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  • Johannes, der geliebte Apostel
    Der Wachtturm 1952 | 15. Juni
    • aus! Umsonst empfinget ihr, umsonst gebet.“ Liess sich denn das Ausbessern von Netzen mit einem solchen Dienste vergleichen? Niemals! — Matth. 10:5-15; Luk. 8:1, NW.

      Johannes wird allgemein als der jüngste der Zwölf angesehen und nicht ohne guten Grund. Nicht nur überlebte er offenbar die übrigen, sondern in den Schriftberichten erscheint sein Name, wo immer er mit einem, zwei oder drei andern erwähnt wird, stets an letzter Stelle. Johannes war einer der drei Jünger, die Jesus den andern wiederholt vorzog, wie zum Beispiel bei der Auferweckung der Tochter des Jairus, bei der Umgestaltungsszene und im Garten Gethsemane. (In spätern Jahren erwähnte Paulus den Petrus und Johannes zusammen mit Jakobus, dem Bruder von Jesus, als Säulen in der Kirche.) — Matth. 17:1; Mark. 5:37; 14:33; Gal. 2:9.

      Nicht nur gehörte Johannes zu den begünstigten, vorgezogenen wenigen, sondern Jesus stellte ihn in eine Klasse für sich, indem er ihm besondere Liebe erwies, und dies in solchem Masse, dass Johannes sich wiederholt als den Jünger bezeichnet, den Jesus liebte. Johannes nahm am letzten Passah, das sie gemeinsam feierten, den Busenplatz bei seinem Meister ein, und ihm anempfahl Jesus seine Mutter am darauffolgenden Nachmittag. Warum zog Jesus Johannes so vor? — Joh. 13:23; 19:26; 20:2; 21:7, 20.

      Jesus war zu dem Volke gekommen, das den Namen Jehovas trug, das aber, statt ihn anzubeten, in Tradition versunken war. Die Glieder dieses Volkes beobachteten bloss eine äussere Form der Anbetung, während ihre Herzen von Jehova weit entfernt waren. Und ihre Religionsführer hatten so wenig Liebe zu ihren Mitmenschen, wie sie zu Jehova Gott hatten. Was kümmerte es sie, dass die Toten auferweckt, Aussätzige gesund gemacht, Lahme geheilt wurden, und dass Armen die gute Botschaft vom Königreich gepredigt wurde? Ihre Hauptsorge war ihr guter Ruf unter dem Volke. — Matth. 6:1-8; 11:4-6; Mark. 7:1-15.

      Jesus stellte ihre Torheit und Heuchelei bloss und zeigte ihnen, dass das ganze Gesetz zusammengefasst werden kann in dem e i n e n Wort Liebe, und dass Gott Barmherzigkeit und nicht Opfer wünschte. In der Tat, Jesu ganzer Predigtdienst war eine unaufhörliche Kundgebung von Liebe zu seinem himmlischen Vater und seinen Mitmenschen, sowohl durch Wort wie durch Tat. Aus den Schriften des Johannes zeigt sich, dass er diesen Nachdruck, den Jesus auf die Liebe legte, tief erfasste. Kein Wunder also, dass Jesus bei Johannes eine engere Verwandtschaft, eine harmonischere Übereinstimmung in Herz und Sinn vorfand als bei irgendeinem der andern. — Matth. 9:13; 22:37-40.

      Man beachte die folgenden Beispiele, die das oben Erwähnte bestätigen: „Denn so sehr liebte Gott die Welt, dass er seinen einziggezeugten Sohn gab.“ „Auch ihr solltet einander die Füsse waschen.“ „Dadurch werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“ „Wenn jemand mich liebt, so wird er mein Wort beobachten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und unsere Wohnung bei ihm machen.“ „Dies ist mein Gebot, dass ihr einander liebet, gleichwie ich euch geliebt habe. Niemand hat grössere Liebe als diese, dass jemand seine Seele hingibt zugunsten seiner Freunde.“ — Joh. 3:16; 13:14, 35; 14:23; 15:12, 13, NW.

      Und Johannes beleuchtete nicht nur die Tatsache, dass Jesus auf Liebe Nachdruck gelegt hatte, sondern nahm Liebe zum Thema seiner Episteln. „Seht, was für eine Liebe uns der Vater gegeben hat, dass wir Kinder Gottes heissen sollen!“ Und wieder: „Geliebte, lasst uns einander lieben, weil die Liebe aus Gott ist, und jeder, der liebt, ist aus Gott geboren und erlangt die Erkenntnis Gottes. Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt, denn Gott ist Liebe.“ — 1. Joh. 3:1; 4:7, 8, NW.

