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Ein größeres Problem als die DrogensuchtDer Wachtturm 1974 | 1. November
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Ein größeres Problem als die Drogensucht
WELCHER Sucht sind weit mehr Menschen versklavt als der Heroinsucht, ja viele Millionen mehr?
Wodurch läuft jemand siebenmal mehr Gefahr, sein Leben durch einen Unfall zu verlieren, als seine Mitmenschen?
Was ist nach Herzkrankheiten und Krebserkrankungen das größte gesundheitliche Problem in den Vereinigten Staaten und in vielen Ländern Europas?
Die Antwort lautet: der chronische Alkoholismus.
Der Genuß alkoholischer Getränke geht bis in die früheste Zeit der Menschheitsgeschichte zurück. Der Mißbrauch solcher Getränke ist fast ebenso alt. Millionen Menschen genießen heute Wein, Bier oder andere alkoholische Getränke, ohne irgendwelchen gesundheitlichen Schaden davonzutragen oder ihre Denkkraft oder ihre persönliche Sicherheit zu beeinträchtigen. Doch in den Vereinigten Staaten ist heutzutage jeder zehnte derer, die Alkohol genießen, entweder ein ausgesprochener Alkoholiker oder ein „Problemtrinker“, das heißt einer, der sich selbst oder ihm nahestehenden Personen Unannehmlichkeiten bereitet.
In Frankreich, einem Land, in dem auf je 250 Menschen ein Café oder eine Bar kommt, ergab eine Rundfrage, daß der Alkoholmißbrauch für nahezu jeden vierten Mann und jede zwölfte Frau ein Problem ist. Man schätzt, daß jährlich 30 000 Menschen an einer Krankheit sterben, die auf Alkoholmißbrauch zurückzuführen ist. Der französische Gesundheitsminister Michel Poniatowski sagte im vergangenen Jahr: „Wir wollen nicht um die Sache herumreden — der Alkoholismus ist eine nationale Plage.“
Besonders traurig ist, daß sich der Alkoholismus auch unter jungen Menschen ausbreitet. Die Londoner Times berichtet, daß sich die Fälle von Trunkenheit unter den Teenagern Großbritanniens, besonders unter Mädchen, sehr mehren.
Dr. Morris Chafetz, Direktor des Nationalen Instituts für Alkohol und Alkoholmißbrauch in den Vereinigten Staaten, sagte: „Es ist nichts Ungewöhnliches, 9-, 10-, 11- oder 12jährige Kinder anzutreffen, für die der Alkoholismus ein ernsthaftes Problem ist. Es handelt sich um ein weit schwerwiegenderes Problem, als wir es uns je vorgestellt haben.“ Die Anonymen Alkoholiker haben „AA-Gruppen für Jugendliche“, also für junge Leute unter zwanzig Jahren, eingerichtet. Allein in der Stadt New York gibt es schätzungsweise 66 000 junge Menschen im Alter von 12 bis 18 Jahren, die mit dem Problem der Trunksucht zu kämpfen haben.
WEITREICHENDE AUSWIRKUNGEN AUF DAS LEBEN DER MENSCHEN
In der Bibel heißt es: „Wein selbst erfreut das Leben“ (Pred. 10:19; vergleiche Psalm 104:15; Prediger 9:7). Doch finden wir auch die warnenden Worte: „Der Wein ist ein Spötter, berauschendes Getränk ist ungestüm, und jeder, der davon irregeht, ist nicht weise“ (Spr. 20:1). Betrachten wir, wie jemand durch übermäßigen Alkoholgenuß zum Gespött werden kann.
Einige Personen können überraschend große Mengen alkoholischer Getränke zu sich nehmen, und trotzdem hat man nicht den Eindruck, daß sie „betrunken“ sind. Eine Umfrage der französischen Zeitung Le Monde ergab, daß die meisten Alkoholiker in Frankreich täglich vier bis fünf Liter Wein trinken, aber äußerlich oft nur geringe Zeichen von Trunkenheit erkennen lassen. Trotzdem verhält es sich mit dem übermäßigen Alkoholgenuß so, wie wir in Sprüche 23:32 lesen: „Am Ende beißt er so wie eine Schlange, und er sondert Gift ab so wie eine Viper.“ Eines der ersten Anzeichen für diese Vergiftung mag der bekannte „Kater“ sein, der sich durch Brechreiz, Kopfschmerzen, eine nervöse Unruhe, Zittern, Schweißausbrüche, Magenbeschwerden und einen ungeheuren Durst äußert (und zwar als Folge davon, daß Wasser aus den Zellen in Bereiche außerhalb der Zellwände abgezogen wird).
