Wir beobachten die Welt
Staat finanziert Papstbesuch
● „Im Unterschied zur ersten Reise 1979“, schreibt der Schweiz. Evang. Pressedienst, „ist der Papst diesmal nicht nur Gast der katholischen Kirche, sondern auch des kommunistischen Staates in Polen, der den größten Teil der Kosten des Aufenthaltes in Höhe von mehr als 35 Mio. Franken [rund 42,2 Millionen DM] finanziert.“ Die Zusammenarbeit von Staat, Kirche und Vatikan „dokumentiert das gegenwärtige Verhältnis zwischen Staat und katholischer Kirche, die insbesondere in den letzten drei Jahren ihre politische Macht ausgebaut hat“. Mancher Beobachter wird sich fragen, wie sich wohl Jesus in einer solchen Situation verhalten hätte. Er hatte einmal vor Pilatus erklärt: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt“ (Johannes 18:36, van Eß; Luther).
Ein Planet außerhalb des Sonnensystems?
● Astronomen in Santa Cruz (Kalifornien, USA) beobachten zur Zeit einen gasförmigen Sternbegleiter, der ihrer Ansicht nach „möglicherweise der erste außerhalb unseres Sonnensystems entdeckte Planet“ ist (FAZ, 25. Mai 1983, S. 8). Das Objekt, 450 Lichtjahre entfernt, steht in der Milchstraße „in der Nähe“ des Fixsterns T-Tauri (allerdings 12 Milliarden Kilometer davon entfernt) und hat daher den Namen „TIRC“ (T-Tauri-Infrared Companion) erhalten. Der relativ junge Himmelskörper wird als etwa fünf- bis zwanzigmal so groß wie der Jupiter (der größte Planet unseres Sonnensystems) beschrieben. Einige Wissenschaftler erhoffen sich durch diese Entdeckung eine Bestätigung ihrer Theorien. Der Astronom Douglas N. C. Lin erklärte zum Beispiel: „Die mögliche Existenz von außerirdischem Leben gründet sich auf der Vermutung, daß es noch andere Planetensysteme geben muß. Bisher allerdings haben wir dafür noch keinen Beweis.“ Andere Wissenschaftler äußerten sich daher zurückhaltend. Sie sehen in dem Himmelsobjekt eher einen Begleitstern des T-Tauri als einen Planeten.
Unerwünschte Wachstumsrate
● Die im Frühjahr in Bonn veröffentlichte Kriminalstatistik von 1982 läßt erkennen, daß wir in einer Zeit ‘zunehmender Gesetzlosigkeit’ leben (Matthäus 24:12). So stieg die Zahl der Raubüberfälle auf Banken, Sparkassen und Poststellen im Vergleich zum Vorjahr um 18,8 Prozent, bei Überfällen auf Geld- und Werttransporte sogar um 43,4 Prozent. Wie die Bremer Nachrichten melden, trugen vor allem Diebstahlsdelikte zum „Anstieg der Kriminalitätskurve“ bei. Zunahmen wurden auch im Bereich der Gewaltkriminalität und bei den Umweltdelikten registriert. Bei der Kinderkriminalität sind zwar rückläufige Zahlen zu beobachten, dies wird jedoch in erster Linie auf geburtenschwache Jahrgänge zurückgeführt.
Vom Regen in die Traufe
● „Sieben kambodschanische Familien, die dem Krieg und dem Hunger in ihrem Heimatland entflohen waren ..., um ein neues Leben in New York zu beginnen, sind wieder geflohen“, berichtet die New York Times, „diesmal vor Räubern, Ganoven und jungen Rowdies auf den Straßen von Brooklyn.“ Über 40 Glieder der Familien verließen New York in der Hoffnung, eine sicherere Bleibe in Pennsylvanien zu finden. „Es sollte ihnen hier bessergehen“, erklärte ein New Yorker Sozialarbeiter, „und ich habe mich darum bemüht, während sie da waren. Doch selbst mit Hilfe der Polizei gelang mir das nicht. ... Jeden zweiten Tag war irgend etwas, angefangen von kleineren Raubüberfällen bis zu schweren tätlichen Angriffen. ... Ich meine ernste Verbrechen, zum Beispiel wurde in Wohnungen eingebrochen, während die Bewohner schliefen; Großmütter und Kinder wurden zusammengeschlagen. Diese Leute fürchteten um ihr nacktes Leben.“
Geistliche als Politiker
● Die evangelische Kirche der Pfalz wünscht „keinen Wahlkampf von der Kanzel“, doch erlaubt sie ihren Geistlichen, sich politisch zu betätigen. Wie die Wochenzeitschrift Christ in der Gegenwart (23/83) berichtet, „verabschiedete die Landessynode ein vorläufiges Gesetz, wonach Pfarrer, die ein politisches Mandat anstreben, sich während des Wahlkampfs ganz oder teilweise von der Kirche beurlauben lassen können“.
