 | 22. Juli
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„Dein Wort ist Wahrheit“
Die Seereise des Paulus nach Rom
DER christliche Apostel Paulus war zwei Jahre lang in der Hafenstadt Cäsarea gefangengehalten worden. Nun wurde er auf seine eigene Bitte hin nach Rom gebracht, um vor Cäsar zu erscheinen. Paulus und weitere Gefangene unterstanden der Aufsicht eines Offiziers namens Julius. Lukas, der den Bericht über die Seereise aufzeichnete, begleitete Paulus.a
Sie bestiegen ein Schiff und fuhren die Küste entlang nach Norden. Am nächsten Tag legten sie in Sidon an. Das Schiff stach wieder in See und segelte an der nordöstlichen Spitze der Insel Zypern und dann an der kleinasiatischen Küste von Zilizien und Pamphylien entlang. Hier ging es langsamer vorwärts, aber schließlich erreichte man den belebten Hafen von Myra. In Myra konnte Julius für seine Gruppe die Überfahrt auf einem anderen Schiff buchen. Dieses Schiff gehörte, wie es scheint, zu der Getreideflotte, die regelmäßig zwischen Alexandrien (Ägypten) und Rom verkehrte.
Von Myra aus fuhr das große Schiff dicht unter der Küste Kleinasiens langsam gegen den Wind. Daher dauerte es „eine Reihe von Tagen“, um von Myra nach Knidus, einer Küstenstadt nördlich der Insel Rhodos, zu gelangen. Von Knidus aus hätte das Schiff aufs offene Meer hinausfahren müssen, wenn man sich entschieden hätte, in westlicher Richtung an der Südspitze Griechenlands vorbei nach Rom zu fahren. Aber wie es scheint, verhinderten starke Winde die Ausführung eines solchen Entschlusses. Statt dessen fuhr das Schiff nach Süden auf die Insel Kreta zu.
Nachdem das Schiff Salmone an der Ostküste Kretas erreicht hatte, fuhr es um die Insel herum, nach Schönhafen. Wegen der Verzögerungen durch den Wind war „die Fastenzeit des Versöhnungstages schon vorüber“. Dies bedeutete, daß es inzwischen wahrscheinlich Oktober war. Eine weitere Schiffahrt wäre zu dieser Jahreszeit gefährlich gewesen. Aber da der Hafen von Schönhafen zum Überwintern ungünstig war, beschloß man, zu versuchen, Phönix, einen anderen Hafen, der etwa fünfundsechzig Kilometer weiter an der Küste Kretas lag, zu erreichen.
Sturm und Schiffbruch
Das Vertrauen der Besatzung zu dieser Entscheidung nahm zu, als ein leichter Südwind aufkam. Aber dann brach plötzlich ein heftiger Ostnordostwind auf das Schiff los und riß es mit sich fort! Der Schutz der kleinen Insel Kauda bot eine ganz kurze Ruhepause in dem Sturm. In dieser Zeit wurde das mitgeschleppte Beiboot schnell an Bord heraufgezogen, und verfügbare Seile und Taue wurden dazu benutzt, das Schiff zu untergürten, damit es nicht zerbarst.
Was die Besatzung in Schrecken versetzte, war, daß der Sturm das Schiff zum Treibsand der Syrte an der Küste Libyens (Nordafrika) hintrieb. Die Besatzung arbeitete wie wild, um das Schiff zu wenden und so einen Schiffbruch zu verhindern. Man leichterte das Schiff auch, indem man Fracht über Bord warf. Der Seemann Edwin Smith äußerte sich zu diesem kritischen Teil der Seereise in der Ausgabe der Zeitschrift The Rudder vom März 1947 wie folgt:
„In diesem Falle mußte man Kurs nach Steuerbord halten, das heißt so, daß die rechte Schiffsseite windwärts lag. So wird das Schiff fast nach Norden gewiesen haben, also von der afrikanischen Küste und der Syrte hinweg; und wenn es irgendwie vorankam, während es beigedreht lag, mußte dies in Richtung seines Weges nach Italien vor sich gehen, während seine Breitseitenbewegung (die Drift), allgemein ausgedrückt, westwärts erfolgte.
Als der Sturm am nächsten Tage ohne nachzulassen anhielt, leichterten sie das Schiff. Jeder bis hierher unternommene Schritt deutet Gewandtheit in der Seemannskunst an, und so auch dieser hier; denn alle Werke über die Seemannskunst empfehlen dies als eine der Maßnahmen, die getroffen werden sollten.“ Durch die getroffenen Maßnahmen wurde das Schiff auf einen westlichen Kurs gebracht, wodurch ein Schiffbruch an der gefährlichen afrikanischen Küste vermieden wurde.