Die Nachwirkungen sind zwar nicht so aufsehenerregend, doch wesentlich schwerwiegender. Alkoholische Getränke sind kalorienreich. Aber es handelt sich dabei um „leere“ Kalorien, die nicht die geringsten Mengen Vitamine, Mineralien oder Aminosäuren aufweisen. Der starke Trinker unterläßt es häufig, normal zu essen, wodurch sich schließlich aufgrund einer falschen Ernährungsweise Mangelerscheinungen einstellen. Diese spielen bei Krankheiten, an denen Alkoholiker leiden, eine bedeutende Rolle. Davon wird besonders die Leber betroffen, die bereits bei der Umsetzung (dem „Verbrennen“ oder dem Verbinden mit Sauerstoff) des Alkohols Schwerarbeit zu leisten hat, und irgendwann tritt Leberzirrhose ein — eine der häufigsten Todesursachen unter Alkoholikern, die das Trinken nicht aufgeben.
Übermäßige Mengen Alkohol reizen die Mund-, Rachen- und Magenschleimhäute. Einige französische Mediziner glauben, daß in ihrem Land 90 Prozent der Krebsfälle, bei denen Mund, Rachen oder Kehlkopf betroffen ist, auf Alkoholismus zurückzuführen sind. Mit der Zeit mag sich der Trinker im Delirium tremens — einem Zustand, in dem ein heftiges Schütteln auftritt sowie furchterregende Halluzinationen und auch Lähmungen — befinden, und obgleich dieser Zustand nur drei bis zehn Tage anhält, führt er oft zum Tode.
Noch schwerwiegender — und unmittelbarer — wirkt sich die Alkoholsucht auf das Verhalten des Betreffenden aus. Das ist darauf zurückzuführen, daß Alkohol, sobald er in den Blutkreislauf aufgenommen wird, zuallererst die wichtigen Funktionen des Gehirns beeinträchtigt — den Denk- und Lernvorgang, das Erinnerungsvermögen sowie die ausschlaggebende Entscheidungs- und Urteilskraft. Eine kleine Menge Alkohol hat bei den meisten Menschen nur geringfügige Auswirkungen. Trinkt jemand aber innerhalb einer verhältnismäßig kurzen Zeit mehrmals, so nehmen sein Erinnerungsvermögen, seine Konzentration und seine Fähigkeit, Probleme zu lösen, schnell ab. Für das Gehirn ist es dann schwierig, mehrere Informationen zugleich zu verarbeiten (Ps. 107:27). Das Sehvermögen wird beeinträchtigt; der Betreffende nimmt vielleicht nur die Hälfte seines Gesichtsfeldes wahr oder hat das Gefühl, er schaue durch ein falsch eingestelltes Fernglas. Doch aufgrund der etwas hypnotischen Wirkung des Alkohols mag der Betrunkene denken, daß er seine Sinne immer noch völlig beherrsche (Jes. 28:7).
Da die Wachsamkeit und die vom Gehirn gesteuerten Reflexe bei einem hohen Alkoholgehalt des Blutes nachlassen, beschwört der Betreffende eine große Gefahr herauf, wenn er sich an das Steuer eines Kraftfahrzeugs setzt. Der Alkoholmißbrauch spielt bei mindestens der Hälfte der Unfälle eine Rolle, die sich auf den Autobahnen der Vereinigten Staaten ereignen und bei denen jährlich 55 000 Menschen das Leben verlieren und eine Million Menschen schwere Verletzungen davontragen. In Ländern, die das gesetzliche Alter für den Alkoholgenuß auf 18 Jahre herabgesetzt haben, ist die Zahl der tödlichen Verkehrsunfälle, die von betrunkenen jugendlichen Fahrern verursacht werden, auffallend gestiegen.