Anders ist die Situation bei den katholischen Geistlichen in der Bundesrepublik Deutschland. Ihnen ist, wie man in Westermanns Monatsheften (12/82) lesen konnte, „bei Androhung der Exkommunikation verboten, Mandate in gesetzgebenden Körperschaften zu übernehmen“. Weiter hieß es: „Hier gilt nach wie vor das Reichskonkordat von 1933, geschlossen zwischen Vatikan und nationalsozialistischen Machthabern, das die Ausschaltung katholischer Amtsträger von direkter politischer Macht dekretierte. Damit konnte sich Hitler eines lästigen, weil vom moralischen Anspruch her gewichtigen Gegners entledigen. In der Weimarer Republik hatten Priester als Abgeordnete im Reichstag eine bedeutende Rolle gespielt.“
Folgen einer Abtreibung
● In einigen westlichen Ländern hat die Zahl der Eileiterschwangerschaften stark zugenommen. Professor Heinz Kirchhoff, ehemaliger Leiter der Universitäts-Frauenklinik in Göttingen, bringt diese Zunahme mit Schwangerschaftsabbrüchen und ihren Spätfolgen in Verbindung. Schon während oder unmittelbar nach einem Eingriff — so erklärt er in einem Beitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung (18. Mai 1983, S. 30) — treten bei 5 bis 20 Prozent der Frauen Frühkomplikationen auf. (Dazu gehören Muttermundrisse, Gebärmutterverletzungen sowie Entzündungen der Gebärmutterschleimhaut und der Eileiter.) Bei 10 bis 35 Prozent der Frauen sind Spätkomplikationen (Unterleibsbeschwerden oder Sterilität, Fehl- und Frühgeburten, nicht schließender Muttermund und Eileiterschwangerschaften) zu verzeichnen. „Da in Deutschland die Zahl der legalen Schwangerschaftsabbrüche pro Jahr etwa 80 000 beträgt“, schreibt er, „erklärt dies die alarmierende Zunahme der Eileiterschwangerschaften.“
Schlecht geschlafen?
● Alkohol ist kein Schlafmittel. Australische Forscher haben gemäß einer Meldung des luxemburgischen tageblatts die Gewohnheit vieler Wohlstandsbürger, sich vor dem Zubettgehen noch einen alkoholischen „Schlaftrunk“ einzuverleiben, angeprangert. Der Alkohol vor dem Schlafengehen bringe die verschiedenen Schlafphasen „gründlich durcheinander“ und bewirke genau das Gegenteil eines tiefen und erholsamen Schlafes. Das abendliche Trinken habe negative Folgen auf das physische und geistige Wohlbefinden. In einem Aufsatz des Industriemagazins (2/83) über Schlafstörungen wird ebenfalls festgestellt: „Der Gute-Nacht-Trunk stört den Schlaf-Rhythmus und kann zu vorzeitigem Aufwachen führen.“
Grausiger Schabernack
● „Ich kann nicht begreifen, wie es zu diesem grausigen Schabernack kommen konnte“, sagte Wanda Ishmael, eine 55 Jahre alte amerikanische Lehrerin, nachdem sie fünf Stunden auf der Intensivstation eines Krankenhauses hatte zubringen müssen. „Mein Gesicht glühte, und ich sah alles verschwommen. Ich wußte nur noch, daß ich nicht mehr allein aus dem Klassenzimmer gehen konnte. Und dann kam ich zu der furchtbaren Erkenntnis. Ich war von einem meiner Schüler unter Drogen gesetzt worden.“ Die Ärzte bestätigten, daß sie einige Stückchen mit Marihuana versetzten Schokoladenkuchen gegessen hatte, die ihr Schüler der 10. Klasse angeboten hatten. Und der Anlaß? Eine Fete als Willkommensgruß für die Lehrerin, die gerade von einer schweren Krebsoperation zurückgekehrt war.
Blutspenden — eine Sucht?
● Kann das Spenden von Blut zu einer Sucht werden? Die Zeitschrift Psychologie Heute (4/83) bejaht diese Frage und stellt fest: „Ähnlich wie etwa beim Heroin haben Anfänger zunächst Angst vor dem ersten ‚Schuß‘, doch unmittelbar nachdem die Kanüle durch die Haut ist, spätestens aber, wenn sie wieder aufstehen, fühlen sie sich ‚warm durchflutet‘. Wer mehrmals Blut spendet, erwirbt unbewußt eine positive Reaktion auf die Blutspende-Situation — so etwas nennt man in der Psychologie ‚konditionierter Reflex‘ oder, je nach Definition, eine Sucht.“ Eine Befragung von 1 846 Blutspendern hatte ergeben, daß sich die „Anfänger“ vor ihrem „ersten Mal“ eher gespannt, skeptisch, mißtrauisch, ärgerlich oder zittrig fühlten. Sie gaben jedoch unmittelbar danach an, „sich entspannt, sorglos, freundlich, spielerisch zu fühlen — und daß es ihnen ‚warm ums Herz‘ sei“. Erfahrungsgemäß würden sowieso Personen, die viermal Blut gespendet hätten, keine negativen Anfangsgefühle mehr haben — und dabeibleiben.