      JOHANNES KEIN SENTIMENTALER MENSCH

      Wegen Jesu Liebe zu Johannes und wegen des Nachdrucks, den Johannes in seinen Schriften auf die Liebe legte, haben etliche gefolgert, Johannes sei ein schwacher, sentimentaler Mensch gewesen. Nichts ist von der Wahrheit weiter entfernt als dies. Die Tatsache, dass er mit seinem Bruder und seiner Mutter zu Jesus kam und um die obersten Plätze in seinem Königreiche bat, dürfte anzeigen, dass er ganz und gar nicht scheu und zurückhaltend war. (Matth. 20:20-23; Mark. 10:35-40) B o a n e r g e s, „Donnersöhne“, so hiess Jesus ihn und seinen Bruder. Als die Samariter sich weigerten, ihren Meister zu empfangen, baten diese zwei „Donnersöhne“: „Meister, willst du, dass wir Feuer vom Himmel herabrufen und sie vernichten lassen?“ Auch beachte man den Bericht des Johannes über ein anderes Begebnis: „Unterweiser, wir sahen einen gewissen Menschen, der unter Benutzung deines Namens Dämonen austrieb, und wir suchten ihn zu hindern, weil er nicht mit uns nachfolgt.“ Ja, „wir suchten ihn zu hindern“. Aber Jesus wies sie zurecht. — Mark. 3:17; Luk. 9:49, 50, 54, 55, NW.

      Die Liebe zwischen Jesus und Johannes war nicht auf blosse Sentimentalität gegründet, sondern auf ihre gegenseitige Liebe zur Gerechtigkeit, gleich wie das Band zwischen David und Jonathan. Und gleich dem Psalmisten hasste Johannes alle Ungerechtigkeit. (Ps. 139:21, 22) Seine Liebe zur Gerechtigkeit und sein Hass gegen Ungerechtigkeit veranlassten ihn, Tadel um Tadel aufzuzeichnen, die in den andern Berichten über Jesu Predigtdienst nicht zu finden sind und aus denen Jesu Worte an die Religionsführer seiner Tage herausragen: „Ihr seid aus euerm Vater, dem Teufel, und die Begierden eures Vaters wünscht ihr zu tun.“ Er allein hat die Spottworte der natürlichen Brüder Jesu aufgezeichnet und gesagt, dass sie nicht an ihn glaubten. Andere Berichte erzählen uns, dass ein Murren entstanden sei über die Ausgaben für die Salbung, die Maria dazu gebrauchte, die Füsse Jesu zu salben; doch nur Johannes gibt uns nähere Einzelheiten bekannt. Judas war es gewesen, der murrte, und warum? Weil er die Geldkasse trug und ein Dieb war. (Joh. 8:44; 7:5; 12:6, NW) In bezug auf fernere Beispiele siehe Johannes 2:4; 19:38.

      Ein weiterer Punkt von Interesse im Johannes-Evangelium, der Licht auf seine Persönlichkeit wirft, ist die Tatsache, dass er sich selbst niemals beim Namen „Johannes“ nennt. Er ist entweder einer der Söhne des Zebedäus oder der Jünger, den Jesus liebte, den er vorzog oder zu dem er Zuneigung hatte. Und da der einzige Johannes, den er erwähnt, Johannes der Täufer ist, nennt er ihn einfach „Johannes“. Dieses Charaktermerkmal des Johannes gibt nebenbei der Meinung einiger ein gewisses Gewicht, dass er selbst der ungenannte Gefährte des Andreas ist, der zu Anfang der Dienstzeit Jesu erwähnt wird, und auch der ungenannte Jünger, der am Schluss seiner Dienstzeit erwähnt wird, jener, der Jesus in den Hof des Hohenpriesters folgte und Einlass erlangte, weil er mit dem Hohenpriester bekannt war, und der auch für Petrus Zutritt erhielt. — Joh. 1:35-40; 18:15, 16.