Am tragischsten wirkt sich der Alkoholismus auf das Familienleben aus. Für den Ehegefährten und die Kinder des Alkoholikers kann das Leben zur Qual werden. Das Leben Jugendlicher mag nachteilig beeinflußt oder für immer gezeichnet werden. In den USA ist die Rate der Ehescheidungen oder Trennungen unter Alkoholikern siebenmal höher als unter der übrigen Bevölkerung. In Frankreich spielt der Alkoholismus bei einem Viertel aller Selbstmorde und der Hälfte aller Morde eine Rolle. (Vergleiche Sprüche 4:17.) Forschungen haben ergeben, daß Mütter, die chronische Alkoholiker sind, geschädigte Kinder zur Welt bringen mögen — Kinder, die mit einem abnorm kleinen Kopf oder mit einem unsymmetrischen Gesicht geboren werden, die Behinderungen in der Wachstumsfähigkeit oder eine unterdurchschnittliche Intelligenz aufweisen.
Der chronische Alkoholiker ist ein schlechter Arbeitnehmer; er kann bei weitem nicht soviel leisten, wie es seine Fähigkeiten normalerweise zuließen. Er bleibt viel häufiger unentschuldigt der Arbeit fern, ist zweimal so oft krank und häufiger in Arbeitsunfälle verwickelt als andere Arbeitnehmer. Außer daß seine Leistungsfähigkeit mangelhaft ist, beeinträchtigt er im allgemeinen auch die Leistungsfähigkeit seiner Arbeitskollegen. (Vergleiche Sprüche 21:17; 23:20, 21.) Man schätzt, daß der Alkoholismus den Handel und die Industrie allein in den Vereinigten Staaten jährlich 12 000 000 000 $ kostet. Die Alkoholsucht führt zu einem Zusammenbruch der Moral und zu einem Ansteigen der Kriminalität. Untersuchungen zeigen, daß es in vielen Fällen von der Trunksucht zur Drogensucht nur ein Schritt ist.
Viele Staaten sind auf der Suche nach einer Lösung für dieses bedeutende Problem. Das heißt, sie bemühen sich, herauszufinden, weshalb und wie jemand ein Alkoholiker wird, um zu wissen, welche Präventivmaßnahmen ergriffen werden können oder welche Behandlung bei einem Alkoholabhängigen Erfolg verspricht. Zu welchen Ergebnissen ist man in dieser Hinsicht gelangt, und worin besteht die wirkliche Lösung?
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Ursache und Behandlung des AlkoholismusDer Wachtturm 1974 | 1. November
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Ursache und Behandlung des Alkoholismus
WAS führt dazu, daß Menschen buchstäblich zu Sklaven des Alkohols werden und dadurch sogar ihr eigenes sowie das Leben ihrer Angehörigen ruinieren?
Der Alkohol ist nicht das eigentliche Problem. Im Unterschied zum Tabak oder zum Heroin macht er an sich nicht süchtig. Die Schwierigkeit liegt bei demjenigen, der Alkohol genießt. Es gibt mannigfaltige Faktoren, die dazu beitragen. Doch alle weisen auf einen grundlegenden Mangel oder ein Bedürfnis hin, und dieses wiederum liefert den Hinweis auf die wirkliche Lösung.
Die Forschung zeigt, daß bei Kindern, deren Eltern dem Alkohol sehr zusprechen, eine sehr große Wahrscheinlichkeit besteht, daß sie ebenfalls dieser Gewohnheit verfallen. Andererseits geht aus einem Bericht des US-Ministeriums für Gesundheit, Erziehung und Wohlfahrt hervor, daß es dort weniger Alkoholiker gibt, wo Personen „innerhalb einer festgefügten Familie oder religiösen Gruppe frühzeitig mit kleineren Mengen schwacher alkoholischer Getränke in Berührung kommen“ und wo man alkoholische Getränke hauptsächlich als Nahrungsmittel betrachtet und bei den Mahlzeiten genießt.
Viele Personen, die von ihren Eltern nicht auf vernünftige Weise über den Genuß alkoholischer Getränke aufgeklärt worden sind, mögen zufolge dieses Mangels an Kenntnis Gefahr laufen, süchtig zu werden. Sie beachten vielleicht nicht, daß die einzelnen Getränke unterschiedlich viel Alkohol enthalten. Bier zum Beispiel enthält ungefähr 5 Prozent, die meisten Tafelweine 10 bis 14 Prozent, während verbesserte Weine, wie der Sherry und der Portwein, 16 bis 20 Prozent Alkohol enthalten. Branntweine (wie Rum, Gin, Whisky) enthalten 40 bis 50 Prozent Alkohol. Doch selbst Personen, denen dies bekannt ist, mag nicht bewußt sein, daß sie ihrem Organismus durch einen halben Liter Bier ebensoviel Alkohol zuführen wie durch ein Gläschen Whisky.