Während das Schiff weiter nach Westen getrieben wurde, waren viele Tage lang weder Sonne noch Sterne zu sehen. Die Hoffnung auf ein Überleben hatte man beinahe aufgegeben. Aber dann, um Mitternacht des vierzehnten Tages, nachdem man Kreta verlassen hatte, begannen einige Leute der Besatzung zu vermuten, daß man sich dem Land näherte. Durch Loten wurde dies bestätigt. Man warf die vier Anker aus, und das Schiff hielt langsam an.
Schließlich dämmerte der Morgen. Die Besatzung hieb die Anker ab, machte die Steuerruder los, hißte das Vordersegel und hielt auf den Strand zu. Aber das Schiff lief auf und begann in der tosenden Brandung zu zerschellen. Auf Befehl des Julius sprangen alle ins Meer und schafften es, sicher ans Land zu kommen, indem einige schwammen und die anderen sich an irgend etwas, was auf dem Schiff verfügbar war, klammerten.
Die Insel erwies sich als die Insel Malta. Hier überwinterten sie, und als im Frühjahr das Reisen ungefährlich wurde, setzten sie die Seereise auf einem anderen Schiff aus Alexandrien fort. Nach einer gewissen Zeit umfuhr das Schiff die südöstliche Spitze Siziliens und legte für drei Tage in Syrakus an. Dann fuhr es weiter nach Rhegium an der „Stiefelspitze“ Italiens, und von dort aus legte es die Strecke nach Puteoli zurück. Hier ging die Gruppe von Bord und reiste das letzte Stück nach Rom auf dem Landweg weiter.
Ein zuverlässiger Bericht
Dieser Bibelbericht unterstreicht, welchen Beschränkungen die Schiffe im ersten Jahrhundert unterlagen — die Notwendigkeit, einen sicheren Hafen zu finden, natürliche Vorteile, die die Küsten boten, auszunutzen und zu gewissen Zeiten des Jahres das offene Meer zu meiden. Die Segel, Anker, Steuerruder und das am Heck mitgeschleppte Beiboot stimmen mit den Beschreibungen der Schiffe jener Zeit überein. Das Untergürten und das Leichtern des Schiffes waren Methoden, die gerade unter solchen Umständen angewandt wurden.
Der Hinweis auf das Getreideschiff aus Alexandrien stimmt mit der damaligen Situation in der römischen Welt überein. Es gab damals eine solche Flotte im Dienst des Reiches, und ein Offizier erhielt, wie der Bibelbericht zeigt, die höhere Befehlsgewalt.
Der Bericht hebt lebhaft hervor, welche Probleme es für ein Schiff gab, das gegen den Wind fuhr, und was für ein Wind in jenem Teil der Welt zu der betreffenden Jahreszeit vorherrschte. Bei einem vorherrschenden Westwind brauchte man für die ungefähr hundertzehn Kilometer von Cäsarea nach Sidon etwa einen Tag, aber bei einem günstigen Südwind war für die Strecke von Rhegium nach Puteoli, eine Entfernung von etwa 320 Kilometern, eine schnelle, etwa eintägige Fahrt möglich.
Auch die Genauigkeit des Kurses des Schiffes in Richtung der Sandbänke der Syrte, der durch den von den Bergen Kretas wehenden Wind verursacht wurde, ist beachtenswert. Die nachfolgende Kursänderung, die bei einem solchen Wind möglich war, konnte bewirken, daß das Schiff genau nach Malta kam.
Der Seemann Edwin Smith fühlte sich bewogen, seine Bemerkungen über die Seereise mit folgenden Worten abzuschließen: „Bei unserer Untersuchung haben wir gesehen, daß jede von St. Lukas gemachte Aussage über die Bewegungen dieses Schiffes, von der Zeit an, wo es Schönhafen verließ, bis zu seiner Strandung auf Malta, durch äußere, unabhängige Beweise genauester und befriedigendster Art als wahr erwiesen ist ... Aus alledem geht hervor, daß Lukas diese Seereise tatsächlich, wie geschildert, mitgemacht hat, und es erweist ihn zudem als einen Menschen, dessen Beobachtungen und Darlegungen als höchst zuverlässig und glaubwürdig gelten dürfen.“
Es ist ausnahmslos so, daß jemandes Wertschätzung für die Zuverlässigkeit und Vertrauenswürdigkeit der Bibelberichte um so größer wird, je genauer er sie untersucht. Der Bericht über die Seereise des Paulus nach Rom ist lediglich ein weiteres Beispiel für die Genauigkeit der Bibel.