      Wir verdanken dem Johannes viele Aufschlüsse über den Predigtdienst Jesu. Er allein hat die Ratschläge aufgezeichnet, die Jesus in der Nacht, da er verraten wurde, erteilte, und auch sein Gebet. Er allein lässt den ersten Zweck des Kommens Jesu in die Welt, ‚der Wahrheit Zeugnis zu geben‘, deutlich hervortreten. Er allein erwähnt vier Passahfeste, denen Jesus beiwohnte, und hilft uns so feststellen, dass Jesu Predigtdienst dreieinhalb Jahre umfasste. Er allein führt Jesu direkte Hinweise auf sein vormenschliches Dasein an. — Joh. 3:13; 8:58; Kapitel 13-17.

      Jehova Gott und Christus Jesus gebrauchten den geliebten Apostel Johannes, um die letzte inspirierte Prophezeiung aufzuzeichnen, die dem Menschen gegeben wurde, das Buch der Offenbarung. Welch eine Schau von Geschichtsereignissen hatte damals Johannes doch dreitausend Jahre im voraus! Die Geburt des Königreiches, der Krieg im Himmel, der grosse Kampf in Harmagedon und die schliessliche Vernichtung des Teufels und seiner Horden! Welch eine Charakterrollen-Verteilung! Welche Handlung! Welch ein Drama! Und all dies, nebenbei bemerkt, schrieb Johannes nieder, ehe er seine drei Briefe und seinen Evangeliumsbericht aufzeichnete. Wenn wir die Dinge lesen, die uns zu übermitteln Johannes gebraucht wurde, werden wir an Jesu erstes Wunder erinnert (das nur von Johannes aufgezeichnet wurde), das Wunder des Verwandelns von Wasser in Wein, wo der beste Wein zuletzt dargereicht wurde.

      In ihrem Bemühen, die Bibel in Misskredit zu bringen, bestreiten anmassende höhere Kritiker, dass Johannes die Offenbarung und das Evangelium geschrieben habe, das seinen Namen trägt. Doch ist ihr Argument, Johannes sei von zu sanfter Natur gewesen, um das Buch der Offenbarung zu schreiben, angesichts dessen, was wir schon über seinen gerechten Zorn bemerkt haben, bestimmt unbegründet. Und ihre Behauptung, dass das Evangelium des Johannes entweder im Jahre 132 oder 150 geschrieben worden sei, ist in Wirklichkeit ebenfalls unbegründet. Papyrusbruchstücke des Johannes-Evangeliums aus der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts wurden kürzlich in Ägypten gefunden. Wenn wir daran denken, welche Zeit erforderlich war, bis Abschriften des Johannes-Evangeliums transkribiert waren und von Ephesus her Ägypten erreicht haben konnten, wird uns klar, dass seine Niederschrift innerhalb der Lebenszeit des Johannes erfolgen musste.

      Johannes, der geliebte Apostel, erwies sich der Liebe Jesu als würdig. Während etwa siebzig Jahren diente er Jehova Gott treulich, und gegen das Ende seiner Dienstzeit gab er uns die Offenbarung, drei Briefe und das Evangelium, das seinen Namen trägt. Das Leben des Johannes sowie seine Werke und Schriften unterstreichen die Wahrheit der Worte Jesu: „Wer meine Gebote hat und sie beobachtet, der ist es, der mich liebt. Wer aber mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden; und ich werde ihn lieben und mich ihm deutlich kundtun.“ (Joh. 14:21, NW) Welch grösseres Glück könnte man sich wünschen?

  • Fragen von Lesern
    Der Wachtturm 1952 | 15. Juni
    • Fragen von Lesern

      ● Markus 15:25 legt die Zeit, da Jesus an den Stamm geschlagen wurde, auf die dritte Stunde fest, und Johannes 19:14 sagt, es sei die sechste Stunde gewesen. Wie ist diese Differenz zu erklären? — S. S., New Hampshire.