Auch jemandes Körpergröße spielt im allgemeinen eine Rolle — je größer jemand ist, desto größer sind seine Blutmenge und die Zahl der Körperzellen, und der Alkohol wird daher in einer geringeren Konzentration absorbiert. Doch selbst bei Menschen mit gleichem Körperbau mögen unterschiedliche Reaktionen auftreten; der eine fühlt sich bereits bei einer geringen Menge Alkohol benommen, wohingegen der andere bei der doppelten Menge kaum eine Wirkung verspürt. Bei leerem Magen wird der Alkohol schnell ins Blut aufgenommen, während sich dieser Vorgang bei vollem Magen verzögert. Und da der Körper stündlich nur etwa ein hundertstel Liter Alkohol abzubauen bzw. auszuscheiden vermag, kommt es auch darauf an, wieviel Zeit verstreicht, bis man wieder trinkt.
Es spielt eine wichtige Rolle, mit welchen Personen man zusammen ist. Gilt Trinken als Beweis dafür, daß man „wirklich ein Mann“, „schneidig“ oder „ein Mann von Welt“ ist, so verspürt man einen Druck, sich dieser Ansicht anzupassen. Junge Männer und Frauen lassen sich dadurch häufig zu starkem Trinken verleiten. Sie steigern laufend die Menge, bis sie sich daran gewöhnen und sozusagen unwillkürlich zu Trinkern werden, da sie sich in regelmäßigen Abständen bei Parties oder bei Trinkgelagen am Samstagabend berauschen. Im Laufe der Zeit trinken sie vielleicht auch an immer mehr Tagen während der Woche. Dieser Prozeß mag sich täuschend langsam vollziehen. Studien zeigen, daß es bei Männern durchschnittlich sechzehn Jahre, bei Frauen nur acht Jahre dauert, bis sie Alkoholiker sind.
Im späteren Leben sind die persönlichen Verhältnisse ein ausschlaggebender Faktor. Familiäre Probleme, Ehezerwürfnisse, große Schulden, Krankheit, Enttäuschungen und die daraus resultierende Niedergeschlagenheit — all das führt oft dazu, daß jemand zum Alkohol Zuflucht nimmt. Männer in leitenden Stellungen oder Personen, die von ihrer Arbeit stark beansprucht werden, mögen sich dem Alkohol zuwenden, um sich Erleichterung zu verschaffen. Geschäftsleute „ölen“ gewöhnlich die Beziehungen zu ihren Geschäftspartnern mit Alkohol. Männer mit einer eintönigen Arbeit wiederum mögen ihre Freizeit damit verbringen, daß sie in einer Kneipe die angebliche Freundschaft von Arbeitskollegen suchen.
Die Alkoholsucht nimmt heute besonders unter Frauen stark zu. Einige haben eine gutbezahlte Arbeit, doch das Leben ist für sie alles andere als befriedigend. Auch eine Hausfrau kann zur Gewohnheitstrinkerin werden; sie kann dies eine Zeitlang verheimlichen, da sie den Blicken der Öffentlichkeit weitgehend entzogen ist. Veränderungen im Hormonhaushalt, die mit der monatlichen Regel zusammenhängen, mögen bei Frauen genügen, um sie zu veranlassen, vorübergehend übermäßig viel zu trinken.
WO DIE LÖSUNG ZU FINDEN IST
All das deutet im wesentlichen auf ein und dieselbe Tatsache hin: Menschen, die der Trunksucht verfallen (die unfähig sind, ihre Trinkgewohnheit zu beherrschen), sprechen dem Alkohol zu, um ein seelisches Bedürfnis zu befriedigen. Im Laufe der Zeit mögen sich die Zellen ihres Körpers so sehr an einen hohen Alkoholgehalt gewöhnt haben, daß ein Entzug von Alkohol heftige Reaktionen auslöst, und somit ist auch eine körperliche Abhängigkeit eingetreten. Zur körperlichen Abhängigkeit wäre es aber zweifellos nie gekommen, hätte nicht bereits eine seelische Abhängigkeit bestanden. Doch Alkohol löst keine seelischen Probleme; er schafft lediglich noch schlimmere. Alkohol vermittelt keinen Trost, verleiht keinen Mut, schließt keine Freundschaften und schafft keinen Ausweg aus den Problemen des Lebens. Nur wer dies einsieht, kann die wirkliche Lösung für seine Alkoholabhängigkeit finden.
