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Die erstaunliche ZungeErwachet! 1971 | 22. Februar
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Zungengrund angeordnet und von Geschmacksknospen umgeben. Sie sind mit bloßem Auge zu erkennen.
Schließlich sprechen Fachleute noch von einer vierten Art, die auf den Seiten der Zunge und in den Falten der Schleimhaut am Zungengrund zu finden ist.
Ein einfacher Muskel? Weit davon entfernt. Die Zunge ist kompliziert gebaut, und sie ist für ihren Besitzer von großem Wert. Sie ist nicht nur geschmacks- und wärmeempfindlich, sondern sie ist für Berührungen noch empfindlicher als irgendein anderer Teil des Körpers.
Erstaunliche Vielfalt
Im Tierreich gibt es eine erstaunliche Vielfalt, was den Bau der Zunge betrifft. Betrachte zum Beispiel die gespaltene Zunge der Schlange. Manche Menschen glauben, eine Giftschlange beiße mit ihrer vorschnellenden Zunge und spritze dadurch ihrem Opfer Gift ein, aber das ist nicht der Fall. Zu diesem Zweck gebraucht sie ihre Zähne. Abgesehen davon, daß die Zunge einer Schlange gespalten ist, ist sie schmal und sehr empfindlich. Die Schlange streckt sie von Zeit zu Zeit aus dem Maul, um die Luft zu betasten. Wenn sie dann mit ihrer Zungenspitze das Riechorgan, das sogenannte Jacobsonsche Organ, am Gaumen berührt, geben ihr die Duftstoffe aus der Luft, die an der Zunge haftengeblieben sind, eine Geruchsempfindung. Eine Zunge zum Riechen? Ja, die Schlangen haben sie. Sie haben sogar eine Scheide, in die sie die Zunge zurückziehen können, damit sie nicht verletzt wird, wenn sie nicht in Gebrauch ist.
Das Chamäleon hat eine besondere Zunge, die einem Teleskop gleicht und für die Größe des Tieres außergewöhnlich lang ist. Geduldig und langsam nähert sich dieses kleine Lebewesen seiner voraussichtlichen Mahlzeit, bis es nahe genug herangekommen ist. Dann läßt es die Zunge wie einen Blitz herausschnellen, und der Leckerbissen, das Insekt, klebt daran fest. Bei den meisten Fröschen ist es ziemlich ähnlich; sie haben eine lange, vorgestreckte Zunge, die sie wie eine Fliegenklatsche gebrauchen, um Insekten zu fangen.
Ameisenbären oder Ameisenfresser sind Meister im schnellen Gebrauch der Zunge. Wenn sie mit ihren kräftigen Krallen einen Termitenbau aufgerissen haben, arbeitet ihre Zunge so schnell, daß man sie kaum sehen kann. Sie haben eine lange Schnauze, und die Zunge kommt aus dem Maul wie ein Schuß aus einem Blasrohr. Sie ist lang, bewegt sich schnell und ist mit einem klebrigen Stoff überzogen. Der Ameisenfresser braucht also nichts weiter zu tun, als seine Zunge ins Maul zurückzuziehen, und die Termiten, die daran haftengeblieben sind, werden als schmackhaftes Mahl hereingezogen. Ähnlich ist es beim asiatischen Pangolin, einem Schuppentier, das eine lange, wurmartige Zunge hat, die dazu dient, Ameisen zu fangen, die diesem Tier als Nahrung dienen.
Auch Vögel haben eine Zunge, die einzigartig gebaut ist. Der Specht hat zum Beispiel eine Zunge mit Widerhaken und einer schleimigen Spitze, die sich vorzüglich dazu eignet, Raupen zu fassen und aus faulenden Bäumen herauszuholen. Da ist auch noch der schöne kleine Kolibri, der seine erstaunliche Zunge wie einen Trinkhalm benutzt! Um sich seinen Nektar zu holen, fliegt er von Blume zu Blume. Obwohl es ein sehr kleiner Vogel ist, von dem einige Arten von der Schnabelspitze bis zur Schwanzspitze nur viereinhalb bis siebeneinhalb Zentimeter lang sind, ist er doch so schwer, daß schwache Blumen sein Gewicht nicht tragen können. Daher schwebt er dicht an der Blume und gebraucht seine lange, schlanke Zunge, um die süße Flüssigkeit herauszusaugen.
Das blutsaugende Neunauge, ein aalähnlicher Fisch, der vor der Mittelmeer- und vor der Nordatlantikküste lebt, hat eine einzigartige Zunge. Es ist ein starker Muskel, der von einer Hornhaut überzogen ist. Das Neunauge gebraucht sie wie eine Saugpumpe, um sich an Steinen zu verankern oder an anderen Fischen anzuheften und aus diesen Nahrung zu saugen.