      Manche sinnreiche Erklärungen sind von Bibelerläuterern und Übersetzern dargeboten worden. Einige sagen, dies sei einem Abschreibfehler im Johannes-Evangelium zuzuschreiben, die rechte Lesart laute „dritte Stunde“. Indes besteht kein Beweis für einen solchen Irrtum. Einige behaupten, Johannes habe die Zeit so berechnet wie wir heute, dass er also mit der „sechsten Stunde“ 6 Uhr morgens und nicht 12 Uhr mittags gemeint habe, wie dies sonst der Ausdruck „sechste Stunde“ in Palästina um jene Zeit bezeichnete. Wenn aber Johannes mit dem Ausdruck „sechste Stunde“ die Zeit um 6 Uhr früh meinte, wieso hätte dann Jesus am Jakobsbrunnen, ermüdet von einer Reise, um jene frühe Stunde geruht? (Joh. 4:6) Die Mittagszeit wäre eine vernünftige Zeit dafür gewesen und war zweifellos auch die Zeit, die Johannes meinte, als er den Ausdruck „sechste Stunde“ gebrauchte. Eine geschichtliche Quelle ging sogar so weit, zu sagen, dass mit der „sechsten Stunde“ Johannes die sechste Stunde der Nacht oder Mitternacht meinte. Dadurch wird aber den vielen Ereignissen, die sich einstellten, und von denen einige erst nach dem Morgengrauen begannen, keine Zeit eingeräumt. Man beachte alles, was tatsächlich geschah und die Zeit, die dafür erforderlich war, und man wird sehen, dass auch die Auffassung, es sei 6 Uhr früh gewesen, nicht die notwendige Zeit einräumt.

      Während des letzten Abends, da Jesus als Menschengeschöpf auf Erden weilte, feierte er das Passah und setzte darauf das Gedächtnismahl ein. Diesem folgten eine längere Besprechung, darauf sein Verrat und seine Verhaftung und Verhöre vor Annas, Kaiaphas und dem Sanhedrin. Bei diesen Verhören wurden fruchtlose Versuche gemacht, falsche Zeugen zu stellen. Jesus wurde verhört, geschlagen und misshandelt, was alles eine ziemliche Zeit beansprucht haben muss. In bezug auf die Zeit, da er zur Schlussuntersuchung und Entscheidung vor den Sanhedrin geführt wurde, wird gesagt: „Als es Morgen geworden war“ (Matth. 27:1, NW), „sogleich bei Tagesanbruch“ (Mark. 15:1, NW), „als es Tag wurde“ (Luk. 22:66, NW) und „früh am Tage“ (Joh. 18:28, NW).

      Doch selbst nachdem es Tag geworden war, sollte noch vieles geschehen, ehe er an den Pfahl kam. Vom Sanhedrin aus wurde Jesus vor Pilatus geführt, der ihm Fragen stellte und die Anklagen der Oberpriester und einflussreicher älterer Männer anhörte. Von da kam Jesus zu Herodes, der ihn „mit mancherlei Worten“ befragte, was Zeit erforderte in Anbetracht der Neugierde und des Wortschwalls des Herodes und auch in Anbetracht der Zeit, die verstrich, bis die anwesenden Oberpriester und Schriftgelehrten in ihrem Gefühlsausbruch ihre Anklagen vorgebracht hatten. Noch mehr Zeit verstrich, während Herodes und seine Soldaten Jesus verunglimpften, ihn verspotteten und ihn in ein glänzendes Gewand hüllten. Dann zurück zu Pilatus, der nach vielem Argumentieren mit den jüdischen Priestern und nachdem der Pöbel darauf bestanden hatte, die Freilassung des Barabbas statt diejenige Jesu zu verlangen, und nachdem er den Boten seines Weibes über ihren Traum angehört hatte, Jesus ihrem Willen übergab. Darauf liess Pilatus Jesus auspeitschen oder geisseln; dann setzten ihm die Soldaten eine Dornenkrone auf und verspotteten ihn sonstwie, und nun folgte der Gang des durch grausames Geisseln geschwächten Jesus nach Golgatha, während der Pöbel ihn umbrandete — all dies erforderte Zeit. Sechs Uhr morgens für die „sechste“ Stunde anzusetzen, würde nicht Zeit genug für all dies einräumen.