Damit kommen wir zu dem schwierigsten Teil der Aufgabe, für einen Alkoholiker Abhilfe zu schaffen. Worin besteht dieser? Man muß dem Betreffenden zu der Erkenntnis verhelfen, daß er tatsächlich alkoholsüchtig ist. Ja, eigenartigerweise stellt der Alkoholiker häufig als letzter fest, daß dies sein Problem ist. Ein Mann mag am Morgen einen kleinen Drink nehmen, mittags zwei oder drei Gläser trinken, ein Glas im Laufe des Nachmittags, eines, wenn er nach Hause kommt, und wiederum zwei Gläser am Abend, und er mag immer noch behaupten, nicht süchtig zu sein. Erst wenn er aus irgendeinem Grund von seinen Trinkgewohnheiten abstehen muß und dann die schrecklichen Reaktionen erlebt, die bei Säuferwahnsinn auftreten, mag er wachgerüttelt werden und sich bewußt sein, in welcher Lage er sich in Wirklichkeit befindet.
Der erste Schritt zur Lösung des Problems besteht daher darin, daß der Betreffende erkennt, daß er dem Alkohol versklavt ist. In der Bibel wird die Wahrheit mit Freiheit und die Lüge mit Sklaverei in Verbindung gebracht (Joh. 8:32; 2. Petr. 2:18, 19). Der Büroangestellte, der eine Flasche in der untersten Schublade seines Schreibtisches versteckt, und die Hausfrau, die während ihrer täglichen Arbeit immer wieder heimlich ein Gläschen trinkt, sie beide werden nie den Weg finden, auf dem sie von ihrer Sucht frei werden, wenn sie sich nicht selbst ihr Problem eingestehen.
Ferner sollte der Betreffende — statt den Alkohol als „Seelentröster“ oder als eine „Krücke“ zu benutzen, um seine Persönlichkeit daran aufzurichten — nach der richtigen Quelle Ausschau halten, aus der er seine seelischen Bedürfnisse befriedigen kann. Kameraden und Freunde sollte er sich unter Personen suchen, die eine gesunde Lebensanschauung und die richtige Ansicht über den Alkoholgenuß haben. Frühere „Freunde“ mögen sich zwar über ihn lustig machen, wenn er den früheren „Lauf [mit „übermäßigem Weingenuß“ und „Trinkgelagen“] zu demselben Tiefstand der Ausschweifung nicht mit ihnen fortsetzt“. Doch welche Unannehmlichkeiten auch immer damit verbunden sein mögen, es lohnt sich, sie auf sich zu nehmen, um dem Zustand der Entwürdigung zu entfliehen (1. Petr. 4:3, 4; 1. Kor. 15:33).
Um eine wirksame Abhilfe zu schaffen, muß man ‘seinen Sinn neugestalten’ und nach neuen, nach rechten Normen leben (Röm. 12:2). Es genügt nicht, zu wissen, daß die meisten Menschen Alkoholsüchtige verurteilen oder daß man als Alkoholiker von seinem Ehegefährten, seinen Kindern oder Verwandten mißbilligt wird. Gottes Standpunkt zu kennen kann dafür ausschlaggebend sein, daß man die erforderliche Entschlossenheit und Ausdauer aufbringt, um einen dauerhaften Sieg über das Problem der Alkoholsucht zu erringen. In Gottes Wort wird uns versichert, daß Trunkenbolde nicht an dem verheißenen Königreich Gottes und dessen lebenvermittelnden Segnungen teilhaben werden (1. Kor. 6:10; Gal. 5:19-21).