Auch Pflanzenfresser wie die Giraffe haben eine wunderbar gebaute Zunge. Die Zunge der Giraffe kann bis zu fünfzig Zentimeter lang sein und läßt sich schnell um Blätter herumwinden, die das Tier frißt.
Durch die größte Zunge zeichnet sich der Wal aus. Die Zunge eines dreißig Meter langen Blauwals soll 3 000 Kilogramm wiegen können. Ja, die Zunge eines siebenundzwanzig Meter langen Blauwals wog mit der Zungenwurzel so viel wie ein Elefant von durchschnittlicher Größe. Stelle dir vor, wieviel Kraft es erfordert, eine solche Zunge zu bewegen!
Zungen dienen also dazu, zu jagen, zu saugen, zu schaben und zu zerreißen; aber was kann über ihre Verwendung zum Säubern und für die Erste Hilfe gesagt werden? Vergiß nicht, wie niedlich es ist, wenn sich die Hauskatze jeden Tag mit ihrer Zunge wäscht, wie es die meisten Tiere tun. Und waschen und reinigen Katzen, Hunde und andere Tiere nicht sorgfältig eine Wunde mit ihrer Zunge? Ist es nicht auch so, daß sich deine Zunge, wenn du einen Zahn verlierst, sehr dafür interessiert, indem sie die Stelle sanft untersucht?
Pflege und Gebrauch der Zunge
Solch ein einzigartiges und notwendiges Organ verdient gewiß unsere Aufmerksamkeit, denn dieses elastische Glied unseres Körpers kann mißbraucht werden. Es ist interessant, daß es in der Encyclopædia Britannica heißt, daß eine chronische Entzündung der Zunge durch den Reizzustand schlechter Zähne, durch eine schlecht passende Gebißplatte oder durch übermäßiges Rauchen verursacht werden kann. Da eine solche chronische Entzündung zu Krebs führen kann, heißt es: „Die Behandlung erfordert die Beseitigung jeder Ursache eines Reizzustandes ... Das Rauchen muß entschieden und vollständig aufgegeben werden ... und alles, was sonst noch einen Reizzustand verursachen mag, muß vermieden werden.“
Es ist auch gut, die Reizung zu meiden, die durch den unrichtigen Gebrauch der Zunge beim Sprechen verursacht wird. Schreien, Schimpfen und aufgebrachtes Sprechen reizt andere und ist für niemand von Nutzen. „Tod und Leben sind in der Gewalt der Zunge“, heißt es in dem inspirierten Spruch. (Spr. 18:21) Jemand kann sich darin üben, das zu sprechen, was gut ist, und anderen zu helfen, aber zuerst muß er seinen Sinn schulen, damit dieser mit der Weisheit in Übereinstimmung ist, die von dem großen Schöpfer der Zunge, von Jehova Gott, kommt. Dann können wir die Zunge gebrauchen, um Frieden und Glück in unserer Familie und unter unseren Bekannten zu fördern, was zum Lobpreis des Schöpfers gereicht, dessen Weisheit zu sehen ist, wenn man betrachtet, wie erstaunlich die Zunge gebaut ist.
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Wie Nachtfalter Fledermäuse täuschenErwachet! 1971 | 22. Februar
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Wie Nachtfalter Fledermäuse täuschen
● Fledermäuse verzehren gern Nachtfalter; sie fangen diese Insekten durch Echoortung. Doch der Nachtfalter verfügt über ein kompliziertes Abwehrsystem, das ihm hilft, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Die Fledermaus ortet den Nachtfalter, indem sie Ultraschreie ausstößt. Das Echo zeigt ihr an, ob eine Motte in der Nähe ist oder nicht. Diese Einrichtung funktioniert gut bis zu etwa drei Metern; darüber hinaus ist das Echo, das von dem Insekt zurückhallt, zu schwach. Der Nachtfalter dagegen hört die Schreie der Fledermaus schon in einer Entfernung von etwa 23 Metern. Sobald er die Schreie hört, fliegt er von der Schallquelle fort und außer Reichweite der Fledermaus. Ist sein Gegner jedoch bis auf drei Meter herangekommen, muß der Nachtfalter blitzschnell reagieren. Manchmal versucht er im Sturzflug zu entkommen, oder er legt die Flügel an und läßt sich wie ein Stein herunterfallen oder trudelt in engen Spiralen abwärts. Einige Motten schmecken den Fledermäusen nicht. Diese schlechtschmeckenden Nachtfalter erzeugen während des Fluges laute „Klick“-Geräusche. Hört die Fledermaus dieses „Klicken“, gibt sie die Verfolgung sofort auf. Doch Nachtfalter, die gut schmecken, verstellen sich, indem sie einen Ultraschall-„Klick“-Laut aussenden, um die Fledermaus zu verwirren. Die enttäuschte Fledermaus wird ihrer Beute nicht weiter nachjagen. Sie weiß aber nicht, daß einige Nachtfalter, die am lautesten „klicken“, am besten schmecken.
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