[Fußnote]
a Der Bericht über die Seereise des Paulus findet sich im 27. und 28. Kapitel des Bibelbuches der Apostelgeschichte.
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Wir beobachten die WeltErwachet! 1971 | 22. Juli
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Wir beobachten die Welt
Anstieg des Lebensunterhaltes
◆ Daß der Lebensunterhalt in der Bundesrepublik teurer geworden ist, zeigt der Preisindex aller privaten Haushalte. Im April 1971 lag er mit 129,5 (1962 gleich 100) um 4,8 Prozent höher als im gleichen Monat des Vorjahres. Für Vier-Personen-Haushalte mit mittlerem Einkommen errechnete das Statistische Bundesamt eine Verteuerung der Lebenshaltung um 4,9 Prozent. Dabei blieben aber noch die stark saisonabhängigen Preise unberücksichtigt.
„Rauchende Prominenz“ — kein gutes Vorbild
◆ Nach Ansicht der deutschen Ärzteschaft, die in Mainz eine Tagung abhielt, gibt die „rauchende Prominenz“ kein gutes Vorbild. Man appellierte an alle Prominenten, auf das Zigarettenrauchen besonders dann zu verzichten, „wenn Sie, wo auch immer, vor die Öffentlichkeit treten“. Die Ärzte schreiben den ständig ansteigenden Zigarettenkonsum neben der direkten Zigarettenwerbung der Industrie auch der indirekten Werbung für das Zigarettenrauchen „auf der Bühne, im Film und im Fernsehen“ zu. Rauchende Schauspieler, Künstler, Wissenschaftler, Politiker und Journalisten verführten durch ihr schlechtes Beispiel mehr Menschen und vor allem Jugendliche zum Rauchen als die übliche Zigarettenreklame.
Neuer Stern entdeckt
◆ Ein sowjetischer Astronom entdeckte im Sternbild der Jungfrau einen neuen Stern, der 600millionenmal heller als die Sonne ist. Dieser Stern liegt etwa 35 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt. Bisher sind im Milchstraßensystem nur wenige, in außergalaktischen Systemen ungefähr 100 dieser Sterne, die auch Super-Nova-Sterne genannt werden, beobachtet worden. Sie sollen an einem Tag soviel Energie wie die Sonne in 40 Jahren ausstrahlen. Man nimmt aber an, daß sie allmählich wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückfallen.
Hautkrebs durch Leuchtstoffröhren
◆ Die Frankfurter Allgemeine Zeitung nimmt auf einen in der Schweizer Medizinischen Wochenschrift erschienenen Bericht von R. Diethelm Bezug, in dem über mehrere Patienten berichtet wird, die Hautgeschwülste aufzuweisen hatten, da sie jahrelang im Licht von Leuchtstoffröhren arbeiteten. „Bei einem Patienten, der mehr als 20 Jahre von links einer solchen Leuchtstoffröhre ausgesetzt war, entwickelten sich in den letzten vier Jahren am linken Unterarm und in der linken Gesichtshälfte drei Karzinome und eine präkarzinogene entzündliche Hautveränderung. Angesichts dieser Verhältnisse sollte, wie Diethelm dies forderte, bei jedem Patienten mit Hautkrebs nach der Beleuchtung am Arbeitsplatz gefragt werden. Außerdem ist zu prüfen, ob die Sicherheitsanforderungen für unsere Leuchtstoffröhren tatsächlich ausreichen.“
Gründe des Priestermangels
◆ „Völlige Keuschheit ist nicht nur möglich, sondern sie ist die Quelle der Freude und der Heiligkeit.“ Diese Worte schrieb Papst Paul VI. als Antwort auf zahlreiche Briefe des Kardinals Alfrink, Erzbischof von Utrecht (Niederlande). Was ist das Ergebnis dieser Einstellung? Die Zeitung Nürnberger Nachrichten gibt folgende Stellungnahme wieder: „Das Jahrbuch über die Aktivität des Heiligen Stuhls mußte für 1970 zum erstenmal eine passive Bilanz melden. Die Zahl der verstorbenen Geistlichen überstieg die der Ordinationen um 289. Doch dieses Bild ist schief. Es enthält nicht die in den Laienstand zurückversetzten Priester, eine solche Zahl hat der Vatikan auch nie veröffentlicht. Trotz der offenkundigen Notlage haben sich Papst und Kurie die Diskussion mit den jüngeren Kräften in der katholischen Kirche zu leicht
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