Man benötigt vor allem etwas Zuverlässiges, worauf man hoffen und woran man glauben kann, eine feste Grundlage für die Zuversicht, daß die Probleme des Lebens zufriedenstellend gelöst werden. Dieses Bedürfnis läßt sich nur durch die Bibel befriedigen. Wir können zwar an bestimmten Verhältnissen im Leben — zum Beispiel an einem schlechten Gesundheitszustand, an den Härten, die die gegenwärtigen Weltverhältnisse im allgemeinen mit sich bringen, und an den sich daraus ergebenden täglichen Problemen — eigentlich nichts ändern, doch die Bibel zeigt, daß Gott auf diesen Gebieten Veränderungen herbeiführen kann. Sein prophetisches Wort hat genau das vorhergesagt, was wir heute beobachten, und es vermittelt die gesicherte Hoffnung, daß „die Schöpfung selbst auch von der Sklaverei des Verderbens frei gemacht werden wird zur herrlichen Freiheit der Kinder Gottes“. Dies wird in einer von Gott geschaffenen neuen Ordnung geschehen, in der sich alle, die Gerechtigkeit und Wahrheit lieben, des Friedens und guter Gesundheit erfreuen werden (Röm. 8:20-22).
Immer mehr Menschen finden die wohltuende Gemeinschaft echter Freunde, indem sie mit Jehovas Zeugen in ihren Königreichssälen zusammenkommen. Sie erlangen eine zuverlässige Hoffnung für die Zukunft und lernen vernünftige Grundsätze kennen, die ihnen helfen, den täglichen Problemen gewachsen zu sein. Zu ihnen zählen viele, die früher dem Alkohol versklavt waren oder in ähnlichen ernsthaften Schwierigkeiten steckten, die sie jedoch heute überwunden haben. Jeder einzelne ist eingeladen, aus der biblischen Unterweisung, die Jehovas Zeugen erteilen, Nutzen zu ziehen.
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Wie falsche Götter das Volk Israel verlocktenDer Wachtturm 1974 | 1. November
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Wie falsche Götter das Volk Israel verlockten
KANN eine entartete Form der Gottesanbetung verlockend wirken? Was könnte ein Volk veranlassen, die reine Anbetung mit der Anbetung falscher Götter zu vermischen? Das, was dem Volk Israel widerfuhr, gibt die Antwort auf diese Fragen. Die Israeliten wurden warnend darauf hingewiesen, daß dies geschehen würde: „[Die kanaanitischen] Götter werden euch als Köder dienen“ (Ri. 2:3). Doch wie kam es soweit? Um diese Frage zu klären, müssen wir zunächst die Eigenart des Baalskultes, der Religion Kanaans, untersuchen.
DER BAALSKULT
Der hervorragendste der kanaanitischen Götter war Baal. Jeder Ort in Kanaan und in anderen Ländern, in denen der Baalskult vertreten war, hatte seinen eigenen Baal oder, gemäß der Bedeutung des Namens „Baal“, seinen eigenen „Herrn“ oder „Besitzer“. Dem betreffenden Baal wurde oft ein Name gegeben, der anzeigte, daß er zu einem bestimmten Ort gehörte. Ein Beispiel dafür ist der „Baal von Peor“. Der Name dieser Gottheit ist von dem Berg Peor abgeleitet. Es gab viele solche örtliche Baale, doch die Kanaaniter und die benachbarten Völker waren der Auffassung, daß alle örtlichen Baale lediglich Ausdrucksformen des einen Gottes Baal seien.
Aus alten Aufzeichnungen, die man in Ras Schamra an der syrischen Küste entdeckt hat, geht hervor, daß der Baalskult ein Fruchtbarkeitskult war, der für die Landwirtschaft eine Rolle spielte. Die Anbeter des Baals führten die Veränderungen in der Jahreszeit auf sich bekriegende Gottheiten zurück. Sie glaubten, daß das Ende der Regenzeit und das Absterben der Vegetation den Triumph des Gottes Mot über Baal kennzeichne, wodurch Baal gezwungen werde, sich in die Tiefen der Erde zurückzuziehen. Doch der Beginn der Regenzeit bedeutete für die Baalsanbeter, daß Baal wieder lebendig war und daß seine Schwester Anath den Gott Mot besiegt hatte. Sie dachten, daß die Vermählung Baals mit Aschtoreth reiche Ernten und die Fruchtbarkeit der Kleinvieh- und Großviehherden im kommenden Jahr sicherstelle.
Die Baalsanbeter glaubten, daß sie durch die vorgeschriebenen Riten, denen sie sich bei ihren religiösen Festen hingaben, die Götter dazu anregen würden, ihrem Beispiel zu folgen. Um daher Baals Rückkehr ins Leben und
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