      Einige Gelehrte behaupten, die Juden hätten den Tag in vier Teile eingeteilt, und der Ausdruck „dritte Stunde“ hätte sich auf den zweiten Teil bezogen, nämlich von 9 Uhr bis 12 Uhr mittags, in welchem Fall die „sechste Stunde“ den Beginn des dritten Teils kennzeichnen würde. Dies würde zwar die Schwierigkeit beheben, da die von Markus erwähnte „dritte Stunde“ übereinstimmen könnte mit der Angabe des Johannes „etwa die sechste Stunde“. Indes gibt es keine festen Gründe für die Annahme, dass vier solcher dreistündiger Perioden zur Einteilung der Tageszeit beobachtet worden seien, als Jesus auf Erden war. Nachdem Jesus selbst die neunte Stunde erwähnt hat, weist er auf die elfte hin — ein Anzeichen, dass er mit der Erwähnung der neunten Stunde nicht die Zeit von der neunten bis zur zwölften Stunde meinte, d. h. von 15 bis 18 Uhr. (Matth. 20:5, 6) Bestimmt rechnete Johannes gemäss einer ständigen Zeiteinteilung, wenn er die zehnte Stunde (1:39) und die siebente Stunde (4:52) erwähnt, und verwies nicht einfach je auf die neunte und sechste Stunde, wie er dies getan hätte, wenn er den, mutmasslichen vier grösseren Tageszeiteinteilungen gefolgt wäre.

      Die Erklärung, welche logisch und natürlich erscheint, ist folgende: Die Tage wurden in zwölf Stunden eingeteilt, die von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang liefen, also ungefähr von 6 Uhr früh bis 6 Uhr abends. (Joh. 11:9) Die Stunden nicht in Minuten aufteilend, pflegten die Juden zu sagen, es sei die dritte Stunde, bis die vierte begann, genau so wie man heute sagt, jemand sei dreissig Jahre alt, obwohl er in Wirklichkeit dreissig Jahre und neun Monate zählen mag. Die dritte Stunde, die Markus erwähnt, könnte also nahe beim Beginn der vierten, d. h. 10 Uhr morgens, sein. Johannes erhebt nicht den Anspruch, genau zu sein, wenn er sagt: „es war etwa die sechste Stunde“. Es hätte 11.30 Uhr oder noch früher sein können. Es war für Jesu Nachfolger ein Tag grosser innerer Spannung, und sie wären kaum ruhig gewesen, um die verhältnismässig unwichtige Exaktheit der Zeit der Ereignisse zu beachten. Auch denke man daran, dass sie in jenen Tagen nicht Uhren hatten, die sie am Arm zur leichten Orientierung nachtragen konnten. Die Zeit wurde zweifellos allgemein durch die Beobachtung der Sonne berechnet, die durch Dunst oder Wolken verdunkelt sein mochte, und im besten Fall konnten sie die Zeit nur schätzungsweise feststellen. Auch sollte man sich daran erinnern, dass Johannes seinen Bericht etwa 65 Jahre nach diesen Ereignissen niederschrieb. Alle diese Umstände geben also viel Spielraum für die Zeitdifferenz in den beiden Berichten.

      Ein weiterer Punkt, der in der Sache von Bedeutung sein mag: das Geisseln oder Auspeitschen wurde als ein Teil des ‚An-den-Pfahl-Schlagens‘ betrachtet. Es war so furchtbar grausam, dass das Opfer dabei manchmal starb, und sie mag in Jesu Fall ernst genug gewesen sein, dass es nötig wurde, einen andern herbeizurufen, der den Pfahl tragen half, nachdem Jesus begonnen hatte, ihn allein zu tragen. (Luk. 23:26; Joh. 19:17) Wenn diese Geisselung der Anfang des ‚An-den-Pfahl-Schlagens‘ war, musste eine gewisse Zeit verstreichen zwischen dem Anfang der Prozedur und dem tatsächlichen ‚An-den-Pfahl-Nageln‘. Verschiedene Personen mochten verschiedene Zeiten dafür angeben, je nach der besonderen Etappe der Prozedur, da sie von der Zeit Kenntnis nahmen. Es können somit viele Umstände den Unterschied in den Berichten erklären, und gerade die Tatsache, dass die Differenzen vereinbart werden können, beweist, dass Johannes keine ausgeklügelte Anstrengung machte, um seinen Bericht mit dem schon früher von Markus erstatteten genau in Einklang zu bringen, wie Johannes dies ganz sicher getan haben würde, wenn er den Bericht zurechtgestutzt hätte.

      ● Ist es schriftwidrig, wenn einer von Jehovas Zeugen jemanden heiratet, der nicht in der Wahrheit ist? — L. H., Ohio.

      Da Jehovas geweihtes Volk in der Welt, aber kein Teil von ihr ist, so befindet es sich in einer ähnlichen Lage wie Abraham, als er im Lande Kanaan weilte. (Joh. 17:14-16; 15:19) Abraham behütete seinen Familienkreis vor dem Eindringen der Dämonenanbetung

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