Gefahr am Videoschirm
● Aus den USA und aus Großbritannien wird von Fällen berichtet, bei denen epileptische Anfälle durch das Videospiel ausgelöst wurden. „Flimmerfrequenzen zwischen 15 und 20 Hertz scheinen dabei besonders gefährlich zu sein“, bemerkt die Medical Tribune. Das Spiel am Videoschirm kann offenbar in gleicher Weise wie Fernsehen eine Gefahrenquelle für anfallgefährdete Jugendliche sein.
Schlechtere Zeiten für Akademiker
● Rund 1,5 Millionen Akademiker stehen zur Zeit in der Bundesrepublik Deutschland im Erwerbsleben, das ist etwa jeder zwanzigste Berufstätige. Die Mehrzahl von ihnen ist im öffentlichen Dienst beschäftigt. „Hier liegen heute und in Zukunft die Handicaps für stellungssuchende Absolventen in Form leerer Staatskassen“, schreibt das Deutsche Wirtschaftsblatt (Handwerk in Ostwestfalen-Lippe). Die Zahl der arbeitslosen Akademiker hat sich zwischen Mitte der 70er Jahre und heute vervierfacht. Somit sind Hochschulabsolventen überdurchschnittlich an dem Anstieg der Arbeitslosigkeit beteiligt. „Außerdem werden in der Privatwirtschaft heute den Akademikern kaum noch Privilegien eingeräumt“, stellt das Blatt fest. „Zwar ist eine akademische Ausbildung oft eine Voraussetzung für eine Ausübung bestimmter Tätigkeiten, aber die Zeiten, in denen allein der erfolgreiche Abschluß eines Hochschulstudiums ausreichte, um beruflich erfolgreich zu sein, sind vorbei.“
Auf die Menge kommt es an
● Fettarme Kost ist für Herzinfarktpatienten nach wie vor von größter Bedeutung. Wie aus einer Meldung des Arztmagazins selecta (5/83) hervorgeht, hat Professor U. Stocksmeier (Tutzing) von 1970 bis 1980 rund 1 300 männliche Infarktpatienten untersucht und festgestellt, daß die Art der Nahrungsfette für das Entstehen eines Infarktes nicht ausschlaggebend ist, wohl aber die Menge. „Auch wenn eine fettmodifizierte Diät über einen längeren Zeitraum hinweg strengstens eingehalten wird, kann der Cholesterinspiegel nicht stärker gesenkt werden als durch eine nicht fettmodifizierte, aber ansonsten gesundheitsgerechte Ernährung“, heißt es.
Diese vom Bundesgesundheitsministerium veranlaßte Ernährungsstudie scheint damit auch den vor Jahren unter Medizinern entbrannten Streit um die Frage, ob Margarine gesünder ist als Butter, zu beenden. Dennoch, so sagt eine internationale Gutachtergruppe der Deutschen Forschungsgemeinschaft, sollte eine Einschränkung des Fettkonsums, wenn nötig, bei den tierischen Fetten erfolgen. Die pflanzlichen Fette werden als „unverzichtbar“ bezeichnet (FAZ, 20. Juli 1983, S. 26).
Gift als Bumerang
● Die Anwendung von Giften wie DDT und PCB ist zwar in den meisten Ländern der westlichen Welt verboten, aber ihre Herstellung und ihr Export sind in einigen Staaten erlaubt. Diese Praxis hat sich als gefährlicher Bumerang erwiesen. Importierte Futtermittel, die aus Südamerika und aus Asien in die Europäische Gemeinschaft gelangen, enthalten gemäß einem Bericht der Zeitschrift medizin heute (5/83) oft weit mehr Gifte, als man gemeinhin vermutet. Trotz der weitreichenden Einschränkungen hat der weltweite Verbrauch von DDT zugenommen. Aus welchem Grund? Für viele Länder der dritten Welt ist DDT das preiswerteste Mittel im Kampf gegen die Malaria. Wurden im Jahre 1974 weltweit 60 000 Tonnen DDT versprüht, so waren es 1980 bereits 96 000 Tonnen.
Boxen abgelehnt
● „China ist die erste große Sportnation“, meldet der Kölner Stadt-Anzeiger, „die aus der Diskussion um Gefahren und Brutalität des Boxens die Konsequenzen gezogen hat.“ Weil sie den Boxsport für „barbarisch“ halten, nahmen die Chinesen bei den 9. Asienspielen in Neu-Delhi nicht am Faustkampfturnier teil.